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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Aber dass man komplett OHNE Gründe die letztendlich auf die eigene Gesundheit zurückzuführen sind wirklich über lange Zeit des Lebens müde ist - mit der Vorstellung tue ich mich einfach schwer."
Damit bist du nicht alleine, das sehen viele Menschen ähnlich, ob diese Haltung jedoch objektiv ist, das ist für mich fraglich, sie basiert ja auf den eigenen Erfahrungen und die lautet eben für sehr viele Menschen, dass das Leben zwar immer wieder Herausforderungen, Beschwerlichkeiten und Traurigkeiten mit sich bringt, aber im Großen und Ganzen schlicht schön ist und eher zu kurz als zu lang. Die Vorstellung, dass dies für andere nicht so ist, auch wenn man NICHT an Krebs erkrankt ist o.ä., die ist für viele Menschen offensichtlich sehr schwer. Und ich frage mich (also wirklich MICH) warum das so ist.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Sei so nett wenn und Du möchtest schreib mal bitte, wen Du mit "dieser Mensch" meinst und zu was er verpflichtet ist was hinzunehmen?"
Den Menschen, der seinens Lebens müde ist.
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„Spremberg“ (Pseudonym)
"... Wenn er sich aktive Hilfe von anderen wünscht, dann hat es aber eben nicht nur allein mit ihm zu tun, Meta Morphose. Sondern auch mit denen die ihm helfen.
Warum sollen sie sich die Folgen aus seinem Sterben (auch für andere) auf ihr Gewissen laden, wenn seine Entscheidung rein auf seinem subjektiven Wunsch hin getroffen wird und auch die banalsten Gründe zulässig sind? ..."
Wir reden hier nicht über irgendwelche Menschen, die der Lebensmüde um den "Gnadenstoß" bittet, sondern um eine professionelle Sterbehilfe. Die Menschen, die diese Hilfe professionell leisten können und wollen, wissen, mit ihrer Hilfe und den Folgen umzugehen.
Ich verabschiede mich aus dem Thema, weil mir das zu "blumig" wird. 🙄
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Donna plus
Danke und ok. Und was soll er hinnehmen und ist verpflichtet dazu?
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„Schortens“ (Pseudonym)
Damit bist du nicht alleine, das sehen viele Menschen ähnlich, ob diese Haltung jedoch objektiv ist
Natürlich ist sie nicht objektiv - eine objektive Antwort gibt es auf die Frage nicht.
Aber sie entspricht eben allem was ich in der Natur und bei mir mein Leben lang beobachtet habe.
Und ich weiß einfach was eine kleine Änderung oder ein Ungleichgewicht im Körper anstellen kann.
Die Frage ist auch, ob es derer die wirklich einfach des Lebens müde sind wirklich so viele sind, dass die Gefahr die eine große Lockerung solcher Gesetze für alle anderen mit sich bringen würde, noch im Verhältnis dazu steht.
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„Schortens“ (Pseudonym)
Die Menschen, die diese Hilfe professionell leisten können und wollen, wissen, mit ihrer Hilfe und den Folgen umzugehen.
Ja, aber doch weil die Hilfe geregelt ist, und sie sicher sein können, dass ihrer Hilfe ein langer und kontrollierter Entscheidungsprozess voran ging. In der Regel sind das ja im Moment noch Menschen deren Sterbeprozess lediglich verkürzt wird und nicht Menschen die aus subjektiven Leidensgefühlen heraus, mitten aus dem Leben in den Tod gehen.
Also bitte, das ist doch ein Unterschied.
Wir können doch nicht einerseits von hypothetischen Bedinungen sprechen und dann mitten im Argument auf reale Bedinungen umspringen?
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Ich verabschiede mich aus dem Thema, weil mir das zu "blumig" wird.
Ach ne Meta Morphose bleib doch bitte. Ich finde das Thema sehr wichtig und je mehr sich sinnvoll und ohne Streit beteiligen desto "besser" (falls man das Wort bei dem Thema benutzen kann).
