Der Ethikrat berät über Sterbehilfe
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Politik und Weltgeschehen

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020

Aus welcher Arroganz heraus sollte jemand anderes über mein Leben bzw. meinen Tod entscheiden dürfen?
Selbst wenn ich aus einem Tief heraus den Entschluss treffe, obwohl es eine Lösung gäbe, aus dem Tief herauszukommen, dann bin ich eben weg. Na und?


Ich denke es gibt viele Situationen in denen das Leben anderer gleich mit zerstört wird (nur ein Beispiel von vielen) und finde das nicht wirklich "Na und?". Die Wenigsten hinterlassen wirklich gar kein Lücke im eigenen Leben und das was man selbst tut hat eben auch Auswirkungen auf andere, selbst wenn man das nicht sehen möchte.
Beispielsweise im Fall einer jungen, depressiven Mutter die mit Therapie und medikamentöser Einstellung ein gutes Leben führen könnte, aber dann stattdessen eben aufgrund eines Tiefs "weg" ist. Mag für sie okay sein, sie bekommt ja nichts mehr mit - für ihre Kinder kann das ein zerstörtes Leben bedeuten.
Ich finde es da nicht arrogant, ihr so viel Hilfe zu bieten bis sie gesundheitlich überhaupt wieder in der Lage ist überhaupt darüber entscheiden zu können, ob sie diesen Weg wirklich wählen wollte.
Natürlich gibt es auch da Grenzfälle wie die junge Frau die vor einigen Jahren durch die Presse ging
https://www.sueddeutsche.de/leben/debatte-um-sterbehilfe-wie-belgien-den-tod-diskutiert-1.2548900
aber viele Probleme lassen sich nun mal lösen.
Ich bin jedenfalls froh und dankbar wenn ich Menschen um mich habe die das im Auge behalten und mich nicht einfach über die Klippe springen lassen, wenn ich verzweifelt bin und temporär keinen Ausweg weiß.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020
Aus welcher Arroganz heraus sollte jemand anderes über mein Leben bzw. meinen Tod entscheiden dürfen?

Selbst wenn ich aus einem Tief heraus den Entschluss treffe, obwohl es eine Lösung gäbe, aus dem Tief herauszukommen, dann bin ich eben weg. Na und?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020
Wenn ich keine Lust mehr auf das Leben habe, dann möchte ich mit Hife sterben dürfen.


Gut, so einfach finde ich das nicht.

Zum Einen weiß glaube ich fast jeder aus eigener Erfahrung, dass eine momentan ausweglose Situation vielleicht nur ausweglos erscheint und man auch unter Bedinungen die einem zunächst untragbar erscheinen wieder zu Lebensfreude finden kann, diese Perspektive einem aber nicht immer auf dem Tiefpunkt möglich ist... die Entscheidung zu sterben sollte nicht auf dem Lustprinzip getroffen werden, zumindest nicht wenn man sich Hilfe dabei von anderen erwartet und ihnen damit ja einen Teil der Verantwortung abgibt, die sie dann den Rest ihres Lebens für einen tragen müssen.

Zum Anderen haben wir gerade in diesem Land eine historische Pflicht da besonders auf strenge Regeln zu schauen.
Aus einem Recht heraus kann relativ schnell eine gefühlte Pflicht werden, wenn ältere und/oder pflegebedürftige Menschen zum Beispiel das Gefühl vermittelt bekommen eigentlich nur eine Last zu sein. Solche Menschen können relativ leicht in den Wunsch reinmanipuliert werden ihr Leben beenden zu "wollen" ohne dass dies vielleicht wirklich der Fall ist.
Ich bin schon für sehr strenge Rahmenbedingungen und wirklich gewichtige Gründe.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020
Ich habe eine ganz andere Meinung zur Sterbehilfe. Jeder Mensch sollte über seinen freiwilligen Tod entscheiden dürfen. Dabei ist es völlig egal, ob der Mensch krank ist oder nicht.

Warum sollte man sich erst jahrelang quälen müssen, bis man sich qualifiziert hat, in Würde "gehen" zu dürfen? Wenn ich keine Lust mehr auf das Leben habe, dann möchte ich mit Hife sterben dürfen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020
gehört meiner Ansicht nach auch dazu eine langjährige, chronische psychische Erkrankung nicht anders zu bewerten, als eine körperliche.

Ja, das sehe ich ähnlich.
Ich verstehe, dass die Entscheidung da nochmal schwieriger zu verstehen und zu treffen sein kann, aber diesen grundsätzlichen Ausschluss finde ich absolut nicht in Ordnung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.10.2020
Besser gesagt, der Ethikrat berät über die Rahmenbedingungen, also den gesetzlichen Rahmen, der Sterbehilfe.

Als Anhaltspunkt

https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/202010/22/ethikrat-sterbehilfe-medikamente-frister.html

Wie der Spagat nun geschafft werden kann das Urteil des BVerfG zu berücksichtigen, ernsthaft zu berücksichtigen und den Ausschluß äußerer Faktoren zu gewährleisten, das ist die Frage. Schon die Definition der äußeren Faktoren halte ich für schwierig. Gestolpert bin ich über:

"Äußere Einflüsse schließen aber die Freiverantwortlichkeit nicht per se aus, etwa bei einer schweren Krankheit. Für eine solche Entscheidung brauche es zunächst die erforderliche geistige Reife, derjenige müsse frei von psychischen Erkrankungen sein und er müsse über die erforderlichen Informationen verfügen, um die Entscheidung zu treffen, erklärt Frister."

Letzteres ist klar und richtig, aber den kompletten Ausschluß von Menschen mit einer psychischen Erkrankung, halte ich für einen großen Fehler. Natürlich muss eine Kurzschlußhandlung aufgrund einer meßbaren Zeitdauer einer depressiven (Ver-)Stimmung bspw. ausgeschlossen werden, aber sofern wir psychische Krankheiten so ernst nehmen wie physische - und das ist ja die Forderung seit vielen Jahren - gehört meiner Ansicht nach auch dazu eine langjährige, chronische psychische Erkrankung nicht anders zu bewerten, als eine körperliche.