Staatlich alimentierte Indolenz
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Erstellt von einem Mann oder einer Frau
20.12.2017
@hopeful Der HartzIV Empfänger trägt mehr bei. Ein HartzIV Empfänger bekommt mit allen Sach- und Sonderleistungen etwa 1000€ pro Monat. Nimmt man an, dass er mehrheitlich 16 Prozent Mehrwertsteuer zahlt, entrichtet er knapp 2000€ an Steuern jedes Jahr. Er entrichtet also mehr Steuern als du, auch wenn das Geld aus Transferleistungen stammt.
@Tuchafka Du braucht gar keine umfangreiche Unterlagen von mir anfordern, beantworte mir folgende einfache Frage: Wer trägt finanziell mehr zum funktionierenden Staatswesen in Deutschland bei? Der H4-Empfänger, der im Jahr vielleicht 10000 € staatliche Hilfe erhält, oder der, in diesem Fall, Italienische Unternehmer, der sich jedes Jahr für ein paar Wochen in Deutschland aufhält und der während seines Aufenhalts vielleicht 5000 € ausgibt, in welchen geschätzte 1000 € Steuern enthalten sind? Alle von Dir genannten staatlichen Leitungen stehen übrigens nicht exklusiv einem bestimmten Personenkreis zur Verfügung, sondern allen in Deutschland lebenden. Mit dem kleinen Unterschied, das es eben Personen gibt, die mit ihren Steuerzahlungen einen Beitrag dazu leisten, andere jedoch nicht bzw. resultieren die entrichteten Steuern aus staatlichen Transferleistungen...
Tja wie meine Omi schon sagte" Vom arbeiten alleine ist noch keiner reich geworden".
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.12.2017
@Tuchafka außerdem irritiert mich, dass man als Unternehmer im Grunde stolz zugibt seine Arbeitnehmer für harte Arbeit schlecht zu entlohnen. Und sich offensichtlich einen Lohnabstand wünscht, indem ALG2-Bezieher einfach viel weniger bekommen. Das geht aber nicht, weil ALG2 das Existenzminimum ist. Abstand muss daher mit mehr LOHN zustande kommen. Da werden dann in aller Regel die Stimmen etwas leiser.
Tatsache ist doch auch, dass gerade bei den Mistjobs, an denen keiner auch nur einen Funken Freude hat (im Gegensatz zu manch anderer Berufstätigkeit), nicht nur miese Bezahlung, sondern auch andere schlechte Arbeitsbedingungen (wie Arbeitszeiten, weniger Urlaub, usw.) vorliegen.
Reden wir deshalb doch auch ein bisschen darüber wie schlecht wirtschaftende oder zu sehr aufs eigene Einkommen bedachte Unternehmen vom Staat (mit-)alimentiert werden, da ihre schlecht bezahlten Mitarbeiter ergänzende Sozialleistungen beantragen müssen oder weil diese eben zig geringfügig Beschäftigte anstellen (die natürlich ebenso anderweitig Unterstützung benötigen) oder Scheinselbstständige für sich arbeiten lassen oder den Sinn von 1€ Jobs (die eigentlich GEMEINNÜTZIG und ZUSÄTZLICH sein müssten) unterlaufen usw.
Interessant, was der Indikator für Arbeit ist. Die Uhrzeit!
Ich gehe manchmal abends um 20 Uhr ausser Haus und komme morgens heim.
Nein, ich arbeite nicht im Puff und ich gehe auch nicht feiern.
Dadurch passiert es, dass ich manchmal nachmittags um 16 Uhr schlafe.
Öfter treibe ich mich auch tagsüber in der Innenstadt rum und frage mich, warum die Stadt wochentags so voll ist. Ist das alles arbeitsscheues Gesindel, das sich auf meine Kosten amüsiert und mir dann auch noch im Weg umgeht?
Wenn ich Ende des Monats meine Gehaltsabrechnung sehe, dann freue ich mich, dass da ein relativ hoher Betrag drauf steht, aber von dem ich mehr als die Hälfte abgeben muss. Alleine der Posten Lohnsteuer ist so hoch, dass ich jeden Monat so einen Langschläfer durchfüttere.
Da habe ich ja fast schon ein schlechtes Gewissen, dass ich dieses Jahr nach vielen, vielen Jahren an Weihnachten nicht arbeiten gehe. Hoffentlich sehen das meine Nachbarn auch, nicht dass die denken, dass ich dieses Jahr tatsächlich auf ihre Kosten ausruhe.

