Asperger-Syndrom bei Erwachsenen
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Rundum Leben

Das es über Asperger so viele Missverständnisse gibt, liegt zum Teil auch einigen der Betroffenen. Aus dem Bedürfnis heraus, als nicht behindert gesehen zu werden, hat sich die Bewegung "Autism Pride" entwickelt (analog zu Gay Pride u.ä.). Diese Menschen sind stolz darauf anders zu sein, viel schaffen zu können und eben nicht behindert zu sein. Sie werden höchstens behindert.

Für hochfunktionale Autisten (HFA High Functioning Autism) und Asperger mag das oft zutreffen. Sie kommen relativ gut zurecht, brauchen wenig bis keine Hilfen und sehen sich als normal, nur ein wenig anders an.

Das muss für jeden Kanner oder frühkindlichen Autisten (LFA Low Functioning Autism), bzw. seine Betreuer oftmals wie ein Schlag ins Gesicht wirken. An diesem Ende des Spektrums findet man nämlich Menschen, die sehr behindert sind. Manchen können nicht schreiben/lesen, manche können nicht sprechen, manche haben schwere körperliche Behinderungen zusätzlich usw. Eines ist ihnen aber gemeinsam: ein selbständiges Leben allein ist ihnen unmöglich. Sie sind auf Hilfe angewiesen, viele rund um die Uhr.

Zwischen diesen beiden extremen Punkten liegt ein ganzes Spektrum. Da gibt es z.B. hochintelligente Menschen, die überfordert sind, wenn sie sich allein anziehen sollen oder Essen kochen sollen.

Schaut euch einfach mal diesen kurzen Film (12 Min.) über Peter Schmidt an:
https://www.youtube.com/watch?v=gGc_JM1FB0c
Bei ihm könnte man auf den ersten Blick den Eindruck haben, dass er kaum bis drei zählen kann. Dabei ist er promovierter und hochgeschätzter Geophysiker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Schmidt_(Geophysiker)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.08.2017
@ Sugar♥

Ich muss deine Worte noch mal hervorheben, weil ich sie sehr wichtig und großartig finde:

"Ein “Das hast du gut gemacht“ oder “Du schaffst das“ ist soviel mehr wert wie ein“Lass mich mal..ich kann das besser und schneller“ oder ein “Das hättest du aber so und so besser machen können“.

Lob beflügelt..Kritik zieht runter..das ist bei nicht autistischen Menschen schon so und bei autistischen um ein vielfaches mehr."
@ Die Artemis..ich bin auch sehr froh über diesen Thread und über die verschiedenen Sichtweisen.

Danke dass du dir grade diesen Satz rausgesucht hast da nämlich genau diese Sichtweise mir persönlich unwahrscheinlich wichtig ist.

Ein “Das hast du gut gemacht“ oder “Du schaffst das“ ist soviel mehr wert wie ein“Lass mich mal..ich kann das besser und schneller“ oder ein “Das hättest du aber so und so besser machen können“.

Lob beflügelt..Kritik zieht runter..das ist bei nicht autistischen Menschen schon so und bei autistischen um ein vielfaches mehr.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.08.2017
@ Sugar♥

Ich danke dir für deine Hinweise, deine Gedanken und vor allem für deine offenen Worte aus deinem Leben mit deinem Sohn. Sie haben mir auch gezeigt, dass es keine allgemeingültige "Formel" im Umgang mit einem Aspie gibt.

Aber deine Worte ...

"Ganz allgemein aus meiner Erfahrung raus würde ich sagen man sollte unerwünschtem Verhalten nicht zu viel Gewicht beimessen und positives Verhalten loben,belohnen bzw positiv hervorheben. "

