"Hartz IV bedeutet nicht Armut"
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Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
@hanna

Wofür das Geld ausgegeben werden darf, hattest nicht du geschrieben, sondern das stand in einer Antwort. Aber im Prinzip sagst du das schon auch. Wer rauchen will muss rechnen, wer zur Tafel geht, dann, damit er das Geld für etwas anderes ausgeben kann.

Die Tafeln sind mir ein echter Dorn im Auge, weil sie staatliches Versagen verschleiern. Auf einem anderen Niveau als z.B. Armenspeisungen in Indien, auch klar. Aber wie gesagt, der Vergleich ist keine Basis einer Diskussion.

@ Apfel hat schon vollkommen recht, eine wirkliche Teilhabe am gesellschaftlichen ist nur noch sehr schwierig möglich. Das Ergebnis sind Frust, Verharren in der Situation, Ausweglosigkeit und Resignation. Wer sich damit einmal auseinandergesetzt hat, weiß, wie schwer es ist, diese Spirale zu durchbrechen.

Und das Argument "Ich habe es ja auch geschafft" kann ich, nicht nur zu diesem Thema, nicht mehr hören. Jedes Pflänzlein ist anders. Punkt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Ich finde die Diskussion völlig ok.
Weil nicht jeder Einblick hat, was Hartz 4 in welchen Lebenslagen bedeutet.
Zumal es auch keinen Standard genormten Hartz 4 Empfänger gibt.
Dafür sind die "Umstände" zu unterschiedlich. Von Alleinerziehend, durch Krankheit arbeitslos und ausgesteuert, oder eben schon in der 4 Generation Hartzer, oder eben nur als Übergang, um wieder Fuß zu fassen....

Ich kenne aus dem beruflichem Umfeld einige sehr unverständliche Regelungen und Entscheidungen für Harzt 4 Bezieher.
Alleine die Antragstellung und alle Fallstricke zur Beantragung von Hilfen sind schon oft sehr verwirrend und eine Herausforderung. Amtsdeutsch halt und ein ziemlicher Papierwust. Ewig lange Warteschlangen usw.

Ich bin 1993 beim ersten Jahrhundett Hochwasser vom Rhein abgesoffen. Bis ich von der Arbeit kam, war schon alles vollgelaufen.
Ich war eigentlich 10 wochenlang ohne bewohnbare Wohnung und hatte fast nichts mehr. Konnte mit Mühe die wichtigsten Dinge wie Papier usw zusammen raffen.
Selbst mit Gehalt einer Arbeit stemmt man nicht Kaution, Marklerkosten und neue Möbel für eine neue Wohnung (die alte Wohnung war 2 Jahre später wieder ein Pool)
Also bin ich zum Sozialamt.
Mein Fehler war..... ich hatte gebrauchte Möbel für sehr kleines Geld von Kollegen und Bekannten besorgt. ....
Da ich schon das Geld (geliehen) ausgegeben hatte, bekam ich nichts vom Sozialamt. Hätte ich Bedarf angemeldet, ohne selber aktiv zu werden, hätten sie mir eine Grundausstattung neu !!!! finanziert.
Das habe ich nie verstanden.
Und das Finanzamt zickte dann im nä Jahr auch noch rum, weil die Möbel gebraucht waren und "billig".

Das sind seltsame Fallstricke.


Ich finde dieses Thema wichtig zu diskutieren. Ohne sich gegenseitig zu beschimpfen.
Denn es ist zweifelsohne ein gutes "System", verglichen mit anderen EU Länder z.B ( mein Bruder lebt in Spanien und in der Eurokrise sah es für die Spanier deutlich beschissener aus)
Aber es ist vieles trotzdem ungerecht und im Bezug zu Aufstockern und Mindestlöhnen, von denen man mit Familie nicht leben kann, abartig hohen Mieten und eigenartigem "Marken-/Luxusdenken in unserer Gesellschaft dringend eine grundlegende Diskussion nötig.
Veränderungen müssen da geschehen, weil wir mittlerweile zu krasse Unterschiede in der Gesellschaft haben.
Natürlich ist Hartz 4 Armut. Existenzminimum. Damit kann man im reichen Deutschland existieren, überleben. Aber nicht mitleben in der Gesellschaft.
Dafür darf man aber den Kopf gesenkt halten, an der Tafel für abgelaufene, teils angegammelte Lebensmittel anstehen und die ehrenvolle Aufgabe erfüllen, als Fußabtreter für alles und alle über ALG 2 Niveau zu fungieren.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Mein ältester Bruder lebt seit gut 15 Jahren von H4, weil er keine Bock hat zu artbeiten.
Er würde es anders ausdrücken, natürlich.

