Falsche Verdächtigungen
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Politik und Weltgeschehen

Ich löse mal eine neue Diskussion aus.

Man liest immer wieder über Gerichtsverhandlungen, dass ein(e) Angeklagte(r) eine schwere Straftat begangen haben soll, belastet durch ein Opfer.
Im Laufe der Verhandlung stellt sich aber heraus, dass alles gelogen, erfunden wurde. Aus unterschiedlichen Gründen.
Der/die Angeklagte(r) hätte eine mehrjährige Haftstrafe absitzen müssen, wärend aber das angebliche Opfer, was mutwillig falsch ausgesagt hat, nachher nur mit einer recht milden Strafe, meist Bewährung, davonkommt.

Ich finde das nicht richtig. Der Angeklagte sitzt ggf. schon lange in U-Haft, Familie, Job, Freunde alles weg, im ungünstigsten Fall sitzt er/sie Jahre lang in Haft. Unschuldig.

Im Gegenzug kommt die falsch Anschuldigend(e) glimpflich davon.
Warum wird nicht 1:1 geurteilt? Das Urteil des Angeklagten 1:1 auf die falsch Beschuldigende(r) umlegen.

Viel zu leicht kann man jemanden unschuldig beschuldigen um den/die zu ruinieren, wärend man selbst dann recht glimpflich davon kommt, wenn es denn auffliegt.

Wie steht Ihr dazu?
"Otto Normal" lässt die Emotionen richten, was immer eine enorme Abweichung des juristischen Rechts ergibt.

Dieses wurde neulich sehr anschaulich im TV gezeigt.
"Der Feind" nach Ferdinand von Schirach.
Ein Fall aus zwei Sichtweisen erzählt und aufgezeigt. Dazu gab es einen Versuch, wo 100 ausgewählte Personen im Kino ihre Meinung abgeben sollten. Polizisten, Mütter und Väter, sowie Jura-Studenten.

Dort wurde sehr anschaulich gezeigt, wie das Volk, wie angehende Juristen und die Polizei urteilen würden.

Mich haben die Filme wirklich fasziniert!.... Und ja, auch ich hätte rein emotional gerichtet...., denn ich bin "Otto Normal"....
Sehe ich genauso wie Herz1967:
"Otto Normal" lässt die Emotionen richten, was immer eine enorme Abweichung des juristischen Rechts ergibt. "

Leider stimmt das Gesetz nicht immer mit dem überein, was wir fühlen und was unserem Gerechtigkeitsverständnis gerecht wird.

Andererseits ist die juristische Sichtweise, der gemeinsam Nenner. Weil Emotionen so unterschiedlich sind und nicht jeder alles gleich sieht.

Irgendwo muss man sich eine Grundlage schaffen, die "objektive" Beurteilung über Sachverhalte zulässt.

Schwieriges Thema, Ungerechtigkeit gibt es leider oft..
Hmm, ich würde gerne über das obige Beispiel diskutieren.
Falsche Beschuldigungen die unschuldige Menschen in den sozialen Ruin treiben, aber nach der Enthüllung wird der Verursacher wesentlich lascher verurteilt, als der falsch Beschuldigte.
Die Differenz ist ja enorm.
Ist das in Ordnung? Oder sollte der Beschuldigende das Urteil bekommen, was der Unschuldige bekommen hätte?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Nicht, dass ich das als ausreichend betrachten würde... aber bekommt der zu unrecht Beschuldigte dann nicht auch eine Entschädigung vom Staat? Der hat sich ja mitschuldig gemacht. Jedenfalls in meinen laien Augen.
Ist immer alles eine Frage der Sichtweise.
Recht haben und Recht bekommen, sind meist 2 paar verschiedene Schuhe.
Und:
Im Zweifel für den Angeklagten.
"Schuld" muß ja auch bewiesen werden.

Ich muß gestehen, ich habe zuwenig Ahnung von Recht.
Aber gibt es nicht auch ein Strafmaß für Verleugnung und Falschbeschuldigung ?
Allerdings muß der fälschlich Beklagte dann auch Anzeige erstatten.

