Alles auf Anfang!

in „Rundum Leben“

Zu diesem Thema gibt es 44 Antworten

„Fellbach“ (Pseudonym)

Hallo

Seit Monaten treibt mich eine innere Unruhe. Ich würde gerne nochmal ganz von vorne anfangen. Neue Umgebung, andere Menschen, und auch eine völlig andere Arbeit als die, der ich jetzt nachgehe. Vielleicht noch mal eine Lehre machen.

Was mich bisher davon abgehalten hat, ist die Sicherheit die ich aktuell habe. Über 20 Jahre im erlernten Beruf tätig. Schönes zu Hause. Familie und Freunde in greifbarer Nähe. Und trotzdem bin ich unzufrieden mit der Ist Situation.

Meine Fragen dazu sind jetzt:

Gibt es hier jemanden dem es auch schon mal so ging? Warst du mutig genug und bist neue Wege gegangen? Wie schwer war es? Hast du es bereut oder würdest du es wieder tun?

Ich meine aber nicht damit, 2 Orte weiter zu ziehen und nur den Arbeitgeber wechseln. Oder jemanden der eine Top Anstellung hatte und "hunderttausende" von Euros zurücklegen konnte und jetzt statt Manager zu sein lieber Gemüse auf dem Wochenmarkt verkaufen will.

Es sollte schon realistisch sein.

„Mainz“ (Pseudonym)

@. Womit bist du unzufrieden? Neue Arbeit, neuer Ort, neue Leute werden dich nicht unbedingt weiter bringen, wenn du das nicht weißt.
Möchtest du alles auf einmal ändern? Was langweilt dich vielleicht?
Ich kenne diese Unruhe...sie ist jedoch nicht unbedingt an das Äussere bedingt, sondern hat was mir mie und meinem Charakter zu tun. Ich brauche das Neue, möchte immer noch Vieles lernen. Ich weiß, dass ich dazu nicht alle Zelte abbrechen muss.

Ich habe das ständig gemacht. Die erste Arbeit in der ersten Branche, Arbeitgeber war korrupt und hielt sich nicht an die Absprachen. Dann Umzug nach München, arbeiten in der studierten Branche. Betriebsbedingte Kündigung auf Grund schlechter Konjunktur. Umzug nach Nürnberg, Arbeit bei einem Leiharbeitnehmer, der akademische Spezialisten vermittelte. War bei Siemens, Datev und der Bundesdruckerei. Viele Tapetenwechsel, war interessant.
Als die Routine sich einschlich, habe ich das Leben da aufgegeben, um in Trier Informatik zu studieren... und jetzt bin ich fertig und erwarte die nächste 180°-Drehung.

Da kann man schon nach süchtig werden, nach Veränderung... hat aber alles seine Vor- und Nachteile, so ein Nomadendasein. Ich will auch irgendwann mal ankommen, sowohl beruflich als auch privat.

„Fellbach“ (Pseudonym)

@ DoA

Ich denke mich macht die gesamte Situation unzufrieden. Immer der gleiche Trott. Die selben Leute. Alles so vorhersehbar. Außerdem ist es irgendwann zu spät für Veränderungen. Für Umzug und neue Leute kennenlernen natürlich nicht. Aber beruflich.

Hmm ich habe aktuell auch den Wunsch mich zu verändern.
Im Grunde habe ich aber hinterfragt wieso das so ist.
Mein eigentlicher Job macht mir ja Spaß und auch mein soziales Umfeld ist super.
Trotzdem bin ich irgendwie unzufrieden und weil man das Problem für mich nicht lösbar ist will man sich aus dieser ganzen Situation "ausklinken".

