Langfristige Flüchtlingsthematik

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 711 Antworten

„Castrop-Rauxel“ (Pseudonym)

Skipper und die anderen, die hier Bedenken vortragen.
Es wäre echt (für mich wenigstens) interessanter, was Euch so bewegt, welche Fakten dahinter stehen, wie Ihr Eure Skepsis begründet. Das "Gepöbel", "dumme Geschwätz" und das schlechte Benehmen, das hier Menschen vorgeworfen wird, die dem Thema sowohl emotional ALS auch sachlich begründet positiv(er) gegenüber stehen, sehe ich durchaus auch bei "Euch" gegeben. Denn auch wenn die Wortwahl es sein mag, der Inhalt wird davon nicht höflicher.

Könnten wir also bitte wieder auf eine Diskussion um Inhalte zurück kommen und nicht um Sympathien für den/die Meinungsträger? Danke.

herrenlose Katze

Also Fakten wird hier wohl keiner nennen können, weder der "Bedenkenträger" noch die Befürworter eines ungezügelten Zuzugs, denn meines Wissens hat es diese Menge an Flüchtlingen, aus einem anderen Kulturkreis, in relativ kurzer Zeit so noch nicht gegeben. Es kann sein, das es alles wunderbar funktioniert aber auch die Möglichkeit von Schwierigkeiten sollte man doch nicht ganz außer acht lassen.

„Seevetal“ (Pseudonym)

Ich kenne das Flüchtlingsheim in Hesepe bei Bramsche. Mittlerweile sind dort mehr Menschen untergebraht, als es Einwohner in Hesepe gibt. Es ist dort mit dreimal so vielen Menschen, wie eigentlich Plätze vorhanden sind, völlig überbelegt. Das möchte ih hier einfach mal so stehen lassen.
Was mich beschäftigt, ist die Frage: wie lange könenn diese Menschen noch in den Zelten nächtigen? Es wird kälter! Es gibt dort in der Umgebung nicht genügend Unterbringungsmölichkeiten, bzw. Wohnungen. Was dann? Ich bin mir sicher, dass der Wohnugnsmarkt das nicht auffangen kann.
Wenn ich das alles so lese bin cih einfach traurig und ein wenig geschockt: alles kümmert sich um die Flüchtlinge. Was sit mit unseren Obdachlosen, die brauchen auch warme Sachen, es gibt viele Familien, die in Armut leben, Kinder, die Mittags ins chule, Hort oder ähnliches ihr erstes Mittagessen bekommen. Für die angagiere ich mich gerne.
@ skipper: ich für meinen Teil denke, dass Eingliederung relativ gut klappt, in eineigen Städten/Gemeinden besser, in anderen weniger, das sit einfach so. Wenn allerdings solche "Massen" an EMnschen auf einmal kommen, sit das eine Herausforderung, wo ich sehr unsicher bin, ob das so klappt. Bestimmt nicht reibungslos, wie uns die Vorfälle aus jüngster ZEit bewiesen ahben.

„Castrop-Rauxel“ (Pseudonym)

Skipper
Wir hatten die Wiedervereinigung 1989, die EU-Osterweiterung 2004, den Balkankonflikt 1991 - 1995. Das sind große Aufgaben gewesen, die Europa mehr oder weniger gut gestemmt hat. 1956 kamen 200.000 Ungarn nach dem blutigen Ende des Aufstands nach Deutschland. Selbst das haben wir gewuppt.
Jede dieser Aufgaben war keine leichte. Bei jeder blieben Menschen auf der Strecke, ohne Zweifel. Dennoch sehe ich persönlich neben allen Herausforderungen eben auch Chancen, und zwar durchaus auch wirtschaftliche und monetäre. Wenn, und da gebe ich den Skeptikern teilweise recht, es die Politik nicht verpennt.

Magdalena
Die sozialen Missstände in diesem Land sind unerträglich, doch seit Jahren oder Jahrzehnten bekannt. Sie wurden weder von den Flüchtlingen herbeigeführt noch werden sie besser, wenn wir die Grenzen schließen. Wenn jetzt gute Politik gemacht wird, könnte es im Gegenteil doch sein, dass auch wieder ein Ruck durchs Land geht und Leute endlich wieder FÜREINANDER einstehen. Das würde ich mir wünschen und wäre dringend erforderlich.

