"und da überhaupt jemals wieder rauszukommen, ist wohl nicht so einfach, wie man sich das oft vorstellt. Die Hürden sind sehr, sehr hoch."
Geht so. Nach 10 Jahren dreht sich das Spielchen nämlich um. Bis zu 10 Jahren müßte der Verwahrte beweisen warum er geläutert ist. Ab dem 10ten Jahr muß die Behörde beweisen, daß er immer noch gefährlich ist, sonst kommt er frei. Auch gilt ab dem 10ten Jahr einer kürzere Begutachtungszeit. Nähert man sich den 10 Jahren, dann gibt es auch immer mal wieder Urlaub zwecks Wiedereingliederung.
Bei den Therapien kann man wohl sagen, daß intelligente Menschen gut darauf ansprechen. Menschen mit einem niedrigen IQ dagegen nicht. Leider läßt sich diese Erkenntnis nur schlecht in eine Richtlinie überführen und so können Gutachter sehenden Auges ausgetrickst werden.

@ Teja

Vielen Dank für Deine Ausführungen. Sehr interessant! 👍

@Herz1967
Die Forensiken sind ziemlich genormt, da die Gesetzeslage gleich ist.
Ggf je nach Bundesland gibt es kleinere Unterschiede.
Die Kosten sind schon immens. Die gesetzlichen Auflagen zur Betreuung und Sicherung sind hoch. Sehr viel Bürokratie und Fachpersonal.... Es wird sehr sehr viel dokumentiert, auch sehr genormt.

@Rudi
Die Rückfallquote ist daher so "hoch", weil es um einen "Trieb" geht. Sexualität ist halt doch sehr "triebgesteuert" und es gibt im Alltag zahlreiche Trigger.
Zum anderen ist in der Forensik nicht unbedingt der Zugang zum Internet automatisch und immer frei 😉
Und auf einer Station hocken ja nicht nur Sexualstraftäter zusammen, sondern auch Menschen mit anderen Delikten.
Da wird genau geschaut, wer auf welche Station zu wem kommt und welche Grunderkrankung ( Psychose, Persönlichkeitsstörung, "Soziapathie"...., also Paragraph 63)
Ein sehr kleiner Anteil ist zur Begutachtung da( Paragraph 126a)
Es gibt auch extra Bereiche für Suchtkranke. (Paragraph 64)
Anders als im Knast. Da triff ein Vergewaltiger leichter auf einen anderen. Und die Strukturen im Knast sind andere.

Übrigens. Wenn man früher im Harem die Eunuchen kastrierte, kam es nicht selten zu einen Hang zum Sadismus 🤔
Also die "Triebsteuerung" eines Menschen sucht sich Ventile, wenn der Sexualtrieb geblockt wird. ( chemisch oder operativ).
Auch in Klöstern kam es gerne zu anderen "Ventilen" beim ausleben unterdrückter Sexualität. Im guten Fall zu schönen Klostergärten und Bildung, im schlechten Fall zur Ketzer und Hexen Hysterie ...

Herz1967,

Natürlich machen die ihren Job, nur es entscheiden ja mehrere Gutachter darüber, ob der Straftäter sozialisiert ist, keine Gefahr mehr darstellt.

Entweder "schulen" sich die Täter selbst, holen sich infos aus dem netz, oder die Überlistung ist zu einfach.
Zuviele werden Rückfällig, und die, die wirklich in Ordnung sind, denen mistraut man dann natürlich auch.

Irgendwan muss man entscheiden, Sicherheit der Bürger vor Täter, oder sozialisierungsversuche.

Ich habe mir die Doku angesehen, die Justme hier eingestellt hat.
Ich kann sie wirklich jedem empfehlen.

