"Hartz IV bedeutet nicht Armut"

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 512 Antworten

„Geislingen an der Steige“ (Pseudonym)

"Ausm Ackergaul machse kein Rennpferd!"

Ja, ist tatsächlich auch ein großes Manko in der Vermittlung, @Energieengel. Ist der Nagel auf den Kopf. Übrigens ist an einem Ackergaul sehr viel tolles dran. Nur nicht auf der Rennbahn. Leider wird bei der Vermittlung nicht drauf geschaut welches Pferd da steht, sondern in welchem Stall gerade ein Platz frei ist. Natürlich ist das der Sachzwang. Aber sehr kurzfristig gedacht. Und wird nicht zum Erfolg führen.

@Mia, da hast du leider recht. Ich hatte nicht die Möglichkeit, zu verfolgen, wie es den Teilnehmern später erging.
Die Maßnahme lief dann aus, es kam auch nichts Neues in dieser Richtung mehr - abgesehen von Reha-Maßnahmen. Aber ich hätte es auch nicht mehr geschafft, weiterzumachen. Es ist sehr "auslaugend", zu wissen, dass die wenigsten der Teilnehmer sich vor dem Rentenalter noch ein unabhängiges Leben aufbauen können und so gut wie alle - trotz vielleicht gefundener Arbeit - im Rentenalter wohl doch in die Grundsicherung fallen. Auch in 15 Jahren, also von Anfang 50 an, kannst du dir kein ausreichendes Rentenpolster aufbauen, selbst in einem gutbezahlten Job nicht - wenn du vorher langzeitarbeitslos warst. Das habe ich auch in den Maßnahmen thematisiert und mit den Teilnehmern besprochen. Ohne Ehrlichkeit brauchst du da nicht reingehen. War zwar erst ernüchternd, aber schuf die Grundlage für einen vernünftigen Umgang miteinander.

„Geislingen an der Steige“ (Pseudonym)

War zwar erst ernüchternd, aber schuf die Grundlage für einen vernünftigen Umgang miteinander.

Das finde ich um 100% besser, als Teilnehmer im Glauben zu lassen, dass sie sich nur hier im Kurs richtig anstrengen brauchen und dann läuft der Laden wieder. Da sind doch Enttäuschungen vorprogrammiert.

„Rheinberg“ (Pseudonym)

Patty, damit hast Du wohl Recht. Rente ist eine Lebens-Leistung. Aber dort schließt sich der Kreis auch wieder. Dazu kann der Träger nichts und auch der Sachbearbeiter im Jobcenter nichts, oder?

Dazu muss es Arbeitsplätze geben die angemessen bezahlt werden und keine Arbeitgeber die mit Abwanderung in Billiglohnländer drohen wenn Lohnkosten steigen. Und dazu gehören Politiker die den Mumm haben Spitzensteuersätze anzufassen...

„Geislingen an der Steige“ (Pseudonym)

Dazu kann der Träger nichts und auch der Sachbearbeiter im Jobcenter nichts, oder?

Das sagt ja auch niemand, @Energieengel, die Probleme des Arbeitsmarkts und des Wirtschaftssystems bleiben davon natürlich unabhängig, das wurde hier ja auch schon besprochen. Der Träger kann aber bspw etwas für die Auswahl blödsinniger Kurse (einige Beispiele hatte ich genannt) und die Wahl schlechter Kursleiter, der Sachbearbeiter des Jobcenters kann etwas für Willkür, @Ich bin ein Apfel hat dazu etwas gesagt (leider ist das eher die Regel, als die Ausnahme, die Tatsache, dass es durchaus anders gehen KANN, beweist übrigens, dass es Willkür ist!) und die Jobcenter selbst natürlich auch für die Wahl ihrer Maßnahmen. Aber, das muss man deutlich sagen, auch die Jobcenter sind, so wie ihre Mitarbeiter, nur Werkzeuge. Selbstverständlich ist der Hintergrund hier in der Politik, in der Gesetzgebung zu suchen, das Prinzip des Forderns und Förderns muss öffentlichkeitswirksam dargestellt werden. Und das wirkt übrigens, das kann man ja sehen, dass die Bevölkerung, die nicht dicht "dran" ist, das so empfindet, als ob da eben Arbeitssuchende qualifiziert und motiviert werden, die Jobcenter mit wenigen bedauerlichen Ausnahmen das schon alles richtig machen werden und wenn das dann nicht so ist, dann wird das halt am Pferd liegen, allen kann man es eben nicht recht machen.
Die Kritik an den Maßnahmen ist übrigens keine Erfindung von Arbeitssuchenden, hinter vorgehaltener Hand (oder anonym 😀 ) sehen das Jobcenter-Mirarbeiter auch so (natürlich nicht alle), vor allem aber beurteilen Wirtschafts- und Steuerexperten und Juristen diese Maßnahmen ebenso kritisch. Übrigens auch die 1€ Jobs, die auch wirtschaftlich für eine Verzerrung sorgen. Das ZUSÄTZLICH (und das gemeinnützig) wird sehr gern vergessen. Man ist froh, dass der Arbeitssuchende untergekommen ist. Nur der 1€ Jobber liest dann der alten Dame tatsächlich nicht Geschichten vor und geht spazieren mit ihr, nein, er putzt Fenster und bezieht Betten und das nimmt regulären Arbeitnehmern die Arbeit weg und sorgt abgesehen davon übrigens auch für eine Wettbewerbsverzerrung.