Wer Ironie findet.......
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.12.2017
Auch wenn jemand "keinen Bock" hat ist es volkswirtschaftlich sinnvoll zu "alimentieren". Ob jemand Bock hat ist kein Wirtschaftsfaktor. Gruppen von Bürgern ohne Geld und Zugang zu Waren und Dienstleistungen sind ein Wirtschaftsfaktor. Ein Staatshaushalt ist eben nicht die Haushaltskasse der schwäbischen Hausfrau. Wir regeln in der Gesellschaft die Verteilung von Waren und Dienstleisungen ueber Arbeit. Das wird sich eh ändern müssen denn Arbeit wird weniger. Denn das die Bots kommen merken nun auch so langsam die gut ausgebildeten. In der Buchhaltung zB werden ca. 75% der VZE wegfallen und durch Bots ersetzt. Der Mensch ist dann nur noch fuer Ausnahmefaelle erfoderlich. Und das ist kein fernes Zukunftsgeraune. Der Konzern bei dem ich beschäftigt bin fängt damit 2018 leise an.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.12.2017
@hopeful traveller

"Mich intressiert es sehr wohl, wenn ich mit meiner Hände Arbeit andere Leute alimentiere, die einfach keinen Bock haben was zu tun."

Nicht nur mit Blick auf dein Profil eine interessante Sichtweise, denn als Unternehmer zahlst du allenfalls anteilig für deine Angestellten Sozialversicherungsbeiträge, nicht jedoch für dich selbst, was ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, denn die Hauptlast für verschiedene Leistungen tragen die gesetzlich versicherten Arbeitnehmer. Und als jemand, der in Italien wohnt, dürftest du deine Steuern zudem nicht in Deutschland verrichten, womit du auch nicht an den steuerfinanzierten Zuschüssen beteiligt bist, die der Bund an die Agentur für Arbeit zahlt.

Solltest du hingegen studiert haben, Kinder in den Kindergarten, zur Schule oder zur Uni schicken, Kultur konsumieren, den ÖPV oder mit deinem Auto Straßen benutzen, möchte ich gern Nachweise darüber, dass deine Kinder gute Leistungen erbringen, aus denen hervorgeht, dass du sie im Sinne der zahlenden Allgemeinheit förderst und forderst, Belege über deine eigenen schulischen Leistungen (einschließlich wiederholter Schuljahre), einige Inhaltsangaben und Analysen, die belegen, dass du konsumierte Theaterstücke verstanden hast und sie nicht staatlich subventioniert völlig unverstanden an dir vorbeigeflossen sind und als Fußgänger möchte ich natürlich auch belegt haben, dass du die von mir mitfinanzierten Straßen verantwortungsvoll nutzt und nicht etwa als Falschparker oder Unfallverursacher von der Allgemeinheit bezahlte Polizeieinsätze verursachst.
Wichtiger noch: Bitte reiche hier unverzüglich deine Steuererklärungen ein, die belegen, dass du als Unternehmer und Privatperson deine Steuern pünktlich wie ehrlich bezahlst und bitte auch alle Belege über Spesen, Geschäftsessen und Dienstreisen beifügen, damit du nicht etwa deine Liebschaften auf unser aller Kosten besuchst oder ausführst.

Denn als Steuerzahler werde ich doch wohl das Recht haben, das von dir zu erfahren und natürlich dadurch, dass ich dich hier öffentlich bei rubensfan frage, wo ich garantiert ehrliche Antworten von dir bekomme. Wo kämen wir denn hin, wenn ich mich von seriösen Medien oder Fachliteratur über solche Fragen informieren lassen müsste?
Also los: ANTWORTE MIR! JETZT! OHNE AUSFLÜCHTE!

Oder als Frage formuliert: Merkst du eigentlich nichts mehr oder hoffst du, durch solche Beiträge viele Profilbesuche von netten Damen zu bekommen, die anhand deines Beitrags sogleich erkennen, dass du voll der Macher bist?

