GKV vs. PKV

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 35 Antworten

HGL, natürlich können auch Beamte freiwillig in die gesetzliche Krankenversicherung gehen, aber eine bevorzugte Behandlung beim Arzt, weil der ja auch mehr Geld für seine Behandlungen bekommt, ist natürlich angenehm. Um mehr Gerechtigkeit zu bekommen, sollte es eine Grundpflichtversicherung vom Gesetzt her geben und dann sollte jeder eine zusätzliche Privatversicherung für Mehrleistungen abschließen können. So wäre keine Versicherungsart bekämpft und jeder hätte soviel davon, wie er zu finanzieren bereit ist. Eine Zahlungsobergrenze sollte es aber weiterhin geben, denn für Selbständige etwa zahlt ja kein Arbeitgeber einen Anteil. Der jetzige Höchstsatz liegt wohl bei 780 € pro Monat.

@Gentleman1960: Beamte können nicht (mehr) in die gesetzliche Krankenversicherung gehen, sobald sie sich (innerhalb der ersten drei Monate des Beamtenverhältnisses) einmal für die private Krankenversicherung entscheiden haben. Das tut die überwiegende Mehrzahl der Beamten.

Sie tut es in erster Linie deswegen, weil Vater Staat als Dienstherr sich aus Kostengründen weigert, Monat für Monat den "Arbeitnehmeranteil" der gesetzlichen Krankenversicherung zu bezahlen (stattdessen werden nur tatsächlich angefallene Krankheitskosten anteilig bezahlt).

Das bedeutet konkret, dass eine Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung für Beamte doppelt so teuer ist wie für Arbeitnehmer (da sie sowohl Arbeitnehmeranteil als auch Arbeitgeberanteil bezahlen müssen). Es handelt sich also in erster Linie um eine Einsparmassnahme des Staates, nicht um eine gewollte Privilegierung von Beamten.

@Thymian: Danke für Deine Ausführung. Da sieht man wieder, wie kompliziert in Deutschland vieles geregelt ist, besonders im Beamtenrecht.
Den Vorteil in der Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze sehe ich darin, dass dann mehr Geld zur Verfügung steht, um die in den letzten Jahren reduzierten Leistungen wieder verbessern zu können, und zwar für alle. Chefarztbehandlung und anderer Luxus kann dann, durchaus auch zum 2,3fachen Satz, privat zusätzlich abgesichert werden.

Die Diskussion hier wird viel zu einfach geführt!
Am besten schaffen wir die Private Krankenversicherung ab und zwingen jeden in eine obligatorische Bürgerversicherung. Gerechtigkeit für alle! Auch Beamte, Besserverdiener, Selbständige.
Wenn es nur so einfach wäre. Damit verbreitert man zwar die Einnahmenseite, aber eben auch die Ausgabenseite. Die GKV in ihrer bisherigen Form ist chronisch unterfinanziert und wird schon heute durch Steuermilliarden gestützt. Sonst könnte der Beitragssatz von 14,6% + Zusatzbeitrag Arbeitnehmer schon lange nicht mehr gehalten werden. Eine weitere Subvention des defizitären Systems erfolgt durch Privatpatienten. Ja, Überraschung, Privatpatienten zahlen für dieselbe Behandlung einen höheren Anteil als gesetzlich versicherte. Diese Subvention hält manche Arztpraxis überhaupt noch am Leben. Geben wir das bisher "relativ" gut funktionierende zweigliedrige Gesundheitssystem zugunsten einer 'gerechten" Bürgerversicherung auf, dann wird das auch Versorgungsengpässe gerade im ländlichen Raum mitsichbringen, längere Wartezeiten auf Behandlungen, weitere Wege zu Gesundheitsversorgern etc. Kann man sich in anderen Ländern mit "Einheitssystem" anschauen. (England,Dänemark)
Desweiteren wird immer ein entscheidender Aspekt ausgeklammert: Demographie!
Die GKV lebt von der Hand in den Mund. Einnahmen durch Beitragszahler werden direkt für Ausgaben der Leistungsempfänger ausgegeben. Eine Rücklage wird nicht angespart. Bei immer weniger Arbeitnehmer in den kommenden Jahren (Geburtenrückgang) und einer immer höheren Lebenserwartung der Bevölkerung, müssen zukünftig immer weniger Beitragszahler für immer mehr Leistungsempfänger aufkommen. Natürlich zahlen auch Rentner Krankenversicherungsbeiträge, jedoch prozentual von ihrer Rente und dadurch wesentlich weniger als ein Arbeitnehmer.Im Gegensatz dazu legt die Private Krankenversicherung Geld fürs Alter zurück, die sogenannte Alterungsrückstellung wird bis zum 65. Lebensjahr angespart und dann zur Stabilisierung der Beiträge verwendet. Auch dadurch werden Beiträge der Privatversicherten teuer, zudem erhalten diese keine Zuschüsse aus Steuermitteln. Man könnte hier stundenlang weitermachen und Argumente anführen.
Im deutschen Gesundheitswesen fehen aber ganz andere Dinge, die bisher keiner genannt hat: Wettbewer u. Transparenz!!!
Wenn man das ganze noch einmal aus einem anderen Winkel betrachtet, der Gerechtigkeit, dann frage ich mich wie gerecht soll ein System mit Grundversorgung für alle sein, indem wesentliche Teile wie Zahnbehandlung, Zahnersatz oder Kosten für Hörgeräte, Rollstühle oder Krankentransporte für chronisch Kranke selber zu tragen sind? Geringverdiener, unverschuldet in Arbeitslosigkeit geratene, Alleinerziehende etc. werden eine Zusatzversicherung für Mehrleistungen nicht bezahlen können!!!
Diese Menschen würden durch ein angeblich solidarisches, gerechteres Einheitssystem (Bürgerversicherung) massiv schlechter gestellt als heute.
Meiner Meinung nach ist unser Duales Gesundheitssystem nicht optimal und an vielen Stellen massiv verbesserungswürdig, aber sicher noch weitaus besser als jede der bisher eingebrachten Gegenvorschläge.

