Wo sind die Menschen hin?
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Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.09.2022
Ich mache hier Mal zu, zum eigentlichen Thema ist alles gesagt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
06.09.2022
@Signor Rossi
Leg mir keine Worte in den Mund, die ich nie gesagt habe. Ich bin kein Personalprofi, habe nur beruflich als Personalsachbearbeiterin auch "mit solchen Leuten" zu tun gehabt.
Dieser Prozentsatz ist sehr gering, die mit Macht nicht arbeiten WOLLEN. Die bekommst Du auch mit viel Geld nicht dahin. Die hat man immer schon in Solidarität mitgetragen.
Was ist mit den Aufstockern Deiner Meinung nach? Oder überhaupt was schlägst Du als Alternative vor?
Totschlagen???

Solche Aussagen sind für mich reine Hetze, die nichts mit Nachdenken zu tun haben. Sorry, ist meine Meinung und damit auch alles gesagt.
Waage64, schön, dass ein Personalprofi sich zu Wort meldet, ob man damit leben muß ist eine andere Frage, denn gefühlt nimmt die Zahl solcher Personen zu und wenn sie sich dauerhaft verweigern, sehe ich die Allgemeinheit auch nicht in der Verantwortung dauerhaft für Unterkunft, Speis und Trank zu sorgen...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
05.09.2022
Diese letzten Posts triggern mich ein bisschen. Hatte selbst jahrelang beruflich mit Einstellungen, Entlassungen etc. zu tun. Ja und diese Menschen, die sich heute den Stempel fürs Arbeitsamt holen, gab es vor 25 Jahren auch schon. Nur heute ist es auch durch Corona halt spürbarer.
Nur bekommt man die nicht in Arbeit. Damit müssen wir halt leben.
@Signor Rossi
Ja, und bitte genauer bei den Hintergründen nachfragen bzw. hinschauen. Das würde etwas mehr helfen, manche Situationen besser zu verstehen als auf allgemeine Hetze zwischen Geringverdiener und H4-ler zu geben. Denn das ist gewollt, die beiden Gruppen gegeneinander auszuspielen.
Da kann ich Dir nur zustimmen Teja, vielen Bereichen ist die Not jetzt nur sichtbarer geworden, weil man selbst mit Notbesetzung, Überstunden etc. den Schichtplan nicht mehr voll bekommt, da Stammarbeitskräfte wegen Corona in andere Branchen abgewandert sind. Gerade deswegen wäre es eben auch an der Zeit die "inaktive Reserve" zu aktivieren. Die, welche es nicht nötig haben, weil z.B. die Eltern das Studium großzügig finanzieren, werden wir ohnehin nicht in den Arbeitsmarkt bekommen...
Naja. Dieses "arbeitsscheue" Klientel hat es auch vor Corona gegeben und es ist nur ein geringer Prozentsatz der Arbeitslosen. Der ist ja nicht plötzlich mehr geworden, sondern recht konstant geblieben. 5.Generation Hartz 4 usw....
Da fehlt es schlicht an Vorbildern, Anreizen und auch Bildungsniveau, um aus dieser "Blase" ein Motivation heraus zu finden.
Neu ist das aber nicht.
Das erklärt auch nicht den Fachkräftemangel und generellen Mangel an Arbeitskräften, der sich gerade so heftig deutlich aufzeigt.

Sicherlich hat es auch damit zu tun,daß viele ausländische Kräfte auf dem Markt fehlen. (Corono und Ukraine Konflikt) Gerade aus Osteuropa und verstärkt in bestimmten Branchen fehlen Arbeitnehmer.
Transport, Logistik, Gastronomie, Service und Dienstleistungen
sowie die Landwirtschaft usw sind da deutlicher betroffen.
In den höher qualifizierten Branchen ist der Anteil der ausländischen Fachkräfte eher höher, auch von Branche zu Branche verschieden. In der IT Branche und Gesundheitswesen hoch, im Handwerk/ Baugewerbe ohne "Meister- Ausbildung" höher, im Verwaltungsbereich z.B geringer.
Die Verweildauer bei einem Arbeitgeber ist deutlich kürzer, als noch bei den Babyboomern und die Loyalität zum Arbeitgeber ist nach 2 Jahrzehnten "Zeitverträgen" und ständiger Praktika auch verändert bzw geringer.
Von Arbeitgeber wird deutlich mehr "erwartet" und wenn das Betriebsklima irgendwo schlecht ist, wechseln Arbeitnehmer heutzutage schneller.
Es gibt ja viel mehr freie Stellen und Möglichkeiten, als noch zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit. Da blieb man auch trotz innerer Kündigung, Hauptsache man hatte einen Job.