Das mit dem "emotionalen"Recht ist eine sehr zweischneidige Sache.
Der Lynchmop ist schnell aktiv.
Und leider meist nicht rational.
Da ist schnell ein Feuer entfacht, was auch Leben zerstört.

Zumal man die sozialen Medien nicht unterschätzen darf.
Richtig Haftentschädigung...
Natürlich ist es nicht in Ordnung wenn jemand tatsächlich 100% unschuldig hinter Gittern sitzen musste und gesellschaftlich, finanziell so komplett ruiniert ist. Die Frage ist nur wie oft kommt so etwas tatsächlich vor 🤔, in %?

Der Kollateralschaden für das Rechtssystem wäre enorm denke ich wenn man Opfer und Zeugen so nach dem Motto "Auge um Auge " unter Druck setzen würde.
Ich würde es mir unter so Umständen gut überlegen als Zeuge bei einer beobachteten Schlägerei auszusagen.

Verleumdung, Meineid muss natürlich justiziabel bleiben.
Aber schürt das nicht automatisch Falschbeschuldigungen, wenn beim Auffliegen so lasch bestraft wird? Das steht einfach in keinem Verhältnis gegen das, was dem Angeklagten blüht.
@Rudi

Wenn es lediglich um Dein aufgeführtes Beispiel gehen soll, dann werden vermutlich unterschiedliche Anklagepunkte vorliegen.
Somit fällt eine Gleichsetzung an Strafe weg.
Wir leben in einem Rechtsstaat, der nach den gegebenen Gesetzen handeln und urteilen muss, auch wenn es missfällt.
Das ist wohl wahr.
Ich finde es einfach zu einfach, jemanden für etwas zu beschuldigen, was dieser Mensch gar nicht getan hat. Abschreckend sind dann die Urteile nicht.

Nach dem Motto "Wenn es klappt ist er/sie weg" kleine Rache, und wenn es aufliegt dann gibt's kleine Strafe und vergessen ist es.

Das Verhältnis stimmt nicht.

Vielleicht würden weniger Menschen falsch verdächtigt, wenn die Strafe umgekehrt einen erwartet wegen Unwahrheit.

Nur so ein Gedanke.
Rudi, ich verstehe Dich total.... Und ich empfinde ja ebenso, aber das ist eben die emotionale Ebene.

Mir fallen viele Strafen grundsätzlich zu milde aus.
Falschparken wird sofort geahndet, werden aber Millionen hinterzogen, wird der Straftäter noch beklatscht und kommt in einen offenen Vollzug, wo er nur die Nacht im Gefängnis verbringen muss. Einfach lachhaft.

Ich bin also voll auf Deiner Seite, muss mich aber mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen abfinden....
Ja, natürlich muss man sich damit abfinden, aber es ist schon krass.

Ich hatte vor kurzen eine Unterhaltung mit einer Bekannten, Lehrerin.
Sie erzählte das ein Schüler sie angezeigt hat, wegen Gewalt.
Suspendiert, Mann weg, Kinder weg, und weitere Unannehmlichkeiten.
Untermauert durch "Zeugen".

Bei der Verhandlung kippte dann ein Zeuge um und das ganze flog auf.
Schüler bekommt Handvoll Sozialstunden.

Ihr Leben ist ruiniert, zwar klar gestellt, aber trotzdem mit Beigeschmack.

So einfach geht das.
Sowas ist furchtbar!!

Es gibt so viele Fälle....
Ich muss immer wieder an die kleine Peggy Knobloch und dem Ulvi denken.
Da wurde ein Behinderter vorgeführt, damit man was vorzuweisen hatte.

Solche Reportagen laufen oftmals auf ZDF Info. Immer sehr interessant!
Zudem werden ja jetzt auch immer mehr alte Fälle aufgeklärt, weil man eben in allem sehr viel weiter ist.

Ein weites Thema....
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
@Rudi
Ich bin da persönlich auch VÖLLIG bei dir :o/
So etwas ist wirklich erschütternd.