Er lebt bescheiden und sehr entspannt in einer 1Zimmer Wohnung in Düsseldorf, kauft Essen im Angebot und Klamotten auf Flohmärkten, eBay &co.

Ich war auch Jahrelang "arm dran" Abi, Studium, Zeitarbeit. Aber kam bestens zurecht.
Allerdings ist die Aussicht auf die sichere Zukunft und die Tatsache dass es meine eigene Entscheidung war sich vorrübergehend einzuschränken auch eine völlig andere Motivation. Ein mitte 40ger ohne brauchbare Qualifikation hat da schon mehr Frust bei gleicher Finanzlage.

Der Unsinn man könne sich mit wenig Geld nicht gesund ernähren ist fatal.
Obst und Gemüse, Milch, Saft, Selter und eine Packung Basismüsli ist nicht jedermanns Geschmack, weil Lieferrando ja viel besser kochen kann, aber Gesund und Günstig ist kein Wiederspruch.

Änderungsbedarf sehe ich darin, wie mit den Bedürftigen umgegangen wird.
Bei der Trennung meiner Eltern vor 35 Jahren stand meine Mutter mit 2 Kindern buchstäblich von heute auf Morgen mit nur der Kleidung am Leib (und dem "Fluchtwagen") auf der Strasse.
Sie wurde von einer Dame auf dem Sozialamt an die Hand genommen, bekam alle notwendigen Formulare in die Hand gedrück, wurde fix durch alle Instanzen geschleust und wir waren in guten Händen.
Heute, habe ich vor 6 Jahren erlebt und höre es immer wieder, sind Antragsteller in der Pflicht sich selbst VORHER zu informieren was ihnen zusteht, weil die H4 Bearbeiter niemandem darüber aufklären das zB wohngeld, Kleidergeld oder sogar Vorschußzahlungen mein gutes Recht sind.

DAS muss sich ändern, eine arme Person muss betreut werden, durch den Pozess der Antragstellung geführt werden. Viele habe sowieso Probleme im Sozialverhalten oder sind einfach nicht in der Lage vom Intellekt her, die resignieren und bleiben arm weil zwischen ihnen und dem ausreichendem Geld ein Formular steht.

Ich lebe gern im Sozialstaat und habe keine Schmerzen mit Steuergeldern die für Soziales ausgegeben werden.
Da gäbe es ganz andere Bereiche wie Subventionen, Geldverbrennung in öffentlichen Bauten (Elbphil. etc.)
Das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler
https://www.schwarzbuch.de/
Dieses Buch empfehle ich jeder/m der/die sich daran stört, dass er/sie mit seinen Steuern & Sozialabgaben anderen Menschen ein Existenzminimum finanziert.

Fazit: H4 ist nicht arm.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
@Cheshire Deine Schilderungen kann ich sehr gut nachempfinden. Ich kann mich auch noch an einige interessante Regeln erinnern und Grundsätze erinnern, die ich hatte, um meine Ausgaben möglichst gering zu halte. Hilfen wie Berufsausbildungsbeihilfe habe ich nicht bekommen. Für mich war das damals glücklicherweise nur eine temporäre Situation, was ich ja auch wußte und ich habe das auch gut weggesteckt.

Schwierig war es vor allem im Vergleich mit anderen, wenn man mit Leuten zu tun hatte, die wesentlich mehr Geld zur Verfügung hatten und "ganz andere Dinge gewohnt waren". Dieses "Das geht leider nicht" oder auch Ausreden zu finden, warum man etwas nicht mit machen konnte, das war eigentlich das Schlimmste - zumindest für mich.

@callmebetty Wo liest du heraus, dass ich irgendjemandem vorschreiben wollen würde, wie er seine Transferleistungen nutzt?

