Strategien im Umgang mit Rechtspopulisten
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Politik und Weltgeschehen

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
08.10.2019
@Mia
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Das hast du sehr gut ausgedrückt, danke.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
07.10.2019
@Philanthrop

Da steht im gesamten Artikel nichts von "rechts" oder gar "rechter Politik" sondern von "rechtspopulistischen" und "rechtsextremen Parolen und Phrasen" - das ist ein sehr grosser Unterschied.


Was ist am Rat höflich, ruhig und sachlich zu bleiben, offene Fragen zu stellen und sich mit den Menschen möglicherweise sogar unter vier Augen auseinander zu setzen, denn eine Anleitung zum Mobbing?


Wir leben in einer Demokratie, Auseinandersetzung und Widerspruch gehört da dazu. Damit müssen und können auch Menschen leben die rechtspopulistische Parolen verbreiten ... und wenn es in volksverhetzende Aussagen ausartet ist es einfach nur richtig Grenzen zu setzen.
@Thema:

Ich bin mit diesem Artikel nicht einverstanden. Eine Anleitung zum Mobbing, mehr nicht. Der Autor lässt offen was denn "rassistisch" ist. Der Artikel ist das, was der Artikel vermeintlich zu bekämpfen sucht - rassistisch. Hier wird das nicht "rechts" sein als Kategorisierung und kulturelles Beurteilungsmerkmal zur Abgrenzung herangezogen (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus). Und gleichzeitig wird klargestellt alles das, was nicht im Duktus und Sinne des Autors ist, sei eine "rechte" Meinung gegen die man mit aller Macht vorgehen müsse. Das ist eine Form des betreuten Denkens. Mit diesem Artikel unterstellt der Autor dem Leser er wisse nicht was richtig oder falsch sei. Es müsse dem Leser klargemacht werden mit welchen Methoden gegen unliebsame, vermeintlich "rechte" Meinungen vorgegangen werden muss. Eben diese Methoden bezeichnen und Geiseln andere Autoren als "pervers", "niederträchtig" und subsumieren den "Ausübenden" als "perverses Individuum" (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-France_Hirigoyen; Die Masken der Niedertracht. Seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann).
Das alles publiziert der Spiegel offen, unkritisiert. Sicher hat ein Artikel den Anspruch politisch zu sein. Nein. Das ist nicht politisch, sondern das ist eine Anleitung zum kollektiven Ausgrenzen: "Verbündete suchen" und "Vorgesetze einbeziehen" (vgl. https://www.spiegel.de/karriere/wie-sie-rechtspopulistische-phrasen-kontern-a-1285071.html).
Was aber nun ist "rechts"?
Die Philosophie sieht hier die Kriterien "Freiheit" und "Gleichheit" als Abgrenzungsmerkmale. So gilt eine rechte Politik als unfrei und ungleich, wobei die "Unfreiheit" und "Ungleichheit" als erstrebenswert erachtet wird. Diese spiegelt sich in einer gesellschaftlichen Hierarchie (tradiert o. aufgrund Erbfolge) infolge eines Wettbewerbes (survival of the fittest), dessen Regeln durchaus fair sein können, wider (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Rechte_(Politik)).
Als Fazit kann gelten, dass sich der Autor des Artikels gegen eine Ideologie stellt, die er als "rechts" empfindet. Ein Kampf gegen Meinungen wird ausgerufen. Als ob Meinungen zu bekämpfen wären, schon Marx stellte fest: "Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse" (vgl. Marx/Engels, Manifest der kommunistischen Partei, 1848. II. Proletarier und Kommunisten). Somit ist der ausgerufene Kampf "gegen" "Rechts" oder "gegen" den "Klimawandel" nur ein Klassenkampf - von oben nach unten.