Ich habe nicht gewusst, wie das alles so abläuft.
Wenn man das alles sieht, was für die Straftäter gemacht wird, ist das enorm.
Ob die Sicherheitsverwahrung Meppen dafür nun ein Paradebeispiel ist, kann ich nicht beurteilen.
Fakt ist, 1x in der Woche findet ein Gespräch mit einem Psychologen statt.
Es müssen etliche Hürden überwunden werden, ehe man überhaupt in Begleitung, später ohne, raus kann.
3 unterschiedliche Richter entscheiden über die erstellten Gutachten, ob jemand raus darf.
290€ pro Tag kostet ein Strafgefangener in der Sicherheitsverwahrung. Aufs Jahr sind das über 100.000 Euro pro Insasse.

Da fragt man sich tatsächlich, was für die Opfer, die keinem ein Leid zugefügt haben, gemacht wird.....
Alleine schon 1x die Woche einen Termin beim Psychologen.

Natürlich ist das kein Zuckerschlecken, und wie Justme bereits anmerkte, haben die meisten Täter auch einen Hintergrund, der sie zum Täter werden ließ. All das ist natürlich kein Grund, sondern lediglich eine Erklärung.

Ein hochinteressante Doku!

Ach ja. Da fällt mir noch was ein.
Kann ich mir nun bei dem Thema nicht verkneifen😇
Es gibt übrigens nicht genügend Forensik Plätze in Deutschland.

Auch, weil es immer gleich riesige Proteste gibt, wenn eine neue forensische Klinik gebaut werden soll.

Nach dem Motto: .....sperrt Sie alle weg, aber nicht in meiner Nähe.
😈😉

Sexualstraftäter sind in der Statistik und auch in den Forensiken nicht nur "Kinderschänder".
Da zählen auch viele psychisch kranke Menschen zu, die im Wahn ihrer Psychose sexuell übergriffig wurden.
Auch gegen Erwachsene, Frauen wie Männer, Verwandte,Tiere usw
Wenn die Psychose medikamentös behandelt wird, ändert sich ja auch der Mensch.
Im geschützten Rahmen kann ein Mensch gut klar kommen, aber doch auch wieder in Stresssituationen rückfällig werden.
Das betrifft ja auch Suchtkranke....

Sehr viele "Sexualstraftäter" (Vergewaltiger z.B) sitzen ja im normalen Strafvollzug. Mit sehr wenig psychologischer Betreuung betr ihres
z.B. verkorksten Frauenbilds.... wenn die ihre Strafe abgesessen haben....

Sexuelle Vorstellungen und sexuelle Simulationen sind ein sehr starker Trieb. Was jemanden antörnt oder auch erregt, ist ja schon im allgemeinen gesellschaftlichen tolerierten Rahmen sehr vielfältig. Und die akzeptierten Grenzen je nach Lebensbereichen fließend. Was viele sich für sich nicht vorstellen können ( z.B SM), ist für andere "normal".
Gerade bei allem,was um Sexualität geht und was Menschen triggert, wird es schwierig. Es geht halt darum einen "Trieb" zu regulieren.
Somit sind Sexualstraftäter auch schwer einzuschätzen bzw zu begutachten.
Der Wille kann immer da sein, aber das "Fleisch" wird doch schwach.... wie es so schön heißt.

@ Justme1955, vielen Dank für den Link. Die Sendung schaue ich mir später an.

@ Teja, ja, die Themen wiederholen sich nun mal, aber schlimm finde ich es nicht. Es kommen immer mal wieder neue Leute dazu, die sich vielleicht äußern möchten, einige User oder Userinnen sind nicht mehr hier.

Mir kam es heute früh einfach in den Sinn, weil ich einfach einiges nicht nachvollziehen konnte.
Die Gewalt wird immer aggressiver, die Strafen scheinen weniger Wirkungen auszuüben - ist natürlich nur mein persönliches Empfinden.

@ Rudi, ich glaube, die Gutachter machen schon einen guten Job. Sie haben studiert und arbeiten lange in ihrem Beruf, bevor sie überhaupt zu Gutachtern ernannt werden, dennoch bleiben sie Menschen, denen auch Fehler passieren, allerdings oftmals mit einem fatalen Ausgang.

