20.07.2019
Ich stimme euch zu. Pflege ist unterbezahlt. Aber es gibt Leute, die damit richtig Schotter verdienen - z. B. Anleger im Seniorenheim-Bereich...
Seit Anfang der 80er Jahre kenne ich das Geschäft - und es ist eins. Ich finde es von Anfang an unmöglich, dass es gestattet ist, soziale Einrichtungen zu privatisieren. Da kann ja nix Vernünftiges bei rauskommen... 😡
Seit Anfang der 80er Jahre kenne ich das Geschäft - und es ist eins. Ich finde es von Anfang an unmöglich, dass es gestattet ist, soziale Einrichtungen zu privatisieren. Da kann ja nix Vernünftiges bei rauskommen... 😡
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.07.2019
Ich arbeite seit 35 Jahren in der Pflege (Psychiatrie), habe zu den 3 Jahre Ausbildung noch 2 Jahre eine Zusatzausbildung. Also einen "Meisterbrief" ;-)
In der Ausbildung habe ich gut verdient. Dann wurden die Azubi Gehälter halbiert !!! prompt machte keiner mehr die Ausbildung. Etwas wurden die Azubi Gehälter wieder erhöht. Zumal diese Ausbildung massiv herausfordernd ist, mehr ein halbes Medizinstudium. Selbst für Abiturienten nicht easy zu packen. Aber es blieb für viele unattraktiv, in diesen Beruf nach der Ausbildung zuarbeiten
Mein Arbeitgeber zahlt Tarif, gehört zum öffentlichen Dienst. Wenn ich mir aber Tarifverhandlungen z.B von der IG Metall ansehen, dann kann ich nur (vor Neid) den Kopf schütteln.
Ich weiß gar nicht mehr , wie oft ich Heiligabend oder Silvester in den 35 Jahren gearbeiet habe. Für 100% Freizeitausgleich, 35% versteuert bezahlt. Macht Netto einen Witz. Dafür arbeiet bei der IG Metall keiner ;-)
Ach ja. Sonntag sind es glaube ich 2,50 brutto pro Std mehr .
In den frühen 90igern wurden noch Feiertage unversteuert ausgezahlt zu 135 % .
In den ganzen Jahren habe ich mich nie auf einen Dienstplan verlassen können, bin eingesprungen, habe geteilte Dienste gemacht, bin morgens nach hause, um in die Nachtschicht einzuspringen , habe natürlich ungerne Kollegen in Schichten im Riss gelassen. Weil in dem Job muß !!!! es immer eine bestimmte Mindestbesatzung für jede Schicht geben.
Und mein Arbeitgeber weiß, daß wir in der Pflege schlecht nein sagen können. Denn es geht um Menschen, sprich Patienten, die sonst unversorgt sind. Ich darf 56 Std am Stück hintereinander arbeiten, dann muß ich 1 freien Tag haben..... danach kann es lt Arbeitsschutz wieder mit 56 Std quer durch alle Schichten weiter gehen ;-))
In den 90igern hatte ich im Schritt noch 1/3 mehr Kollegen, dann wurden Personalberechnungen wieder ausgehöhlt. Naja, mittlerweile gibt es keine Kollegen mehr, zum einstellen.
Und solange der Laden irgendwie läuft, werden einfach Personalkosten eingespart.....
Aber die Anforderungen sind massiv gesteigen.
Zu den üblichen neuen Anforderungen zu Brandschutz, Unfallschutz, Hygienemaßnahmen usw, kam immer mehr Dokumentation dazu. Früher noch auf Papier, dann auf dem PC. (Kurze Schulung von 2 Std, zack....sollst du es beherschen. Und die blöden Programme sind meist nicht !!! selbsterklärend, schmunzel)
Die Pflege ist im Krankenhaus meist die Berufsgruppe, der alles aufs Auge gedrückt wird, wofür sich sonst keiner findet ( bzw geschickt weggeduckt hat)
Wir haben sehr viel gelernt, die Standards sind hoch. Theorethisch.
Wenn ich Bezugspflege machen will, hört sich das toll an. Wenn aber nur noch 3 Pfleger/Schwestern alle 3 Schichten 24 Std am Tag abdecken, dann gibt es keine Bezugspatienten. Weil ich bin in der Schicht für jeden zuständig ;-)
Ich mache eine Aufnahme, gehe mit ins Aufnahme Gespräch, zeige die Station, habe zuvor warscheinlich noch das Bett /Zi ausgewaschen und versuche dem Patienen gut ankommen zu lassen.