@herrenlose_Katze: Wir, die wir hier Skeptiker sind, nehmen unsere Fakten nicht aus den Medien, sondern wir "recherchieren" vor Ort. Ich könnte Dich höchstens nach Köln-Porz oder -Chorweiler einladen. Dort sind meine Fakten.

Leider habe ich noch keine eigene Zeitung, damit Du mir glaubst..:-)

Außerdem sind wir ständig auch in anderen Ländern "recherchierend" und beobachtend unterwegs.

Von diesen (zugegeben, nur bedingt repräsentativen) Stichproben schließen wir auf die Grundgesamtheit.

„Castrop-Rauxel“ (Pseudonym)

Briciu
Und diese Informationen stehen nur "Euch" zur Verfügung? Das stimmt für meine Person beispielsweise nicht.

@berneck: von gestern ->sign

@katze 11.49 h:

in kurzen worten auf den punkt gebracht. danke & sign


wenn man den wissenschaftlern glauben mag, werden sich in den nächsten jahrzehnten unter anderem auch klimabedingt ganze völkerwanderungen in gang setzen. zum teil passiert das jetzt schon..

http://www.zeit.de/2009/42/Klimafluechtlinge/komplettansicht

und nichts anderes (wenn auch aus anderen gründen) passiert gerade bei uns. in der aktuellen presse ist mehrfach von *der neuen völkerwanderung* zu lesen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article145532343/Ist-das-die-neue-Voelkerwanderung.html

wer also angst vor veränderung, angst vor dem neuen hat, für den wird es in der zukunft nicht leichter werden.

wir sollten und müssen uns darauf einrichten, dass sich die welt nun mal verändert und an lösungen arbeiten, die kommenden herausforderungen zu bewältigen.

ja, langfristig müssen lösungen her. ich würde mir einfach mehr vertrauen in unsere fähigkeiten wünschen. der mensch wächst mit seinen aufgaben und herausforderungen. das hat die vergangenheit mehrfach gezeigt.

@herrenlose_Katze.....mehrfach sign.......

@bric...."ständig in anderen Ländern unterwegs....."?....
wo denn??
Warst du denn schon in Syrien? in Jordanien? im Libanon? in der Türkei?
Um die Situation vor Ort zu recherchieren?
Um z.B. zu sehen, warum all diese Menschen auf der Flucht sind?

Bricriu, hörst du dir eigentlich auch mal selbst zu?

Wir, die wir hier Skeptiker sind, nehmen unsere Fakten nicht aus den Medien, sondern wir "recherchieren" vor Ort. -> soso, du kannst kollektiv für die anderen sprechen?
Außerdem sind wir ständig auch in anderen Ländern "recherchierend" und beobachtend unterwegs. -> in der Schweiz oder was? *lol*
Von diesen (zugegeben, nur bedingt repräsentativen) Stichproben schließen wir auf die Grundgesamtheit. -> bedingt repräsentativ ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Lass mich raten, den Begriff Statistik kennst du aus Kreuzworträtseln? Und du hast auch bei der qualitativen Stichprobe methodisch sauber gearbeitet, da bin ich mir ganz sicher. Und weißt natürlich, wie solche Vorgehensweisen zu interpretieren sind. -.-

@herrenlose_Katze: Wir versuchen, diese Informationen zu vermitteln (auch hier), laden sogar ein... :-)

Wie gesagt, eine Zeitung haben wir noch nicht. Und wenn wir eine hätten, würdest Du sie nicht lesen wollen, weil sie (nach Deinen Kriterien) rechts und somit "Lügenpresse" wäre.

Dagegen lesen wir schon die Presse von "Euch"; nicht, weil sie interessant ist oder um "unsere Fakten" daraus zu gewinnen, sondern um unsere Kontrahenten besser kennenzulernen. :-) Was sie so bewegt, wie ihre Argumentation aussieht, wie organisiert sie sind.:-)

Ich hoffe für dieses Land nur eins: Dass es nicht zu bürgerkriegsähnlichen Tumulten kommt, weil man sich nicht verstehen (und verständigen) will.