Für mich wäre es besser an den Ursachen zu arbeiten und das Lebensumfeld eben so zu gestalten, dass man sich wohl fühlt. Das ist beim Thema Arbeit schon schwierig, denn wenn dort ein Klima herrscht und Aufgaben anstehen, die einem überhaupt nicht zusagen, dann hat man meist nicht viele Möglichkeiten.
Doch vielleicht lohnt sich der genauere Blick und man kann sich z.B. im Unternehmen weiterentwickeln oder die Stelle wechseln.
Auch private Probleme lassen sich meist in irgend einer Form anpacken. Gut wenn ich jetzt unbedingt ans Meer will und in NRW wohne, dann habe ich schlechte Karten. Und selbst dann wäre eine Option für mich zu sagen ich kaufe einen Wohnwagen oder ein Ferienhaus an der See und verbinde eben beides.

Ich denke es gibt immer im Leben eine Option B, die vielleicht nicht 100% von dem abbildet was man will aber ein ziemlich guter Kompromiss ist. Die Einstellung ganz neu anzufangen ist vielleicht auch in der Hoffnung begründet, dass es eben näher an diese 100% heran reicht oder vielleicht noch besser wird als man es sich vorgestellt hat. Mich ernüchtert nur der Gedanke, dass man eben keine Garantie auf Erfolg hat. Ich bin an der Stelle ein Mensch, der immer schon sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt hat und keine Schnellschüsse macht. Wenn ich einen Partner an meiner Seite hätte egal ob privat oder geschäftlich, auf den ich mich verlassen könnte, dann wäre ich zu vielem bereit. Nur allein ist es oft nicht möglich oder sinnvoll diese Belastung zu tragen. Dann suche ich lieber nach Wegen mein Leben im "hier und jetzt" so schön wie möglich zu machen und nicht alle Entscheidungen im Leben kann man 100%ig rückgängig machen oder neu wählen.

Ich habe das gemacht, es ist bald 20 Jahre her. Von heute auf morgen; als sich die Situation ergeben hatte habe ich sie ergriffen.
Ich habe meine "Heimat" von heute auf morgen verlassen weil ich, wie Du, dort nicht zufrieden war.

Es ging mir nicht so gut wie Dir jetzt, aber das war nicht (auschließlich) der Grund fürs Umziehen. Ich bin gute 250 KM weg gezogen und habe es nie bereut.

Anfangs hatte ich noch Kontakt zu Freunden in der alten Heimat, mit denen ich z.T. viele, viele Jahre befreundet war; die haben sich aber innerhalb der ersten 2 Jahre aufgelöst.

Ich habe mich in eine völlig andere Richtung entwickelt und das war meinen damaligen Freunden unheimlich und fremd. Außerdem wollten sie die "weite" Fahrt, um mich zu besuchen, nicht auf sich nehmen und ich habe irgendwann auch nicht mehr nur diejenige sein wollen, die in der freien Zeit Heimatbesuch macht.

Die Freundschaften zu denjenigen, die damals schon weit weg lebten (anderes Ende von D) oder im Ausland (z.B. Schweiz) sind bis heute bestehen geblieben.
Wir sehen uns leider nicht so oft aber wenn dann ist es immer schön. Und in den heutigen Zeiten ist regelmäßig Kontakt halten über verschiedene Medien auch kein Problem.
Früher haben wir uns fleißig Briefe und Postkarten geschrieben, heute Emails, WhatsApp aber immer noch ab und an eine Karte oder einen Brief. Ich finde das wunderbar.

Mit den Jahren kamen neue Menschen in mein Leben, die zu mir, wie ich dann war und bin, pass(t)en. Auch da wo ich jetzt lebe haben nicht alle Freundschaften gehalten, aber das ist auch ok. Manche bleiben eine Zeit lang, Andere für Jahre/Jahrzehnte.

Anfangs war es nicht leicht; Arbeit in meinem Beruf hatte ich gleich aber in der Freizeit war es schwierig. Eine Freundin lebte nicht weit weg aber sie hatte völlig andere Arbeitszeiten als ich und zog dann auch weiter weg.