Das mit den Tafeln sehe ich übrigens kritisch. Es wird ja immer so dargestellt, als müßte man sonst in Deutschland hungern und als wäre allein das Vorhandensein von Tafeln das Versagen des Sozialstaates. Ich habe damals rund 150€ im Monat für Lebensmittel ausgegeben inkl. "kleiner Goodies" wie einer Packung Süßigkeiten und einem 6er Pack Cola light. Hätte mir damals eine Tafel zur Verfügung gestanden, hätte ich sie natürlich genutzt um die 150€ zu reduzieren und mehr Geld für andere Dinge zu haben. Ich habe aber nicht hungern müssen, weil es sie nicht gab. Meine Vermutung ist, dass es den meisten HartzIV-Empfängern auch so geht: Das sie die Tafeln nicht wirklich brauchen, aber das es ein guter Weg ist um ein paar Euros mehr über zu haben. Von daher sehe ich die Tafeln ähnlich wie Sozialkaufhäuser, das sie kein Ausdruck davon sind, dass der Staat versagt hat, sondern das Menschen, wenn sie das können, das Geld einfach lieber für anderes nutzen wollen. Oder habt ihr da andere Erfahrungen gemacht?

Meine, wer als HartzIV Empfänger zum Beispiel rauchen will muß viel rechnen. Sonst geht das nicht.

Man schaue sich die USA an, auch ein reiches Land und dort würde den meisten Menschen HartzIV mit seiner Miet- und Krankenversicherungskostenübernahme wie purer Luxus erscheinen.

Was Herr Spahn wahrscheinlich mit seinem Armutsvergleich meint, ist der Vergleich mit der Welt. Ganz interessant ist da "Dollar Street", da kann man sich ansehen, wieviel Geld vielen Menschen auf der Welt zur Verfügung steht und wie sie leben ist:
https://www.gapminder.org/dollar-street/matrix?thing=Families&countries=World&regions=World&zoom=4&row=1&lowIncome=26&highIncome=15000&lang=en

Das HartzIV in Deutschland unkomfortabel ist und man im Vergleich zu anderen in Deutschland arm ist: Keine Frage.

...und das HartzIV jedem passieren kann, natürlich auch. Eine längere Krankheit und die meisten von uns wären im System.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Hallo Hanna,

ich habe selber einige Jahr H4 hinter mir. War damals sozusagen "gleich dabei" als es 2005 eingeführt wurde und bezog davor Sozialhilfe. Der Grund dafür war, dass ich mich bis 2005 in einer Umschulung befand.

Allerdings bin ich seit 8 Jahren aus dem Bezug wieder draußen. Was sich seitdem verändert hat, weiß ich nur zum Teil und ich kann nicht beurteilen ob der JETZIGE Hartz-IV-Betrag für eine Single-Person ohne Kinder WIRKLICH ausreichend ist. Dann kommt es auch noch darauf an, wie man "ausreichend" definiert.

1.) Ich habe 3 Jahre meiner Ausbildungszeit mit weniger als dem HartzIV Satz gelebt. Das erforderte Kreativität, war aber machbar.

Das mag sein. Aber in Deiner Ausbildung warst Du sicherlich noch recht jung und "flexibel" was z. B. Deine Ernährung anging. Der Körper hat eine zeitweise einseitige Ernährung, aufgrund von knappen Finanzen, eher mal weggesteckt und/oder Du bekamst vllt Unterstützung von Deinen Eltern/vom Freund(?) und hattest Anrecht auf Wohngeld (falls Du in einer eigenen Wohnung/WG gelebt hast) und, da bin ich mir aber leider nicht sicher, kann es sein dass man in der Ausbildung auch Bafög bekommt? Also rein nur von einem mageren Ausbildungsgehalt muss keiner leben. Auch vor einigen Jahren nicht.

2.) Für viele Menschen ist HartzIV ein Lebensmodell...

Für mich persönlich war es nie ein Lebensmodell, sollte es auch nie werden und ich hoffe, dass es das auch später nie mehr werden wird! Allerdings: WENN man schon einige Jahre darin hinter sich hat, ist es wirklich schwer, da wieder heraus zu kommen. Nicht nur weil man "faul" wird, sondern weil es wirklich eine Herausforderung ist, den Anschluß ans Leben nicht zu verpassen. Für das soziale Leben ist so gut wie gar nichts übrig. Mit Freunden mal was unternehmen, Kaffee trinken gehen, auf ein lokales Fest etc. ist nicht drin, weil der Regelsatz das einfach nicht hergibt.