Nun. Meine Zweifel an der aktuellen Flüchtlingspolitik kommen nicht von einem Angstgefühl. Sondern ganz schlicht und ergreifend von Erfahrungswerten, die wir mit Asylsuchenden aus NahOst bereits gemacht haben.

Stichwort Libanon - Bürgerkrieg. Es gab (wenngleich auch nicht in Zahlen mit der jetzigen Situation zu vergleichende) zahlreiche Asylsuchende, die nach Deutschland gekommen sind. Wer allen Ernstes behaupten mag, dass die Integration dieser Menschen mehrheitlich prima geklappt hat, muss entweder blind und taub sein oder mit einem ordentlichen Verdrängungsmechanismus laborieren.

Dass diese Menschen dauerhaft in Deutschland wohnen bleiben, kann einem niemand verdenken. Wer glaubt, dass die Leute wieder zurückgehen werden, irrt. Ich kenne tatsächlich keinen Libanesen, der wieder in den Libanon zurückgekehrt ist. Meine befreundeten Libanesen fahren einmal im Jahr dorthin in den Urlaub und besuchen dort Verwandte und Freunde. Wir reden hier - aus meiner Sicht - also nicht von einem Übergang. Sondern allen sollte klar sein, dass die jetzt Asylsuchenden aus Syrien, Eritrea ect. zum großen Teil hier bleiben werden - und ihre Familien nachholen. Wir brauchen also kurz, - mittel- und langfristige Lösungen.

Ich möchte gern Ralph Ghadban erwähnen, selbst aus dem Libanon zu uns gekommen, Islamwissenschaftler, Politologe etc. pp. Seine Vorträge finde ich oft sehr interessant, weil ich mir bei ihm sicher bin, dass er nix polemisiert oder sich vor irgendeinen Karren spannen lässt. Anbei ein Papier von ihm aus dem Jahr 2008 - betrachtet für Berlin (Namen von Institutionen und Zuständigen haben sich geändert) - das recht ausführlich aufzeigt, Was, Wie und Warum die Integration der Libanesen hier in Berlin zu großen Teilen gescheitert ist. Er zeigt aus seiner Sicht auch Lösungsvorschläge auf (ab Seite 14)
Ausdrücklich möchte ich anmerken, dass es sicher auch viele gute Beispiele der Integration von Libanesen gibt. Die gescheiterte Integration hier in Berlin ist - aus meiner Sicht - nicht den Libanesen allein anzurechnen, sondern ist zu großen Teilen dem zum Teil idiotischem Asylrecht bzw. seinen Regelungenhier in D geschuldet. Probleme sind mitunter hausgemacht.

Hier der Link des Papiers von Ralph Ghadban: http://www.ghadban.de/de/wp-content/data/die-libanon-fluchtlinge2.pdf

Kurzum: An der falschen Integrationspolitik hat sich bis dato nichts wesentliches geändert. Die Erfahrungen, die wir aus dem Libanon gemacht haben, multipliziere ich mit der Anzahl der jetzt kommenden Bürgerkriegsflüchtlinge. Dann weiß ich ungefähr, was die möglichen Folgen sein werden. Denn eins ist auch Fakt: Die Menschen, die hierherkommen, haben viel Geld und Strapazen auf sich genommen, um hier ein gutes Leben führen zu können. Sie haben - aus meiner Sicht - recht überzogene Vorstellungen davon, wie es sich hier leben lässt bzw. welche realen Chancen es für die Erfüllung ihrer Träume gibt.

Aus meiner Sicht werden wir dem größten Teil dieser Menschen und ihrem Anspruch nicht gerecht werden können (Wohnungen, Arbeit, Integration). Und es ist kein Hexenwerk zu prognostizieren, dass Frustration der Nährboden für Radikalisierungen (aller Art) ist.

Jetzt kommt sicher die Frage: Aber ist das Grund genug, den Flüchtlingen ihr beschiedenes Asylrecht zu beschneiden bzw. vorzuwerfen?

Ich persönlich finde, dass man die zu erwartenden Folgen aus dieser Massenflucht nicht von den Erfahrungen der gemachten Asylpolitik trennen kann. Hier wird immer so getan, als wären die jetzt kommenden Flüchtlinge eine ganz besondere Chance für Deutschland. Ich kann diese Chance - unter Berücksichtigung der sehr mauen gemachten Erfahrungen - nicht erkennen.