Auch das nur eine Meinung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Ich mag schon die Begriffe:
Stärker sein, Oberhand haben wollen,Sieger in der Diskussion sein wollen.... nicht.
Letztlich geht es um Lösungswege für gesellschaftliche Probleme.
Und da kann man drüber streiten, weil es sicherlich nie eine einfache Patentlösung gibt.
Ich kann Sachlage schlicht anders sehen und auf andere Erfahrungen verweisen und nach persönlichen Erfahrungen fragen. Von platten Schlagworten nach persönliche Meinungen und Bewertungen fragen.
Genau dann bekommt eine Diskussion schon eine andere Richtung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Bekehren ist ja noch einmal etwas anderes als argumentativ die Oberhand zu haben. Und für mein Empfinden ist 'ich bin dagegen, aber ich sag jetzt nicht warum' (weil ich dem argumentativ nicht gewachsen bin)' alles andere als die Oberhand zu haben. Da ist stehen lassen, also wirklich stehen lassen, im Sinne von abwenden und sich etwas anderem zuwenden vielleicht die bessere Lösung.
Was nicht heißt, dass abwenden grundsätzlich bedeutet, dass man nicht argumemtieren könnte, es kann auch sein, dass man z.B. keine Lust mehr hat, aber in dem speziellen Fall, sehe ich darin eher die Lösung.

Was, wenn das Gegenüber dann erst recht ein paar Dinger raushaut? Er weiß ja dann auch, es kommt nur ein "ich bin dagegen", dann stehen noch sehr viel mehr Parolen im Raum oder aber der andere schafft es so sogar doch Unhöflichkeit zu provozieren, die höchste Form des Obsiegens, "siehste, die Linken ham ja eh keine Argumente, nur dagegen sein und rumpöbeln und beleidigen".
Ich sag ja nicht zwingend, dass stehen lassen die beste Lösung ist, aber ich glaube, besser als ohne Argumente "Nein!" zu sagen.

Allenfalls, aber da müsste man schon SEHR geschickt agieren, das würde ich mir bspw. nie zutrauen, wie z.B. von Ilse Bilse die an anderer Stelle geschilderte Vorgehensweise zum Umgang mit Holocaustleugnern.
Ein ganz gefestigtes "es gibt Dinge, über die brauchen wir nicht zu diskutieren, die stehen fest." Aber das würde ich nur für Diskussionen innerhalb von Diskussionen sehen, wie z.B. Menschen an der Grenze erschießen. Und schon sind wir bei den Details. Grenzen? Wie sichern? Überhaupt sichern? Obergrenzen?

Das sind so schmale Pfade ...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Ich bilde mir nicht ein, einen rechtspopulistischen Gesprächspartner "bekehren" zu können. Das gilt übrigens auch für links/radikal öko/vegan oder was auch immer populistisch.
Auf solche Wunder zu hoffen, ist glaube ich müßig.
Ich will nur deutlich machen, daß ich mit seiner politischen Haltung in keinem Fall übereinstimme.
Und bei den Mitläufern setzt ggf /vllt/evtl kurz ein kurzes Überdenken ein.
Nicht mehr und nicht weniger.
Graustufen....nicht schwarz /weiß ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Hm. Also ein, 'nein, linksgrünversifft ist aber doof und ich teile die politische Haltung halt nicht', empfinde ich aber umgekehrt auch als sehr schwache Argumentation und fühle mich dann selbst eher als "Sieger" der Auseindersetzung. Das wäre jetzt nicht das Gefühl, was ich erzeugen wollen würde in meinem recht(spopulistisch)en Gesprächsgegner.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Ich verstehe es eher so, auf Gespräche im Alltag reagieren zu können.
Kollegen,Bekannte, bei Festen oder Kaffeetafeln im großen Familienkreis usw.
Mir geht es um das Gefühl, daß ich eine Stellung beziehen möchte, wenn jemand rechtes Geschwätz von sich gibt.
Eben nicht nur den Kopf schütteln und schweigen.. ..und denjenigen so noch mehr geistige infektiösen Müll verbreiten zu lassen, der andere infiziert.
Ich persönlich bin politisch nicht differenziert genug informiert, um einem versierten Populisten argumentativ die Stirn bieten zu können. Das bilde ich mir nicht ein.
Aber ich bin sehr wohl in der Lage kund zu tun, daß mir die Haltung zu politischen Fragen missfällt und ich sie mehr als bedenklich empfinde.
Sprich.....ich teile diese Sichtweise nicht und ich verbitte mir, daß sie als allgemeingültig für alle vorausgesetzt wird. Denn für mich und andere Menschen in meinem Umfeld gilt sie nicht.