... werde ich mir zu Herzen nehmen und danach auch handeln, weil sie sich für mich gut anfühlen.

~~~~~~~~~~~~~~

@ll

Ich bin sehr froh, dass ich diesen Thread hier eröffnet habe, weil ich durch euch viele neue Sichtweisen kennen gelernt habe, die ich vorher nicht kannte.

Vielen Dank euch allen. :-)
@Die Artemis..ich war und bin auch neugierig.

Den Thread verfolge ich seit Beginn..habe mir auch den verlinkten Artikel aus deinem Eingangspost mehrmals durchgelesen und wusste bis grade nicht was mich dadran “stört“.

Autismus ist definitv eine Krankheit..ob jetzt frühkindlicher,atypischer oder Asperger..dazu ist ja bisher genug hier in diesem Thread geschrieben worden.

Es gibt Artikel die “behindertenfreundlich“ sprich in leicht verständlicher Sprache geschrieben werden aber das ist es in diesem Artikel nicht da doch ziemlich viele Fachausdrücke benutzt werden..die Aussage “Asperger ist keine Krankheit“ ist meiner Meinung nach wirklich so zu verstehen dass man Stärken stärkt und Schwächen nicht so viel Gewicht gibt.

Autismus-Kultur versteht sich als Dolmetscher zwischen autistischen und nicht autistischen Menschen.Die einzelnen Artikel beleuchten keine knallharten Fakten sondern sind eher Balsam auf zb meine Mamaseele eines autistischen jungen Erwachsenen (24)...kein Asperger...GdB 100% (mit den Buchstaben B,H,G)Pflegegrad 4.

Folgst du in der rechten Spalte unter den Büchervorschlägen dem Link “Mehr über Autismus-Kultur“ liest du dass es das Ziel von Autismus-Kultur ist Menschen im Autismus Spektrum und ihren Familien zu helfen glücklicher zu leben..somit werte ich den Artikel nicht als wissenschaftliche Abhandlung sondern als Ratgeber,Tipp,Denkanstoss.

Du fragst dich ob man mit einem Aspie anders umgehen sollte obwohl er sich asozial verhält da er sein Verhalten nicht steuern kann.

Mein Sohn ist zwar kein Asperger aber diese Frage stellt sich mir jeden Tag (mehrmals) aufs neue und ist jedes mal eine Einzelfallentscheidung..es kommt immer auf die jeweilige Situation an.

Ich..für mich habe meine Strategie mit ihm gefunden was aber nicht heißt dass andere mit dieser Strategie bei ihm auch durchkommen..und was auch nicht heißt das diese Strategie immer greift..sie besteht aus Grenzen setzen wo es möglich ist,Spontanität,Flexibilität,Bauchgefühl,sehr viel Einfühlungsvermögen und noch ganz vielen anderen Komponenten.

Es gibt so viele Ratgeber,Bücher,Artikel,Ansichten und Meinungen von irgendwelchen “Therapeuten,Psychologen,Pädagogen“ die interessant sind aber nicht immer richtig oder bei uns anwendbar sein müssen/können.

Ich finde dass man deine Frage so ganz ohne Hintergrundwissen (was bestimmt zu persönlich werden würde) nur schwer beantworten kann.

Ganz allgemein aus meiner Erfahrung raus würde ich sagen man sollte unerwünschtem Verhalten nicht zu viel Gewicht beimessen und positives Verhalten loben,belohnen bzw positiv hervorheben.

Es kommt drauf an wieviel bei dem Aspie ankommt..was er umsetzen kann..wofür er zugänglich ist.

Wenn ich so darüber nachdenke muss ich deine Frage mit ja beantworten..wenigstens aus meiner Sicht heraus..ich behandel meinen Sohn anders obwohl er sich teilweise auch asozial benimmt (Definationssache) da er sein Verhalten zwar steuern kann aber nicht so wie ein nicht autistischer Mensch.
Ich versuche ihn zu steuern bzw ihm soviel Selbststeuerung zuzugestehen wie es möglich und nötig ist um ihn in seinem Selbstbewusstsein zu stärken und ihm Sichherheit zu geben dass er gut so ist wie er ist .

Dieses ihn anders behandeln kostet Kraft da man als Mutter an verschiedenen “Fonten kämpft“.
Selbst das nahe Umfeld versteht ihn bzw mein Handeln nicht immer und wertet dann natürlich.

Schliessen möchte ich mit einem Zitat aus dem Artikel “über Autismus-Kultur“:
“Autistische Menschen sollten nicht intelligent,erfolgreich oder nicht autistisch sein müssen,um als Menschen aktzeptiert und ernst genommen zu werden .
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.08.2017
Die ICD Kriterien wurden hier schon gepostet - dennoch nochmal: http://www.icd-code.de/icd/code/F84.0.html

Das Argument aus dem zitierten Artikel dass es keine Krankheit ist weil es nicht geheilt werden kann finde ich etwas löchrig. MS kann leider auch nicht geheilt werden, da käme aber niemand darauf dass es deshalb keine Krankheit ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.08.2017
Doch natürlich ist Asperger Autismus eine Krankheit und wird nach ICD diagnostiziert. Meine Freundin die davon betroffen ist hat einen Behindertenausweis und musste wegen massiver Belastung aus dem Berufsleben ausscheiden.
Dieses "ist keine Krankheit nur anders verteilte Stärken" ist etwas das es immer geben wird. Wird ja noch massiver bei ADHS so betrieben. Das ist ein Schönreden einer Störung, oft auch im Dunstkeis der Esotherik (Indigo Kinder bei ADHS) die den Betroffenen Mut machen soll, aber leider oft nur dazu führt dass die Krankheit und die Belastung bagatellisiert wird.
Für die Betroffenen m.E. ein echtes Problem.
Asperger ist eine massive Entwicklungsstörung mit einem riesigen Spektrum an Erscheinungsformen. Natürlich haben die Betroffenen Stärken und sind oftmals außergewöhnliche und tolle Menschen, dennoch ist es aber eine Krankheit.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.08.2017
@ Chaos_Queen

In dem Artikel, den ich in meinem Eingangsposting verlinkt hatte, steht:

"... Das Asperger-Syndrom ist keine Krankheit, nur eine andere Verteilung von Stärken und Schwächen. Deshalb kann es auch nicht “geheilt” werden. ..."

Quelle: http://autismus-kultur.de/autismus/asperger-syndrom-bei-erwachsenen.html

Deshalb kam ich darauf.
Artemis schrieb: Deshalb wird das Asperger-Syndrom auch nicht als Krankheit eingestuft. So habe ich es zumindest verstanden.

Es gibt sogar Aspies, die auf Grund ihrer Krankheit einen GdB bis zu 100% bekommen. Wie kommst du darauf, dass es keine Krankheit ist? Weil es einige Aspies gibt, die trotz ihrer Krankheit relativ gut mit ihrem Leben zurecht kommen? Und die sich, zumindest in der Öffentlichkeit, realtiv unauffällig verhalten? Dann frag diese Menschen mal, wie viel Anstrengung sie aufbringen müssen, um so zu wirken. Und was sie zu Hause machen, wenn sie allein sind.

Und was die medizinische Diagnose angeht. Selbstverständlich wird das gesamte autistische Spektrum von Ärzten diagnostiziert. Es mag sein, dass man selbst oder Psychologen den Verdacht haben, dass z.B. AS vorliegt. Eine Diagnose stellt aber nur ein Arzt - wie bei allen anderen Krankheiten auch.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2017
@ Madison80

Es gibt sehr viele unterschiedliche Symptome, die zu einer Diagnose führen können. Aber selbst bei gleicher Diagnose können sich die Menschen völlig unterschiedlich verhalten.

In diesem Thread wurden einige interessante Links zu dem Thema gepostet. Wenn du magst, dann guck sie dir doch mal an.

Ich muss mich für heute verabschieden und wünsche dir eine gute Nacht und angenehme Träume. :-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2017
@ Madison80

Ich bin kein Experte, um dir das im Detail erklären zu können. Unter "leichter Form" verstehe ich, dass man den Menschen nicht auf den ersten Blick ansehen/anmerken kann, dass sie leicht autistische Züge haben.

Deshalb wird das Asperger-Syndrom auch nicht als Krankheit eingestuft. So habe ich es zumindest verstanden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2017
@ Madison80

Es tut mir leid, dass dein Kind Autist ist. Trotzdem verstehe ich nicht, warum du über die Beiträge, die hier geschrieben wurden, mit dem Kopf schütteln musst.

