Angst vor dem Tod

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 110 Antworten

Ich bin als Pastorentochter aufgewachsen und entsprechend erzogen worden, selbst dann aber recht früh aus der Kirche ausgetreten, weil "Glauben" und Spiritualität so gar nicht meins waren. Vor einigen Jahren hat es mich dann gesundheitlich heftig erwischt und ich war insgesamt 3x "weg". Ich kann mich an Nichts mehr klar erinnern und habe keine Ahnung, wieso-weshalb-warum, möglicherweise ja auch eine rein chemische Körperreaktion, aber irgendwas war da bzw. hat irgendwas mit mir gemacht. Seither bin ich mir über nichts mehr sicher ... wie könnte ich auch? Angst vorm Tod habe ich seither erst recht nicht mehr, hatte ich aber auch vorher nie ... das haben unzählige Menschen vor mir geschafft, ich pack das dann wohl auch.
Angst vorm Altern und Sterben überfällt mich hingegen manchmal schon, wenn ich zu viel in Pflegeheimen oder auf Intensivstationen zu tun habe.
Wenn einem nicht die Gnade des "Einfach-Umfallens" zuteil wird, kann das ganz schön viel Mut und großes Vertrauen (in wen oder was auch immer) abfordern, glaube ich. Keine Ahnung, ob ich das dann aufbringen werde. Ich hab auf jeden Fall eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung, eine Sterbeversicherung + "Wunschliste" (die will ich z.B. unbedingt: http://www.urne.ch/urnen/balloflove-pink-urne.html ) und für den Fall eines mir irgendwann erforderlich scheinenden Suizides entsprechende Vorkehrungen getroffen.
Was ich selbst entscheiden kann, entscheide ich auch selbst.
Der Rest bleibt abzuwarten ... ich hab damit noch Zeit, bin aber jetzt schon gespannt und neugierig.

„Gauting“ (Pseudonym)

"Weshalb andere verurteilen und werten, wenn man die Wahrheit nicht kennt?"
Aber ein paar Sätze vorher nennst Du andere arm weil sie nicht nichts glauben.

Dass jeder mit sich selbst klären muss, wenn es um die Frage "Glaube" oder "Tod" geht, was für ihn gilt und wie er damit umgeht, sollte eigentlich klar sein. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, wenn so einige Leute allgemeingültige Aussagen treffen, "es ist so". Vielleicht sollten sie etwas vorsichtiger sein, wenn es darum geht, nicht über Fakten sondern über Auffassungen, eigene Überzeugungen zu reden/schreiben. Ein wenig mehr Toleranz täte ganz gut. Denn wissen könnt ihr es nicht!
Nach m.M. hat jeder die Erklärung zum Tod, die auf sein Leben, seine Einstellung, sein Glaube, seine Hoffnung zugeschnitten ist. Da bekanntlich die meisten unserer Handlungen durch das Unterbewusstsein gesteuert werden, wird es dieser Bereich wohl auch. Für mich ist mit dem Tod alles zu Ende. Das hoffe ich jedenfalls. Ich habe bis jetzt gern gelebt und werde das wohl auch noch ´ne ganze Weile. Aber ich habe keinerlei Interesse an einer Verlängerung, von der eh keiner weiß, wie diese aussehen könnte. Weder habe ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben, noch möchte ich ein vollkommen anderes Leben (oder wie man es sonst nennen mag) irgendwo, irgendwie, in welcher Form auch immer, führen. Natürlich habe ich viele Fehler gemacht, aber das war auch gut so. Denn hätte ich so einiges nicht versucht, hätte ich ja nicht wissen können, dass es falsch war und nicht daraus lernen können. Vieles erhält erst im Nachhinein einen Sinn.

Vor etwa 10 Jahren sagte mir ein Freund, als es um die Anschaffung und die Nutzung eines PCs ging: "Du musst dir überlegen, ob du es demnächst noch angehst oder du wirst es nicht mehr können." Seitdem denke ich anders, schließlich bin ich jetzt 63. Ich habe es für mich so interpretiert, dass nicht das Alter für bestimmte Tätigkeiten das Ende setzt, sondern der Tod. Bis dahin hatte ich nie großartig über mein Alter nachgedacht. Natürlich habe ich mein Altern wahrgenommen, schließlich habe ich so einige Spiegel. Aber vom Kopf her, von geistigen Fähigkeiten, von Auffassungen, von meiner Logik ausgehend, habe ich mich als alterlos empfunden. Nun sehe ich, dass das Leben endlich ist. Die Folge: Ich sehe vieles mit anderen Augen, achte noch mehr auf Kleinigkeiten, weiß vieles mehr zu schätzen, lebe bewusster, kann viel intensiver genießen, habe mich von überflüssigem Ballast gelöst und gebe die Hoffnung nicht auf, das Leben leben zu können, was ich mir jetzt vorstelle. Und wenn das "nur" für einige Jahre sein sollte, na dann ist das eben so. Aber diese wenigen Jahre sind vielleicht so intensiv, dass es auf die genaue Dauer gar nicht ankommt.

So kann die Sicht auf den Tod etwas sehr positives bewirken, vorausgesetzt, man hat keine Angst davor und erkennt, dass das Leben etwas unglaublich schönes sein kann.

