Gesundheitsrisiko Armut
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Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.05.2013
@ riedel

Ich weis ja nicht wie einige hier versichert sind. Ich bin ganz normal in der gesetzlichen KV (Kanppschaft Bahn See)

Nach einem schweren Unfall hatte ich keine Probleme irgendetwas zu bekommen.

Krankenhaus. Zweitbettzimmer mit eigner eigener Dusche und WC

Krücken von der KV (Leihweise)
Rollator von der KV (Leihweise) Der Rollator wurde sogar nach Hause geliefert
Bewegungsschiene von der KV (Leihweise) Wurde auch geliefert.
Fahrdienst zu Kontrolluntersuchungen von der KV (Anfänglich sogar mit dem RTW
Ambulante REHA von der KV (Ich wurde abgeholt und wieder nach Hause gefahren)
Alle Hilfsmittel (0-Schiene, Einlagen, Stützverbände) gab es für die Rezeptgebühr.

Ich fühlte mich nicht schlechter behandelt wie ein Privatpatient.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.05.2013
Ich lebe nun nicht gerade an der Armutsgrenze, aber für Backenzähne finde ich Amalgam durchaus legitim. Meine Füllung hält schon seit Jahren und ich habe auch keine Allergie dagegen. Wenn ich mich für einen Zahnersatz entscheiden müsste, würde ich dafür auf eine Urlaubsreise verzichten. Nichts entstellt einen Menschen so sehr, wie eine Ruinenlandschaft im Mund. Allerdings hat jemand, der wenig Einkommen hat, diese Option oft nicht, weil er gerade so über die Runden kommt. Aber jeder kann m. E. durch regelmässige Mundhygiene und Vorsorge sehr viel selbst dafür tun, dass er so lange wie möglich, die eigenen Zähne behält.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.05.2013
Die Professionelle Zahnreinigung (PZR) ist eine wissenschaftlich anerkannte Präventionsmaßnahme.

Sie wurde aus dem Leistungskatalog ohne Grund ausgeblendet, ohne dass es neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die ein solches Vorgehen vom BMG überhaupt rechtfertigen.

Schließlich sind medizinisch notwendige Bedarfe zu gewähren, selbst wenn sich die GKV auf das SGB V beruft, in dem es viele Bedarfsausblendungen gibt. Es ist gleichermaßen das GG für die BRD zu beachten und die höchstrichterliche Rechtssprechung.

Ich kenn das Brillenproblem bei Starpatienten mit eingebrachten Kunstlinsen, die eine solche nach der Operation benötigen. Und die müssen je nach Modell und Gläser sehr viel Geld aus eigener Tasche berappen, weil das Sehdefizit natürlich mit der Starbrille ausgeglichen wird. Wenn man hierfür kein Geld hat, ist das von der GKV zu übernehmen. Also ein mittelpreisiges Modell.

Bei mir ist ein Vorderzahn von der Zahnfee geklaut worden, so dass dies fürchterbar aussieht. Bei Dennis mit Walther Mattau
gabs die kostengünstige Alternative zu sehen :-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
30.05.2013
Ich finde es sehr erschreckend wie es mit unserem Gesundheitssystem immer weiter den Bach runtergeht. Ich selber wurde von meinem Hausarzt "genötigt" einen Gesundheits Check machen zu lassen, da man mir ansonsten meine Herzmedikamente nicht mehr verordnen könnte. Also Termine gemacht, direkt bei der Blutentnahme wollte man mir erklären das die Krankenkasse nur noch die Cholesterinwerte und den Blutzucker bezahlt, das Blutbild sollte ich dann Privat bezahlen, dieses habe ich abgelehnt, da ich in 2 Monaten eh zu meinem Betriebsarzt muss und dort das ganz große Labor GRATIS bekomme.Ich bin selber Krankenschwester und finde es mehr als erschreckend, das solche Untersuchungen wie ein Blutbild nur noch in "Ausnahmesituationen" wenn der Arzt es anordnet, von den Krankenkassen bezahlt wird.

Meine Schwester, Alleinerziehende Mutter eines Sohnes, arbeitet in der Industrie in Vollzeit. Nun brach ihr ein Backenzahn ab, sie geht regelmäßig zum Zahnarzt mit Bonusheft und hat eine Zahn-Zusatzversicherung abgeschlossen.......für diesen einen fehlenden Zahn hat sie selber noch 500€ zuzahlen müssen, wofür sie wiederum mehrere Monate sich extrem einschränken muss.