Und dass es sinnvoll ist zu fragen: Wieviel Asyl können wir denn - langfristig und menschenwürdig - stemmen?
Und gleichzeitig sollten wir uns ganz schnell Gedanken machen, wie Spielregeln für eine Einwanderung denn aussehen können. Denn ein großer Teil des Problems ist doch auch, dass Einwanderung jetzt per Asyl stattfindet und ordentlich Ressourcen und Kosten bindet. Wir schicken wahrscheinlich den einen oder anderen gut Ausgebildeten aus dem Balkan wieder heim.

Ich respektiere jeden, der das anders zieht und keine Zweifel hat oder sich einfach in solidem Optimismus wälzt. Dafür wünsche ich mir, dass nicht ständig Abwertungen Andersdenkender erfolgen (strafrechtliches ausgenommen). Wie zerrissen ist dieses Land, dass man nicht andere Meinungen gelten lassen kann - ob fundiert oder nicht?

Eine kluge Frau hat mal gesagt: "Freiheit ist auch immer die Freiheit der Andersdenkenden" - hat der eine oder andere vielleicht vergessen.

@Bricriu "...weil man sich nicht verstehen (und verständigen) will." - Da bist du selbst ja leider ganz vorne dabei.
Aber du schriebst schon woanders, " tendiere zu Verallgemeinerungen und Vereinfachungen". "unangenehme, überhebliche Art", "unzurechnungsfähig", polemisch, provozierend... will dir ja nicht zu nahe treten, aber ich denke, es ist ganz gut, dass du nicht publizierst. Und das hat nichts mit deiner Gesinnung zu tun.

@Bricriu: du und dein Schreibstil sind mir egal. Aber wer Quatsch postet (sorry), muss damit rechnen, darauf hingewiesen zu werden. Mich wundert, dass du dich als angeblich statistisch Bewanderter nicht mit Datenerhebung auskennst. (Was ich beruflich mache, weißt du übrigens nicht. :) )

@sonne:

für mich sind es nicht die bedenken, die jemanden in ein *ungünstiges licht* rücken, sondern die art der bedenken und die art, diese vorzutragen.

jedem vernüftig denkendem menschen wird klar sein, dass nicht alles unproblematisch laufen kann und wird. dass es reibungsflächen gibt und geben wird. auch ich habe definitiv in einigen bereichen bedenken oder sorge. ich gehe anscheinend nur anders mit ihnen um.

deinen post lese ich sachlich und kann einiges davon direkt unterschreiben oder zum teil nachvollziehen, aber zum teil auch nicht. und das ist auch absolut ok so. eine kontroverse diskussion in dieser form führe ich jederzeit gern. insbesondere wenn ich von meinem gegenüber den eindruck habe, dass es ihm um die sache geht. dieser tatsächlich bereit ist, ebenfalls zuzuhören, andere argumente / ansichten wirken zu lassen und diese zu überdenken, denn ich bin es in einem solchem gesprächsklima auch.

diese bereitschaft hat anscheinden jedoch nicht jeder hier.

zudem habe ich den eindruck, dass einige der postings nur dazu dienen, hier unruhe zu stiften und der eigenen belustigung zu fröhnen. so empfinde ich es jedenfalls beim lesen derer. für mich völlig unangebracht.

insofern kann ich nicht verstehen, warum man diesen personen an die seite springt, denn die benötigen wahrlich keine unterstützung, sich zu erwehren, wie man nachlesen kann.

In den letzten Tagen und Wochen haben viele Menschen die ankommenden Flüchtlinge freundlich und mit viel Herzenswärme empfangen. Spenden bestehend aus Kleidung, Lebensmitteln und Spielzeug wurden übergeben. Tausende Ehrenamtliche und freiwillige Helfer kümmern sich um die Angekommenen, helfen bei Behördengängen, organisieren Dolmetscher etc. etc. Wie ich finde ein wundervolles und kräftiges Zeichen gegen die Brandanschläge auf Flüchtlingsheime und Demonstrationen gegen die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen, die es ebenfalls in den vergangenen Wochen gab.