In jedem Fall ist zu hoffen, dass du einen guten Steuerberater hast, denn aus deinem Beitrag geht hervor, dass du davon nicht die geringste Ahnung hast, was bei einem Unternehmer dann doch erstaunt.
Mich wundern doch Aussagen, daß es andere nicht angeht, warum Menschen H4 beziehen. Mich intressiert es sehr wohl, wenn ich mit meiner Hände Arbeit andere Leute alimentiere, die einfach keinen Bock haben was zu tun. Auch mir ist klar, daß das nicht auf alle H4-ler zutrifft, was mich aber immer wieder verwundert, sind die Aussagen bezüglich nicht vorhandener Jobangebote. Es trifft wohl eher zu, daß viele Angebote nicht den Geschmack treffen. Ich bin nun seit gut 25 Jahren in der Gastronomie tätig und ich kann mich an keinen Zeitraum erinnern, in dem es keinen Mangel an Kräften (sowohl gelernt, als auch ungelernt) gab. Aber klar, da ist die Arbeit am Abend, am Wochenende, es geht manchmal etwas rauher zu und man muß auch wirklich was tun für sein (geringes) Entgeld. Was ich oft gesehen habe, sind Leute, die mit dem Zettel vom Arbeitsamt kamen - "Ich brauche Stempel für Arbeitsamt" hieß es dann. Jeder der Steuern zahlt, finanziert so etwas mit und ganz ehrlich, solange es relativ einfach möglich ist, sich in die soziale Hängematte zu legen, wird sich das auch nicht ändern und mancher Geringverdiener wird sich überlegen da doch auch noch mitzumachen. Es ist doch nicht zielführend, als Geringverdiener in vielen Fällen vielleicht zweihundert € mehr zu haben wie ein Hartzer, dafür aber jeden Tag aufstehen müssen, die mit der Arbeit verbundenen Kosten tragen zu müssen und dann mit den Steuern Leute mitfinanzieren, die einfach keinen Bock haben. Wäre ich in der Situation eines Geringvedieners, würde ich das Geld vom Amt nehmen und nebenbei (Zeit hätte ich dann ja) was in cash verdienen. Sei es durch eigene Arbeit oder meinetwegen auf dem Flohmarkt oder wie auch immer. Auch mit nur 50 Stunden Arbeit im Monat würde ich besser stehen, wie ein Geringverdiener, hätte mehr Freizeit und bräuchte mir keinen Kopf zu machen....
Ganz klar, ich rede hier nicht von Kranken, Alten oder anderen Leuten, die aus welchen, nachvollziehbaren, Gründen keiner Arbeit nachgehen können.
18.12.2017
Ich geh arbeiten, weil ich Geld brauch. Mir würde Hartz 4 nicht reichen.

Ich könnt mir gut auch ein Leben ohne Arbeiten vorstellen. Ich bin 50 und arbeite gefühlt schon 100 Jahre. Dabei war ich zwischenrein auch mal arbeitslos. Ich langweile mich daheim nicht eine Sekunde und wenn ich es mir leisten könnte, würde ich aufhören zu arbeiten.

Mein Job ist ok. Aber ich könnt auch gut ohne den morgendlichen Stau, die Meetings und den Stress auf Arbeit überhaupt auskommen.

Aber was solls... ich will 2 mal im Jahr Urlaub. Wir wollen und brauchen 2 Autos. Ich will mir auch mal was leisten können. Wir gehen gern essen... und wir wollen ne ordentliche Wohnung.

Von daher wird auch mmorgen mein Wecker wieder 5.20 Uhr klingeln und ich werd mich auf die Autobahn in den Stau werfen.

Und ja...manchmal denk ich auch, dass es der Staat so einigen Faulpelzen zu leicht macht. Andererseits glaub ich, wird es immer einen kleinen Prozentsatz an Menschen geben, die nicht in geregelte Arbeit zu bringen sind. Einfach weil sie nicht arbeiten wollen. Und letztendlich wird jemand der ums Verrecken nicht will, auch keinen Job langfristig machen und immer wieder ins soziale Netz fallen.

Allerdings bin ich auf diese Menschen nicht wirklich sauer. Sie finden sich mit einem extrem einfachen und anspruchslosen Leben ab. Meist reichen ihnen ihre eigenen 4 Wände. Klitzekleiner Wohlstand in Form von Fernseher, viellicht noch ein PC und ein Handy. Das wars doch meist. Soziales Leben findet in der Regel nur innerhalb der Familie statt. Viele leben dann vom Kindergeld. Hört man ja immer wieder.
Die Kinder hingegen kommen häufig zu kurz. Kein Geld für Nachhilfe, kein Geld für großartige Hobbys.
Ein Teufelskreis, der richtig bitter ist. Für ein warmes Essen sorgen dann häufig soziale Einrichtungen wie die Arche.