Und es hat auch etwas mit den veränderten Ansprüchen an Arbeitnehmern zu tun. Immer mehr Arbeit, Verantwortung, Zeitdruck, Mängelverwaltung, Überstunden und oft die Erwartung,ständig erreichbar zu sein.
Das ist aber nicht mehr das Leben, was sich viele jüngere vorstellen. Die Work& Life Balance und die Vereinbarkeit von Job und Familie hat viel mehr Priorität.

Allgemeinwissen, Bildungsniveau, Frustrationstoleranz,Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit usw haben sich bei Jüngeren auch verändert. Letztlich sind sehr viele der letzten zwei Generationen auch in guten Zeiten und recht "verwöhnt" groß geworden.
Das verändert nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt.
Wie gesagt sind natürlich Hinderungsgründe zu beachten, aber ich wüsste nicht, was einen normalen Menschen davon abhalten sollte sich z.B. in eine Großküche zu stellen, Gemüse zu putzen und die Spülmaschine zu betätigen. Und natürlich frage ich mich, weiß dieses eine Prozent wo ich mich befinde und stellt es mir nach, oder wie ist es zu erklären, dass ich es regelmässig mitbekomme, dass arbeitsfähige Menschen kommen und nach "Unterschrift für Arbeitsamt" fragen, zum Arbeitsantritt ohne Ankündigung nicht kommen, Termine nicht einhalten, nicht zum dienst erscheinen und auch nicht erreichbar sind etc....? Tja und dann stehst allein da und kannst die Arbeit noch mitmachen, sorry, aber ich habe reichlich mit solchen Menschen zu tun gehabt und nein, sie wurden nicht gemobbt, geschlagen oder im Regen stehen lassen, ganz im Gegenteil....
Signor Rossi: " die es vorziehen auf Kosten der Allgemeinheit zu leben,..."

Jo, das sind meist Spekulanten , Großvermieter ,Aktionäre und Ehefrauen von denselben







versuchen ihren Unterhalt selbst (evtl. auch nur teilweise) zu erwirtschaften .."
Noch mal : das ist Unsinn!!
Fast jeder versucht seinen Unterhalt zu verdienen und davon leben zu können.
Es gibt max. ein Prozent die evt auf der faulen Haut liegen möchten
( dabei ist die Anzahl wahrscheinlich um einiges weniger als geschätzt.)

Die Hauptgründe für Langarbeitslose ist eher :
Bruch in der Vita: da kann man machen was man möchte aber Arbeitgeber mögen so etwas nicht.

Nicht Systemkonform: Da kommen alle rein die evt nicht den richtigen Typ haben , etwas anecken ( muss noch nicht mal bewusst sein,
meine keine Rüpel oder so)

Krankheit obwohl sie nicht Arbeitsrelevant ist
z.b Gehbehinderung im Büro Job usw.

ALG. Krankheit ,Alter usw
Menschen die durchs Rastet fallen
Ach und noch eine lange Liste.

Da kann man mehre Abschlüsse haben ,sich tausende male Bewerben und bekommt nie einen Job