Natürlich ist es Deine Entscheidung nicht mehr mit zu schreiben wenns Dir zu blumig ist. Ich will es trotzdem versuchen :)
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Die Frage ist auch, ob es derer die wirklich einfach des Lebens müde sind wirklich so viele sind, dass die Gefahr die eine große Lockerung solcher Gesetze für alle anderen mit sich bringen würde, noch im Verhältnis dazu steht."
Eine berechtigte Frage!
Wobei, nur sehr hypothetisch, bzw. philosophisch. De facto wird das sowieso nicht so oder so ähnlich verabschiedet werden. Der Ethikrat wird never ein Gesetz erlassen, welches eine Sterbehilfe ohne gesicherten medizinischen Grund zulässt. Wie geschrieben werden ja sogar psychische Krankheiten ausgeschlossen.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Danke und ok. Und was soll er hinnehmen und ist verpflichtet dazu?"
Mein Beitrag war ja eine Antwort auf einen Beitrag von Miss Jenny. Ich hatte Deine Beschreibung "des Lebens müde" herangezogen für meine Erläuterung.
Das war der Beitrag von Miss Jenny, auf den ich Bezug nahm:
"Aber dass man komplett OHNE Gründe die letztendlich auf die eigene Gesundheit zurückzuführen sind wirklich über lange Zeit des Lebens müde ist - mit der Vorstellung tue ich mich einfach schwer."
Und dazu schrieb ich:
"Nun, z.B., angenommen man ist NICHT krank und ist dennoch, wohlgemerkt über einen langen Zeitraum, wie ich schrieb, schlicht und ergreifend: des Lebens müde, des Lebens leid, OHNE, dass es für andere aus einer distanzierten Betrachtung heraus, objektiv akzeptable Gründe dafür gibt, dann ist dieser Mensch verpflichtet, das hinzunehmen!? "
Macht es das klarer, Avalonia?
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Ah ja jetzt... Danke Dir fürs Erklären :)
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
Blödsinn!
Jetzt komme ich selbst ganz durcheinander!
Dann anders: Avalonia, ich habe deinen Begriff des Lebens müde verwendet um eine Diskussion mit Miss Jenny zu ergänzen. Macht es das klarer?
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Ah ja jetzt... Danke Dir fürs Erklären :)"
Gut, dass du es verstanden hast, obwohl ich die Zitate zeitlich falsch eingeordnet habe ... 🙈🙈🙈
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Ja ich hatte das vorher schon verstanden Donna plus :) Ich war zu Beginn noch ganz bei den Schutzbefohlenen über die ich/wir schrieben und da hatte ich Deine Frage nicht zuordnen können.
Danke nochmal :)
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Ich bin ganz bei Meta Morphose.
Ich bringe noch einen Gedanken mit ein:
Wenn ich wüsste, dass ich immer die Möglichkeit hätte, sanft und selbstbestimmt zu sterben, wenn ich das möchte, würde das (zumindest bei mir) die "Leidensfähigkeit bzw. den Lebenswillen eher erhöhen, weil es jeglichen Druck von mir nimmt, da "durch zu müssen, komme was wolle"
Aktuell ist es doch aber so, dass sich so einen Tod nur gut Betuchte im Ausland "leisten" können. Ich habe keine zig Tausend Euro und die Möglichkeit, im Falle des Falles in die Schweiz (z.B) zu gehen, das Damoklesschwert des Sterbens unter Schmerzen im Krankenhaus oder Daheim während des dringlichen Wartens auf einen Hospizplatz schwebt also stets über mir.
Es gibt ja so den netten Satz "Hier in Deutschland muss kein Sterbender Schmerzen leiden"
Völliger Quark, glattweg gelogen.
Die Bürokratie ist unsäglich. Und wer als Sterbender niemanden hat, der die Dinge für einen regelt, der hat die A-Karte.
Pflegedienste oder Betreuer können das niemals auffangen.
Ambulante Palliativteams sind absolute Mangelware, Hospize haben Wartelisten.