Mein Job ist so ein Job, den man nach Ansicht des Großteils der Bevölkerung nicht braucht (meiner Ansicht nach übrigens auch nicht), ich werde beschimpft, unfreundlich behandelt, mir wird gedroht. Obwohl in einer Region wohnend, in der man angeblich bei 3 auf dem Baum sein muss, wenn man keine Arbeit möchte, bleibe ich da kleben, ich sagte ja an anderer Stelle schon, nicht JEDEM wird Arbeit nachgeworfen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind all jene Menschen die mich anrotzen und von mir genervt sind, eben genauso der Ansicht, dass man jede Arbeit annehmen soll und muss usw. Genau das sollte man sich beim nächsten Mal, wenn man sich aufregt über XY überlegen, ob hinter der Sache über die man sich aufregt, jemand steckt, der das machen muss. Ist halt oft wie mit Asylbewerbern, sie können es nicht recht machen. Entweder sie nehmen den Deutschen Arbeitsplätze weg oder sie sind Sozialschmarotzer.

@*Mia*..... Zitat von Dir ..."und die Jobcenter selbst natürlich auch für die Wahl ihrer Maßnahmen." ist so nicht richtig. Mich würde immer noch interessieren wo Du nach sinnvollen und nachhaltigen Maßnahmen suchst.

„Schifferstadt“ (Pseudonym)

@Kaffee-Pause Es gibt genügend qualifizierte Jobs in Bereichen, die vom Markt gebraucht werden. Wer seine Leidenschaft z.B. Romanistik oder Indogermanistik oder altgriechische Sprachwissenschaften studiert hat , sollte halt früh genug überlegen, wie daraus ein echter Job werden kann, wenn er angestellt arbeiten will oder ein Geschäftsmodell entwickeln, wenn er Freiberufler sein will. Oder er muß halt gut genug sein, damit er an der Uni bleiben kann ODER er muß was machen, auch jemand anderem Geld wert ist. Es gibt halt keine Garantie auf Selbstverwirklichung. Die gute Nachricht ist, dass derjenige intelligent genug ist, auch noch etwas anderes zu machen. Das das einfach ist: Hat keiner behauptet. Ich kenne da tatsächlich auch Lebensmodelle von klugen Menschen, die richtig gegen die Wand gefahren sind, weil sie zu spät einen Traum los gelassen haben und einfach vom Sprung vom akademischen Alltag rein in die Wirtschaftswelt völlig überfordert waren. Ich habe mal einen Medizinstudenten im 30.? Semester oder so getroffen, der alle Theoriedinge hatte, aber Angst vor der Praxis. Er hatte bestialische Angst zu versagen, war vermutlich nicht stressresistent genug war um über Leben und Tod entscheiden zu können, aber konnte den Traum nicht loslassen. Es ist halt schwierig und individuell wie man so seinen Weg durchs Leben findet. Aber es schadet nicht auch mal auf sich zu schauen, was man u.U. falsch macht.

„Schifferstadt“ (Pseudonym)

PS: Sollte ich mal mit 50+ in so einer Maßnahme landen, dann wünsche ich mir ne Patty, die mit mir offen, ehrlich und respektvoll umgeht. :) Wenn das heute nicht in allen Maßnahmen des Arbeitsamts der Fall ist, empfinde ich das als Schweinerei.

@Hanna, wenn du 50+ bist, gibt's diese Maßnahmen nicht mehr, glaube ich. :-(

Es bröselt und bröckelt in unserem schönen Staat an allen Ecken - da sollte in Zukunft wahrscheinlich/hoffentlich besonders viel Wert auf die Ausbildung und Förderung junger Menschen gelegt werden. Geht es den Jungen gut, finden sie Jobs und sind zufrieden, geht es auch den Älteren besser - meine These...

