Gerade gelesen ........ 4 Jahre Haft für Kindstötung

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 71 Antworten

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Pure Verzweifelung dürfte dann vorherrschen wenn es keine anderen Optionen gibt. Die gab es aber.
Also kann das kein Argument sein.

„Mosbach“ (Pseudonym)

Was wären denn andere Optionen?

Ich wüßte nicht, wo ich mich hinwenden sollte. Sozial/Jugendamt haben nicht rund um die Uhr geüffnet, Krankenhaus müßte nah genug liegen, das man es ohne ÖPNV erreicht sonst fällt man auf, Babyklappe muß vorhanden sein in erreichbarer Nähe, kein Druck/Gewalt der Eltern/des Erzeugers. Und das nur Stunden nach dem Erlebnis einer Geburt unter nicht grad tollen Voraussetzungen. Wer da noch rational denken kann, Hut ab.
Das entbindet natürlich Menschen nicht davon sich VORHER mal Gedanken zu machen, das man verhüten kann, bzw Abtreibung keine Art der Verhütung darstellt.
Aber ne Jugendliche, die nicht grad zu den hellsten gehört, aus ner Familie, die leider scheinbar zur bildungsfernen Unterschicht gehört, zuzutrauen, das mal eben in den Griff zu kriegen.
Wie gesagt, das ist keine Entschuldigung für ihr Handeln, aber das Gesetz legt für Tötungsdelikte Maßstäbe an, die dann alle Punkte der Tat beleuchten und dann zu einem Urteil wie diesem kommen.

„Heiligenhaus“ (Pseudonym)

Wenn man von durchweg rationalem Handeln und Denken bei der Täterin ausgehen mag...glaubst du nicht, MsGeschick, dass sie dann tatsächlich die Babyklappe vorgezogen hätte anstatt 4 Jahren und lebenslangem Stigmata?
Pure Verzweiflung mag in deinen Augen kein Argument sein...du steckst aber auch nicht in den Schuhen dieser Frau.
Recherchiere doch mal...Babyklappen, anonyme Geburt...all diese Angebote haben fast nichts an der Situation verbessert oder geändert. Und warum? Weil diese Frauen sich in einer wochen-monatelangen emotionalen Ausnahmesituation befinden, verdrängen, von der Geburt tatsächlich überrascht werden weil ihr Bewusstsein ausblendet, was nicht sein darf. Ich persönlich denke, egal, wie gut die Hilfsangebote auch immer sein mögen, solche Fälle werden nie gänzlich verhindert werden, leider.

Ansonsten "sign bei bigette"

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Das mag Eure Meinung sein. Meine ist, eine Schwangerschaft beginnt nicht mit der Geburt. Es gibt bereits vorher Mittel und Wege eine Schwangerschaft zu verhindern, zeitig genug zu beenden oder dafür zu sorgen, dass das Kind untergebracht wird.
Das sich Frauen mit ihrer ungewollten Schwangerschaft nicht beschäftigen wollen, ändert nichts an der Tatsache dass sie es könnten.
Allerdings gehört meiner Meinung nach auch das Umfeld bestraft, es kann nicht sein, dass niemand die Schwangerschaft bemerkt hat.

„Haar“ (Pseudonym)

Ms.Geschick: Ist es so schwer vorstellbar, dass man vor lauter Angst die Realität total ausblendet?

Dann sind Menschen mit Psychosen oder Angststörungen auch voll zurechnungsfähig im Zustand ihrer Panikattacke...

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Neun Monate lang?

Und jetzt entschuldigt mich, ich geh n Laden zusammen hauen. Meine Kindheit hat mich traumatisiert.*Ironie off*

„Heiligenhaus“ (Pseudonym)

Es gibt genügend Fälle, in denen Frau erst mit Einsetzen der Wehen bemerkte, was los war. Bei den Frauen, die ihre Kinder selbstverständlich behielten und sich freuten, stellt man nicht so schnell in Frage, ob sie denn wirklich 9 Monate nichts bemerkten...
Ich habe weder Psychologie studiert noch je in einer vergleichbaren Situation gesteckt, deswegen bin ich extrem vorsichtig mit meinem/n (Be)Urteilen.


