Danke für deine Empfehlung, Alphamännchen. Ich werde mit meinem Bruder und meiner Schwägerin darüber sprechen.

Es kann passieren, dass er Alpträume erleidet, in denen das Geschehnis vorkommt oder er plötzlich Ängste bei der Benutzung des ÖPNV entwickelt.
Ich empfehle eine Terminvereinbarung bei einem Psychologen, weil zumeist eine Folgeerkrankung durch so ein Ereignis eintreten kann. Und je früher so eine Gesprächstherapie eingeleitet wird, umso besser.

Die Täter sind gefasst, was sehr wichtig für Schadensersatzansprüche bzw. dem Schmerzensgeld ist, die er zu beanspruchen hat. Und dein Neffe hat mit seiner mutigen Aussage als erstes erreicht, dass dessen kriminelle Karriere unterbrochen worden ist. Er hat mitgeholfen, dass es durch diesen Personenkreis keine weiteren Opfer in der nächsten Zeit mehr geben wird.
Dein Neffe kann stolz auf sich sein.

Dass ihm aber niemand vor Ort helfen wollte, ist ein soziales Armutszeugnis, da fast jeder ein Handy im ÖPNV dabei hat bzw. verwendet.

Zitat: "Daher frage ich mich, ob es der Mainstream nicht mehr für IN oder COOL hält, zu helfen ?"

Mein 17-jähriger Neffe ist vor ein paar Tagen von 4 jungen Männern, im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, in einer voll besetzten Straßenbahn mit dem Messer bedroht und überfallen worden. Die Männer wollten sein Handy haben. Das hatte er aber zu Hause vergessen, was er ihnen auch sagte. Aber er bot ihnen sofort 20,- Euro an, die er in der Tasche hatte.

Die Männer wollten, dass er mit ihnen an der nächsten Haltestelle aussteigt, was er verweigerte, weil er auf dem Weg in die Schule war. Da nahmen sie ihm das Geld ab und sagten ihm, dass sie häufig mit dieser Straßenbahnlinie fahren würden. Sollte er sie verpetzen, würden sie ihn sich beim nächsten Mal vorknöpfen.

Erst als mein Neffe wieder zu Hause war, erzählte er seinen Eltern von dem Vorfall. Sie gingen mit ihm sofort zur Polizei und erstatteten Strafanzeige. Wenige Tage später las man in der Zeitung, dass ein paar junge Männer verhaftet wurden, die mehrere Überfälle in S-Bahnen, etc. begangen haben. Mein Neffe wurde zum Polizeirevier vorgeladen und konnte 2 von den Männern direkt identifizieren. Darunter war auch derjenige, der meinen Neffen mit dem Messer bedroht hat.

Bei all den schrecklichen Dingen, die "Helfern" schon passiert sind, kann ich verstehen, dass niemand direkt in einer solchen Situation eingreift. Aber das Mindeste wäre, dass jemand von den anderen Fahrgästen die Polizei oder den Schaffner darüber informiert hätte.

Ich bin schon seit wenigstens 20 Jahren nicht mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Aber ich hörte von einem "Notknopf", den man in den Verkehrsmitteln überall findet. Selbst den hatte niemand gedrückt.

Das hat für mich nichts mehr mit Angst zu tun, sondern mit Gleichgültigkeit, Kälte, Teilnahmslosigkeit und Egoismus, die sich in unserer Gesellschaft immer mehr ausbreiten, LEIDER!

Update:
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Pruegelattacke-am-Moritzplatz-Kripo-fasst-17-Jaehrigen-id27220737.html

http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Verfassungsschuetzer-will-von-NSU-Mord-in-Kassel-nichts-bemerkt-haben-id27224702.html

Es gibt Verfassungsschützer, die so ein schlechtes Gehör haben, dass sie einen Schuß nicht wahrnehmen, keinen Erschossenen sehen und nicht mal frisches Blut riechen...für mich klingt dies sehr abstrakt.

Also ich hab mal in meinem Italienurlaub einen Taschendiebstahl beobachtet und schnappte mir gleich einen der drei Burschen, der mich entsetzt ansah und die Geldbörse sofort heraus rückte. Die Beklauten waren ältere Damen aus Austria und verdutzt, dass man sie überhaupt bestehlen konnte.

Anruf, Eingriff oder Leute mobilisieren sind drei gute Möglichkeiten.

Selbstverständlich kann - und muss- JEDER, der Zeuge von Straftaten oder Gefahrensituationen wird, wenigstens zum Telefon greifen und die Polizei verständigen. Es gibt meiner Meinung nach keinen Grund, sich aufs Gaffen zu beschränken. Dass aber nachdem auch schon persönlich schützend eingreifende Helfer zu Tode geprügelt worden sind oder immer wieder aktive Helfer schwer verletzt werden, vielleicht nicht jeder gleich bereit ist, seinen eigenen Kopf hinzuhalten, weil sich da vermeintlich ein paar Halbstarke kloppen, kann ich zumindest nachvollziehen.

Ansonsten muss wenigstens jeder den Mut haben, im Zweifel einmal unnötig die 110 gewählt zu haben, als einmal zu wenig.

Ich habe selbst schon oft (nämlich immer wenn ich Zeugin wurde) auch persönlich eingegriffen; es waren jeweils relativ kräftige Männer so in den 20ern, die auf ihre weibliche Begleitung zuerst einschrien und dann prügelten, und ich hatte bislang immer Glück dass ich nichts abbekam und die Prügler jeweils auch abließen. Es half, mitten in der Öffentlichkeit laut zu rufen "He, lassen sie die Frau in Ruhe" oder "Hören Sie auf, die Frau zu verprügeln, oder ich rufe die Polizei" - und dann gezielt Passanten dazuzuholen ("Sie mit der Lederjacke und Sie mit dem Fahrrad, kommen Sie bitte mal und helfen Sie mir" oder so ähnlich). Dann wurde ich zwar jeweils sehr beschimpft von dem jeweiligen Übeltäter als F*#e und ähnliches, aber wenigstens war dann Ruhe. Ich weiß aber nicht ob ich bei einer Prügelei zwischen Männern (außer Polizei anrufen) irgendwas machen würde.

Inmitten der Augsburger Innenstadt gab es trotz verstärkter Präsenz der Polizei zur Verhütung von Strafdelikten eine Gewalttat. Es ging ein beherzter Anruf von einem 16-jährigen ein, der kein Kriminalitätsgaffer war. Wo sind die Zeugen, die den Vorfall einen Tag vor den Wahlen mit beobachtet haben ?

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Pruegelattacke-Nur-wenige-Minuten-entscheiden-ueber-Leben-und-Tod-id27032422.html

Es geht um einen versuchten Totschlag. Eine tapfere Frau leistete Erste Hilfe !
Daher frage ich mich, ob es der Mainstream nicht mehr für IN oder COOL hält, zu helfen ?