Ich hatte relativ schnell eine Beziehung, die auch jahrelang hielt, aber trotzdem fehlte mir ein Freundeskreis und generell das Gefühl, ich bin jetzt zuhause, kenne mich aus, weiß, wer meine Nachbarn sind, wo ich was und wen finde (Ämter, Ärzte, Geschäfte).

Das ging so über die ersten 1,5 - 2 Jahre, dann wurde es besser und besser, vertrauter, heimeliger. Ich bin innerhalb der Gegend noch ein paar mal umgezogen, das konnte ich nicht umgehen aber das war auch ok.

Durch meinen späteren Arbeitswechsel und Freizeitaktivitäten habe ich immer mehr neue Leute kennen gelernt und jeder neue Mensch bringt ja wieder seine Menschen mit :)

Man freundet sich mit denjenigen an, zu denen man einen guten Draht hat, die anderen bleiben gute Bekannte oder einfach nette Menschen, mit denen man, wenn man sich auf irgendwo sieht, einen kleinen Plausch hält.

Ich bin sehr froh, diesen Schritt gemacht zu haben und auch wenn es die ersten 2 Jahre etwas einsam und ein seltsam "nicht dazugehören-Gefühl" gab, alles fremd war usw. habe ich es niemals bereut.

Heute bin ich voll integriert, habe einen stabilen, bunten Freundeskreis, seit vielen Jahren den gleichen Arbeitsplatz, nette Nachbarn, gute Vermieter, eine wunderbar erholsame und schöne Umgebung, eine tolle Wohnung.

Ich kann Dich, rein von meiner Sicht aus, nur ermutigen, Deinem Gefühl zu folgen. Du musst ja nicht gleich alle Zelte abbrechen und, wie ich, wirklich von jetzt auf nachher komplett weg sein aber mal sehen, wo es Dir gefällt, vielleicht Urlaub dort machen um zu sehen ob und wie Du mit dem Menschenschlag dort klar kämst, im Netz den dortigen Arbeitsmarkt checken und Dich langsam rantasten.

Oder es geht Dir doch wie mir, Du kriegst DIE Gelegenheit und ergreifst sie.

Es gibt sicher Andere, die mit einem Wegzug negative Erfahrungen gemacht haben und es nie wieder machen würden und evtl.wieder zurück zogen (ziehen konnten).

Das muss Jeder für sich selbst entscheiden. Egal wie, ich wünsche Dir ganz viel Glück für einen evtl. Neuanfang und viel Mut, Deinem Gefühl nachzugehen und vielleicht sogar nachzugeben :)

„Fellbach“ (Pseudonym)

@ GrayMatter

Da hast du aber schon so einiges gemacht, erlebt und gesehen. Ganz so viel hin und her brauche ich aber nicht. Vielleicht hätte ich so etwas machen sollen als ich noch jünger war. Dann würde es mich jetzt nicht woanders hin ziehen.

„Burgwedel“ (Pseudonym)

Ich habe mich vor 5 Jahren entschlossen einiges zu ändern. Ich habe meine Berentung forciert, bin dann 600 km weit weg gezogen und hab wirklich ALLES hinter mir gelassen (auch die angeblich so guten Freunde).
Ich habe hier nun einen tollen Job, neue Freunde, meinen Traummann und mir geht es mit der Entscheidung richtig gut!
Man braucht einiges an Mut, aber der Sprung/das Wagnis in einen neuen Lebensabschnitt zu starten kann es echt wert sein...

„Fellbach“ (Pseudonym)

@ *Avalonia* & ShadowCop

Ihr sprecht mir aus der Seele. Ich kann mich in euer beiden Beiträgen wiederfinden.

„Rinteln“ (Pseudonym)

Hallo Pünktchen,
ich wage es Dir zu prophezeien, dass Du Dir - wenn Du nichts veränderst - immer die Frage stellen wirst, was geworden wäre wenn ...
Es sei denn, Du findest in Deiner jetzigen Situation Deine Zufriedenheit.