Dann habe ich am Computer die Aufnahme zu machen, eine pflegerische Anamnese und eine Pflegediagnose zu stellen. Eine Pflegeplanung zu erstellen und Medikamente zu richten zu bestellen, ggf zu besorgen.....und noch 27 andere Formulare und Listen und Benachrichtigungen und Anmeldungen...
Dabei klingelt unentwegt das Telefon, Handwerker wollen was, die Mahlzeiten müssen organisiert werden und !!!! andere Patienten haben auch noch Anliegen.
In der Psychiatrie kommen psychische Krisen, ggf auch Gewalt und Aggression oder medizinische Notfälle auch noch unberechenbar jederzeit dazu.
Sprich. Der Adremalinspiegel ist immer hoch, es sind immer 3 Dinge auf einmal zu erledigen und es ist immer etwas liegen geblieben. Und wenn es nur das Gefühl ist, daß man so manchem Patienten viel lieber noch ein paar Minuten Gespräch angeboten hätte...
Gut organisiert, multitask und leidensfähig sollte man schon sein. Einen Biorhythmus sollte man nicht brauchen und Sozialkontakte oder Vereinsleben usw in einen unzuverlässigen Schichtplan mit Wochenendarbeit versuchen einzuplanen.
Viel Not und Elend sehen, dem Tod immer mal wieder begegnen und sich mit seltsam altem "Weißkitteldenken" rumplagen können....
Und das Ganze für 2300/2400 Euro netto, Steuerklasse 1 ohne Kinder.Nach 35 Jahren im Job. Da wird sich auch nie mehr etwas ändern. Ende der Fahnenstange.
Incl Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen, mit über 40 und in der höchsten Stufe, da man ab einer gewissen Zeit nicht mehr höher steigen kann. Stationsleitungen verdienen nur 100 Euro brutto mehr ;-)
Soviel zumThema Pflege ;-)
In der Ausbildung habe ich gut verdient. Dann wurden die Azubi Gehälter halbiert !!! prompt machte keiner mehr die Ausbildung. Etwas wurden die Azubi Gehälter wieder erhöht. Zumal diese Ausbildung massiv herausfordernd ist, mehr ein halbes Medizinstudium. Selbst für Abiturienten nicht easy zu packen. Aber es blieb für viele unattraktiv, in diesen Beruf nach der Ausbildung zuarbeiten
Mein Arbeitgeber zahlt Tarif, gehört zum öffentlichen Dienst. Wenn ich mir aber Tarifverhandlungen z.B von der IG Metall ansehen, dann kann ich nur (vor Neid) den Kopf schütteln.
Ich weiß gar nicht mehr , wie oft ich Heiligabend oder Silvester in den 35 Jahren gearbeiet habe. Für 100% Freizeitausgleich, 35% versteuert bezahlt. Macht Netto einen Witz. Dafür arbeiet bei der IG Metall keiner ;-)
Ach ja. Sonntag sind es glaube ich 2,50 brutto pro Std mehr .
In den frühen 90igern wurden noch Feiertage unversteuert ausgezahlt zu 135 % .
In den ganzen Jahren habe ich mich nie auf einen Dienstplan verlassen können, bin eingesprungen, habe geteilte Dienste gemacht, bin morgens nach hause, um in die Nachtschicht einzuspringen , habe natürlich ungerne Kollegen in Schichten im Riss gelassen. Weil in dem Job muß !!!! es immer eine bestimmte Mindestbesatzung für jede Schicht geben.
Und mein Arbeitgeber weiß, daß wir in der Pflege schlecht nein sagen können. Denn es geht um Menschen, sprich Patienten, die sonst unversorgt sind. Ich darf 56 Std am Stück hintereinander arbeiten, dann muß ich 1 freien Tag haben..... danach kann es lt Arbeitsschutz wieder mit 56 Std quer durch alle Schichten weiter gehen ;-))
In den 90igern hatte ich im Schritt noch 1/3 mehr Kollegen, dann wurden Personalberechnungen wieder ausgehöhlt. Naja, mittlerweile gibt es keine Kollegen mehr, zum einstellen.