Umgekehrt wäre es auch fahrlässig, wenn man jemanden, der von mehreren Personen der Misshandlung Kinder beschuldigt wird, einfach so weitermachen zu lassen.
Da gibt es aktuell den Fall der Kindergärtnerin, durch die ein Kind zu Tode gekommen ist. Sie war ja auch schon in vorherigen Stellen auffällig.

Manchmal ist es leider falsch, egal was man macht.

Dennoch würde ich auch sagen, dass die Strafe für so ein Vorgehen nicht angemessen ist.
Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass es in dem Fall um ein Kind geht.
Da kann man natürlich weiter diskutieren inwiefern Kinder strafmündig und in welchem Ausmaß sein sollten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ähem - also bevor ich VÖLLIG bei Rudi bin, würde ich den Fall gern mal konkret sehen und nicht nur so grob nacherzählt, also wie alt der Schüler ist, welche Zeugen das waren, was eine "Handvoll" Sozialstunden bedeutet (wohl kaum lediglich 5 Sozialstunden?), warum das so scheinbar einfach war - das kann nicht die Schuld eines einzelnen Schülers sein, da muss bei den Erwachsenen im Umfeld, der Schule und der Polizei auch einiges schiefgelaufen sein und im Argen liegen.
So wischi-waschi kann man doch nicht darüber diskutieren.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Es gibt so viele Fälle....

Ja, aber gibt es die denn wirklich in so großer Zahl? Wo denn? Und wann denn?
Wenn mal darüber berichtet wird, dann sehr groß, deshalb mag es so erscheinen als gäbe es so viele Fälle wo etwas derart schiefläuft - so wie bei Flugzeugabstürzen kommen aber eine unfassbar große Zahl von Flugzeugen heil an, von denen halt nicht jedes Mal groß berichtet wird.
Wir diskutieren hier ganz entspannt über Meinungen nicht über bestimmte Fälle. Wer möchte kann gerne welche angeben.
Details werden nicht benötigt, das ginge zuweit, wird auch nicht gefordert.
@Miss Jenny

Es wurde doch bisher alles sehr ruhig und verständlich diskutiert, formuliert und dargeboten.

Die, die bisher eine Äußerung Vornamen, haben verstanden, was Rudi damit sagen wollte.
Ich hoffe auch, dass meine genannten Beispiele dazu beitrugen.
Ich weiß, Du gehörst zu denen, die alles bis ins Kleinste aufgedröselt haben möchte, aber das muss eben nicht immer sein, weil zunächst im Allgemeinen darüber geschrieben wurde.

Ändern kann und möchte ich unsere Gesetzeslage nicht, auch wenn ich persönlich eben nicht immer mit den Urteilen einher gehe. Wie ich schon für mich erklärte, bin ich ein Mensch, der eben emotional reagieren würde, denn ich bin juristisch absoluter Laie.
Dennoch halte ich an unserem Rechtsstaat fest!
Ich mache jetzt auch mal den Otto Normal Bürger und sage:

Umgekehrt kommt es (dass Opfer erst gar keine Anzeige erstatten, weil sie Angst haben, auszusagen vor Gericht) wohl häufiger vor und wäre sicher auch eine Diskussion wert.

Die Zahl der zu Unrecht inhaftierten ist mit Sicherheit WESENTLICH geringer als die Zahl der unrechtmäßig nicht-inhaftierten.
@𝓘𝓬𝓱 𝓫𝓲𝓷 𝓮𝓲𝓷 𝓐𝓹𝓯𝓮𝓵 - richtig für ein Opfer dürfte es eh oft schon erniedrigend, qualvoll genug sein, da muss man nicht auch noch quasi unter Generalverdacht gestellt werden jemanden nur reinreiten zu wollen.
@Rudi - von einem einzigen Fall ohne sonstige belastbare Angaben schließt du auf eine Schieflage des kompletten deutschen Rechtssystems? Anekdotische Evidenz lässt grüßen!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Also erstmal wird in Deutschland niemand von “irgendwem“ beschuldigt.
Es wird Anklage erhoben, wenn ein begründeter Verdacht festgestellt wurde. Dies wird durch Behörden ermittelt. Zu einer Verhandlung kommt es nur, wenn ein Gericht die Anklage zulässt.
Ein Bürger kann dann als Zeuge gehört werden. Dann macht er eine Aussage und wird ggf. von der Anklage (Staatsanwalt), der Verteidigung und auch von den Richter*innen. Wenn die Richter*innen dem Zeugen glauben fällen sie ein Urteil das begründet werden muss.