Du widersprichst Dir ja auch ein wenig. Du schreibst zwar, dass dich (vermeintliche) Sicherheit abhält, Dein Leben zu verändern. Tatsächlich meinst Du doch aber wohl, dass Du Angst davor hast das was Du hast aufzugeben.

Ich denke Du solltest Dir die Frage stellen was Dir wichtiger ist. Wie groß ist Deine Unzufriedenheit? Rechtfertigt sie überhaupt, dass Du Dein leben umkrempelst? Oder kann mit ein paar kleineren Veränderungen Deine Unzufriedenheit beseitigt werden?

Wenn ich lange genug darüber nachdenke halte ich eine berufliche Veränderung für unkritisch, obwohl sie mit existenziellen Risiken verbunden sein kann und auch ich sie deshalb immer wieder gemieden habe. Heute weiß ich das das falsch war. Jedenfalls hat Dein beruflicher Alltag einen wesentlichen Einfluss auf Dein Befinden. Andererseits ist diese Änderung eine die nicht unmittelbar Dein ganz persönliches Umfeld betrifft.

Ui Pünktchen, Shadow Cop und ich haben ja recht unterschiedlich berichtet; da bist Du aber in einer echten Zwickmühle :)

Vielleicht musst Du tatsächlich erst einmal ganz genau herausfinden, was Dich "wegtreibt" und was Dich zum Bleiben bewegt.

Manchmal kann man, wie Shadow schreibt, auch seine momentane Lage so verändern, dass man wieder gerne da lebt, wo man ist.

Ich schließe mich aber auf jeden Fall Wanton an, der/die (tschuldige, ich kann von Deinem Nick nicht auf Dein Geschlecht schließen :) etwas für mich ganz Wahres geschrieben hat:

"...dass Du Dir - wenn Du nichts veränderst - immer die Frage stellen wirst, was geworden wäre wenn ...
Es sei denn, Du findest in Deiner jetzigen Situation Deine Zufriedenheit."

Das unterschreibe ich zu 100%.

„Fellbach“ (Pseudonym)

@ Wanton

Ja, was du sagst ist richtig. Ich habe etwas Angst. Es ist das Ungewisse das auf mich wartet wenn ich meine jetzige Kompfortzone verlasse.

@ *Avalonia*

Du und ShadowCop habt zwar unterschiedlich argumentiert, aber beide Beiträge zusammen beschreiben meine Lage. Shadow wie immer etwas nüchtern ;-) und Lösungsorientiert (was könnte man eventuell ändern damit es im hier und jetzt besser wird).
Du mehr auf der Gefühlebene (geht nicht mehr, und ich mach das jetzt einfach) wie du ja geschrieben hast. Von heute auf morgen.

@ *Avalonia*
"...dass Du Dir - wenn Du nichts veränderst - immer die Frage stellen wirst, was geworden wäre wenn ...
Es sei denn, Du findest in Deiner jetzigen Situation Deine Zufriedenheit."

Das unterschreibe ich zu 100%.


Wobei ich mir diese Frage eben auch stellen würde, wenn ich mit dem Ergebnis dieser Veränderung ebenfalls nicht zufrieden wäre und mich dann frage, wie es gelaufen wäre, wenn ich nichts verändert hätte. ;)

Aus dieser Situation kommt man nicht heraus und Spekulationen helfen einem da auch nicht wirklich.
Die Triebfeder kann jedoch für mich nicht sein auf Basis solch eines Gefühls in Aktionismus zu verfallen. Ich habe 3 Jahre im Ausland gelebt und 3 Jahre sind eine lange Zeit. Ich hatte aber immer die Möglichkeit zurück zu kehren und das war der springende Punkt, wieso ich es versucht habe.
Der Tapetenwechsel tat mir gut und dann weiß man auch, was man an seinem Umfeld und an seiner Heimat vermisst. :)

„Grimma“ (Pseudonym)

Hmm, schon mal über "Light" Versionen nachgedacht.
So kann man sich selber ausprobieren und austesten, was einem eigentlich fehlt, bzw wo nach man sucht.
Denn egal wie gravierend ein Wechsel ist....sich selber nimmt man immer mit ;-))
Alle Fragen und Zweifel und Suche nach Antworten. Da kann man nicht vor flüchten...vor sich selber.