Damit ist schon viel erreicht.

Ein "Nein" zu einer Haltung muß nicht immer sachlich argumentativ begründet werden.
Ein "Nein, dies empfinde ich als falsch und abwertend und zu polarisierend gedacht..." ist nicht zu widerlegen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Dem würde ich zustimmen ;)
Es geht überraschenderweise darum, wie man die normalen Mitläufer erreicht. Und ich bezweifle, dass der Spiegel-Artikel hier eine große Hilfe ist, mal abgesehen von den erwähnten (richtigen) AllgemeinTipps wie sachlich, höflich bleiben, ernst nehmen, offene Fragen, höfliche Kritik etc., denn eher schwammige, inhaltliche Ausflüchte u. Beschönigungen nützen nicht wirklich gegen das Dauergetrommel rechter Überzeugungstäter, da diese zumeist nicht mit platten Lügen operieren, sondern eher Halbwahrheiten o. schwer auf Anhieb erkennbaren Tatsachenverdrehungen. Wo wahrscheinlich unverblümte, sachliche Reaktionen, die evt. auch mit dem Eingeständnis eigener Fehler o. dem Verweis auf die Komplexität demokratischer Prozesse und eigene Unsicherheiten verbunden sind, eine zielführendere Strategie wäre, statt auf vorgegebene Textbausteine zu vertrauen, die in sich schon wenig schlüssig wirken u. im Zweifelsfall eh nur bedingt passen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Dann behaupte ich mal, auf die Echtzeit versteift, dass offline wie online keinen Unterschied machen. Jegliche Methodik/Wirkungsweisen außer Acht gelassen. Dies bzgl. wollte ich also garnichts dazu sagen. Ich habe deinen vorigen Post nicht einordnen können weil er in seinen Aussagen mMn. recht lose liegt/lag.
Ich habe auf die seltsame Vorstellung reagiert, man könne unreflektierte Mitschwimmer von versierten Populisten trennen, da im Netz Indoktrination in Echtzeit läuft - keine Ahnung, was du dazu mitteilen wolltest.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Algorythmen sind ein Thema das ständig zum Tragen kommt. Was willst du jetzt damit belegen? Dass diese mehr oder weniger allgegenwärtig sind? Ja? Und dann weiter? Einen Mathe-Leistungskurs damit die Leute verstehen dass jegliche Daten die in das Internet geblasen ausgewertet werden?
Und niemand hat das Zeug täglich auf'm Handy o. kennt Seiten seiner Idole, denn Filterblasen o. Algorythmen gelten nicht für unreflektierte Mitschwimmer, da passen yt o. fb höllisch auf, also nochmal Glück gehabt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Vielleicht hat nicht jeder in seinem Umfeld Leute ohne gute Argumente. ;)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Korrekt ;)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Genau das versucht der Artikel nun für den Otto-Normal-Verbraucher, wie auch eingangs erklärt wird, zu vermitteln. Wo der Anfang gemacht werden kann. Eure Kritik ist sicherlich berechtigt. Nur kann man eben auch nicht davon ausgehen dass jeder Leser rhetorisch begabt ist, einen entsprechenden Deutsch- und/oder Rhetorik-Leistungskurs absolviert hat.

