Niedergang der EU - Deutschland in der Bredouille?

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 66 Antworten

„Dietzenbach“ (Pseudonym)

Dass Joschka in der Süddeutschen schreibt, irritiert mich keinesfalls, nicht mal ein bisschen. Warum auch ...

Seine Analyse teile ich im Wesentlichen. Dass er darum bangt, dass Angela wiedergewählt wird, hat natürlich etwas ganz Besonderes - wer hätte das vor 35 Jahren für möglich gehalten? So ändert sich die Welt ...

Joschkas Rhetorik fand ich allerdings schon mal klarer, schärfer ...

Und zu Deiner Frage: Es sind so viele andere Wähler, die hier die Weichen stellen werden, dass man sich schon fast ohnmächtig ausgeliefert fühlen kann ...

Die Beurteilung von Joschka Fischer kennt nur Schwarz oder Weiss:

Entweder "europäische Friedensordnung" (repräsentiert durch die Europäische Union) oder "Rückfall in den Nationalismus" mit Kriegsgefahr (unter anderem: "Der deutsche Nationalismus hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt, wozu er fähig ist. Und welches Unheil er über den Kontinent zu bringen vermag.").

Es wird ebenso nicht analysiert warum dieser so wahrgenommene europäische Nationalismus erstarkt, denn dann müssten einige unangenehme Wahrheiten über die gegenwärtige Entwicklungen in der Europäischen Union ausgesprochen werden.

Und zur Krönung: Angela Merkel ist wesentlich mitverantwortlich für die zentrifugalen Tendenzen in der EU. Fischer schlägt als Lösung vor, Merkel zu wählen. Was soll man dazu sagen..

Mal ehrlich, wieso sollte man ohne die EU verlieren? Die Staaten werden sich auch dann irgendwie organisieren. Das Problem ist eher, dass die EU so weit weg ist, dass die Bedürfnisse des eigenen Landes gar nicht mehr interessieren und man als Bürger auch keinen Einfluss mehr darauf hat.
Es ist doch daher nicht verwunderlich, dass viele nationalistische Parteien wieder Aufwind haben. Da verwundert es eben auch nicht, dass Linke aus der EU austreten wollen, wie im Beispiel von Frankreich, denn die sind eben "National-Sozialistisch". Man darf dieses Wort auch grundsätzlich erst einmal gebrauchen OHNE, dass es irgendeinen negativen Einfluss hat.
Grundsätzlich ist eine nationalistische Regierung auch nicht schlimm. Man verhandelt eben mit Partnern ja trotzdem über Warenverkehr, Arbeitserlaubnis, Einreise usw.
Selbst in Europa ist das Militärbündnis NATO ja nicht direkt an die EU gekoppelt.
Da wird wieder viel Säbelrasseln betrieben und wenig über die echten Konsequenzen nachgedacht.

Gerade Kuscheltiger62 müsste eine Auflösung der EU doch recht sein? Die EU steht für Lobbyismus, Korruption und Subventionspolitik. Alles Dinge, die eigentlich weder ein Sozialist noch ein überzeugter Kapitalist toll finden sollten.
Wenn wir uns darüber unterhalten, wie wir hier in Zukunft Menschen integrieren wollen, dann brauchen wir dafür keine EU. Wäre die Bereitschaft vorhanden und diese Bereitschaft auch bei den Bürgern vorhanden, dann muss sich eh jeder Staat, jeder Landkreis und jede Kommune alleine um diese Integrationsthemen kümmern. Nur weil ein paar Sesselpupser da in Brüssel etwas beschließen und mal wieder Milliarden durch die Gegend schieben wurde glaube ich noch in keinem Land irgendein Mensch integriert.

Also für mich ist die Zukunft immer noch genauso, wie sie vor dieser Panikmache war. Was man sagen kann ist, dass die Menschen, die diese Zukunft gestalten immer noch die gleichen sind. Egal ob mit oder ohne EU und genau DARIN liegt das Problem.

Wenn ich eure Beiträge lese, dann erkenne ich bei allen, dass der Zerfall der EU außer Frage steht. Dabei war ihr Grundgedanke doch kein schlechter, und wir in Deutschland haben in vieler Beziehung Vorteile erhalten - dass die EU jemals ein vollwertiges Staatsgebilde würde, hat ja m. E. dabei auch niemand erwartet.
Aber können wir dieses Auseinanderdriften wirklich so leicht verkraften? Und ist es uns wirklich so wurscht, ob wir mit den USA oder Russland/Eurasien kooperieren? Welche Menschenbilder finden wir denn da wieder? Haben wir noch die Möglichkeit, im besten Sinne demokratisch zu bleiben/werden?