Eine Variante war für mich, mal auf eine befristete Zeit (2 Jahre) meine Arbeitszeit auf 75% zu reduzieren. So hatte ich deutlich mehr Zeit für mich.
Nicht nur ständig durch den Alltag hetzen, sondern mal 2 Gänge runter schalten und in mehr "Ruhe" in sich horchen.
Ich wurde kreativer, aktiver, unternehmungslustiger (zufriedener). .....wohl auch, weil ich nicht nur noch erschöpft war.
Meine innere Sichtweise hat sich dann auch betr der Prioritäten im Job/Leben verändert. Die Wichtigkeit von angeblichen Alltagspflichten wurde weniger, bzw veränderte sich/mich.
Mittlerweile arbeite ich nur noch zu 90 %, sprich eine 35 Stunden Woche. Und ich rechne schon wieder hin und her, ob nicht 80% auch ausreichend sind, bzw ich mir leisten kann.

Die zweite Variante kenne ich von einigen Kollegen und Bekannten.
(Von mir nur auf ein paar Wochen begrenzt)
Heute heißt das wohl Sabbath Jahr ( was auch Arbeitgeber mit machen)
Früher sparte man Geld an über 2 Jahre (fester hoher Betrag) und dann begab man sich auf Reisen und erkundete die Welt..... per Zug, Bus, "Daumen" oder VW Bus....
Ich hatte Kollegen, die das mehrfach in 10 Jahren gemacht haben.
Futter für die Seele und einen neugierigen Geist. Neue Leute, neue Umgebung und Zeit, sich selber besser kennenzulernen.
Wenn man sich so in der Welt bewegt hat, kommt man ggf eher dahinter, nach was man eigentlich sucht.

Oder kommt zu der Erkenntnis, daß man ein ewig "Suchende" bleibt. (So wie ich, schmunzel)

Wie auch immer du dich entscheidest. Ich wünsche dir viel Mut und Entschlossenheit "deinen" Weg zu gehen .

Nun Shadow, sie muss ja nicht für immer woanders bleiben. Wie ich in meinem ersten Posting schrieb, gibt es sicher auch Menschen, die wieder zurück sind und sie muss ja nicht, wie ich, alles aufgeben und wegziehen, auch das hatte ich geschrieben.

Deswegen wird sie sich dann nicht fragen müssen, was wäre, wenn ich geblieben wäre denn sie könnte ja wieder zurück, wenn sie sich die eine oder andere Türe offen hält oder eben einfach auch ohne das wieder zurück.

Ich weiß es nicht aber ich meine, wenn man in seine alte Heimat zurück kehrt, ist ein "Neuanfang" einfacher als wenn man irgendwo in der Fremde ganz neu startet weil man sich auskennt plus die Menschen dort kennt. Nicht alle, schon klar, aber doch genügend, die einem dann sicher unter die Arme greifen.

Also ich war in jüngeren Jahren da sehr "unternehmungslustig". Bin durch halb Deutschland gezogen. Von Sachsen nach BAWÜ und von BAWÜ nach NRW. Immer alles komplett hinter mir gelassen.

Ich glaub, das darf man nicht unterschätzen. Das ist nicht einfach, wenn man sich sein Umfeld komplett neu "erschließen" muss. Ein neuer Freundeskreis ist auch nicht herzuzaubern. Das ist teilweise richtig Arbeit.

Heute würde ich solche Schritte nicht mehr gehen. Ich lebe jetzt seit 2005 hier und bin endlich wieder etwas gewurzelt, nachdem ich die ersten Jahre hier manchmal echt einsam war.