Danke, Polygon.
Ganz genauso habe auch ich den Ansatz verstanden.

Ich hätte den Thread evtl besser"Umgang mit rechtspopulistischen PHRASEN" nennen sollen, denn im Artikel geht es ja eben nicht um versierte , überzeugte Populisten, sondern eher die Mitschwimmer, die irgendwelche Vorurteile unreflektiert reproduzieren.
UND es geht um Menschen im direkten persönlichen Umfeld...also weder Meuthen noch Höcke oder Weidel.
>>Dieser Satz in dem Spiegel-Artikel: "Die Etats, aus denen hierzulande die Flüchtlingshilfe finanziert wird, werden keinesfalls aus den Töpfen für Obdachlose oder Arbeitslose abgezogen." ist doch komplette Verarsche. Natürlich wird das alles aus denselben Töpfen, unseren Steuergeldern, bezahlt.<<

Sowas meinte ich, und man könnte Absatz für Absatz durchgehen, um Bsp. zu finden, wo versierte Populisten problemlos einhaken könnten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Eliza Day, Heute, 00:03:
"...Das Klimaschutz-Thema zeigt doch gerade, dass Menschlichkeit doch mehr Kraft entwickeln kann, als man so vermutet."

Dein Wort in Gottes Ohr ;) Denn in diesem Aspekt bleiben kaum mehr andere Möglichkeiten die man spielen kann. Revisionisten und Kreationisten wissen sehr wohl wie die Skepsis/Ängste der entsprechenden Menschen in Verschwörungstheorien hinein gelenkt werden können. Und da kann man sich wahrlich den Mund fusselig reden. Genau das versucht der Artikel nun für den Otto-Normal-Verbraucher, wie auch eingangs erklärt wird, zu vermitteln. Wo der Anfang gemacht werden kann. Eure Kritik ist sicherlich berechtigt. Nur kann man eben auch nicht davon ausgehen dass jeder Leser rhetorisch begabt ist, einen entsprechenden Deutsch- und/oder Rhetorik-Leistungskurs absolviert hat.

In dem Sinne könnten hier ebenso weitere Vorschläge, entsprechende Websites/Artikel eingestellt werden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.09.2019
Ich finde ihn auch nicht so gelungen; er hat so den Touch á la "Wie rede ich mit dummen Leuten".

Punkt 1 finde ich wichtig: "Höflich bleiben", das sollte die Grundlage jeder Diskussion sein. Ist manchmal schwer, aber wer ausfallend wird oder sich selbst über sein Gegenüber erhebt, nimmt sich selbst die Chance verstanden zu werden.

Ansonsten fehlt mir der Punkt "Ernst nehmen" irgendwie. Es ist doch nicht so, dass jeder, der sich am rechten Rand bewegt völlig geistig neben sich steht. Natürlich hätte ich als Mensch mit geringem Ausbildungsstand Angst, vor der noch günstigeren Konkurrenz. Natürlich gibt es sowas wie Überfremdung, auch in deutschen Städten. Das Problem ist nur nicht "der Ausländer", der Mensch an sich sondern es sind Feindbilder und mangelnde Integration.

Ich war gestern durch Zufall auf einer türkischen Party und .... da war ich der einzige Allman. ;) Es gibt schon sowas wie eine Subkultur in der dann auch der Deutsche fremd ist. Aber selbst die schüchterne türkische Mutter mit Kopftuch reagierte positiv auf ein Lächeln und vielleicht wird sie den nächsten Allman von Anfang an freundlich anlächeln, der sich zu ihren Freunden verirrt und ihm mit weniger Skepsis gegenüber treten. So entsteht doch Verständnis: Durch wechseltseitig positive Erlebnisse miteinander.

Fragen wie: "Was stört dich wirklich? Was macht dir Angst? Wie denkst du denn, könnte man die Probleme lösen?" können helfen bei Rassismusproblemen.