Du meinst nun dann soll man einfach irgendwelche Jobs machen egal was man vorher gemacht hat?
Nicht jeder kann z. B eine Menschen pflegen , Tiere abschlachten oder in Dreck herumwühlen .
@ Serry
Andererleuts Beiträge im ersten Satz als Schwachsinn zu betiteln deutet nicht gerade darauf hin, dass überhaupt Interesse daran besteht sachlich an einer Diskussion teilzunehmen.
Dennoch möchte ich hier darauf eingehen, dass diese Menschen nicht untätig sind, sondern keinen Job haben. Zuallererst kann man natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, weswegen ich auch "für manchen" schrieb und natürlich gibt es reichlich Menschen, die es vorziehen auf Kosten der Allgemeinheit zu leben, anstatt zu versuchen ihren Unterhalt selbst (evtl. auch nur teilweise) zu erwirtschaften.
Natürlich haben Langzeitarbeitslose eine Chance auf dem Arbeitsmarkt, sicherlich oft nicht im Wunschjob und sicherlich nicht zu dem Salär und den Bediengungen, welche gewünscht werden. Ich bin aber ganz klar der Meinung, dass sich niemand zu fein sein darf, einen Job auszuschlagen, nur weil er sich dafür zu fein/bequem/alt...ist oder überqualifiziert fühlt. Ich spreche hier natürlich nicht von Menschen, die gestern als Ingenieur gearbeitet haben und morgen einen Job als Straßenreiniger annehmen sollen (diese würden ohnehin Arbeitslosengeld bekommen und wären somit eher nicht in der Not sofort eine Arbeit zu finden), sondern von Menschen, die länger ohne Arbeit sind, aus welchen Gründen auch immer. Solange keine Hinderungsgründe zur Arbeitsaufnahme bestehen, sehe ich die Gesellschaft nicht moralisch verpflichtet für den Unterhalt dieser Personen aufzukommen.
Über die Höhe der Unterstützung kann man natürlich lange streiten, klar ist aber auch, dass es genug Menschen gibt, die täglich zur Arbeit gehen und unterm Strich nicht wirklich mehr Geld zur freien Verfügung haben, als ein H4-Bezieher.
Da kommen wir auch zu der Aussage von Teja, dass viele Leute So wenig verdienen, dass sie aufstocken müssen. Selbst ein Geringeverdiener mit 1800 € brutto gibt von seinem Gehalt noch über 500 € in die Sozialkassen bzw. Steuerkasse ab (mit AG-Anteil sogar üer 800 €), finanziert somit also auch denjenigen mit, welcher keinen Beitrag leisten will. Würde es weniger Unterstützung (und natürlich gäbe es im Haushalt auch noch andere Kürzungsmöglichkeiten, aber die Sozialausgaben sind nun mal der größte Posten im Haushalt) geben, so hätte der arbeitende Geringverdiener auch mehr auf der Hand und müsste sich nicht fragen, ob es sich überhaupt lohnt arbeiten zu gehen. Was gerade jetzt im Hinblick auf die hohen Energiepreise welche die Heizkosten in ungeahnte Höhen treiben können fraglich ist, da der H4-Empfänger dieses bezahlt bekommt, der Geringverdiener jedoch nicht.
Das Problem des zu geringen Nettoeinkommens wird ja gern einseitig als Geiz des Arbeitgebers dargestellt. Dieses ist eben auch nur die halbe Wahrheit, häufig sind es eben auch die Kunden, welche nicht bereit sind einen höheren Preis für die Leistung zu bezahlen. Gerade in meiner Branche, der Gastronomie, trauen sich viele Wirte nicht, die Preise um 30-50% anzuheben, was eigentlich notwendig wäre um dem Personal einen angemessenen Lohn zu zahlen und die gestiegenen Preise für Energie und Ware einzupreisen. Die Kalkulation wird nachts mit der Taschenlampe am Speisekartenaushang des Mitbewerbers gemacht und man wundert sich, warum kein Gewinn erzielt wird und das Personal sich einen besser bezahlten Job sucht....
Aber mach mal einem Gast klar, dass das geliebte Schnitzel jetzt 18 anstatt 12 € kostet...
Es kann aber auch nicht sein, daß es Jobs mit so mieser Bezahlung gibt, daß diese Leute, die Voll arbeiten auf eine Aufstockung vom Staat angewiesen sind.

Jap. Die logische Schlussfolgerung daraus wäre?

Die Arbeit muss angemessen entlohnt werden.

Schlussfolgerung eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung ist allerdings: Hartz 4 am besten kürzen, damit die faulen Sozialschmarotzer mal gezeigt bekommen, wo es lang geht.

Und? Steht der Aufstocker damit irgendwie besser da? Nö. Der verdient immer noch zu wenig zum leben.