Eine ehemalige Nachbarin...3 Tage vor der Entbindung haben wir noch zusammen Kaffee getrunken und selbst ich, damals selbst schon Mutter, habe absolut NICHTS sehen können, was auf eine Schwangerschaft im 9. Monat! hinwies. Sie war von Haus aus ziemlich dick mit gut Bauchspeck. Als sie eine Woche später mit ihrem Sohn bei mir vorbeischaute bin ich fast in Ohnmacht gefallen ;o))

„Amberg“ (Pseudonym)

daß man eine schwangerschaft erst mit einsetzen der wehen bemerkt, kenne ich in meinem bekanntenkreis nicht. eine gute freundin von mir ging allerdings zu ihrem frauenarzt, weil sie kleine beschwerden hatte - und erfuhr, daß sie bereits im fünften monat schwanger ist. man sah nichts, sie hatte sogar weiterhin ganz normal ihre periode, sie hatte verhütet - die ist tatsächlich aus allen wolken gefallen und wollte kein kind, für eine abtreibung war´s natürlich aber auch schon zu spät. (ich weiß nicht, wie das in deutschland ist, aber in österreich geht das nur bis zur 12. schwangerschaftswoche.)
das ende vom lied war, daß sie das kind bekommen und anschließend zur adoption freigegeben hat. sie war aber ihrerseits weder 21 noch emotional vernachlässigt, hatte menschen, mit denen sie über ihre lage reden konnte und hatte zeit, einen entschluß zu fassen.

das mädel aus dem artikel tut mir eigentlich leid. was für ein armes leben.

„Ludwigshafen am Rhein“ (Pseudonym)

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass jemand der Poppen kann, auch die Verantwortung für die Folgen zu übernehmen hat. Es muss niemand schwanger werden, bzw. es gibt selbst dann noch genug andere Möglichkeiten, wenn man das Baby nicht will. Schlechte Kindheit oder solche Dinge sind für mich schlicht nur dumme Ausreden. Das ist bedauerlich, aber kein Freifahrtschein für alles mögliche. Wenn die Frau psychisch gestört ist, dann benötigt sie dringend umgehend eine entsprechende Behandlung und nicht 4 Jahre Haft.

@ Chaostante, nein man sollte schlechte Kindheit nicht immer als Freifahrtschein sein, aber...

...ich erinnere mich noch genau als das Fritzl Drama durch die Preisse ging und die Tochter doch sehr bemitleidet wurde und alle Verständnis zeigten.

Und wenn dann genau so ein Opfer wie diese Tochter ein paar Jahre später wegen totaler und verständlicher Überforderung ihre Kinder in die Gefriertruhe steckt, dann kommt wieder das Argument, dass man nichts mit schlechter Kindheit entschuldigen sollte.

Nun ja....

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Ich denke nicht, dass sich die Situation der beiden Damen vergleichen lässt. Zum mal da der Fall Fritzl so extrem ist, wie kaum ein anderer.
Ich bin auch niemand der an die Schwangerschaft-bleibt-unbemerkt-bis-zur-Geburt Theorie glaubt.
Ich selber war nie Schwanger, habe aber die Schwangerschaften meiner besten Freundin hautnah mit erlebt. Von ihr weiß ich, dass gerade in den letzten Wochen, Kinder teilweise so fest zutreten können, das es richtig wehtut.
Als was will ich den sowas dann abtun? Als heftige Blähungen?
Mal davon abgesehen, dass es jeder Frau auffallen sollte wenn ihre Menstruation ausbleibt.

Eigentlich wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass es nach aussen hin wirklich brutal und grauenvoll aussieht, aber das niemand (wirklich niemand) in so jemanden hinein sehen kann und weiß was der Auslöser für so was sein kann.

Und ich stimme da meinem Vorschreiber an. Wäre sie klar bei Verstand gewesen, hätte sie ihr Kind abgegeben anstatt sich auch 4 Jahre Haft einzulassen. Logisch, oder?

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Meinst du? Dann müsste man aber auch im Umkehrschluss sagen, alle Mörder sind nicht bei Verstand.

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Tu ich bestimmt nicht, aber um rosa-rot an das Gute im Menschen zu glauben, habe ich zuviel erlebt.
Und viele Menschen wissen einfach was sie da tun.
Ich hatte schon in einem anderen Thread geschrieben, wenn ich weiß das es falsch ist und ich mache es trotzdem, dann muss ich in aller Konsequenz dafür gerade stehen.