@Sarahlina, an die Opfer wird einfach nie oder in den seltensten Fällen gedach, leider.

Ich bin gespannt auf den Beitrag, den Justme postete.

Ich bin ein Freund der 2. Chance. Als Unternehmer habe ich Freigänger beschäftigt. Mörder, Wirtschaftskriminelle und Totschläger, jedoch keine Sexualstraftäter.
Ich habe auch Leute vom 2. Arbeitsmarkt für den ersten Markt qualifiziert.

Jeder hat eine 2. Chance verdient, wenn er danach ernsthaft strebst.

Meine Erfahrungen sind positiv, die Leute, die ich begleiten durfte haben es überwiegend geschafft.

Allerdings habe ich heute keine Kraft für solche Projekte mehr, es ist einfach anstrengend und zeitintensiv.

Nun ja, ganz so blöd und einfach auszutricksen sind Gutachter sicher nicht im Allgemeinen. Es ist ein schwieriges Terrain. Sicherungsverwahrung wird üblicherweise für die Zeit nach Verbüßung einer Strafe angeordnet und da überhaupt jemals wieder rauszukommen, ist wohl nicht so einfach, wie man sich das oft vorstellt. Die Hürden sind sehr, sehr hoch.

Ich verstehe den Reflex, das Ding einfach ab oder warum nicht gleich zu Hagenbeck in den Lebendfütterungsvorrat oder so etwas ...

Aber bedenkt bitte auch: Ein Großteil von Sexualstraftätern war, bevor sie zu Tätern wurden, erst einmal selbst Opfer. Entschuldigt nichts, gar nichts, klar.

Gleichwohl ist das Konzept der Resozialisierung - auch wenn es nicht immer hundertprozentig funktioniert und dann diese herzzerreißenden Tragödien produziert, alternativlos für eine zivilisierte, aufgeklärte Gesellschaft. Wie immer und überall gibt es sicher Verbesserungsbedarf.

Ich möchte diesen Aspekt einfach nur zum Bedenken hier einbringen. Ihr versteht das jetzt bitte nicht falsch.

Eine kleine Reportage zu Sicherungsverwahrung:

https://www.ardmediathek.de/video/die-nordreportage/zu-gefaehrlich-um-entlassen-zu-werden/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM0NjgzNF9nYW56ZVNlbmR1bmc

PS: Ach noch was, weil mir hier ein aktueller Beitrag im Forum eingefallen ist, in dem der Schreiber/die Schreiberin postuliert hat, dass bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen im Verkehrs- und Mobilitätsbereich eigentlich so unterirdisch sind, dass es attraktiver sein könnte, im Gefängnis zu leben: Manchmal haben wir ganz, ganz absurde Vorstellungen.

Der Gedanke könnte auch dahin gehen, warum werden die Gutachter so ausgetrickst?
Immerhin sind es ja ganze Reihen von Faktoren die erst in Ordnung sein müssen, bevor über Freigang entschieden wird.

Besseŕ Schulungen der Gutachter?
Berufsblind?
Vielleicht externe nehmen?

Da wäre der Fokus angebracht. Solange es offensichtlich recht einfach ist, Gutachter zu überlisten, ist die Gefahr von Wiederholungstaten enorm.

"Zunehmende Gewalt" Thread vom Sommer 2018

Ich bin noch weiter zurück gegangen hier im Politik Themenbereich. Bis 2010 geht das.
Es tauchen immer wieder diese Fragen auf.
Auch immer wieder Fragen nach dem Warum bei Gewalt Taten....

Es gab hier vor ein paar Jahren schon mal einen Thread zu diesem Thema und einer sehr langen und auch hitzigen Diskussion.

Ich bin aber nicht gut darin,sowas hier zu suchen.