Richtig zugesetzt hat mir dann, als meine Eltern krank wurden und ich nicht regelmäßig bei ihnen sein konnte. Das ist eben der Nachteil, wenn so richtig weit weg ist. Etliche alte Freunschaften sind auch eingeschlafen. Dafür gibt es hier aber jetzt Neue.

Heute weiß ich die Stabilität und gerade das Gleichförmige wieder sehr zu schätzen. Ich fühle mich angekommen.

@ *Avalonia*
Das stimmt. Man hat auf jeden Fall ein besseres Umfeld.
Trotzdem war auch bei mir der Wegzug ins Ausland trotz Rückkehr so eine Sache, über die man im Nachhinein mal nachdenkt. Alleine beruflich war ich natürlich 3 Jahre vom Radar verschwunden.
Andere Kollegen haben sich in der Zeit weiterentwickelt oder es gab personelle Veränderungen die man selbst nicht nutzen konnte. Dafür haben sich mit der Auslandserfahrung eben wieder andere Türen auf getan. Ich denke nichts im Leben hat nur "Vor- oder Nachteile". Es kommt eben darauf an, dass man das Beste aus seiner Situation macht, egal wo.
Und das war eigentlich für mich eine wertvolle Erfahrung des Ganzen.
Wenn man sich aber etwas wirklich wünscht, dann sollte man das Thema auch angehen. :)

„Bad Vilbel“ (Pseudonym)

Ich denke, das Ganze hängt davon ab, wie verwurzelt man ist. Der eine kommt gut ohne den bewährten Freundeskreis zurecht und baut sich ein neues Umfeld auf, der andere kann das nur sehr schlecht. Auch die neue Region muss einem liegen, Mentalitäten können sehr verschieden sein.
Wenn es dich zu neuen Ufern zieht und sich entsprechendene Chancen ergeben bzw. finden lassen, warum nicht? Man sollte seinen Wünschen und Intuitionen ruhig folgen. Würden wir alle verharren, wäre die Welt sehr eintönig.
Sollte allerdings die Unzufriedenheit eine ganz andere innere Ursache haben, wird sie sich durch einen Job- Und Ortswechsel wohl eher nicht abschütteln lassen.

„Peine“ (Pseudonym)

Hallo Pünktchen, wenn es Dich voran treibt dann würde ich dem Gefühl Raum geben.
Mein Leben ist von vielen Wechseln geprägt. Vor 20 Jahren wechselte ich von der Festanstellung in die Selbstständigkeit. Vor 10 Jahren wechselte ich wegen meines damaligen Freundes die Stadt, lies also alles (auch meine Kunden) zurück. Neuer Partner, neue Wohnung, neues Arbeitsumfeld, wieder ganz von vorne mit der Akqise beginnen. Zwei Jahre darauf wurde ich Teil eines Netzwerkes, also noch immer selbstständig, aber dennoch gemeinsam mit anderen arbeitend, etwas weniger Einzelkämpfer und die Arbeit von da an ausschliesslich nur noch von zu Hause aus (vorher vor Ort in den Firmen).
Als mich einige Jahre später der Partner verlies wegen dem ich umgezogen war, war das für mich emotional das extremste "Alles auf Anfang" Erlebnis. Neuer Freundeskreis, Wohnungssuche und das alles Knall auf Fall irgendwie ganz anders und viel traumatischer als alle anderen Trennungen in meinem Leben.
Jetzt wieder wenige Jahre später habe ich mit einem zweiten Studium begonnen. Uni parallel zur Selbstständigkeit. Fremdsprachen lernen, Referate halten, Klausuren ... mit der Aussicht auf Auslandssemster und der Möglichkeit eventuell später auszuwandern.