Ich blicke leider pessimistisch auf das Thema Sterbehilfe in unserem Land. Ich glaube nicht, dass sich dort wirklich was ändern wird.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Ich bringe noch einen Gedanken mit ein:
Wenn ich wüsste, dass ich immer die Möglichkeit hätte, sanft und selbstbestimmt zu sterben, wenn ich das möchte, würde das (zumindest bei mir) die "Leidensfähigkeit bzw. den Lebenswillen eher erhöhen, weil es jeglichen Druck von mir nimmt, da "durch zu müssen, komme was wolle"
Ganz genau das ging mir auch noch im Kopf herum. Die Argumentation ist ja meist anders herum, aber ich sehe das so wie du. Am Beispiel von Krankheiten wäre das z.B. eine Krankheit, die mir z.B. die Mobilität nach und nach nimmt. Ohne den Notanker ist man ja quasi gezwungen sehr rechtzeitig "zu handeln", weil man es dann nicht mehr können wird, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist. Auf Verdacht hin quasi. Weiß ich, dass ich in jedem Fall den Notanker betätigen kann, wäre ich viel eher bereit mich darauf einzulassen wie es ist, wenn die Krankheit voll zuschlägt.
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„Weimar“ (Pseudonym)
Ich möchte mich hier inhaltlich nicht beteiligen, gebe aber grundsätzlich zu bedenken, dass es bei den Beratungen des Ethikrates nicht mehr darum geht OB Sterbehilfe in Deutschland erlaubt wird sondern IN WELCHER FORM.
Und der Ethikrat trifft keine juristischen Entscheidungen, er gibt allenfalls Empfehlungen.
Das Bundesverfassungsgericht hat im Februar nach Klagen von Schwerkranken, Sterbehelfern und Ärzten entschieden, dass das bisherige Verbot organisierter Sterbehilfe den Einzelnen im Recht auf selbstbestimmtes Sterben verletze. Dieses Recht schließe die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen - das gilt für jeden, nicht nur für unheilbar Kranke.
aus dem von Donna plus verlinkten Beitrag des RBB
https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/202010/22/ethikrat-sterbehilfe-medikamente-frister.html
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"Und der Ethikrat trifft keine juristischen Entscheidungen, er gibt allenfalls Empfehlungen."
Richtig. Sehr flapsig, besser falsch formuliert, mein: "Der Ethikrat wird never ein Gesetz erlassen, welches eine Sterbehilfe ohne gesicherten medizinischen Grund zulässt."
"das gilt für jeden, nicht nur für unheilbar Kranke."
Da bin ich wirklich sehr gespannt wie das weiter geht. Ich glaube das einfach nicht (lasse mich aber sehr, sehr gerne vom Gegenteil überzeugen), dass es gesetzlich möglich sein wird ohne z.B. eine Krankheit, die mit dem vorzeitigen Tod enden würde, Sterbehilfe zu bekommen. Es werden Wege das zu umgehen gefunden werden. Vielleicht ist es sogar der genannte Ausschluß psychischer Krankheiten. Möchte man sein Leben beenden obwohl keine Krankheit zugrunde liegt, muss das an einer psychischen Erkrankung liegen => Ausschluß.
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Also ich bin mit meiner Meinung bei Meta Morphose und beim Apfel.
Denn was heißt eigentlich - Sterbehilfe? Das heisst in erster Linie, dass Menschen, die ihr Leben beenden wollen, nicht mehr von der Brücke/Hochhaus/usw. oder vor den Zug springen, Schlaftabletten sammeln oder was auch immer tun müssen, um gehen zu können. Denn es gibt keine Möglichkeit, einfach mal irgendwelchen Gift in der Apotheke oder im Internet zu kaufen (und das ist auch gut so, denn das würde ich ernsthaft als für Unbeteiligten gefährlich sehen, die noch gar nicht gehen wollen). Also ist man mit einem Sterbewunsch darauf angewiesen, dass irgendjemand einem diese Möglichkeit gewährt, z.B. an den Gift legal dran zu kommen. Meistens muss man diesen dann auch selbst einnehmen - das heißt, die Hilfe beschränkt sich ausschliesslich an die Beschaffung des Medikaments. (Bevor hier Fragen aufkommen - ich habe so einen Fall im Freundeskreis gehabt und hatte das recht nah live miterlebt, wie jemand gegangen ist mit Hilfe von Dignitas). Weiteres Feld ist es, den Menschen, die körperlich so weit eingeschränkt sind, das sie sich "das Gift" nicht mehr eigenhändig verabreichen zu können, zu helfen. Da muss der Helfer tatsächlich selbst aktiv werden, Einverständnis des Sterbewilliges vorausgesetzt.