Wenn ein Bewerbungsgespräch ansteht, wird es manchmal schon kritisch mit der Frage "Was ziehe ich dafür an?", denn oftmals muss man an solchen Dingen wie Bekleidung sparen bzw. kann sich nur das Bitternötigste so günstig wie nur möglich kaufen. Nicht jeder hat die Möglichkeit in einen Second-Hand-Laden zu gehen, der Markenbekleidung führt. Schon gar nicht, wenn man schon eine gewisse Kleidergröße hat.

Dann kommt die Frage: Von was zahle ich die Fahrtkosten zum Bewerbungsgespräch? Ich stand einige Male vor dieser Frage, denn ich war so knapp bei Kasse, dass ich wählen musste: Entweder die Busfahrten zum Bewerbungsgespräch oder nochmal eine Tüte Nudeln und etwas gekochten Schinken vom Discounter um für die nächsten 3-4 Tage nochwas zum Essen zu haben. Auf Nachfrage beim Jobcenter, ob man mir die Fahrtkosten erstatten könnte hieß es, "Ja schon, aber Sie müssen erst mal in Vorkasse gehen und uns dann die Belege bringen. Ohne Belege wird nichts rück-erstattet!"
Öhmmmmm.....

3.) Wenn ich arbeiten gehe, muss ich HartzIV Empfänger mit finanzieren...

Du musst mit Deinen Steuern soooo vieles finanzieren. Wenn wir als Bürger darin mal Einblicke hätten, was alles mit unseren Steuergeldern und Abgaben finanziert wird, ich glaube hier gäbe es eine "Revolución".

Außerdem haben wir schon immer diejenigen die nicht arbeiten konnten oder wollten, mitfinanziert. Auch schon zu Sozialhilfezeiten, in denen es viel mehr Zuschüsse, Beihilfen und Vergünstigungen gab als heute. Da hat sich komischerweise niemand darüber aufgeregt. Vllt weil damals einfach kein großes Thema in den Medien daraus gemacht wurde?
Im Übrigens sind wir nunmal eine SOLIDARgemeinschaft...oder sollten es zumindest sein.

4.) Ich habe schon echte Armut gesehen. Hunger, Elend, Dreck, unbehandelte Krankheiten. Im Vergleich dazu ist kein HartzIV Empfänger arm.

Also, unbehandelte Krankheiten gab es zu MEINER Hartz-IV-Zeit auch. Damals war diese Praxisgebühr gerade "in". Wenn man die 10 Euro nicht hatte, konnte man auch nicht zum Arzt gehen.

Eine Befreiung von der Praxisgebühr gab es für H4-Empfänger übrigens nicht und es gab auch keine Beihilfen zu "medizinisch notwendigen Hilfsmitteln", wie z. B. Brillen.

Ich bin Dauerbrillenträger. Meine Dioptrinzahl ist zwar nicht sonderlich hoch, aber dafür habe ich eine starke Hornhautverkrümmung und besonders für das eine Auge ist das Brillenglas nicht gerade billig, selbst in der einfachsten Ausführung. Gut, beim Gestell kann man sparen, aber die Gläser kosten fast überall das Gleiche.

Wenn ich da an den popeligen Ansparungsbetrag von -wieviel Euro sind das jetzt? 3, 4 Euro pro Monat?- denke, dauert es Jahre, bis man eine Brille von ca 400 Euro (billiges Gestell plus einfachste Ausführung bei Gläsern) zusammengespart hat! Übrigens macht das auch nicht jeder Optiker, dass er neue Gläser in ein altes Gestell reinschleift. Oder man kommt dann nicht in den "Genuß" der häufigen Rabattaktionen "Neues Gestell und wir zahlen Ihnen ein Glas". Sicher, man kann sich bei der Arge dafür ein zinsloses Darlehn holen, aber auch das muss man dann -mit einem Betrag der HÖHER ist als der Ansparungsbetrag- wieder abbezahlen. Dann hat man noch weniger übrig, als vorher. Aber man kann dann wieder sehen, was man macht. Hat auch was.