Solange es nur der Spielplatz ist, sind die Kinder meist zufrieden. Aber wenn erst die Schule losgeht, ist die Party vorbei. Dann wachsen die Ansprüche der Kinder, die nicht mehr erfüllt werden können.

Meins wäre das nicht. Paar Ansprüche ans Leben hab ich durchaus noch.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Hmm... ich gehe arbeiten, weil ich gerne gefordert werde und ich dadurch Geld verdiene und mir andere Freiheiten ermögliche.

Ich bin aber weit davon entfernt zu denken "Ich habe Arbeit, also bin ich wer". Es gibt auch viele Arbeitsverhältnisse, die einfach nur auf dem Grundsatz "Verkaufe deine Lebenszeit an mich, damit du überleben kannst" basieren. Da geht man im Dunkeln zur Arbeit und kommt abends erschöpft im Dunkeln wieder und hat sonst wenig vom Leben.

So etwas war jahrzehntelang in Deutschland "normal": Da war man ein "guter Mensch" wenn man so gelebt hat. Ganz ehrlich: Ich habe massive Zweifel daran, ob das für den Einzelnen immer so "gut" und ob das ein schönes Leben war. Schön 6 Tage arbeiten und am Sonntag ja noch um 10 in der Kirche sitzen, damit nicht der Müßigang einsetzt und man zum Nachdenken kommt...

Ich bin sehr, sehr froh wenn ich mal ausschlafen und die Rolladen unten lassen kann. Ich genieße die Zeit, wenn meine Gedanken Flügel bekommen, ich träumen und "indolent" sein darf. Wenn ich einen Infekt kommen spüre und mich einfach mal 18 Stunden lang schlafend ins Bett legen kann, dann nimmt mir das viel auch körperlichen Stress. Aber dann gibt es auch wieder Tage an denen arbeite ich freiwillig 18 Stunden oder nehme einen Stresslevel auf mich, der hart grenzwertig ist, weil ein Ziel zu erreichen ist. Ich mache das, weil mich viele Themen schnell langweilen und weil ich die herausfordernden, interessanten Themen bearbeiten will. Die, von denen man sich nicht sicher ist, ob sie lösbar sind. Die vielleicht nicht jeder lösen kann.

Arbeit kann auch viel Spaß machen. Auch viel zu arbeiten kann sehr viel Spaß machen. Arbeit zwingt einen an sich zu arbeiten, sich zu organisieren, besser zu werden. Ich glaube, Menschen ohne Aufgabe fehlt auch was in ihrem Leben. Wenn ein Tag wie der andere ist, schleicht sich schnell ein grauer Schleier der Sinnlosigkeit ein.

Ich bin ein großer Fan der Work-Life-Balance und habe ein großes Maß an Verachtung für neidische Blockwart-Nachbarn, die sich nicht um ihren eigenen Kram scheren.

In 20-30 Jahren werden 70% der Bevölkerung durch die Automatisierung, Digitalisierung, künstliche Intelligenz etc. im "Arbeitsleben" eh nicht mehr gebraucht werden. Wir werden eine völlig andere Gesellschaft erleben, in der man sich viel mehr über soziale Interaktion oder "Dienstleistungen gegenüber Menschen" definiert als heute darüber, dass man fleißig seine 10h zu irgendeiner Arbeit geht. Ich gehe davon aus, das z.B. Kindergärtner, Lehr- oder Pflegekräfte in der Gesellschaft der Zukunft deutlich wertigere Berufe sein werden, als sie das heute sind.

Wir tun alle gut dran an uns zu arbeiten, die eigene Borniertheit zu überwinden und vielleicht eher mal zu fragen, wie wir diese Gesellschaft besser machen und weiterentwickeln können, als uns einfach nur mit den Nachbarn zu vergleichen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Zurück zur Kernfrage dieses Beitrags: Warum geht ihr arbeiten?