Mach es einfach wenn Dir danach ist. Ich habe mich hinterher nie gefragt ob es richtig war diese oder jene Änderung vorgenommen zu haben oder was gewesen wäre wenn ... nachdem die Entscheidung gefallen war, habe ich sie annehmen können.

Heute würde ich mich z.B. vielleicht nicht mehr selbstständig machen, ein Fehler war es aber dennoch nicht und ich habe es auch nicht bereut.

Die einzige Entscheidung mit der ich lange gehadert habe, betrifft eine Entscheidung die ich nicht selbst getroffen habe, sondern mein Ex-Partner, nämlich die Trennung vor wenigen Jahren. Und an der kann ich eh nichts ändern.

Veränderungen halten einen jung, auch im Kopf ... immer mal wieder die Richtung wechseln, in Bewegung bleiben. Das bietet eine Menge Chancen. Wir haben schliesslich nur ein Leben und keiner zwingt uns am immer gleichen Ort zu versauern.

Nur eines sollte man sich klar machen ... man nimmt immer sich selbst mit. ;-) So weit kann man gar nicht wegziehen, dass man sich selbst loswerden könnte. Wenn das Drängen also eher von Unzufriedenheit mit einem selbst herrührt, sollte die Reise nach innen gehen, vielleicht in Begleitung eines Therapeuten als Reiseführer.

Ich habe den schritt vor genau 10 Jahre gewagt, vor allem wegen der Arbeit Natürlich ist es anfangs recht schwer und man sollte nie unvorbereitet in ein anderes Land gehen nur aus einer Laune heraus.
Bereut habe ich aber bis heute nichts, meine beiden Kinder (damals noch schulpflichtig) haben die Sprache natürlich viel schneller gelernt als ich ''alte'' Frau und jetzt haben beide eine gute Arbeit und ihr Auskommen. Ich weiß nicht ob es in Deutschland so einfach gewesen wäre.
Und meine guten Freunde sind mir erhalten geblieben und wir besuchen uns gegenseitig , auch habe ich hier wieder neue Freude gefunden.
Also wenn es dich in die Ferne zieht dann solltest du es tun aber nicht ohne vorher gut zu planen. ich wünsche dir alle Gute dafür.

„Witten“ (Pseudonym)

@Kaffee-Pause
Wohin würdest du denn gerne Auswandern, wenn es dann eventuell soweit ist?

Hallo Pünktchen (süßer Name :o)),

ich würde Dir auch empfehlen, nachzuforschen, woher Deine Unzufriedenheit kommt. Wenn es etwas ist, was in Dir liegt, würdest Du es mitnehmen. Wenn es aber tatsächlich eine gewisse Abenteuerlust ist, kann so ein Neuanfang ja vielleicht wirklich das Richtige sein? Oder so wie Dagmar vorgeschlagen hat etwas auf Zeit, um sich mal auszutesten?
Vor ein paar Jahren war ich mal sehr unzufrieden mit meinen Arbeitsbedingungen und hatte immer wieder den Wunsch, die Stelle zu wechseln, gleichzeitig habe ich aber gemerkt, dass mich doch irgendwas davon abhält, das mal in die Tat umzusetzen. Egal, jedenfalls habe ich damals das Buch "Die Entscheidung liegt bei Dir" gelesen (https://www.amazon.de/Entscheidung-liegt-Wege-allt%C3%A4glichen-Unzufriedenheit/dp/3593358069). Ich bin eigentlich kein Fan von solchen Ratgebern, aber das fand ich damals ganz hilfreich, vielleicht wäre es ja auch was für Dich?