Es geht in diesem Thread in erster Linie um das Asperger-Syndrom, welches eine leichte Form des Autismus ist. Das ist sicherlich nicht vergleichbar mit der Form, die du von deinem Sohn beschreibst.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2017
@ Madison80

Kannst du das auch begründen?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2017
18 Punkte = nur ein bißchen nerdig, keine Autistin ;)
@ShadowCop: Ups, nun habe ich ein völliges Mißverständnis in die Welt gesetzt. Ich hatte Dich so verstanden, daß Du davon ausgingst, Asperger Autismus wäre medizinisch diagnostizierbar. So hat mich interessiert, wie Du darauf kommst. Lach, und nun hast Du mich so verstanden, als wäre ich der Auffassung. Streichen wir als das Thema. Wir sind ja gleicher Meinung. Grins!

@ Die Artemis: Ich hatte nur kurze Zeit mit Autisten zusammen gearbeitet. Meißtens waren es Kinder. Dabei waren Kids, die in die Schule kommen sollten, die aber noch nicht reden konnten. Zudem waren sie noch nicht sauber. Das war vor allem für die Eltern schwer. Ein anderer war in der dritten Klasse, konnte weder schreiben noch lesen. Hast Du ihm aber wissenschaftliche Sendungen oder Hörbücher für Erwachsene gegeben, hat er das Wissen wie ein Schwamm aufgesogen und konnte es später äußerst detailliert wiedergeben.
Der erwachsene Asperger war auch klasse. Er hatte studiert, dieses jedoch nicht abschließen können, weil ihn die anderen Menschen störten. Wir haben viele lange und tolle Gespräche geführt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.08.2017
@ Maximiliane

Mich beschäftigt das Thema auch schon seit ein paar Jahren, seit Asperger bei meinem Neffen diagnostiziert wurde. Auf der einen Seite lässt es mich nicht los, weil ich ihn besser verstehen möchte, und auf der anderen Seite sehe ich zwischen ihm und mir viele Parallelen. Deshalb schrieb ich auch schon zuvor, dass mich ein durchaus höheres Ergebnis bei dem Test nicht gewundert hätte.

Ich finde es spannend, dass Gene bestimmte Verhaltensweisen und Empfindungen verursachen können. Allerdings geht aus dem Artikel, den ich in meinem Eingangsposting verlinkt hatte, auch hervor, dass die Ursache für das Asperger-Syndrom noch nicht endgültig geklärt wurde.

Für mich bleibt es weiterhin ein spannendes Thema.
@Maximiliane
Wie kommst Du darauf, dass man Autismus medizinisch diagnostizieren kann? Oder habe ich Dich falsch verstanden?
Ich denke das muss ein Missverständnis sein. Wie kommst du darauf oder wo hast du das gelesen?
Danke für dieses interessante Thema. Ich habe den Test gerade gemacht und mit 14 Punkten abgeschlossen. Einerseits weiß ich, daß ich wie jeder Mensch auch autistische Züge habe andererseits können die nicht ausgeprägt sein, weil ich als Pädagogin ständig darauf angewiesen bin, am Gegenüber zu bemerken, was er oder sie denkt bzw. fühlt.
Ich habe vor einiger Zeit mit einem erwachsenen Asperger gearbeitet. Unser Gegenstand war der Unterschied zwischen seiner Wahrnehmung und der von Menschen, die nicht dem autistischen Spektrum zugeordnet werden. So erinnerten mich viele der Fragen an seine Schwierigkeiten mit seiner Umwelt.

@ShadowCop: Ich bin weiß Gott keine Spezialistin und habe auch nicht die komplette Diskussion nachgelesen. Wie kommst Du darauf, dass man Autismus medizinisch diagnostizieren kann? Oder habe ich Dich falsch verstanden?
@ Chaos_Queen
Ja es ging mir um die Fehlerquote. Dabei mache ich mir weniger Gedanken um den Wichtigtuer, der sich als vermeintlichen Asperger einstuft als um den Asperger, der auf Grund seiner Antworten bewusst oder unbewusst durchs Raster fällt. Aber das Problem wird man an der Stelle hier nicht lösen können.
Ich habe aber auch schon gedacht, dass ich denke dieser Test ist einfach der medizinischen Effizienz geschuldet, da eine Einzeluntersuchung zu lange dauern würde.