„Dachau“ (Pseudonym)

"Arm" ist eine Bezeichnung für bedauernd - ich werte nicht, mir tun Menschen leid, die an nichts glauben können als an sich selbst und ihre Endlichkeit.

„Gauting“ (Pseudonym)

Aso, kannte ich in dem Zusammenhang nicht.
Allerdings ist die Aussage das sie Dir leid tun auch.... ach was, schönes Wochenende !
;-)

„Osterode am Harz“ (Pseudonym)

Angst vor dem Tod habe ich nicht,
eher Angst davor auf den Tod zu warten und herbei zu sehnen, wenn mein Körper und Geist nicht mehr lebenswert sind.

Der alte Grieche sieht das Thema sehr nüchtern:

"Der Tod geht uns nichts an.
Denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da.
Wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr."

Epikur (341 – 271 v. Chr.)

Dennoch bleibt der Tod ein Mysterium - aber eben mehr für die (Über-)Lebenden. Und ob dabei die Lehren der verschiedenen Religionen wirklich immer hilfreich sind, wage ich zu bezweifeln. Aber wer Trost und Hilfe darin findet, möge sich daran orientieren. Der Verstorbene selbst ist ja erlöst.

„Rendsburg-Eckernförde“ (Pseudonym)

@Silberdistel...Der alte Grieche hat da wohl recht !

„Gauting“ (Pseudonym)

Mann muss ca 2200 Jahre tot sein um von Frauen wahrgenommen zu werden?
Finster.

„Ennepe-Ruhr-Kreis“ (Pseudonym)

Die alten Griechen haben in ihrer Mythologie, die Unterwelt (das Reich der Verstorbenen) und den Olymp (der Ort zu dem die Götter aufsteigen) geschaffen. Epikur bezieht sich in seiner philosophischen Deutung, auf die zeitliche Begrenztheit seiner irdischen Existenz, des physischen Daseins in der Ersten Welt. Die Mythen in der alt Griechischen Philosophie, beinhalten verschiedene Formen des Daseins. Das Leben der irdischen Welt, das Reich vor der Geburt, das Totenreich nach dem Sterben und das Reich der Götter. Die Griechische Mythologie bildet den Grundstein für die gesamte nachfolgende mitteleuropäische Kultur bis in die Neuzeit. Ohne die großen griechischen Philosophen, hätte es Leute wie Schiller, Goethe, Kant, Da Vinci, Shakespeare, Adorno...etc. nicht so gegeben und die Welt hätte auf das Wissen und den geistigen Reichtum der abendländischen Hochkultur verzichten müssen. Wie gut, dass die alten Griechen uns die Weichen hierfür gestellt haben.

„Hof“ (Pseudonym)

Angst vorm Tod
da gibt es für mich zwei Ebenen:
die erste:
die der "Hinterbliebenen"....
Ich und ich glaub jeder schon mal irgendwie - hat den Schmerz erlebt - das Verlustgefühl - weil jemand mit dem man emotional oder geistig verbunden war- gestorben ist.
Das tut weh, schweineweh - mitunter.
Mir hier vorzustellen - das der Gegangene - in irgendeinerweise noch existiert - geistig, energetisch ..oder wie auch immer- ist für mich persönlich, sehr tröstlich gewesen und daher auch in gewisserweise hilfreich.
Hier kann ich eindeutig sagen: Ja, da hab ich Angst vor dem Tod- meiner Kinder, Menschen die in meinem Herzen sind.
Den Schmerz des Verlustest -möchte ich mir garnicht ausmalen.

die zweite:
der eigene Tod...
Das "tröstliche" - nehme ich für mich selber auch. Wobei ich mir bisher nicht einig bin - ob es wirklich so ist - ob da "noch was kommt" ..oder ob da Schicht im Schacht ist!
Trotzdem hab ich keine Angst - wenn vorbei, denn vorbei - was immer danach auch kommt. Schlimmstenfalls komm ich eben noch mal wieder ..*g*

Es gibt meiner Meinung nach nicht umsonst - die sogenannten 5 Trauerphasen, die man seelisch/emotional durchläuft.
Und die durchlaufen - die Hinterbliebenen - genauso wie die, die vom Tod nicht überrascht werden -sondern die sich darauf vorbreiten müssen/können.

Durch - wenn auch mittlerweile das nicht mehr so in meinen Augen "astreine" Gesundheitswesen- und natürlich die wissenschaftlich und technisch weiterentwickelte Medizin - haben wir es geschafft, den Tod immer noch ein Stück weiter nach hinten zurücken- oder meinen es zumindest.
Was sicher auch aus der "gesellschaftlichen/kollektiven" Angst - vor dem Tod herrührt, denn wieso sollte man etwas "natürliches" - versuchen hinauszuzögern?!
Ich stelle das damit nicht in Frage - ich bin schon mehr als einmal sehr froh gewesen, dass wir medizinisch soweit sind.

Letztendlich glaub ich - dass Sterben, Tod - ganz inividuell ist - in jeder Beziehung - beim WIE und auch beim Umgang damit.

Und das nicht gerne drüber gesprochen wird- es eben "ein Tabuthema" ist, liegt mM sicher daran, dass es eben weniger mit Logik zu tun hat ( ich beneide alle die das rational angehen können, zumindest solange es eben noch nur eine "Ahnung" ist), sondern eher mit Gefühlen - und da ist bekanntlich schwer drüber zu reden, wenn sie tief gehen.