Leider reicht es ja schon ,wenn nur ein einziger rückfällig wird .Denkt irgendeiner mal an die Folgen für die Opfer?
Ich glaube ,das Resozialisierung funktionieren kann und auch sinnvoll ist ,aber bei Triebtätern glaube ich das nicht. Das ist leider oft genug schief gegangen.

Vielen Dank sucher2016, der Artikel ist wirklich sehr interessant!!

https://polizei.nrw/artikel/polizei-und-justiz-gehen-gemeinsam-konsequent-gegen-rueckfallgefaehrdete-sexualstraftaeter-in-nrw-vor

Also in NRW scheint es ein Programm zur Resozialisierung von Sexualstraftätern zu geben. Da geht man von einer Rückfallquote von 3% aus. Eine wissenschaftliche Studie, scheinbar bundesweit, geht von 20% aus.

Ja, Seaangel, das alles steht doch zu keinem Verhältnis der Tat.
Mich würde tatsächlich mal interessieren, wie die Rückfallquoten bei Sexualstraftätern sind.
Wie will man Triebe eingrenzen?
Ich weiß, es wird dann laut gerufen, dann werden die Gefängnisse noch voller, aber dem gegenüber stehen die Opfer.
Hilft da nur Kastration oder Ovarektomie?
Es kommen auch die Gedanken hinzu, die einen Trieb ausmachen.
Immer wieder kommt es zu Fehleinschätzungen von Gutachtern.
Wo Menschen sind, passieren Fehler, auch das ist mir klar, aber wie kann besser geschützt werden?
Die Einnahme von Tabletten hilft auch nur so lange, wie die Tabletten eingenommen werden.
Fragen über Fragen, die immer mal wieder hochkochen.

Ach Herz1967...Ahnung von der Materie habe ich auch nicht, mir geht es da ähnlich wie dir...es dreht mir den Magen um, wenn ich sowas lese.

Den bisher angewandten Methoden hat es ja offenbar an Sinnhaftigkeit gefehlt. Mir war bisher nicht bewusst, dass es bei Sicherungsverwahrung Ausgang gibt...und den sogar unbegleitet. Da frage ich mich schon nach dem Sinn. Und auch, wie da der Schutz der Allgemeinheit gewährleistet sein soll.

Meiner Einschätzung nach darf jemand wie dieser Mann nie mehr rausgelassen werden. Egal wie viele Jahre das werden. Und die Kosten...was spricht dagegen, dass er das auf irgendeine Weise erarbeiten muss. Wir alle müssen auch für unseren Lebensunterhalt arbeiten...

Gestern ging erneut durch die Medien, dass ein Sexuellstraftäter, der bereits seit Jahrzehnten im Gefängnis saß, im letzten Jahr bei einem unbegleiteten Freigang, eine weitere Frau brutal vergewaltigte, nun 5 Jahre im Gefängnis mit anschließender Sicherheitsverwahrung verbringen wird.

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/urteil-vergewaltigung-freiburg-102.html

Es geht in diesem Falle nicht um Kinkerlitzchen, wenn man seinen Werdegang durchliest, siehe Artikel. Immer wieder bekam er die Chance, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Immer wieder wurde er straffällig.

Ich glaube nicht, dass ein sexuell straffälliger Trieb durch Gespräche geheilt werden kann.
Wie viele Jahre gehen dabei ins Land? Was sind das für Kosten?
Wie hoch ist die Rückfallquote bei Sexualdelikten?
Warum muss immer noch mehr passieren, bis eingesehen wird, dass solch ein Mensch gefährlich ist?

Ich reagiere emotional. Das rationale Denken fällt mir in diesem Bereich wirklich sehr schwer.

Ich würde mich sehr über einen gesitteten und konstruktiven Austausch freuen.
Vielleicht sind hier auch Menschen, die wirklich Ahnung von der Materie haben und einiges aufklamüstern können....

Mir geht es nicht um "hängt ihn höher", sondern um Sinnhaftigkeit der angewandten Methoden.

Ich danke allen, die sich hier einbringen möchten.