Zitat: Ich hatte schon in einem anderen Thread geschrieben, wenn ich weiß das es falsch ist und ich mache es trotzdem, dann muss ich in aller Konsequenz dafür gerade stehen.


Absolut! Sie wird ja auch nicht freigesprochen, oder?

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Naja, aber wo bitte bleibt da die Relation? Ist ein Menschenleben echt nicht mehr wert?

Ein Menschleben kann man weder mit Geld noch mit Jahren in Haft aufwiegen.

Die Relation wurde wohl damit begründet, dass die Vernachlässigung, die die Täterin selbst erlebt hat, eben in die Urteilsbegründung mit eingeflossen ist.

Opfer werden halt leider sehr oft Täter!

„Elbe-Elster“ (Pseudonym)

Und das ist z.B. auch ein Punkt zu dem mir das Verständnis fehlt. Ich weiß doch dann was ich durchgemacht habe, muss ich das jemand anderem auch noch antun.
Sorry, aber eigentlich gehört sowas doppelt bestraft.

„Haar“ (Pseudonym)

Ich kann cossistar nur zustimmen. Die Behauptung, dass jemand in seiner Kindheit misshandeltes diese Misshandlung aufgrund seiner Erfahrung nie wieder wiederholen wird ist unsinn. Psychologische Studien haben MEHRFACH nachgewiesen, dass Kinder die sexuellen Missbrauch oder Gewalt ausgetzt worden sind den Gesetzen der wahrscheinlichkeit nach eher dazu neigen ihren Kindern das gleiche anzutun.

Hier wird immer davon ausgegangen, dass die Frau die ihr Kind getötet hat das abgrundtief böse war... Dann wäre sie allerdings wegen Mordes verurteilt worden...

„Ludwigshafen am Rhein“ (Pseudonym)

Also da muss ich jetzt mal ganz klar widersprechen. Es ist nicht so, dass jeder, der in seiner Kindheit misshandelt oder missbraucht wurde, dies auch seinen eigenen Kindern antut. Mein Vater wurde in seiner Kindheit schwer misshandelt, aber er hat seine Frau oder uns Kinder nie angerührt. Dafür hat er gesoffen. Ich wiederum lehne übermäßigen Alkoholkonsum ab - für mich und für andere.

Ab einem gewissen Alter sollte jeder in der Lage sein, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Und gerade Menschen mit schlechtem Elternhaus wissen, wie schlimm das ist und tun ihren Kindern so etwas erst recht nicht an.

Dann nenne mir mal ein paar der Studien, und wer sie in Auftrag gegeben hat und warum und wie (von wem) die finanziert wurden. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast...

Wenn jemand gequält, missbraucht und/oder getötet wird, dann leidet derjenige nicht mehr oder weniger, nur weil der Täter selbst mal gelitten hat oder eben nicht. Die Tat sollte bewertet werden und die Folgen für das Opfer. Das Mitleid für den Täter kommt ja wohl irgendwo ganz zuletzt. Und wie gesagt, wenn jemand psychisch einen so großen Knacks hat, dass er nicht mehr einschätzen kann, was er tut, dann gehört derjenige nicht 4 Jahre ins Gefängnis, sondern in eine geschlossene Anstalt - und zwar so lange, wie der Knacks eine Gefahr für andere Menschen bedeutet.

„Duisburg“ (Pseudonym)

@Chaostante am 18.07.2012 um 18:43: Daumen hoch!

Interessant wie hier frei interpretiert wird. Die Aussage war, dass fast jeder Täter mal ein Opfer war und nicht das jedes Opfer auch ein Täter wird. Ist ja wohl ein großer Unterschied.

Ich mach nebenher eine Ausbildung zum Individualpsycholigischen Lebensberater und ein wenig kenn ich mich mit Traumata und Krankheitsbilder schon aus.

Ironie: Und Chaostante, wenn du sagst dein Vater sei dadurch nicht zum Täter geworden und konnte ab einem gewissen Alter entscheiden was richtig und falsch war, warum wurde er dann zum Alkoholiker?