Dann wäre da noch das Thema Zähne. Zum Glück gingen bei mir die größeren Probleme erst los, als ich aus dem H4-Bezug draußen war. TROTZ regelmäßiger Zahnreinigung etc.! Wäre ich weiterhin ein "Hartzler" gewesen, hätte ich mir nicht mal einen Zahnersatz leisten können. Und nein: Ich spreche NICHT von Stiftzähnen o. Ä. sondern von der einfachsten Ausführung. Auch da hätte ich als Hartz-IV-Empfänger gut 300 Euro draufbezahlen müssen! Das ist, wenn alles so knapp bemessen ist, ein riesiger Betrag. Und ja: Auch hier hätte man eventuell ein zinsloses Darlehn bekommen, aber -wie auch bei der Brille- muss man das ja zurückbezahlen und dieser Betrag fehlt dann wieder hinten und vorne.

Sicherlich: Im Vergleich zu Menschen in 3. Welt-Ländern ist kein Hartz-IV-Empfänger arm. Aber im Vergleich zum Rest der Gesellschaft hier, IST ein Hartz-IV-Empfänger arm.

Wie auch immer, als Hartz-IV-Bezieher wird man an den Rand der Gesellschaft gedrängelt und damit muss man erst mal klarkommen.

In jedem Anschreiben der Argen wird man bedroht ("Wenn Sie nicht zum Termin erscheinen/die Formulare A, B und C ausgefüllt mitbringen/Ihrer Pflicht dieses oder jenes zu tun, nachkommen/an der Maßnahme nicht teilnehmen/wenn Ihre Unterlagen nicht vollständig sind, dann können wir nach § XYZ Sanktionen gegen Sie in Höhe von X % verhängen!") ohne überhaupt etwas verbrochen zu haben.

Wenn die Lieblingshose endgültig durchgescheuert ist oder die "Allwetterschuhe" nun doch auseinander fallen, ist kein Geld da um "mal so" Ersatz zu besorgen. Selbst wenn man nur noch das Billigste vom Billigsten kauft, was sich dann spätestens bei der Länge der Haltbarkeit bemerkbar macht.

Man muss BETEN, dass keines der Großgeräte, wie Waschmaschine, TV, PC (Jupp, gehört auch dazu) etc. im ungünstigsten Moment die Grätsche macht. Da kann man seine Sachen noch so pfleglich behandeln, zu meiner H4-Zeit als auch heutzutage hat so ziemlich alles ein "Verfallsdatum". Sicherlich kann man auch da günstig und gebraucht kaufen, aber, siehe Haltbarkeit, wer sehr billig kauft, kauft oftmals mehrfach.

Von den ganzen Forderungen die die Arge stellen können, z. B. wie Umzug weil Mietkosten zu hoch, Verkauf von Allem was einen gewissen Wert hat um davon erst mal zu leben, bevor die Arge zahlen muss, Stromkosten die man aus dem Lebensunterhalt bezahlen muss, Stellenangebote auf die man sich - unter Androhung von Sanktionen - bewerben MUSS, die weder zu den körperlichen noch geistigen Fähigkeiten des Hartz-IV-Beziehers passen und vorenthaltene Zuschüsse aufgrund mangelnder Aufklärung usw usw usw, möchte ich gar nicht erst anfangen. Das würde hier den Rahmen sprengen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Wow.... ich finde die Frage so gestellt, frech. Vor allem die angeblichen Herzen, die in einer Brust schlagen und was man selber schon alles erlebt, gemeistert und gesehen hat.

Gerade diese Art der subjektiven Einschätzung ist dazu geeignet Menschen, die Transferleistungen beziehen, zu kategorisieren (guter Armer, schlechter Armer). Und ihnen vorzuschreiben, wofür sie die erhaltenen Gelder ausgeben dürfen, ist in meinen Augen ebenso erniedrigend. Darf jemand, der keine Arbeit hat, nicht mehr selbst entscheiden, wofür er sein Geld ausgibt. Ja, es ist seines !

Anstatt die Kritik an der Verteilung der vorhandenen Mittel auf der vertikalen Ebene anzusiedeln, nimmt man die horizontale Ebene und diskutiert, wer eher an der Tafel anstehen darf (Vorsicht:Polemik).