Schnallen nur irgendwie nicht alle.
Gegen Sozialleistungsempfänger/innen hetzen ist halt einfacher.
Signor Rossi:
"Dank hoher Leistungen für Untätige ist es für manchen nicht attraktiv zu arbeiten, da der monetäre Vorteil sehr gering ist oder eine "normale" Anstellung eine abgabenneutrale Tätigkeit behindern würde"

Lol , glaubst du echt diesen Schwachsinn?
1.
Arbeitslose sind nicht untätig,sondern haben einfach keinen Job.
2.
längere Arbeitslose erhalten kaum eine Chance auf den Arbeitsmarkt sondern werden in ABMs verheizt die alles andere als eine Hilfe sind.

3. Wenn du es " attraktiv" findest von 450€ Regelsatz zu leben, dann versuch es mal ein paar Jahre.
Deine Meinung wird sich rapide ändern.
Es kommen eben sehr viele Faktoren zusammen und unterm Strich passt es eben nicht mehr.
- Mehr Menschen scheiden aus dem Berufsleben aus, als neue nachkommen
- Der Einstieg ins Berufsleben erfolgt später, weil viele Menschen studieren etc..
- Dank hoher Leistungen für Untätige ist es für manchen nicht attraktiv zu arbeiten, da der monetäre Vorteil sehr gering ist oder eine "normale" Anstellung eine abgabenneutrale Tätigkeit behindern würde
- Viele junge Leute haben es nicht mehr nötig sich was dazuzuverdienen, da sie vom Elternhaus entsprechend versorgt werden
- Coronausfälle führen zu unerwarteten Löchern im Dienstplan
- Gerade Branchen mit einem niedrigen Lohnniveau wie z.B. Gastronomie und Handel finden keine Leute, da es für viele Mitarbeiter attraktiver ist ungelernt z.B. in der Industrie zu arbeiten, welche ja auch Arbeitskräfte sucht. Dazu kommt, dass diese Branchen sehr Preissensibel sind und sich die wenigsten Unternehmer sich trauen die längst notwendige Preiskorrekturen vorzunehmen (hier sprechen wir in der Gastronomie auch mal von mindestens 30%)
- Arbeit hat nicht mehr den Stellenwert wie früher, viele ziehen es vor weniger zu arbeiten

Keine Ahnung, wie das weiter gehen soll, ich als Dienstleister für die Gastronomie bekomme heute rund 30% mehr, wie vor Corona, sehe aber nicht, dass die Unternehmer sich trauen die notwendigen Preisanpassungen vorzunehmen.
Ich denke, der ganz große und bestimmende Trend wird vor allem von der demografischen Entwicklung bestimmt. Immer mehr älteren, aus dem Arbeitsleben ausscheidenden Menschen folgen geburtenschwächere Jahrgänge nach.

Und die Jüngeren werden wählerischer. Bäcker zu werden beispielsweise, mitten in der Nacht mit der Arbeit zu beginnen und das zu einem sehr überschaubaren Lohn, ist nicht jedermanns Sache. So ähnlich ist das in vielen Handwerksberufen.

Diese Entwicklung im handwerklichen Bereich wird begünstigt, weil der Anteil der Abiturienten innerhalb eines Jahrgangs kontinuierlich zunimmt. Natürlich wägen diese jungen Leute ab, ob ein Studium nicht die besseren Chancen eröffnen würde. Und meistens ist das so.

Und die jungen Leute werden klüger und das ist weder erstaunlich noch verwerflich. Zum Beispiel lassen sich weniger Menschen in soziale Berufe locken mit Versprechen von sinnstiftender und wertvoller Arbeit, mit Fitnessstudiomitgliedschaften und verbilligten Einkaufsmöglichkeiten bei "Sponsoring Partners" - wenn die Bezahlung mies, die Arbeitsbedingungen grottenschlecht und die Entwicklungsmöglichkeiten eigentlich nicht viel mehr als versprochen sind.

Ja, und dann lernen die Menschen auch noch, dass Treue sie nicht weiter bringt. Wenn Treue nicht belohnt wird ist es naheliegend, sich bessere Bedingungen zu suchen.