@ Pepper
Das liegt doch in 1. Linie an uns selbst, ob wir demokratisch bleiben, oder?
Die EU hat mit Demokratie ja nichts am Hut. Eine EU ist nicht mehr demokratisch oder nur noch so entfernt, dass es in diesem Sinne eigentlich nicht mehr genannt werden dürfte.
Wir müssen auch nicht mit den USA oder Russland mehr oder weniger zusammenarbeiten, als wir es heute eh schon tun.
Was Fakt ist, dass wir als großer Einflussnehmer in der EU mit Sicherheit Vorteile hatten. Das finde ich aber gar nicht mal so gut, weil ich eben ein Gegner von Lobbyismus bin. Wenn Wirtschaftskraft darüber entscheidet, wie viel ich zu sagen habe und wie viel nicht, dann ist es wohl nicht demokratisch. Ich würde die EU nicht vermissen und ein Schengen Abkommen kann man auch ohne die EU machen. Alle Regelungen, die unser allgemeines Zusammenleben betreffen kann man mit den Staaten klären, die auch bereit sind zusammen zu arbeiten. Die Konzerne haben nur deswegen Angst, weil dann mehr Bewegung in dem Thema drin ist. Weil sich solche Regelungen dann auch ÄNDERN könnten und vor einem hat der gute Europärer noch mehr Angst als vor dem Klimawandel und das sind gesellschaftliche oder rechtliche Veränderungen. Gott bewahre!

@Shadow, schön war's, wenn demokratisches Handeln von uns selbst abhängig wäre - in einer Diktatur - und darauf ist Nationalismus gleich welcher Couleur schon immer hinausgelaufen - geht das leider mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben NICHT.

„Dietzenbach“ (Pseudonym)

@Patty

Ich darf Dir widersprechen, ich hoffe nicht, dass dieses negative Szenario eintritt. Die EU hat sicher reichlich Mängel, ich finde vieles Hanebüchen. Absolut grotesk. Aber ich weiß auch:

Wir sind eine absolut privilegierte Generation, wir mussten noch nie die Leiden eines Krieges erleiden. Wer - in der Geschichte der Menschheit - hat solch etwas jemals erlebt? Da gehören wir zu den 0, 000001 Prozent der Glücklichen.

Wie viele Menschen haben in kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa allein im letzten Jahrhundert ihr Leben verloren?

Ein in Nationalstaaten zerfallendes Europa macht mir Sorge.

@ Pepper
ich würde nicht sagen, dass eine nationalistische Regierung zwangsläufig in einer Diktatur enden muss. Dann müsste man das ja auch von Kommunistischen Regierungsformen sagen.
Es hat eher etwas damit zu tun, wer und wie diese nationalistische Einstellung vertreten wird.
Auch das kann man demokratisch tun. Wenn man aber feststellt, dass auf Grund kultureller Uneinigkeiten es keine "europäische Regierung" geben kann, dann sollte man eben auch mal wieder versuchen Politik für uns aus dem eigenen Land zu machen. Damit wären unsere Politiker glaube ich genügend ausgelastet...

„Dietzenbach“ (Pseudonym)

@Cop:

Hab ich Dir irgendwo einen Grund gegeben, mich in eine sozialistische / kommunistische Schublade einzuordnen?
I Do not think so ...

@Shadow, die Regierungsform der "kommunistischen" Länder ist nach meiner Beobachtung letztlich auch eine Diktatur. Bestenfalls eine "Demokratur", wie ich letzthin in einem Buch über Putin las. Eine "echte" Demokratie können auch wir nicht erreichen, der hätte nämlich eine gründliche Erziehung der Menschen zum politisch interessierten Wesen als Voraussetzung.

@ Justme & Pepper
Das war schon richtig adressiert. Es ging um diesen Einwurf:

Wir sind eine absolut privilegierte Generation, wir mussten noch nie die Leiden eines Krieges erleiden. Wer - in der Geschichte der Menschheit - hat solch etwas jemals erlebt? Da gehören wir zu den 0, 000001 Prozent der Glücklichen.

Wir arbeiten ja daran, dass dies nicht so bleibt... das macht mir am meisten Angst.

@ Pepper
Das Rote bezog sich auch nicht auf Justme.
Habe ich auch nirgendwo geschrieben, oder?
Manchmal ist das hier im Forum aber auch wirklich schwierig.