@Bruce - och, es gibt einfachere und viel günstigere Variante. Nämlich ein Steuerfinanziertes Gesundheitssystem, dass alle Leistungen komplett enthält und diese ohne weitere Zusatzkosten allen anbietet. Würde uns vielleicht mal 2-3 % Steuererhöhung bei der Einkommensteuer kosten (von allen Einkünften, versteht sich). Ja, dann wird jemand, der 1 Mio im Monat bekommt, für seine Krankenversicherung 30 000 Euro bezahlen. Und jemand, der gerade mal 1000 Euro verdient, nur 30 Euro. Bei denselben Leistungen. Klingt erstmal ungerecht - aber man muss es in der Relation sehen. Die 30 Euro weniger tun demjenigen, der 1000 Euro zur Verfügung hat, viel mehr weh, als die 30 000 jemanden weh tun, der 1 Mio zur Verfügung hat. Die merkt der noch nicht mal.

@Bruce
Danke für deinen guten Beitrag - und wie du richtig anmerkst: es fehlt an Transparenz. Denn ein Aspekt des Problems wurde hier noch gar nicht genannt:

Wenn das brave GKV-Mitglied meint, seine (teils sehr stattlichen) monatlichen Beiträge würden direkt in das Gesundheitssystem fließen, so irrt sich dieses gutgläubige Mitglied gewaltig.

Derzeit ca. 113 gesetzliche Krankenkassen mit jeweils großen Verwaltungsapparaten, Werbe-Etats und Manager-Gehältern bekommen schon mal vorweg ein beträchtliches Stück des Beitrags-Kuchens.

Über diesen Kassen thront dann der Riesen-Krake "Kassenärztliche Vereinigung" mit 17 Fangarmen, d.h. Landesvertretungen und dem Kopf, d.h. Bundesvereinigung. Diese teuren Verwaltungen residieren natürlich auch nicht in Hütten sondern eher in Palästen. Und schon ist wieder ein gewaltiges Stück vom Beitrags-Kuchen weg.

Das übrig gebliebene Stückchen Kuchen teilen sich dann Pharma-Industrie, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte.

Die PKVs haben natürlich auch ihre Verwaltungsapparate und auch einen Bundesverband, aber eben nicht diese aufgeblähten behördenähnlichen Administrationen.

Dies nur mal als Hintergrund-Info und falls sich jemand wundern sollte, wo das viele Geld bleibt. Im Übrigen ist und bleibt das Gesundheitswesen ein Politikum.

Das Zauberwort heißt Wettbewerb und man sollte der ganzen "Gesundheitslobby" vielleicht mal damit einen Schuss vor den Bug geben, dass man die jetzigen privaten Kassen eben als gesetzliche Kassen eingliedert. Das hätte den erschreckenden Nachteil für die "alten" GKV Kassen, dass sie auf einmal nicht mehr wettbewerbsfähig wären. Wenn diesen Managern also das Geld ausgeht, dann wird auch dieser Wildwuchs aufhören.
Anders wird man das Problem nicht in den Griff bekommen und private Zusatzversicherungen nach dem heutigen GKV Modell würde ich ja weiterhin so beibehalten. Es soll eine Basisversorgung für alle Menschen geben und in diese muss auch jeder Manager bis zum kleinen Frisör einzahlen.
Was man dann darüber hinaus an Leistungen zusätzlich abschließt bleibt ja jedem selbst überlassen.
Darüber wäre es dann für die Versicherer auch wieder attraktiv ihre Leistungen zu erhöhen.

„Dietzenbach“ (Pseudonym)

Hallo, verstehe nicht warum die privaten schon wieder eingegliedert sollen und ein System das funktioniert wieder in ein marodes umzuwandeln,

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