Eine Fragestellung, die durch folgende Worte ergänzt wurde:

Es ist dunkel und kalt draussen. Aber es nutzt nichts ... ich muss aufstehen und zur Arbeit. Meistens fällt es mir nicht schwer, aber bei Kälte und Schneeregen wäre ich lieber im Bett geblieben.
So wie meine Nachbarn. Diese werden so gegen 8.30 h mal den Rolladen hochziehen, hinausschauen und dann noch ein Stündchen weiterdösen.
Wenn ich so um 16 h von der Arbeit komme, dann ist deren Mittagsschlaf meistens beendet. Auch wenn ich so strukturlos nicht leben möchte ... manchmal beneide ich sie.
Ich wohne seit 7 Jahren in diesem Haus und die beiden waren noch keinen Tag davon arbeiten. Anscheinend lohnt es sich nicht, da sie und ihre beiden Schulkinder auch so ganz gut über die Runden kommen.
Warum geht ihr arbeiten?

Das ist eine riesige Gemengelage, die fast alles umschließt.
Aber, was hat die Verfasserin bewogen, die Überschrift mit "Staatlich alimentierter Indolenz"zu verfassen?

Bei "staatlich alimentiert" denke ich unweigerlich an das Beamtentum sowie an "Des Kaisers Rock sitzt eng, aber, er hält warm".

Bei der erklärenden Erläuterung der TE zur Eingangsfrage: "Warum geht ihr arbeiten" würde ich eine persönliche Wohnumfeldverbesserung vorschlagen.
Weshalb wohnst Du dort, wo Du wohnst?
Erwäge doch einen Umzug aus diesem nicht arbeitenden Kiez.
Alternativ: Hobokenweg in Kampen auf Sylt? Oder Hong Kong, London, Singapur bzw. Paris.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Ein ehemaliger Nachbar, damals Mitte 20, ging offensichtlich nicht täglich zur gleichen Zeit aus dem Haus. Es wurden sich die Mäuler zerrissen, was er doch für ein Sozialschmarotzer sei.
Irgendwann kam ich mit ihm ins Gespräch, als er seinen Hund ausführte.
Seine Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, als er gerade 18 war. Seitdem kümmerte er sich tagsüber viel um seine schwerbehinderte Schwester, die in einem Heim lebte. Er konnte von dem Erbe leben, da seine Ansprüche eher gering waren, nur der Heimplatz seiner Schwester war recht teuer.
Seine Eltern hatten ihm mehrere Häuser vermacht und er kümmerte sich um die Vermietung und Instandhaltung, sowie um seine Schwester. Er hätte auch irgendwo arbeiten können, dann hätte er alles andere in fremde Hände geben und dafür bezahlen müssen. Das wollte er aber nicht.
So weit kann die Wahrheit vom äußeren Schein abweichen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Eben, das kommt noch dazu. Man kann auch mit Mitte 30 schon in Erwerbminderungsrente sein. Und das hat dann vielleicht auch Gründe, die man nicht auf den ersten Blick oder durch verschlossene Jalousien erkennt.
"Ich verurteile niemanden, der aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung arbeitsunfähig ist.
Es ist mir eher suspekt, dass Menschen, welche gesund und jung genug sind (hier Mitte 30) wenig bis gar nichts tun, um ihre Abhängigkeit vom Staat zu beenden. "


Von außen sieht man nicht, was die Gründe für den Sozialhilfebezug sind und sie gehen auch niemanden was an.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Ich arbeite gern und liebe meinen Beruf sehr. Würde ich im Lotto gewinnen würde ich weiter arbeiten, nur eben nicht mehr so viel und ich würde mir einen persönlichen Assistenten (oder Assistentin) engagieren die oder der mir Steuer, Papierkram und sonstige unangenehmen Dinge meines Jobs abnimmt und nur noch den Teil machen der mir Spaß macht.

Warum ich gern arbeite? Weil ich meine Kreativität voll ausleben kann, das aber in einem Rahmen der mir zeitliche Limits setzt (sonst würde niemals etwas fertig werden) und mich mit anderen Menschen zusammen bringt.

Alle in meinem Haus arbeiten von zu Hause aus (Fotograf, Autoren). Zum Glück muss ich also nicht fürchten, dass mein Leben von missgünstigen Nachbarn protokolliert wird. Ich bin sehr, sehr dankbar dass ich so arbeiten kann und diese Nische für mich gefunden habe. Und ich bin sehr für einen sozialen Staat mit Solidarität.
Es ist mir bewusst dass einige, wenige dieses System ausnutzen, die meisten aber nicht. Wenn man das mit den extremen Steuergeldverschwendungen in anderen Bereichen vergleicht ist das sowieso zu vernachlässigen. Ich bin für einen wesentlich höheren Hartz 4 Satz, dass Menschen auf sowas wie die Tafel angewiesen sind, geht in einem so reichen Land wie diesem eigentlich nicht.
Heieiei, das ist ja mal wieder ein Thema...
Also, ich gehe arbeiten, weil ich es kann und das Glück habe, eine entsprechende Arbeitsstelle zu haben. Mir macht meine Arbeit (meistens) Spaß und sie ermöglicht mir, so zu leben, wie es mir gefällt.