Das Problem entsteht, wenn die Gesamtlage nicht als Herausforderung gesehen wird, die man lösen muß, sondern wenn einzelne Menschen - schlimmstenfalls die noch in absoluten Notlagen - zum Feindbild werden: Weil sie anders sind. Weil andere Angst haben, dass sie ihnen etwas wegnehmen.

Ansonsten vielleicht einfach nicht jeden, der Angst hat, für dumm halten. Dieser Satz in dem Spiegel-Artikel: "Die Etats, aus denen hierzulande die Flüchtlingshilfe finanziert wird, werden keinesfalls aus den Töpfen für Obdachlose oder Arbeitslose abgezogen." ist doch komplette Verarsche. Natürlich wird das alles aus denselben Töpfen, unseren Steuergeldern, bezahlt. Natürlich ist es sinnvoll, den Leuten zu erklären, warum man das Geld trotzdem ausgeben sollte: im Sinne der Menschlichkeit, weil unser Frieden kostbar ist etc..

Es mag Leute geben, die rechts und dumm sind. Aber die Quoten die die AFD aktuell im Osten hat, lassen sich nicht mit reinem Populismus erklären. Die sind Ausdruck davon, dass die Menschen in ihrer Angst nicht ernst genommen werden und wer das als reines Populismusproblem sieht, enthält seinen Mitmenschen den Respekt vor, den sie verdienen.

Einige der größten Entscheider der Geschichte und unseres Landes, gerade auch in der Wirtschaft, sind sehr rechts. Vielleicht fehlt da einfach noch die richtige Balance zwischen Offenheit, Menschlichkeit, aber auch dem Bewahren von dem was gut ist und der Fokus auf gemeinsame, weltweite Werte. Das Klimaschutz-Thema zeigt doch gerade, dass Menschlichkeit doch mehr Kraft entwickeln kann, als man so vermutet.
>>Der Artikel gefällt mir.<<

Echt? Ich finde ihn fragwürdig, wenig nützlich im Sinne der angestrebten argumentativen Rückenstärkung, stellenweise künstlich wirkend wie eine Einwandbehandlung für Versicherungsvertreter. Ich fürchte, rhetorisch versierte Rechtspopulisten vom Schlage Meuthen o. Kubitschek, die auch intellektuell was drauf haben, würden viele Passagen des Artikels mit Wonne auseinandernehmen, der wie ein Paradestück auf die Formel: 'Das Gegenteil von gut ist gut gemeint' wirkt. Problem des Ganzen scheint zu sein, dass der Artikel Sachlichkeit vorgibt, tatsächlich jedoch selbst oft im Stadium allgemeiner Phrasen und Behauptungen stecken bleibt, die real bestenfalls für eine moralische Argumentation taugen. Wenn allerdings in öffentlichen Debatten Moralisten der einen Seite auf Moralisten der Gegenseite treffen, entsteht weder Überzeugungswirkung auf Teilnehmer o. stille Mitleser, sondern allenfalls das -leider- altbekannte, unversöhnliche Gebelle in Medien/Foren als Illustration für die mittlerweile abgrundtiefen Gräben unseres gespaltenen Landes, ums blumig zu formulieren.

Sicher, der Artikel versucht, mit allgemeinen Tipps, wenn es etwa (richtigerweise) um sachlich bleiben, ernst nehmen, stellen offener Fragen, bzw. höfliche Kritik geht, der Gefahr moralischer Entrüstung vorzubeugen, doch sobald konkrete Argumentationshilfen kommen, entsteht eher der Eindruck von Schwammigkeit, Ausweichen oder rhetorischer Trickserei - was, psychologisch gesehen, verheerend wirkt, denn die 'gute Sache' sollte an sich problemlos mit treffender, d.h. unumstößlicher Argumentation punkten können.