Ich war sehr positiv überrascht, dass die Bundesregierung gegenüber Fremdenfeindlichkeit und diesen Anti-Demonstrationen klare Signale setzt. Rassismus, Antisemitismus – da wird sogar Angela Merkel, die ja sonst lieber keine entschiedene Position einnimmt, ganz deutlich. Respekt.
Aber bei aller Willkommenskultur, bei all dem Positiven was in den letzten Tage geleistet wurde, man sollte sich hüten, fromme Wünsche als Realität zu verkaufen.

Erst wenn die heute und in den letzten Tagen angekommenen Menschen in diesem Land auf eigenen Beinen stehen können, wenn sie "selbst klarkommen", erst dann hat man die Hürden genommen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Und bis dahin muss es verdammt nochmal auch erlaubt sein, kritische Fragen zu stellen, sich Gedanken zu machen, wie Deutschland dieses Mammutprojekt stemmen will und vor allen Dingen, wie man für die Zukunft mit der eigenen Asylpolitik umgehen will. All dies darf und muss man sich fragen, ohne gleich in die "rechte" Ecke gestellt zu werden.

Ja, es gibt sie, die Rassisten, die Kontra-Fraktion, die keinem einzigen Argument gegenüber offen sind. Aber nicht jeder, der Bedenken hat, gehört automatisch dazu.

Und ja, es gibt sie auch, die "Gutmenschen", die "Flüchtlings Euphoriker", die ebenfalls nicht zugänglich sind für andere Meinungen oder Bedenken und alles durch die "rosarote" Brille sehen möchten.

Kann man sich, zumindest hier im Forum, nicht irgendwie darauf einigen, dass es völlig selbstverständlich und moralisch verpflichtend ist, Menschen zu helfen, die auf der Flucht vor Krieg, Terror, Verfolgung etc. sind? Genau diese Aussage entnehme ich nämlich fast allen Posts in diesem Thema, von einigen "unrühmlichen" Ausnahmen der üblichen Verdächtigen mal abgesehen.

Die veröffentlichte prognostizierte Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber, die Deutschland vermutlich in diesem Jahr aufnehmen wird, wird immer höher. Die meisten dieser Menschen sprechen die deutsche Sprache nicht. Nicht alle haben eine Ausbildung oder einen Beruf. Viele sind geschwächt, krank oder unterernährt und brauchen dringend medizinische Versorgung. Die Herausforderungen sind immens.

Machen wir uns doch nichts vor, eine Integration einer solch hohen Zahl an Menschen ist nicht nur schwierig, sondern sie wird auch teuer. Wir reden hier nicht über "Peanuts" sondern über Kosten in noch gar nicht absehbarer Höhe. Deutschland als Sozialstaat wird sich der neuen Situation anpassen müssen. Langfristig ausgelegte Konzepte müssen dringend herbei. Denn Fakt ist auch, je mehr der sogenannte Sozialstaat strapaziert wird, desto kritischer werden die Leute der Einwanderung gegenüberstehen.

Und bevor jetzt wieder das Totschlagargument kommt, dass Deutschland ein reiches Land ist und dass andere, viel ärmere Länder auch helfen, obwohl sie es sich nicht so einfach leisten können:
Das ist völlig richtig. Aber: Die Flüchtlingslager in diesen Ländern sind in einem noch wesentlich schlimmeren Zustand als selbst die notdürftigsten Unterkünfte bei uns. Die Menschen in diesen Lagern sind völlig isoliert vom Rest des Landes und sozial völlig chancenlos. Ich denke, dass Deutschland im Umgang mit den Flüchtlingen und Asylbewerbern andere Ansprüche hat. Diese Menschen sollen nach Möglichkeit medizinisch versorgt, ordentlich untergebracht, mit Lebensmitteln versorgt, in die Gemeinschaft integriert und eben auch, nach Anerkennung des Asylantrages langfristig in den Arbeitsmarkt geführt werden.

Habe ich hierfür ein Patentrezept? Nein, sicher nicht. Haben unsere Politiker bisher auch nur einmal einen gangbaren Weg aufgezeigt? Auch nicht. Gerade deshalb finde ich eine Diskussion über dieses Thema so wichtig. Aber Diskussion heißt eben auch ab und zu mal zuhören, auf andere Meinungen eingehen und auch unbequeme Bedenken ernst nehmen. Eine Diskussion ist immer ein Dialog, kein Monolog. Und ich finde, bei so einem ernsten Thema hat Polemik keinen Platz.