Doof ist natürlich aktuell für viele kleinere Arbeitgeber, dass höhere und berechtigte Ansprüche der Mitarbeiter einfach nicht mehr erfüllt werden können. Eine Bäckerei (aktuelles Beispiel hier aus der Gegend), die plötzlich statt 20.000€ jährliche Energiekosten im nächsten Jahr 200.000€ zu zahlen hätte, kommt an ihre Grenzen.

So wird es wohl auch in der Gastronomie werden und ich denke, sogar verschärft. Sehr viele Menschen werden vermutlich in der aktuellen Situation als erstes beim Essengehen sparen und das dürfte die Probleme in diesem Bereich erheblich verschärfen.

Ja, auch gern noch einen Satz zu den fehlenden Lehrern. Die kluge Kultusministerkonferenz hat einfach nicht erkannt, dass sehr viele Lehrer in den Ruhestand gehen werden und das die Ausbildungskapazitäten nicht ausreichend sein werden, diese Abgänge zu ersetzen. Wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist, würde ich sogar von einem Zehntklässler eigentlich meinen erwarten zu können, dass er diesen Sachverhalt mathematisch statistisch vorherzusehen in der Lage sein sollte.

Es ist lustig - oder wähle gern ein beliebiges anderes Adjektiv - wenn die Bundesländer jetzt (kostenträchtig) Headhunter engagieren, um Lehrer (aus anderen Bundesländern) abzuwerben.

Am Ende werden sich (hoffentlich) für die arbeitende Bevölkerung die Bedingungen verbessern müssen. Ja, man mag es wollen oder nicht - wenn uns die Erledigung all der (unattraktiven) Arbeit wichtig ist, werden wir die Bedingungen verbessern müssen, wir werden aber auch auf die Zuwanderung von motivierten Menschen zur Erledigung dieser Arbeiten angewiesenen sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.09.2022
Danke für eure Perspektiven, ich denke es ist tatsächlich eine Mischung aus allen Aspekten. Mal sehen wo es uns hinführt, ich Frage mich nur in welche Branche die Leute gewechselt haben, weil es wirklich überall viele offene Stellen gibt.

Das Corona noch nicht vorbei ist merken wir auch massiv. In einer Präsenzveranstaltungen hat sich fast ein gesamtes Team angesteckt und ist erstmal ausgefallen oder konnte wenn keine Symptome erfolgten wenigsten von zu Hause weiter arbeiten. Seitdem bin ich aber wieder vorsichtiger geworden was größere Veranstaltungen in Präsenz angeht, das Risiko ist mir zu hoch.
Die Ursache liegt in der Tatsache, dass es in Deutschland keinen Lohn nach marktwirtschaftlichem Charakter gibt. Das Ganze nennt sich »produktivitätsorientierte Lohnpolitik«. Das bedeutet, die Steigerung der Löhne und Gehälter ist an die Steigerung der Produktivität gekoppelt, die Festlegung erfolgt durch die Tarifvertragsparteien wie Gewerkschaften und Verbände (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016).

Dadurch bedingen die Löhne und Gehälter in ihrer Höhe nicht Angebot und Nachfrage, wie jeder es in einer Marktwirtschaft erwarten würden, sondern sie ist vom »guten Willen« der Tarifvertragsparteien abhängig. Die Leute haben verstanden, dass Sie mit den Füßen abstimmen können und suchen sich – wenn schon nicht mehr Gehalt drin ist – einen Job mit besseren Arbeitsbedingungen. Die Krankenschwester wird dann zu einer Fließbandarbeiterin mit geregelten Arbeitszeiten und die Kellnerin geht Kassieren und hat das Wochenende frei. Corona hat diesen Effekt massiv verstärkt.

Jeder redet »nun« von einem Fachkräftemangel, der in Wirklichkeit keiner ist. Das Kennzeichen eines Fachkräftemangels wäre, dass die Arbeitsentgelte, dort wo ein Mangel herrscht, massiv steigen. So wie der Gaspreis bei Mangel massiv ansteigt. Dem ist nicht so, die Reallohnsteigerung ist minimal und wird durch die Inflation aufgezehrt (Zandt, 2022). Im gleichen Zeitraum waren die Unternehmen so erfolgreich wie noch nie. Die aus dem wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen resultierenden Steuereinnahmen des Staates erreichen Höchststände (Statista, 2021). Scheinbar werden die Menschen am Erfolg, der aus ihrer Wertschöpfung resultiert, immer weniger beteiligt.