Zum Thema Neuanfang: habe ich mehrfach gemacht und fand es gut. Mit Anfang 20 bin ich vom tiefsten Süddeutschland nach Bremen gezogen (einfach so, weil mir danach war, alles hinter mir zu lassen und wegzugehen), nach ein paar Jahren bin ich dann mit meinem damaligen Lebensgefährten ins Schwabenländle gezogen, von dort ins Rhein-Main-Gebiet, jeweils aus beruflichen Gründen meines damaligen Freundes. Im Rhein-Main-Gebiet bin ich dann auch noch ein paarmal hin- und hergezogen, habe aber schon seit 13 Jahren die gleiche Arbeitsstelle.
Ich persönlich finde, dass es eine spannende Sache ist, irgendwo einfach komplett neu anzufangen. Aber sowas kostet auch Kraft und gerade am Anfang ist man erstmal alleine und hat auch bei so trivialen Dingen wie Renovierung der neuen Wohnung keine Hilfe, weil man schlichtweg niemanden kennt. Aber es ist alles machbar und erweitert den Horizont.

Wichtig finde ich dabei aber auch die Frage, wie wichtig Dir Deine Wurzeln sind und wie es Dir damit ginge, wenn diese sich lockern würden. Neue Freunde kann man überall finden, aber es kann ein Unterschied sein, ob man eine Freundschaft neu aufbaut oder ob man sich schon jahrzehntelang kennt und bereits ein halbes Leben miteinander verbracht hat.
Auch die Frage nach den Eltern kann ein Kriterium sein - steht Ihr Euch nahe, wie wäre es, wenn einer pflegebedürftig werden würde. Kämst Du damit zurecht, sowas ggf. aus der Ferne zu organisieren?
Wie stehen die Chancen, eine neue Stelle zu finden. Hast Du eine Tendenz, wo Du gerne hinziehen wolltest?

Du bist keine 20 mehr, aber auch noch keine 80. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Aber ich würde nichts über´s Knie brechen, sondern mir Zeit lassen, was ich eigentlich anders in meinem Leben haben möchte. Vielleicht würde eine neue Arbeitsstelle, ein neues Hobby, eine neue Freundin schon ausreichen? Vielleicht ist aber auch die Zeit gekommen, weiterzuziehen?

Wenn ich mich nicht für eine Lösung entscheiden kann, sage ich mir immer, dass es nicht den richtigen oder den falschen Weg gibt, sondern dass beide Wege jeweils Vor- und Nachteile haben. Das nimmt ein bisschen den Druck aus der Sache, für mich jedenfalls, weil ich sonst Angst habe, die falsche Entscheidung zu treffen.

Alles Liebe!

(Sorry für den Beitrag in cop´schem Ausmaß :-), aber es ist auch ein spannendes Thema. Und das ist schon die Kurzfassung!!!)

Hallo Pünktchen,

auch ich möchte manchmal einfach alles hinschmeissen und "abhauen"...aber das geht nicht so einfach aus mehreren Gründen. Einer davon ist sicherlich meine Tochter, die zwar erwachsen ist, aber von der ich dennoch nicht hunderte Kilometer weit weg wohnen möchte.
Fest steht aber auf jeden Fall, dass ich in absehbarer Zeit (ich hoffe zum letzten Mal) umziehen werde, entweder ganz aus Duisburg weg oder zumindest in einen Ortsteil, der "angenehmer" ist. Ich fühle mich hier einfach nicht mehr wohl und frage mich mittlerweile sogar selbst, warum ich das solange aufgeschoben habe....immer die Begründung hatte: ich kenne doch alle Ärzte hier, bin seit Jahren in Behandlung, kenne die Apothekerin, die Kassiererinnen in den unterschiedlichen Discountern, mag den Mann in der Waschstraße usw...Aber das kann es ja irgendwie nicht sein.
So einen Schritt ganz alleine (ich meine jetzt ohne Partner) zu gehen, finde ich persönlich schwierig aber auch mutig.
Ich bewundere jeden, der das schafft!

Und weil es zum Thema passt, gerade im Netz gelesen:

Man muss bereit sein, sich von dem Leben zu lösen, das man geplant hat, damit man das Leben findet, das auf einen wartet.

„Peine“ (Pseudonym)

@ Buntes Mauerblümchen

Norwegen :)