Ich hoffe, dass wir dieses Thema wieder in ein sachlicheres Gewässer führen können.

„Groß-Umstadt“ (Pseudonym)

@chunkybutfunky: sign :)

„Ilmenau“ (Pseudonym)

@SONNEnstar

Grob würde ich da mitgehen, wenngleich ich nicht ganz so pessimistisch bin. Positive Aspekte der aktuellen Situation sind, soviel zeichnet sich ab, dass endlich das Asylrecht modernisiert wird, also Verfahren u. Fristen verkürzt, dazu der unselige jahrelange Personalabbau bei den zuständigen Ämtern u. der Bundespolizei gestoppt ist, die Bundesagentur für Arbeit ins Boot geholt wird u. generell Gesetze u. Bestimmungen den neuen Notwendigkeiten angepasst werden. Sofern noch die Fehlbesetzung de Maiziere baldmöglichst ihren Hut nimmt, ist hier die Richtung ok.

Des weiteren passt. m.E. der Vergleich Syrer-Libanesen nicht ganz, man muss sehen, das Syrien vor dem Bürgerkrieg als Bildungs-Vorzeigeland der arabischen Welt galt u. - wie im Thread schon anklang - bislang eher die finanziell u. bildungsmäßig erfolgreiche städtische Mittelschicht ankam. Ich hoffe insofern auf eine Wiederholung der Erfolgsgeschichte der iranischen Migranten in Deutschland. Und bin persönlich geneigt, bei Leuten, die den Biss haben, tausende von Kilometern mit Kind u. Kegel in Angriff zu nehmen, bzw. ihr Leben für ein besseres Leben zu riskieren, zu vermuten, dass sie nicht primär in Deutschland aufschlagen, um hier staatlich alimentiert Däumchen zu drehen. Und wie erwähnt: Bedarf, besonders im Handwerk, ist auch in diesen Größenordnungen allemal da.

Unbehagen bereitet mir hingegen v.a. der unveränderte Merkel-Blankoscheck, der einerseits in Europa eine gerechte Quotenverteilung verhindert u. andererseits den 'Deutschland-Hype' in sämtlichen nordafrikanischen Flüchtlingslagern unablässig befeuert. Dieser funktioniert inzwischen komplett unabhängig von Kriegsereignissen, es heißt dort nur: 'Deutschland nimmt alle Flüchtlinge auf u. finanziert ihnen Lebensunterhalt u. Ausbildung' - wer würde da nicht 'jetzt geht's los!' schreien, zumal in der Türkei die Schlepperpreise sinken, logisch -> wenn die Profitraten den Drogenhandel toppen, wächst die Konkurrenz.

Will sagen: Deutschland verkraftet die aktuellen Flüchtlingszahlen, keine Frage, doch ab spätestens 1 Mio Flüchtlingen dürfte das hiesige "Septembermärchen" passè sein u. die Stimmung kippen. Wir sind keine Diktatur, wo mal eben nach politischem Gusto in kürzester Zeit durchregiert, d.h. wegen der 'guten Sache' enteignet o. beliebig Ressourcen mobilisiert werden kann, sondern ein bürokratisches Gemeinwesen, das vom täglichen politischen Streit um Meinungen, Finanzen, Ansprüche, Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten in einer Welt knapper Güter lebt. 'Knappe Güter' in dem Sinne, das zusätzliche Begünstigungen einer gesellschaftlichen Gruppe i.d.R. mit Nachteilen anderer Gruppen verbunden sind, was die verfügbaren Kapazitäten naturgemäß begrenzt.

Abschließend Tipps für die Flüchtlings-Fans:

1) Das Unbehagen der Skeptiker-Fraktion beseitigt man nicht, in dem in emotionalisierter Claudia-Roth-Manier über 'Ängstlichkeiten' etc. gelästert wird, da entsteht eher der Eindruck, die Betreffenden hätten vor lauter 'menschlicher Selbstbegeisterung' die bevorstehenden Alltagsprobleme nicht im Ansatz erfasst. Vergleichbar den tapferen 'menschlichen' Politikern, die zügig aus ihren Multikulti-Kiezen wegziehen, sobald der eigene Nachwuchs das schulpflichtige Alter erreicht.