„Norden“ (Pseudonym)

Oder er muß halt gut genug sein, damit er an der Uni bleiben

Hanna, Du warst schon sehr lange (oder noch nie) an der Uni, wenn Du glaubst dass das selbst für promovierte, hochbegabte und hoch engagierte Leute mal eben so umsetzbar und machbar ist. Ich habe durch eine Freundin Einblick und Du würdest Dich wundern was da alles geht und vor allem NICHT geht.

Und den Spruch von: da muss man halt flexibel sein und sich nicht so anstellen, kann man auf alles im Leben anwenden.
Komischerweise gibt es trotzdem genug Arbeitslose die arbeiten wollen aber keine Arbeit finden.

„Schifferstadt“ (Pseudonym)

In den Orchideen-Fächern muß man sehr sehr gut sein, damit man an der Uni bleiben kann. Zumindest wenn man später irgendwann Richtung Professur schielt.

@Kaffee Du kannst mich gerne inhaltlich widerlegen, aber du solltest wirklich mal überprüfen, ob diese persönlichen Herabwürdigungen deines Gegenübers ohne jegliches Wissen über die Person wirklich deinem eigenen (natürlich) akademischen Anspruch gerecht werden. Bleib einfach bei der Sache und stell kein "Uiuiui, wenn du wüßtest, würdest du dich wundern" in den Raum. Bring die Erfahrungswerte (gerne anonymisiert) als Argument vor oder lass es.

Im akademischen Bereich gibts - meines Wissens nach - gerade ganz wenige, die flexibel sind und gar nichts finden können. Ich kenne ein paar, die nicht in ihrem ursprünglichen Studienumfeld arbeiten, aber eigentlich keinen, der komplett arbeitslos ist.

Daughter of Anarchy 20.03.2018, 19:56 :
"Bin absolut dafür Mindestlöhne erheblich zu erhöhen.

Ich denke, dass LEIDER die meisten hier im Lande nicht mit den Konsequenzen leben wollen.
Dienstleistungen und auch Produkte werden dann teuerer."

Einige Dienstleistungen und Produkte aus den Klein- und Mittelständischen Unternehmen könnten tatsächlich etwas teurer. Bei den großen Konzernen schrumpfen nur die Gewinne.
Wenn man die kleineren Unternehmen steuerlich entlastet und den großen Konzernen die Steuern nicht mehr erlässt, hat der Staat mehr Einnahmen - und die Preise müssten nicht steigen.

„Kirchheim unter Teck“ (Pseudonym)

Oder er muß halt gut genug sein, damit er an der Uni bleiben

Ohweh...wie naiv muss man sein um so etwas rauszuhauen...

„Norden“ (Pseudonym)

In den Orchideen-Fächern muß man sehr sehr gut sein, damit man an der Uni bleiben kann. Zumindest wenn man später irgendwann Richtung Professur schielt.

Du hast leider offensichtlich meinen Beitrag nicht richtig gelesen. Sowas macht eine Diskussion sinnlos.

Dazu gehört auch den verlinkten Artikel zu lesen.

„Schifferstadt“ (Pseudonym)

@Kaffee-Pause Du hast in der Antwort auf die ich mich beziehe keinerlei Artikel oder Referenzen verlinkt - nur Andeutungen gemacht.

@keinNick Was ist daran falsch?

„Böblingen“ (Pseudonym)

Das schlimmste finde ich aber doch eher dabei das viele Firmen zwar gerne die staatlichen Förderungen vom Jobcenter ausnutzen.
Es werden Praktikannten monatelang
als normale Hilfskraft ausgenutzt aber nie eingestellt.

Firmen vom zweiten Arbeitsplatz
stellen Produktionsteile mit 1Euro Jobern für andere reguläre Betriebe quasie umsonst her.
Arbeitsplätze werden nur so lange bereitgestellt bis die staatliche Förderung ausläuft.
Das kann bis für 100% des Gesamtbruttolohn gelten für ein Jahr.
Unsere liebe Kirche profitiert auch gerne von den armen Arbeitslosen mit großzügen Ein Euro Jobsstellen.diversen Praktikas und geförderten Arbeitsstellen.
Große Firmen lassen gerne Maßnahmen bei sich machen ( div. Führerscheine ,Lagertätigkeiten usw und übernehmen erst dann einige ,damit die Anlernzeit nichts kostet ) und das im großen Stil.
Ach gibts noch so viele Beispiele die dazu führen das Firmen Wettbewerbsvorteile haben und dadurch ihre Leistungen und Produkte günstiger anbieten können als die Konkurrenz und das allgemein Stundenlöhne sinken.
In diesem Beispiel geht es nicht nur um dumpe Laubfeger sondern auch gute Arbeitnehmer.