Gerade WEIL ich jünger bin werde ich wohl noch das zweifelhafte Vergnügen haben das zu erleben. Daher sollen die sich lieber beeilen, denn jetzt bin ich noch einigermaßen Fit.
Ich will nicht, dass die Roten von der ICOR Truppe warten bis ich 60 bin, nur weil die wieder nicht aus dem Quark kommen. :-D

"@ Justme
Wenn man der roten Fahne und ihrem "gerechten Kampf/Rebellion" so glauben will, dann werden wir diesen Krieg vielleicht noch erleben. Warte mal ab. Immerhin sorgte Sozialismus bis heute immer dafür, dass es allen Menschen gleich "schlecht" geht und nicht gleich gut..." Zitat @Cop um 22.12 h

@Cop, dann war der Bezug aber wirklich missverständlich. Ich bitte dich, hier in der Diskussion präziser zu antworten und in diesem Fall darauf hinzuweisen, dass du deine Gedanken zu @ Kuscheltigers link miteinbeziehst. Ist das möglich, ja?

Ich darf mich für heute Abend zurückziehen, gute Nacht allerseits!

@ Pepper
Gute Nacht. :) Aber ich glaube hier lag einfach ein klassisches Missverständnis vor. Es wäre hilfreich zu wissen, WO ich das formuliert haben soll, aber irgendwie kann man das ja nicht so genau greifen. Aber wir merken mal wieder, dass menschliche Kommunikation irgendwie besser werden muss, wenn es Frieden auf der Erde geben soll. Denn wir sprechen immerhin schon mal grundsätzlich die gleiche Sprache...

„Dietzenbach“ (Pseudonym)

Entspannung, Sorgfalt und Bedacht - das würde ich mir wünschen, auch und besonders in Forendiskussionen. Warum läuft alles immer so schnell aufs Fetzen hinaus?

Das tolle an Foren ist doch, dass Gedanken ausgetauscht werden können, Sichten formuliert, Perspektiven artikuliert. Warum daraus immer fast sofort ein Giftkrieg entstehen muss, entzieht sich meinem Verständnis. Cool down ...

„Königsbrunn“ (Pseudonym)

Das Problem ist halt dass der Otto-Normalbürger gar nicht so richtig weiss was die EU macht und wer da in all den Institutionen so überhaupt sitzt. Und was überhaupt die Aufgabe dieser Institutionen ist.

Die nationale Politik versteht es ja doch recht gut "die EU" zu ihrem Zwecke einzusetzen.

Alle schlechten Gesetze werden einem von der EU aufgezwungen, auch wenn die nationalen Gesetze weit über die EU-Verordnung hinausgehen. Uns trifft keine Schuld; EU-Verordnung, mussten wir so umsetzen.
Und für alle guten Gesetze klopfen sich die nationalen Politiker gern auf die Schulter, auch wenn diese nur eine EU-Verordnung in nationales Recht umsetzen.

Was bleibt also beim Bürger hängen? Die EU denkt sich nur Scheisse aus.

Und die Medien tun ihr übriges. Sah man letztens doch recht deutlich beim Thema Roaming. Was wurde da gemeckert, die EU will das kostenlose Roaming beschränken! Nur noch 90 Tage im Jahr! Scheiss EU! Denken die denn nichtmal an Grenzgänger?! Jo. Bevor die EU angefangen hat im Roaming-Bereich zu regulieren gabs überhaupt kein kostengünstiges, geschweige den kostenloses Roaming. Das haben die Leute aber mittlerweile wieder vergessen.


Die EU sollte mal kräftig in Informationskampagnen investieren. Damit die Leute überhaupt mal ne Ahnung davon bekommen was die EU für sie tut.

Ein Grossteil der EU-Bürger kennt ja noch nicht mal den Unterschied zwischen Arbeitnehmerfreizügigkeit und Schengen.
Und wenn man dann gerade in diesen Bereichen in die Details geht wird's ganz böse. Dank EU kommen die ganzen Arbeitslosen aus Rumänien und nehmen uns unsere Sozialleistungen weg! Ne mein Freund. Das machen die aufgrund der deutschen Gesetzgebung. Die EU erlaubt Menschen die nicht arbeiten, oder sich nicht selbst versorgen können, nämlich nur 90 Tage Aufenthalt in einem anderen Land. Und während dieser 90 Tage hat man auch keinen Zugang zum Wohlfahrtstopf. Kein EU-Ausländer der hier nicht arbeitet (so grob, die exakten Detail sind n bisschen komplizierter) hat nach europäischem Recht einen Anspruch auf Sozialleistungen. Nach deutschem Recht allerdings schon. Da kann aber die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit nix dafür.

Und mit diesen riesigen Wissenslücken soll man dann an der Wahlurne über die Zukunft der EU entscheiden.