2) Unerklärlich bleibt für mich, wie man Ansätze wie z.B. in Schoggis FAZ-Brief (hier nochmal der Link:

http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/fluechtlinge-das-grundgesetz-steht-ueber-der-bibel-und-dem-koran-13800012.html )

die sich dadurch auszeichnen, dass sie Flüchtlingen nicht nur bedingungslose Hilfe (die auf Dauer entmündigend wirkt), oder unbegrenzte Freiheit (die in der Praxis eher zu einem Alleingelassen-Gefühl mutiert), bieten, sondern konkrete Orientierung u. durchaus auch unangenehme Wahrheiten zumuten, in erster Linie als 'bedrohlich' oder 'gegen die Flüchtlinge gerichtet' missinterpretieren kann. Es muss doch darum gehen, etwaige Anpassungskonflikte von vornherein zu minimieren, was im ureigenen Interesse der Flüchtlinge selbst ist, denn die wollen in der Mitte der Gesellschaft ankommen u. ihr Leben erfolgreich verbessern. Warum denn z.B. - statt eines unüberschaubaren Dschungels an gutgemeinten, freiwilligen Angeboten u. Fördermöglichkeiten, in denen sich am Ende kaum jemand zurechtfindet - keine obligatorischen Pflicht-Integrationskurse (inklusive Sanktionen u. Prämierungen), die perspektivisch direkt in vermittelbare Arbeit u. damit eine selbstbestimmte Existenz führen? Flüchtlingen mehr bieten, aber auch mehr von ihnen einfordern, die Buschkowsky-Formel, kann nur die Lösung sein, damit Integration (im Gegensatz zur Vergangenheit) gelingt, nicht gutgemeintes In-Watte-Packen.

„Castrop-Rauxel“ (Pseudonym)

Victor

Mein Rat an dich, Skeptiker
Es wäre erfreulich, wenn nicht so elegant darüber hinweg gegangen wird, dass die "Flüchtlingsfans", zu denen ich wohl nach deiner Defininiton auch gehöre (den Begiff finde ich etwas herablassend) genau wie Ihr hier mehrfach betont haben, dass die Politik aus dem Quark kommen muss. Es wurden Schwachstellen aufgezeigt und Ansätze zur Diskussion gestellt. Das, ja genau das war nämlich der Sinn des Threads!

BTT
Das Thema Sprachkurs schnellstmöglich, am besten noch während der Phase des Asylverfahrens... yes! Ein Thema, dass ich schon seit bestimmt 20 Jahren ankreide, warum man soviel wertvolle Zeit ungenutzt verstreichen lässt, in der man Asylbewerber schon fördern und fordern könnte, statt sie zum staatlich finanzierten Nichts-Tun zu zwingen.
Gleiches Thema Arbeit. Hier wurde schon letztes Jahr nachgebessert, doch der Prozess geht immer noch über zwei Behörden und ist daher sehr langsam. Ein Arbeitgeber muss schon großes Interesse und gute Nerven haben, bis eine Arbeitserlaubnis, bezogen auf genau diese Stelle, vorliegt.

Wenn es die jetzige Situation schafft, hier z.B. mal endlich vernünftige gesetzliche Grundlagen zu schaffen, es wäre ja nicht auszuhalten vor Vergnügen. :)

Den Artikel in der FAZ finde ich nach wie vor snobistisch. Und schlecht recherchiert. ^^

@ Herrenlose Katze:
Jeder, der Deutsch oder eine andere x-beliebige Fremdsprache erlernen will, und - wie die meisten Immigranten - einen Zugang zum Internet via Smartphone oder Laptop hat, kann dies jederzeit ohne Zusatzkosten tun - auch schon lange vor seiner Ankunft in Deutschland. In den meisten deutschen Städten und Gemeinden gibt es zudem Stadtbibliotheken, die jedermann/frau täglich unbegrenzt frequentieren kann, und wo jeder soviel lesen und lernen darf, wie er will. Und natürlich gibt es auch ein reichhaltiges Angebot an klassischen Sprachkursen mit Frontal-Unterricht. Spracherwerb für Immigranten in Deutschland ist also weniger eine Bringschuld als eine Holschuld.