Und solange der Laden irgendwie läuft, werden einfach Personalkosten eingespart.....
Aber die Anforderungen sind massiv gesteigen.
Zu den üblichen neuen Anforderungen zu Brandschutz, Unfallschutz, Hygienemaßnahmen usw, kam immer mehr Dokumentation dazu. Früher noch auf Papier, dann auf dem PC. (Kurze Schulung von 2 Std, zack....sollst du es beherschen. Und die blöden Programme sind meist nicht !!! selbsterklärend, schmunzel)
Die Pflege ist im Krankenhaus meist die Berufsgruppe, der alles aufs Auge gedrückt wird, wofür sich sonst keiner findet ( bzw geschickt weggeduckt hat)
Wir haben sehr viel gelernt, die Standards sind hoch. Theorethisch.
Wenn ich Bezugspflege machen will, hört sich das toll an. Wenn aber nur noch 3 Pfleger/Schwestern alle 3 Schichten 24 Std am Tag abdecken, dann gibt es keine Bezugspatienten. Weil ich bin in der Schicht für jeden zuständig ;-)
Ich mache eine Aufnahme, gehe mit ins Aufnahme Gespräch, zeige die Station, habe zuvor warscheinlich noch das Bett /Zi ausgewaschen und versuche dem Patienen gut ankommen zu lassen.
Dann habe ich am Computer die Aufnahme zu machen, eine pflegerische Anamnese und eine Pflegediagnose zu stellen. Eine Pflegeplanung zu erstellen und Medikamente zu richten zu bestellen, ggf zu besorgen.....und noch 27 andere Formulare und Listen und Benachrichtigungen und Anmeldungen...
Dabei klingelt unentwegt das Telefon, Handwerker wollen was, die Mahlzeiten müssen organisiert werden und !!!! andere Patienten haben auch noch Anliegen.
In der Psychiatrie kommen psychische Krisen, ggf auch Gewalt und Aggression oder medizinische Notfälle auch noch unberechenbar jederzeit dazu.
Sprich. Der Adremalinspiegel ist immer hoch, es sind immer 3 Dinge auf einmal zu erledigen und es ist immer etwas liegen geblieben. Und wenn es nur das Gefühl ist, daß man so manchem Patienten viel lieber noch ein paar Minuten Gespräch angeboten hätte...
Gut organisiert, multitask und leidensfähig sollte man schon sein. Einen Biorhythmus sollte man nicht brauchen und Sozialkontakte oder Vereinsleben usw in einen unzuverlässigen Schichtplan mit Wochenendarbeit versuchen einzuplanen.
Viel Not und Elend sehen, dem Tod immer mal wieder begegnen und sich mit seltsam altem "Weißkitteldenken" rumplagen können....
Und das Ganze für 2300/2400 Euro netto, Steuerklasse 1 ohne Kinder.Nach 35 Jahren im Job. Da wird sich auch nie mehr etwas ändern. Ende der Fahnenstange.
Incl Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschlägen, mit über 40 und in der höchsten Stufe, da man ab einer gewissen Zeit nicht mehr höher steigen kann. Stationsleitungen verdienen nur 100 Euro brutto mehr ;-)
Soviel zumThema Pflege ;-)
Ich komme aus dem Einzelhandel und bin dann irgendwann in die Pflege gewechselt.
Hab noch gedacht...wow als Fachkraft verdient man ja wirklich nicht schlecht, im Gegensatz zum Einzelhandel.
Nach vielen Jahren muss ich meine Meinung korrigieren. Auch wenn das Bruttogehalt augenscheinlich nicht schlecht ist, ist es ein Hungerlohn für das was man leisten muss.
Hab noch gedacht...wow als Fachkraft verdient man ja wirklich nicht schlecht, im Gegensatz zum Einzelhandel.