Die Leute sind somit nicht einfach weg, sondern habe sich neue, bessere Arbeitsstellen gesucht. Durch Corona ist die Wechselbereitschaft der Belegschaft gestiegen, was ich als positiv empfinde. Wer mehr und besseres Personal möchte, der muss mehr Gehalt zahlen und bessere Bedingungen schaffen. Hier wären auch die Tarifvertragsparteien und die Politik gefragt, wer als kleiner Bürger aktiv daran etwas ändern möchte, dem sei gesagt: »stay woke - go vote«.

Referenz:

Bundeszentrale für politische Bildung (2016). Lohnpolitik. [online] bpb.de. Available at: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20015/lohnpolitik/ [Accessed 1 Sep. 2022].

Statista. (2021). Einnahmen und Ausgaben des deutschen Staates bis 2021 | Statista. [online] Available at: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164032/umfrage/einnahmen-und-ausgaben-des-deutschen-staats/ [Accessed 1 Sep. 2022].

‌Zandt, F. (2022). Infografik: Hohe Inflation macht Lohnzugewinn zunichte. [online] Statista Infografiken. Available at: https://de.statista.com/infografik/26875/veraenderung-von-loehnen-und-verbraucherpreisen-in-deutschland/ [Accessed 1 Sep. 2022].



Es ist auch lange nicht mehr viel ausgebildet worden in bestimmten Branchen.
Zum einen gibt es nicht mehr so viele Interessenten ( einfach auch von den Geburten Jahrgängen her).
Aber es wird für klassische Lehrberufe auch mittlerweile lieber ein höherer Schulabschluss genommen.
Mit einem Hauptschulabschluss bekommt man ja oft gar keine Lehrstelle mehr, bzw das Bildungsniveau ist zu gering.
In vielen Branchen wird halt auch einfach schlecht gezahlt.
Die ganze Soziale Branche, Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor zahlt z.T Gehälter, da kann heute kaum noch einer einigermaßen von leben, geschweige eine Familie ernähren oder später von der Rente leben.
Als "Arzthelferin " verdient man so mau, daß dieser Beruf nur noch als Berufsanfänger eine Zeit lang attraktiv ist.
Häufig wurden früher die älteren Mitarbeiter rausgeekelt, weil sie höhere Gehaltsansprüche haben.
Dann noch dieser unsägliche Trend mit den "Zeitverträgen". Immer in einer Daueranspannung wegen ständiger "Probezeit". Ohne Garantie auf Festanstellung.
Ohne Studium und einen Job in entsprechenden Branchen, ist man ja in unserer Gesellschaft schon als Looser eingeordnet.
In vielen Jobs wurde man auch lange Zeit regelrecht verheizt. Da wurde mit Absicht immer nur begrenzt Personal eingestellt, weil man so Kosten sparte.

Und die Einstellung zum Beruf hat sich sehr verändert. Das Thena "Work/ Life
Balance " ist für die jüngere Generation anders , als für die Baby Boomer Generation.
Die Baby Boomer haben ihren Kindern das Studium finanziert. Die mußten als Studenten nicht unbedingt kellnern gehen oder auf dem Bau mit helfen.

Naja. Und solange man als Influenzer mit allem mgl Scheiß einen Haufen Kohle verdienen kann,wozu dann noch ne Ausbildung machen und tgl arbeiten 😇😎😏
Ich kann nur bestätigen das im medizinischen Bereichen massiver Krankenstand ist.
Geschuldet durch Corona und der mitlerweile unbedacht, unvorsichtig Umgang damit.
Infektion in der Familie, schon erwischt es meist den/die Mitarbeiter! /in auch.
Vorsorglich bleibt daheim.
So zieht Sicht das vom Personal bis zu den Service Kräften hin.
Sie sind da, aber alle Krank.
Viele lassen sich nicht registrieren mit der Infektion, könnte ja zur Karantäne führen. Das vorm Urlaub, nö.