Ich verstehe das Argument mit den Hinterbliebenen - aber für sie ist es immer schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ob mir 20 durch Autounfall, mit 50 durch schwere Krankheit oder mit 99,5 einfach weil die Zeit gekommen ist. Da bin ich auch dabei zu sagen - es ist mir lieber, der Mensch ist auf eigenen Wunsch gegangen und das hat ihm gut getan. Denn mit seiner Abwesenheit fertig werden muss ich so oder so. Egal, auf welche Art und Weise dieser Mensch geht.
Wie gesagt - ich würde ja gern auf die Hilfe verzichten, wenn ich mich selbst dazu entschliessen sollte, gehen zu wollen. Nur - welche Möglichkeiten habe ich dann? Immer noch keine. Ausser eben vor dem Zug, vom Haus/Brücke/usw. zu springen, die Schlaftabletten zu horten, mich aufzuhängen usw. usf.
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„Schortens“ (Pseudonym)
Also ich bin nicht gegen Sterbehilfe - ich bin SEHR dafür, das wurde ja hoffentlich deutlich.
Ich bin nur dagegen, dass jeder sie in Anspruch nehmen kann, weil er "Lust" darauf hat ohne dass jemand anderes einen Einfluß darauf hat, weil ich den Missbrauch fürchte und denke dass es Situationen gibt, in denen man einfach nicht in der Lage ist dies alleine zu entscheiden, nicht weil ich niemanden einen friedlichen Tod gönne.
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Miss Jenny, was denkst d denn, wie viele Menschen gibt es denn wohl, die einfach nur mal so sterben wollen, weil sie grad Bock drauf haben?
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
Also mir zumindest ist das schon klar, Miss Jenny. Dennoch es ist ein großer Unterschied, in meinen Augen, zwischen:
"Ich bin nur dagegen, dass jeder sie in Anspruch nehmen kann, weil er "Lust" darauf hat"
Und:
"Und ja: ich finde Sterbehilfe sollte auf gesundheitliche Gründe und sehr hohes Alter beschränkt sein (körperlich und seelische Gesundheit)"
Zu vergessen ist ja auch nicht, dass diese Beschränkung eine Abhängigkeit von ärztlichen Diagnosen bedeutet.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
"weil ich den Missbrauch fürchte und denke dass es Situationen gibt, in denen man einfach nicht in der Lage ist dies alleine zu entscheiden"
Edit möchte noch ergänzen, dass ich schon von etwas nannte, was hier ganz ohne eine Diagnose, Arzt usw., was eben solche Situationen ausschließt, zumindest sehr, sehr stark eingrenzen kann: Zeit. Nichts, was ich jetzt in irgendeiner Form berechnet habe, aber dann, wenn etwas keine einzelne Situation ist, sondern ein Lebensweg, ein Teil-Lebensweg, dann "fehlt" eben das Argument der Kurzschlußreaktion.
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„Schortens“ (Pseudonym)
Miss Jenny, was denkst d denn, wie viele Menschen gibt es denn wohl, die einfach nur mal so sterben wollen, weil sie grad Bock drauf haben?
Ich gebs jetzt wirklich auf, ich habe das Gefühl ich kann nicht rüberbringen was ich meine. Habe jetzt wirklich viele Beiträge geschrieben und für mein Empfinden sorgfältig und eben genau nicht auf dem Niveau argumentiert - morgen vielleicht wieder, aber für heute ziehe ich mich echt zurück.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
Offtopic:
"Ist das momentan anstrengend hier"
Ich hoffe übrigens sehr, Miss Jenny, du meinst nicht die Diskussion hier mit mir. Denn auch wenn wir nicht ganz auf einer Linie liegen, finde ich deinen Input wichtig, höchst interessant und meinerseits keineswegs anstrengend.
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„Wermelskirchen“ (Pseudonym)
Okay ... Dann doch 🙈🙈