Ich habe Kontakt zu diversen Alg.II- und Grundsicherungsempfängern, rein beruflich. Meine Erfahrung ist nicht, dass die Leute wie die Made im Speck leben, sondern dass jeder Cent umgedreht werden muss. Klamotten werden überwiegend bei Oxfam und im Sozialkaufhaus gekauft, Möbel und Elektroartikel nur gebraucht, Urlaub gibt es nicht bzw. höchstens alle paar Jahre, wenn wir Mitarbeiter einen Zuschuss bei einer Stiftung beantragen etc. pp.
Die Art und Weise, wie mit den Leuten auf Ämtern häufig umgegangen wird, ist unterste Schublade und für die Empfänger teilweise sehr beschämend.

Privat habe ich auch Kontakt zu "solchen Leuten": mein Freund ist Hartz-IV-Empfänger. Als wir uns kennenlernten, hat er noch gearbeitet, vor drei Jahren ist er schwer erkrankt, irgendwann waren die Rücklagen aufgebraucht und schon ist man in Hartz IV. Geht ganz schnell und kann jeden treffen, vielleicht ja auch mal den ungekrönten Adel?
Deswegen ist er noch der gleiche Mensch wie vorher und es ist mir völlig wurscht, ob er selber Geld verdient oder eben so wie jetzt am Existenzminimum lebt.

Wenn ich frei habe, schlumpe ich auch gerne rum, dann bleibe ich elend lange auf, schlafe bis mittags, ich finde das herrlich. Und wenn mein Freund das so macht, stört mich das nicht im Geringsten. Ist doch Scheixxe genug, dass er in so eine Situation geraten ist, warum soll er dann nicht schön ausschlafen? Ich würde es nicht anders machen!

Sicher gibt es auch Leute, die aus Bequemlichkeit nicht arbeiten gehen, obwohl sie es könnten, die die arbeitende Bevölkerung als dumm beschimpft. Aber Negativbeispiele gibt es in jeder Gruppe und ich finde es ziemlich kurz gedacht, eine komplette Gruppe über einen Kamm zu scheren. Das wäre ja, als würde man sagen, der Adel sei grundsätzlich blasiert und hohl ;o)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Sind wir doch mal ehrlich.
Es gibt solche und solche.
Die einen wollen nicht, haben keinen Bock (die lerne ich im Job auch häufiger kennen).
Und andere würden gerne arbeiten, können aber nicht.....aus den unterschiedlichsten Gründen.
Sind halt (mal wieder) nicht nur zwei "Schubladen", sondern doch ein paar mehr.
Ich fände es sinniger, differenzierter hin zu schauen.


Ich gehe arbeiten, weil ich muß....weil mir Hartz 4 nicht "reicht" und mir mein Leben dann zu wenig Lebensqualität hat.
Mal arbeite ich gerne, mal kotzen mich mein Job an. Wechselt immer mal wieder.

Wenn ich im Lotto gewinnen würde, ginge ich nicht mehr arbeiten. Ich "muß" für meinen "Sinn" und Struktur im Leben nicht arbeiten.... kann ich auch gut ohne.
"Brauchen" tue ich "arbeiten gehen" nicht (mehr).
Aber das Geld brauche ich. Ich mag mich nicht "reduzieren" im Lebensstandard.
Und ich hoffe, ich komme nicht in eine Notlage, in der ich unfreiwillig dann Hartz 4 benötige.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
@Ungekrönte Königin ^^

"Ich werde künftig versuchen, so zu schreiben, dass mich auch die (geistig) minderbemittelten verstehen."

Keine Sorge, das ist gar nicht nötig. Du bewegst dich mit deinen Beiträgen schon auf dem BILD-Niveau, das bekanntlich darauf abzielt, Emotionen und nicht den Intellekt anzusprechen. Und da kann quasi jeder irgendwie mitreden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Ich habe durch Scheidung und Rückkehr nach Deutschland, mit nichts außer 2 Koffern, 8 Jahre Sozialhilfe, später Hartz-IV und Hartz-IV-Aufstockung hinter mir.