Und so sind quasi nurnoch die "älteren" da, die aber andere altersbedingte Zipperlein haben.

Es ist Einsam geworden auf den Stationen.
Entweder sind die Arbeitsbedingungen zu unflexibel/schlecht oder die Bezahlung.
Bei mir im Viertel gibt es zum Beispiel sehr viele Restaurants, Cafés, Bars, Kneipen und Imbisse. In gefühlt jedem zweiten Laden hängt ein Schild, dass sie Personal suchen oder die Öffnungszeiten sind wegen Personalmangel gekürzt worden.
Es werden kurze Zeitverträge angeboten, um die Leute schneller loszuwerden.

Vollzeitstellen gibt es entsprechend wenige.

Das Personal wird bis zum Anschlag ausgesaugt.

Es wird lediglich nach Tarif bezahlt, was nicht immer reizvoll ist.

Die Arbeitnehmer erfahren keine Wertschätzung .

Vielen wird es zu einfach gemacht, vom Sozialstaat zu leben. Damit meine ich nicht die, die auf Hartz IV angewiesen sind und wirklich jeden Cent umdrehen müssen.

Es werden, seitens der Arbeitgeber, Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten werden.

Die Azubis erhalten eine grottenschlechte Ausbildung, die nicht mehr Lust auf weitere Arbeit macht.

Die Motivation der Arbeitnehmer fehlt, weil sie sich nicht einbringen dürfen.

Die Personaldecke ist so dünn gestrickt, dass es jedes Mal ein Loch reißt, wenn Arbeitnehmer Urlaub haben oder krank werden.

Körperlich möchte kaum noch einer arbeiten.

Ich weiß auch von einigen Personen, die sich ernsthaft mit dem Gedanken befassen ins Ausland abzuwandern.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.09.2022
Hm, die Statistiken erklären das auch nicht so richtig. Die Anzahl der Auswanderungen ist wieder Rückläufig und hatte ihren Peak um 2016. Zusätzlich kann man sich die Auswanderungen nach Zielland anschauen und da kommt unter den Zielländern Skandinavien und die Schweiz nicht wirklich auf die vorderen Plätze.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157440/umfrage/auswanderung-aus-deutschland/

Es bleibt ein Rätsel...

Als Bewerber ist man aktuell aber tatsächlich in einer recht komfortablen Verhandlungsposition wenn man sich die Stellen aussuchen kann.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.09.2022
Viele gut ausgebildete junge Menschen kehren Deutschland immer mehr den Rücken und wandern aus. Das hat damit zu tun, das in anderen Ländern die Arbeitsbedingungen einfach besser sind. Vor allem Skandinavien und die Schweiz liegen hoch im Kurs, aber auch Länder wie Kanada. Dort sind unsere jungen Ärzte, soz. Berufsgruppen, aber auch junge Handwerker hin. Ich würde es nicht anders machen, wäre ich nochmal Anfang 20.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
01.09.2022
Ein befreundeter HNO hat jeden 2 Freitag frei, im Wechsel mit einem Kollegen, weil sie nicht genug Personal haben um die Praxis mit 2 Ärzten aufrecht zu erhalten.

Eine befreundete Personalreferentin hat 53 Stellen offen für ein renommiertes Unternehmen und kann diese schwer besetzen.

Gestern beim Einkaufen waren Nachmittags die Frischetheken zu wegen Personalmangel.

Handwerker kann man Wochen im voraus buchen, weil gut Auftragslage (was mich sehr freut für die Kleinstunternehmen).

Über das Flughafenchaos und die Gastrobranche will ich gar nicht erst sprechen.

Eine Freundin hat Schwierigkeiten mit der Kita weil die Betreuungszeiten gekürzt wurden wegen Personalmangel.

Ich kann verstehen, dass es durch Corona eine Umverteilung in einigen Branchen gab, aber egal wo man hinschaut, aktuell fehlen überall Leute.

Es sind nicht nur Fachkräfte und hochkomplexe Tätigkeiten, sonder wirklich durchweg in allen Branchen mangelt es an Personal.

Wo sind die Menschen hin? Was sind eure Gedanken dazu? Was hat sich geändert in den letzten Jahren unabhängig von Corona?