Armut hat in verschiedenen Regionen verschiedene Gesichter, gar keine Frage. Aber dies ist keine Basis für eine Diskussion über Alltagsarmut in einem der reichsten Länder der Welt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Selbst war ich nie auf ALG2 angewiesen. Darum fällt mir ein Urteil über diese Aussage etwas schwer. Kommt ja auch drauf an, wie 'arm' definiert wird.
Sicher ist, dass man mit dem Geld keine großen Sprünge machen kann und beim Einkauf überlegen muss.
Mich stört nur, wenn ALG2- Bezieher für Dinge mehr Geld ausgeben, die völlig entbehrlich sind, als für Ausgaben, die wichtig sind. Aber trotzdem lamentieren!
Hilfen für Familien gibt es sicher, man muss sie nur nutzen! Hier gibt's den Berlin-Pass für ALG2- Empfänger. Damit können Kinder, die kostenpflichtige Veranstaltungen nutzen wollen, kostenlos rein. Auch Fahrtkosten werden damit erstattet. Wir nutzen die Berlinpässe in unserer Einrichtung regelmäßig, müssen aber oft feststellen, dass sie aus Nachlässigkeit durch die Familien nicht verlängert werden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Hartz IV
man hat da immer nur diese reine Summe/Person im Kopf
Das ist in der Tat sehr wenig!
Aber zählt man die Zusatzleistungen dazu, kommt man auf eine Summe, die so mancher Arbeiter nach Abzug der Kosten für Miete usw. nicht mehr in der Tasche hat.
Ich finde kostenlose Kitas usw. für alle Bürger viel sinnvoller.
Und wer gut verdient, soll auch gern einen etwas größeren Beitrag zum Gemeinwohl leisten ..... voran die Politiker!!!!
Deren Diätenerhöhungen sind maßlos.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
Hartz IV ist die Antwort des Staates, um Leuten die nicht arbeiten gehen oder gehen können ein Mindestmaß an Lebensstandard zu geben. Leider ist das nicht viel, hat aber auch den Hintergrund, Leute zu aktivieren, damit Sie sich wieder eine Arbeit suchen. Es gibt viele Menschen, die trotz Arbeit weniger zum Leben haben, da Sie Ihre Wohnung etc selbst zahlen müssen. Das widerspricht eigentlich dem Sinn dieser Grundsicherung, das sollte in einer Gesellschaft wie unserer nicht der Fall sein... bevor also gejammert wird, dass Hartz zu niedrig ist, sollte man diesen Geringverdienern mehr geben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.03.2018
CDU-Politiker und designierter Gesundheitsminister Jens Spahn hatte am Wochenende in einem Interview vor der Geringschätzung des deutschen Sozialsystems gewarnt und geäußert: "Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut" und hat damit ziemliche Wellen geschlagen.

Wie seht ihr das? Ward ihr schon mal von Hartz IV betroffen? Seid ihr damit ausgekommen, habt ihr euch arm gefühlt?

In meiner Brust schlagen da mehrere Herzen:

1.) Ich habe 3 Jahre meiner Ausbildungszeit mit weniger als dem HartzIV Satz gelebt. Das erforderte Kreativität, war aber machbar. Ich habe mich nicht arm gefühlt, nur mußte ich schon sehr stark sparen bei einigen Dingen und auch unbequeme Kompromisse in Kauf nehmen (Modem statt DSL, Wohnung ziemlich weit draußen, kein Auto dadurch extrem frühes Aufstehen und teilweise Wege von >2h pro Strecke, jede Anschaffung 4x überlegen, kaum Kleidung im Schrank, Schnäppchenexperte werden, Budgets für Lebensmittel haben.)
2.) Für viele Menschen ist HartzIV ein Lebensmodell d.h. sie leben teilweise Jahrzehnte damit. Dafür kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es "zu wenig ist". Jede Anschaffung wird dann zur Herausforderung.
3.) Wenn ich arbeiten gehe, muss ich HartzIV Empfänger mit finanzieren. Je höher der HartzIV Satz ist, desto mehr Steuern müssen mir abgezogen werden. Ein Teil von mir findet, dass die Kosten für ein soziales Auffangnetz gering gehalten werden sollten aus Fairnessgründen gegenüber den Arbeitnehmer, die es erwirtschaften müssen.
4.) Ich habe schon echte Armut gesehen. Hunger, Elend, Dreck, unbehandelte Krankheiten. Im Vergleich dazu ist kein HartzIV Empfänger arm.
5.) Menschen, die z.B. aus Krankheitsgründen nicht mehr aus HartzIV herauskommen können, sollte trotzdem ein lebenswertes Leben ermöglicht werden. Sowas sollte sich ein reiches Land wie Deutschland leisten können.

Was denkt ihr, ist HartzIV Armut?