Wenn der Zeuge eine Falschaussage tätigt, kann er u.U. dafür belangt werden. Unter Eid sind die Konsequenzen strenger. Mehr geht nicht und das ist auch gut so. Wer würde bei einem Kapitalverbrechen aussagen, wenn er ernste Konsequenzen befürchten müsste? Wie viele Verbrecher wären wohl auf freiem Fuß?

Bei einer Falschaussage muss auch eine Absicht vorliegen und diese muss bewiesen werden. Das mag uns nicht gefallen, ist aber so in einem Rechtsstaat.

Das was Du forderst Rudi gab es früher, da hat sich nämlich niemand getraut gegen Reiche oder Mächtige auszusagen. Willst Du wirklich diese Zustände zurück?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Ich finde auch Opferschutz geht zu erst einmal vor und wer eine Straftat anzeigt muss gehört werden ohne direkt an Konsequenzen zu denken, wenn es vielleicht nicht hinreichend beweisbar ist.

Es ist ja nicht so, dass jeder einfach behaupten kann was er will und dann kommt jemand ins Gefängnis.

Da benötigt es schon kriminelle Energie, Zeugenbestechung usw. um ein gesamtes Gerichtsverfahren mit einer Lüge aufrecht zu erhalten. Ich denke ja mal das auch ermittelt wird und dort Profis am Werk sind.

Ich will nicht sagen, dass es nicht vor kommt und für die Betroffenen ist es dann natürlich furchtbar und im Grunde nicht zu entschädigen und traumatisch.

Ich weiß nicht ob Gleiches mit Gleichem vergolten dem Opfer eine wirkliche langfristige Befriedigung verschafft und entschädigen kann.

Man muss auch bedenke, dass Zeugenaussagen sehr schwierig sind, persönliche Erinnerung ist oft sehr ungenau und abweichend von tatsächlichen Tathergang. Es dürfte massenahft falsche Zeugenaussagen geben, nicht aber beabsichtigt sondern weil es so "erlebt" wurde.

Wo zieht man da die Grenze und wer mag dann noch Aussagen.

Am Ende treffen bei einer unrechten Verurteilung viele Menschen falsche Entscheidungen.
Wie schon gesagt, es geht um falsche Beschuldigungen die im ungünstigsten Fall einen Unschuldigen viele Jahre Haft bringen, wärend bei auffliegen der Lüge, der/die Beschuldigende ( Opfer) sehr geringe Strafe droht. Dem meintlichen Täter hingegen, ist unter umständen das ganze Leben ein Scherbenhaufen, ob da Haftentschädigung was hilft, mag ich bezweifeln.
Es geht nicht wie ADMM vorwirft "Schieflage des kompletten deutschen Rechtssystems". Davon ist überhaupt keine Rede, auch nicht von Opfer die wirklich Opfer sind, sondern meintliche Opfer, die eine Straftat gegen sich, erfunden und vorgetäuscht haben, vor Gericht aber dann entlarvt werden.

Hier wird dann recht milde Strafen ausgesprochen.
Ich finde, durch diese recht Milden Strafen, im Gegensatz was dem meintlichen Täter gedroht hätte, sollte man das Strafmaß bei vorsätzlicher Falschanschuldigung genauso hoch ansetzen, immerhin hätte das eine abschreckende Wirkung.
Jugendstrafen natürlich anders bewerten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
Auf falsche Verdächtigung stehen bis zu fünf(!) Jahren Haft - das ist nicht wenig und mild + man ist dann ja auch vorbestraft, da werden die meisten eher nicht ihres Lebens wieder froh.
Zudem kann keiner für etwas bestraft werden, was er nicht getan hat. Das widerspricht jeglichen Grundrechten.