Persönlich fehlt mir leider ebenfalls die Patentlösung für gelungene Argumentation mit Populisten und Extremisten, sicher auch der Komplexität geschuldet, beobachte allerdings Fehlentwicklungen, die eher die hiesige Spaltung zu verschärfen scheinen, statt zu konkreten Problemlösungen beizutragen, etwa wenn es um offenbar schwindende Fähigkeit bzw. Bereitschaft geht, zwischen verunglückten/ungeschickten Äußerungen einerseits und bewusster, ideologischer Hetze andererseits zu unterscheiden, oder betreffend die fehlende Differenzierungsbereitschaft zwischen rechtskonservativ/rechtspopulistisch/rechtsradikal/rechtsextrem die dann z.B. zu inflationären - und im Ergebnis diskursausschließenden - Nazivorwürfen führt.

Wobei ich durchaus das 'Klare Kante zeigen' und eindeutige Abgrenzung befürworte, wenn es um Menschenverachtung, Volksverhetzung, Geschichtsrevisionismus udgl. geht, nur sollte die Argumentation inhaltlich Hand u. Fuß haben, sprich: man sollte wissen, wovon die Rede ist (auch gegnerische Motivlage u. Argumentation kennen), damit schiefe Vergleiche u. zugespitzte Unterstellungen vermieden werden. Und 'klare Kante' sollte ebenso nicht verwechselt werden mit 'Auf derselben Ebene (nur entgegengesetztem Vorzeichen) zurückzubellen', denn damit würden Rechtspopulisten - die rein von der Lautstärke schwerlich schlagbar sind - nur aufgewertet und der Eindruck eigener 'dünner' inhaltlicher Argumente verstärkt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.09.2019
Der Artikel gefällt mir.
Ja. Es ist schwer sachlich zu bleiben.
Da hilft oft nur 3x tief durchatmen, seufz.
Generell kommen diese polemischen Phrasendrescher leider immer wieder damit durch, ihr Gegenüber platt zu reden ohne wirklich zu diskutieren. Und dann fühlen sie sich im Recht.
Das gilt allerdings auch für alle möglichen "Gesinnungen". Egal ob sie politisch, religiös oder gesellschaftskritisch unterwegs sind.

Nicht leicht durch zuhalten, die Tipps. Aber gut sind sie ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
27.09.2019
@chunkybutfunky
Ach watt... geh mich wech mit "Retter"allüren ;-)

Aber es nervt mich kolossal, wenn ich mit Schnappatmung vor sonnem Spacken stehe...😒
Die "ich-frage-mal-ganz-naiv-nach"-Strategie hat zum Beispiel in solch einer Situation schon mal gewirkt ;-)
Ich finde auch, dass der Artikel ganz gute Denk-und Handlungsanstöße liefert.
Nicht immer wirksam...aber ab und zu eben doch.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
27.09.2019
Mich hat ein norwegischer Kollege anfangs mit *Heil Hinkel* und dem dazu passenden Armschwenker begrüßt, erst nachdem ich ihm sagte, das ich ihn wegen Mobbing belangen würde, ließ er es, anders wäre ich ihm nicht beigekommen.

Ich ignoriere ihn seitdem.

Es gibt hier verdammt viele Deppen mit einer gewissen Gesinnung.
Manchmal hilft diskutieren einfach nicht weiter, frei nach dem Motto: "Du kannst sie nicht alle retten."

Ansonsten greift in diesem Fall das altbekannte Zitat (und ja, ich weiß, das ist alt, und nein, ich weiß nicht, von wem es stammt): «

Mit ....... Menschen zu streiten, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen.
Egal, wie gut du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen.

Bei den Punkten kann man einsetzen, was grade passt: doof, beratungsresistent, radikal, populistisch etc.

@Ilse Bilse: Den Spiegel Artikel fand ich gut. Da sind ein paar Strategien dabei, die man sich merken sollte. Leider helfen die aber nicht bei Leuten der oben beschriebenen Kategorie.