Wenn das so weiter geht, wird auch der Mittelstand mit immer mehr Zahnlücken durch die Gegend laufen, weil man es sich nicht mehr leisten kann. Gesundheitsvorsorge die bezahlt werden muss, können sich dann auch immer weniger Menschen leisten.Der Augenarzt verlangt Geld für die Untersuchung um die Sehstärke festzustellen,Brillen müssen komplett selbst bezahlt werden, warum boomen wohl die Lesebrillen und Kontaktlinsen beim Discounter? Wenn ich dran denke das meine letzte Brille mich fast 800€ gekostet hat,wird mir ganz übel, denn für eine neue Brille hätte ich im Moment überhaupt kein Geld:-(
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.05.2013
Eine mehr oder weniger berühmte Frau - meine Mama - hat mal gesagt: " Wer reich ist, der muss länger leiden."
Das kann man so oder so sehen.
Aber ich denke auch , es wird überall gespart.
Vor Jahren wurden noch Erkältungsmittel per Rezept verordnet.
Das ist vorbei.
Was wird noch alles weggestrichen?
Manchmal wird mir Angst und Bange...aber das gilt nicht...frisch und fröhlich weiter kämpfen :)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.05.2013
Simple Beispiele sind auch: Reha-Kuren, Rollatoren, Rollstühle und Krankengymnasik, die oftmals von den KK nicht genehmigt werden. Ein reicher Mensch kann sich dies alles leisten.
Für mich persönlich steht und fällt mein Wohlbefinden mit Massagen! In der Pflege, dazu nachts meist alleine kann ich noch soviele Rückenschon-kurse machen, irgendwann wollen meine Nacken-und Lendenwirbel nicht mehr... meinem Orthopäden sind die Hände gebunden, aber ich kann mir die regelmäßigen Massagen nicht leisten....
Gesundheitskurse sind auch was feines, aber wer betreut in der Zeit mein Kind?
Wenn ich einmal reich wär...didel didel didel didel didel dum.... würd ich mir Massagen, Babysitter und ganz viele IGEL-Leistungen kaufen!
ja, das Beispiel Zähne ist sehr gut.

Prophylaxe soll heute ja (mindestens 2 x im Jahr) an der Tagesordnung stehen....
nur kann sich das ein Mensch, der an oder sogar unterhalb der Armutsgrenze liegt leisten?
eine Kunststoff-Zahnfüllung, die länger halt und weniger gesundheitsschädigend ist als Amalgan, kostet bei meinem Zahnarzt 60 bis 90 Euro extra.. kommt darauf, wie groß die Füllung ausfällt....
Ich finde nicht, daß unser jetziges Gesundheitssystem ausreichend bei Armut ist....
die Spirale ist endlos ..... in sehr sehr vielen Bereichen...
die sozialen Kontakte bieiben auf der Strecke, mal in ein Konzert oder Theater????? nicht möglich....
Restaurant- oder Cafe-besuch schon gar nicht....
Diese Menschen gehen nicht mehr raus, weil sie eben nicht mehr das Geld dazu haben..... sei es zum Fahren oder sonst was sich mal leisten wollen.......und werden oft depressiv.

Alleine in Berlin hat jedes 5. Kind, was zu den "Armutshaushalten" gehört, kein warmes Essen auf dem Tisch und wird in der "Suppenküche" oder "Arche" mitversorgt.... und das hat nicht nur mit Hartz IV zu tun, es gibt genug "Armuts-Rentner" usw....
Und die Prognose, daß die Renten sich erhöhen... sieht nicht günstig aus.
Gehen wir doch mal von den Alten weg und fangen im Kleinen an.

Ein armer und ein wohlhabenderer Mensch verlieren jeweils (aus was für Gründen auch immer) einen Zahn. Der Arme bekommt einen Ersatz nach Regelleistung...dieser Ersatz ist derart beschaffen, dass über kurz oder lang die Haltezähne geschädigt werden, macht minus 3 Zähne in der Summe usw. usf.

Der wohlhabende Mensch zückt das Portemonnaie und leistet sich ein Implantat, alles in Butter.

Wer irgendwann keine Zähne mehr hat und nur eine billigste Prothese, der wird sich mit seiner Ernährung unmerklich aber konstant seinen Möglichkeiten anpassen...totgekochtes, weiches Matschgemüse, Salat wird gemieden usw. Dieser schlechte Ernährungszustand kann Auswirkungen haben, die Spirale dreht sich weiter.

Nur mal so als ganz kleines Beispiel.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.05.2013
Gleich ist er vielleicht aber nicht immer realiserbar.
Ich kenne jemand dem wohl Gymnastik verschrieben wurde.
Er kann aber nicht daran teilnehmen weil er kein Fahrgeld hat um dahin zu kommen.
Krankenkasse bezahlt nichts und das Jobcenter auch nicht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.05.2013
Der Grund-Leistungskatalog ist für jeden, der in der gesetzlichen KV ist gleich!
Ich wüsste nicht, dass das SGB V Leistungen ausschließt.. ( da hätte ich doch gerne ein Beispiel für)

Wir alle kennen die Diskussion ob e z.B. Sinn mach dem 80jährigen Opa noch eine neue Hüfte zu bezahlen. Aber das sind eben Diskussionen, die sich selbst ad absurdum führen.