„Buxtehude“ (Pseudonym)

Die Userin "Chaos_Queen" hatte anderer Stelle mal den sehr aufschlussreichen Bericht über die Firma "Bellicon" verlinkt, wo genau das miese Gebahren gezeigt wird was "Molligefee" anspricht.
https://www.youtube.com/watch?v=LLIb64j8OqU

„Baden-Baden“ (Pseudonym)

Arbeitsplätze werden nur so lange bereitgestellt bis die staatliche Förderung ausläuft.

Für so einen "Brötchengeber" habe ich auch mal gearbeitet. Eine Zeitarbeitsfirma die zu einem Bildungsträger gehörte. Beide, der Bildungsträger und die Zeitarbeitsfirma, arbeiteten mit der Stadt zusammen.

Die Zeitarbeitsfirma bekam pro eingestellten Leiharbeiter nicht zu knapp Geld von der Stadt. Das weiß ich, weil ich die Beträge die für jeden Leiharbeiter gezahlt wurde, per EDV in eine Liste einpflegen musste. Grob geschätzt waren diese Beträge mindestens die Hälfte der Personalkosten, wenn nicht sogar noch mehr, die die Zeitarbeitsfirma alleine nur von der Stadt bekam.

Wenn ein Arbeiter dann in einem Verleiheinsatz kam, bekam er gerade mal den Mindestbruttolohn, auch als Facharbeiter, während die Firma fast das Doppelte an Stundenlohn von dem Entleihbetrieb verlangte, PLUS bekam sie ja noch das Geld von der Stadt auch für Arbeiter die in einem Verleiheinsatz waren.

Ziel war es, dass die Leute so lange bei der Zeitarbeitsfirma eingestellt waren, auch wenn sie nicht in einem Verleiheinsatz waren, bis sie sich wieder für den 1. Arbeitsmarkt qualifizieren und praktisch aus dem H4-Bezug raus fielen.

Ich arbeitete dort auch als Leiharbeiter, war aber intern in deren Büro eingestellt und es war auch vertraglich festgelegt, dass ich NICHT zu Verleiheinsätzen heran gezogen werde. Gründe dafür waren a) nicht mobil und b) schwerbehindert.

Das passte meinem Chef aber überhaupt nicht und er setzte alles daran, mich wieder zu vergraueln (Thema Mobbing).

Der Firma ging es finanziell nicht gut und kaum hatte ich angefangen, bekamen "wir Leiharbeiter" unseren Lohn nur portionsweise ausgezahlt. Daraufhin schaltete sich aber die Stadt ein, denn wenn wir Leiharbeiter nicht unseren Lohn bekamen, mussten wir mit H4 wieder aufstocken. Also stritt sich die Firma mit der Stadt und ich musste mir Sprüche vom Chef anhören a la "Sie können FROH sein dass Sie überhaupt einen Cent von uns kriegen! Uns Fest-Angestellten wird der Lohn nur stückweise überwiesen!"

Es kamen auch oft Sprüche vom Chef und anderen (fest eingestellten) Kollegen, wenn ein neuer Arbeiter z. B. schon gleich zu einem Verleiheinsatz sollte, meist so gegen Ende des Monats aber noch vor Zahltag, und derjenige hatte nicht mehr genug Geld für eine Buskarte oder für Benzin und bat um einen Vorschuss. Da wurde ICH dann, sozusagen als "Modell-Hartzler" gefragt, warum "diese Leute" kein Geld mehr haben und "ob die nicht ein bißchen sparen können"?

Zurück zum Zitat und sorry für das OT: Die Firma stand kurz vor der Insolvenz und es gab massive Beschwerden über Mobbing dort, woraufhin die Stadt die Zusammenarbeit mit dieser Firma kündigte. Kaum war das geschehen, wurden reihenweise die Leiharbeiter die nicht in einem Verleiheinsatz entlassen. Ich selber kam aber mit einem Auflösungsvertrag raus wg der Mobbing-Geschichte.

Mein damaliger Chef freute sich noch wie ein kleines Kind, weil er der Stadt "eine reindrücken" konnte, da die Entlassenen allesamt kürzer als 1 Jahr eingestellt waren und somit wieder in den Hartz-IV-Bezug fielen.

Das Ganze ist schon etliche Jahre her. Die Firma konnte ihre finanzielle Situation wieder "hinbiegen", erweiterte ihr Angebot auf Umzüge und Hausentrümpelungen, ist nun aber wieder in der Insolvenz.