In dieser Zeit absolvierte ich eine Umschulung zur Bürokauffrau, erfolgreich abgeschlossen und war danach insgesamt 5 Monate arbeitslos, bis ich meine jetzige Vollzeitstelle hatte.

Davor arbeitete ich auf 400-Euro-Basis (ungewollt, aber besser als nichts) und ging direkt von diesem Job in das jetzige Angestelltenverhältnis.

Ganz ehrlich: MAL ist es schon angenehm, ein bißchen gammeln zu können. Schlafen so lange wie man möchte, TV gucken bis diese dämlichen Dauerwerbesendungen kommen usw usw usw. Aber nach einer Weile wird das langweilig. Man fängt regelrecht an abzustumpfen und ich war irgendwann selber über mich entsetzt als ich doch tatsächlich eine dieser "Reality"-Soaps-Trash-TV-Sendungen anschaute, nur um irgendwas zu glotzen. Der geistige Input fehlte einfach.

Auch war das Leben allein von Sozialhilfe und Hartz-IV KEIN ZUCKERSCHLECKEN! Warum? Rein finanziell fehlte es an Allem. Die Monate in denen es bei mir Nudeln mit einem Löffel Ketchup pro Teller drüber gab, kann ich gar nicht mehr an beiden Händen abzählen.

Dann jedes Mal beten dass die Großgeräte (gebraucht gekauft oder geschenkt bekommen von Freunden oder Verwandten) nicht kaputt gehen, denn vom Regelsatz genug anzusparen, um so ein Gerät (auch gebraucht) zu ersetzen, war schlicht unmöglich.

Oder dass die Winterstiefel noch ein, zwei Jahre halten denn in der Kleiderkammer gab es nicht immer was in meiner Größe und selbst vom Schuhhändler mit dem großen "D" konnte ich mir die relativ günstigen Preise nicht immer leisten.

Selbst Arztbesuche musste ich mir zu der Zeit der 10-Euro-Praxisgebühr oft verkneifen, weil das Geld dazu einfach fehlte.

Ein Sozialleben hatte ich auch so gut wie gar keins, denn spätestens am 15. war kein Geld mehr übrig für Ins-Café gehen, auf Veranstaltungen gehen, Kino sowieso nie und schon gar nicht für Disko o. Ä.

Zur Tafel ging ich nicht, denn ich hatte da immer das Gefühl ich nehme den "wirklich Bedürftigen", also z. B. Alleinerziehende, Familien mit Kindern oder Rentner, was weg.

Für mich war es NIE eine Option, dauerhaft von "der Stütze" zu leben!

Zum Glück änderte sich das auch 2009, als ich ENLDICH eine Vollzeitstelle fand und bin bis heute unbefristet dabei :-)

Aber durch diese harten Zeiten habe ich gelernt zu sparen und durch die Trennung vom letzten Ex fiel es mir nicht so schwer, wieder in den Sparmodus zu gehen. Dennoch will ich NIE WIEDER auf Hartz-IV angwiesen sein! Nicht mal für einen Monat! Ich BETE, dass es nie mehr so weit kommt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Nun ... da ich so freundlich gebeten wurde, zu diametralen Meinungen Stellung zu beziehen, werde ich mich ein letztes Mal von meinem Thron erheben und zur Menge sprechen:
Wem der Schuh passt, der möge ihn sich bitte anziehen!
Ich verurteile niemanden, der aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung arbeitsunfähig ist.
Es ist mir eher suspekt, dass Menschen, welche gesund und jung genug sind (hier Mitte 30) wenig bis gar nichts tun, um ihre Abhängigkeit vom Staat zu beenden.
Mir ist klar, dass es nicht populär ist, einen solchen Standpunkt konsequent zu vertreten.
Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei.
Im Übrigen war die Frage, was euch veranlasst, arbeiten zu gehen.

P.S. Ich werde künftig versuchen, so zu schreiben, dass mich auch die (geistig) minderbemittelten verstehen.
Schönen Abend und eine besinnliche Adventszeit.
Three Lions
das kann ich dir sagen, mein Gewicht hat denen nicht gepasst. Von wegen nicht schnell genug.
Mein Arbeitgeber hier und die Patienten haben sich nicht beschwert.
Wo wir dann wieder bei den Vorurteilen wären.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.12.2017
Die Artemis, ist doch schnurz was die TE will, was wir aus dem Thema machen zählt.