Nach vielen Jahren muss ich meine Meinung korrigieren. Auch wenn das Bruttogehalt augenscheinlich nicht schlecht ist, ist es ein Hungerlohn für das was man leisten muss.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.07.2019
Ich stelle mir das als einen der forderndsten Jobs überhaupt vor, weil nicht nur körperlich sondern auch psychisch anstrengend. Dass solche Jobs so mies bezahlt sind, sagt leider sehr viel über unsere Werte und unseren Zustand als Gesellschaft aus.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.07.2019
Ich möchte auch nochmal sagen - klar hat es auch mit der Qualifikation zu tun - aber in der Pflege bist du selbst mit einer dreijährigen examinierten Ausbildung dennoch ganz unten. Es sind nicht nur die Pflegehelfer die miserabel bezahlt werden. Männer verirren sich kaum in den Bereich, denn mit dem Gehalt eine Familie zu ernähren ist nicht schwer möglich - dazu kommt es ist unmöglich mit einem Nebenjob das Gehalt aufzubessern da die Arbeitszeiten das komplett ausschließen. Nur die wirklich großen Träger bezahlen mit Tarif wie AVR , die meisten kleineren Träger aber haben Haustarife die weit unter dem liegen was Gewerkschaften eigentlich in Tarifen verhandelt haben. Die Liste ist so lang.
Der 2. Wahl "Engel" haut ja gern so markige Sprüchlein raus, das dürften User, die hier länger mitschreiben, ja kennen.
Aber sowas kann man (ich) nicht ernst nehmen.
Jeder, der mit einer Portion gesundem Menschenverstand und offenen Augen durch die Welt geht, weiß um die prekäre Situation im hiesigen Pflegebereich.
Natürlich gibt es im Pflegebereich Jobs, die gut bezahlt sind.
Aber die Basis bilden doch die Pfleger/innen, die für meist nicht viel mehr als Mindestlohn körperlich hart malochen müssen.
Gut, nun kann man sagen, dann sollen sich die Leute doch weiterbilden und hocharbeiten. Aber das Problem ist, wir brauchen halt mehr Pfleger/innen "am Menschen dran".
Wenn jeder Pflegedienstleiter/in werden will bzw. wird, wer besetzt dann die Stellen der Pflegehelfer/innen?
Aber sowas kann man (ich) nicht ernst nehmen.
Jeder, der mit einer Portion gesundem Menschenverstand und offenen Augen durch die Welt geht, weiß um die prekäre Situation im hiesigen Pflegebereich.
Natürlich gibt es im Pflegebereich Jobs, die gut bezahlt sind.
Aber die Basis bilden doch die Pfleger/innen, die für meist nicht viel mehr als Mindestlohn körperlich hart malochen müssen.
Gut, nun kann man sagen, dann sollen sich die Leute doch weiterbilden und hocharbeiten. Aber das Problem ist, wir brauchen halt mehr Pfleger/innen "am Menschen dran".
Wenn jeder Pflegedienstleiter/in werden will bzw. wird, wer besetzt dann die Stellen der Pflegehelfer/innen?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
19.07.2019
Moin :-D ja find ich gut - denn das Thema ist aktuell und wenn ich dann so völlig realitätsferne Infos höre , dann möcht ich doch gerne auch was dazu sagen - als jemand der in der Pflege arbeitet. Schwer da den Mund zu halten. Auch wenns ein "FazitTread" ist.
Mich ärgert es maßlos das es offenbar viel einfacher ist alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen um billige willige Pfleger aus dem Ausland zu holen als hier die Rahmenbedingungen so zu verändern das die hier anwesenden Pfleger sich bewerben. Ist ja nicht so das wir keine hätten. In meinem Haus wird gerade für den Nachtdienst ausgeschrieben und glaub mir... es steht hier keiner Schlange. Wir kämpfen um jeden Mitarbeiter. Und das obwohl wir sehr viel bessere Arbeitsbedingungen haben in der Behindertenhilfe als in der Altenpflege.
Mich ärgert es maßlos das es offenbar viel einfacher ist alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen um billige willige Pfleger aus dem Ausland zu holen als hier die Rahmenbedingungen so zu verändern das die hier anwesenden Pfleger sich bewerben. Ist ja nicht so das wir keine hätten. In meinem Haus wird gerade für den Nachtdienst ausgeschrieben und glaub mir... es steht hier keiner Schlange. Wir kämpfen um jeden Mitarbeiter. Und das obwohl wir sehr viel bessere Arbeitsbedingungen haben in der Behindertenhilfe als in der Altenpflege.
Da die Diskussion im Fazit-Thread ja vehement unterdrückt wird, das Thema aber scheinbar doch noch so einige beschäftigt, habe ich gedacht, ich mache hier mal was Neues auf. Hier kann weiter diskutiert werden.