Zum Thema "Studium schützt vor Hartz-IV" kann ich nur sagen, während meiner Zeit bei dieser Firma erlebte ich einen neuen Leiharbeiter mit, der vorher Filial-Leiter einer Bank aufm Dorf war. Ganze 20 Jahre lang. Er war "schon" ü50 und landete -trotz Studium und jeder Menge Berufserfahrung- im Hartz-IV-System! Er ging sogar zu einem Verleiheinsatz an einem Fließband. Allerdings hielt er das -verständlicherweise- nicht lange durch und machte sich kurz darauf im Versicherungswesen selbständig.

Das erschütterte mich zutiefst, denn bis dahin glaubte ich noch, dass eine gute Schulbildung, Studium und Berufserfahrung vor Hartz-IV schützt und es machte mir Angst wie mein weiterer Berufsweg denn aussehen wird. Ohne Studium und nur mit geringer Berufserfahrung!

„Norden“ (Pseudonym)

Hanna, ich meine den Artikel aus der die Diskussion erst entstanden ist.

Da ist er nochmal: http://www.taz.de/!5020975/ auch wenn ich davon ausgehe, dass man ihn gelesen hat, wenn man Aussagen daraus Bezug nimmt.

Die Geschichten, die ihr hier schreibt, müssen alle uralt sein. So läuft das schon lange nicht mehr.

Ich hatte erst kürzlich Kontakt zum Arbeitgeberservice sowohl der Arbeitsagentur, als auch des Jobcenters. Hier im Raum Würzburg haben wir eine Arbeitslosenquote von 1,7 %, die setzt sich aus verschiedenen Zahlen zusammen, Würzburg selbst hat soweit ich mich erinnere 2,3 %, ein paar Landkreise liegen bei 1 % und darunter, daraus errechnet sich der Schnitt von 1,7 %. Man hat mir gesagt, dass es sich nur noch um Leute handelt, die gar nicht vermittelbar sind, weil sie entweder der Deutschen Sprache nicht mächtig sind, über keinerlei Qualifikation verfügen oder auch beides. Nachgefragt habe ich nicht, aber ich habe schon lange nichts mehr von Maßnahmen gelesen, höchstens noch Sprachkurse.

Eine Förderung gibt es auch nicht mehr. Lediglich bei Einstellung von über 60jährigen, die arbeitslos sind, kann eine Förderung von 20 oder 30 % des Monatsgehalts für max. drei Monate gewährt werden. Der Mitarbeiter muss dann mindestens ein Jahr beschäftigt werden. Falls man ihn überhaupt findet, es gibt ihn nämlich gar nicht.

Auch eure Erfahrungsberichte bzgl. der Leiharbeit müssen uralt sein. Den Leiharbeitnehmer, der Mindestlohn bekommt, möchte ich sehen, das kann nur jemand sein, der über keinerlei Qualifikation verfügt. In der Arbeitnehmerüberlassung hat der Entleiher die Wahl zwischen Equal-Pay und Vergleichsentgelt. Das heißt, er muss dem Verleiher das Vergleichsentgelt eines eigenen Mitarbeiters nennen, der mit gleicher Qualifikation in seinem Betrieb arbeitet. Dieses Vergleichsentgelt darf dann 6 Wochen lang auf 90 % gedeckelt werden, dann hat der Leiharbeitnehmer den gleichen Satz wie sein festangestellter Kollege und für ihn greift das Zuschlagssystem, damit ist nach 6 Monate das Gehalt des Leiharbeitnehmers höher als das seines Kollegen.

Ich selbst war in den letzten Jahren mehrmals arbetislos und bin zuletzt auch in den ALG-II-Bezug gerutscht. Weder wurde ich gegängelt, noch sanktioniert. Fahrtkosten zu Vorstellungsgesprächen wurden jederzeit problemlos genehmigt, und zwar bundesweit egal wohin. Dann hat man mir eine Fortbildungsmaßnahme angeboten - eine SAP-Schulung über vier Monate, die mit einer IHK-Prüfung endete. Es war schwierig, aber ich habe es geschafft und auch die Prüfung bestanden. Ein paar Monate später habe ich einen Arbeitsplatz gefunden, wurde mit 60 Jahren eingestellt. Das ist jetzt gut zwei Jahre her und ich bleibe da, bis ich in Rente gehe hoffentlich.

Ergo: Nicht alle Maßnahmen der Arbeitsagentur und des Jobcenters sind sinnlos. Man muss auch selbst was tun und man muss mit den Leuten zusammenarbeiten, dann geht da viel Gutes.

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