Ich denke eher, dass die schlechtere Lebensqualität das "verkürzende Kriterium" ist. Sicher aber nicht die medizinische Leistung.
@Aberakadabera, ein wahres Wort...es geht um ganztägige Pflege, eigentlich kann man die meisten Kranken oder pflegebedürftigen Alten nie alleine lassen, und professionelle Pflege ist sehr wichtig. Also sollte man zusätzlich zur Prävention auch kostenlose Pflegekurse anbieten.
Oft helfen eigene Angehörige nicht, wenn es z. B. um die Pflege geht. Wie findet ihr dies ?..............

Ganz so simpel sehe ich das nicht. Es müssen immer die einzelnen Lebensumstände gesehen werden. Wie nah wohnen die Angehörigen? Wie sieht es zeitlich aus, die Angehörigen sind ja sicher auch berufstätig. Wie sieht es mit dem Können und Wissen des Angehörigen aus? Gut gemeint ist oft nicht gleichbedeutend mit gut gemacht. Und das Wichtigste: Wie steht es um den Willen und der Bereitschaft des zu Pflegenden? Du würdest dich wundern, wie viele alte Menschen auf Gedeih und Verderb ihre Hilfebedürftigkeit nicht einsehen wollen. Oder alte Ehepaare von denen einer an Demenz erkrankt ist. Da wird "selbst gemacht" bis zum bitteren Ende mit teils horrenden Folgen...für alle Parteien. Pflege bedeutet eben nicht, 2x am Tag waschen und Essen zubereiten, das ist oft ein Fulltimejob.
Hm. Ich sehe das Gesundheitsrisiko für arme Menschen weniger in dem eingeschränkten Leistungsangebot der KV, sondern in den Lebensbedingungen. Ein Teil der Armut wird durch Krankheit in der Vorgeschichte verursacht, und folgenden Jobverlust. Außerdem sollte aufgezeigt werden, wie die Armutsverteilung jeweils in der Stadt und auf dem Land ist. Ich kann mir vorstellen, dass da auch gravierende Unterschiede in der Lebensführung und somit auch der Krankheitsrate vorliegen. Es müsste auch der Anteil der in irgendeiner Weise Süchtigen und somit krankheitsanfälligen Menschen unter den Armen festgestellt werden.

Prävention ist immer gut, und zwar so früh wie möglich, damit alle Gesellschaftsgruppen davon profitieren.

Wenn es um die Pflege geht:
Wie sollen sich Menschen, die mehrere Jobs haben, um sich finanziell über Wasser zu halten, denn noch um Angehörige effektiv kümmern? Und wer pflegt denn? Das sind doch meistens die Frauen, die damit auch noch eine Drittbelastung aufgebürdet bekommen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
29.05.2013
Ärztetag beschäftigt sich mit Gesundheitsrisiko Armut

Hannover (dpa) - Mit einer Debatte über die gesundheitlichen Folgen von Armut wird heute der 116. Deutsche Ärztetag in Hannover fortgesetzt. Menschen, die in relativer Armut leben, haben eine weit geringere Lebenserwartung als Menschen mit höherem Einkommen. Bei Männern beträgt der Unterschied nach Angaben der Bundesärztekammer 10,8 Jahre, bei den Frauen 8,4 Jahre. Notwendig ist aus Expertensicht vor allem eine bessere Gesundheitsförderung. In einem Entschließungsantrag will das Ärzteparlament heute unter anderem fordern, Präventionsangebote in Kitas und Schulen auszubauen.
Quelle: n-tv.de , dpa

Die Bedarfsausblendungen im Leistungskatalog der Krankenversicherer auf Grundlage des SGB V bedeuten für Menschen mit niedrigen Einkünften eine besondere Härte, da sie sich medizinisch erforderliche Behandlungen nicht mehr leisten können. Stand: Mai 2013

Hieraus können sich schwerwiegende Krankheitsbilder entwickeln. Vor allem sinkt bei den unteren Einkünften die Lebensqualität und die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. In diesem Sinne darf ich vorschlagen, dass sich jeder einmal überlegt, wie er helfen könnte, ohne seine Nichthilfe mit Schwächen und Fehler seines Umfeldes zu begründen, weil dies für mich eher eine billige Ausrede ist, die gegen ein typisches Sozialverhalten spricht. Oft helfen eigene Angehörige nicht, wenn es z. B. um die Pflege geht. Wie findet ihr dies ?