Ehrenamt - Was tust du?
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Politik und Weltgeschehen

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
Die ehrenamtliche Tätigkeit kann man - wie hier bereits schon angeklungen - auch mal einer kritischen Betrachtung unterziehen.

So leistet das Ehrenamt einerseits wahre Pionierarbeit, ist also dort, wo der Staat bzw. gemeinnützige Institutionen NOCH nicht sind. Damit kann es sogar zur Professionalisierung/ Institutionalisierung gewisser Bereiche beitragen. Z.B. ist die Aidshilfe mittlerweile ein Arbeitgeber und sucht regelmäßig nach SozialarbeiterInnen, HauswirtschafterInnen, ÄrtzInnen usw.

Andererseits füllt das Ehrenamt dort Lücken, wo der Staat versagt bzw Probleme weitestgehend ignoriert. Damit weist das Ehrenamt die Gesellschaft bzw. den Staat darauf hin, wo es besonders brennt UND gleichzeitig die größte Ignoranz herrscht.
Die Armenspeisung sei hier als Beispiel angeführt. Normalerweise sollte es ein staatliches Ziel sein, solche Bedingungen zu schaffen, dass kein Mitglied unserer Gesellschaft überhaupt auf Armenspeisung angewiesen ist. Gleichzeigt wird dieses "Versorgungsmodell" durch das Ehrenamt regelrecht gefestigt, indem es diese Aufgabe anstelle staatlicher Institutionen wahrnimmt. Und weil das Ehrenamt hilfsbereit solche Löcher stopft, die normalerweise in den Verantwortungsbereich des Staates gehören, setzt es dort negative Anreize bzw wirkt leistungshemmend, wo gesamtgesellschaftliche Probleme umfassend aufgerollt und gelöst werden sollten.

Es ist eine Gratwanderung mit dem Ehrenamt. Es sollte in Bereichen eingesetzt werden, wo eine Professionalisierung nicht möglich und eine staatliche Intervention nicht erforderlich ist. Darunter zähle ich z.B. Nachbarschaftshilfen, Kinder- und Jugendsportvereine, die "grünen Damen und Herren" oder das, was Hanna macht (Mentorentätigkeit... ganz interessant in diesem Zusammenhang: www.arbeiterkind.de).

Zu mir persönlich:

Ich beschränke mich aufs Spenden, zB für die Nachbarschaftshilfe im Veedel und für eine Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation, in der ich auch langjähriges Mitglied bin und für die ich früher einmal gearbeitet habe.
Für eine tatkräftige Mitarbeit fehlt mir einfach die Zeit, weil ich beruflich ziemlich stark eingebunden bin.
Ich habe auch mal eine Zeitlang mit dem Gedanken an ein Ehrenamt gespielt als ich alleine war und schlicht nichts mit meiner Freizeit anzufangen wusste.
Das sind dann aber tatsächlich eher egoistische Wünsche wie Berith schon erklärt hat.

Jetzt hätte ich gar keine Zeit mehr dafür. Aber... ich weiß jetzt schon, dass ich etwas machen will wenn ich mal in Rente gehe.
Ist auch dann zwar zum guten Teil egoistisch motiviert ;-) aber dann kann ich das guten Gewissens tun weil ich Zeit habe und hoffentlich keine Geldnöte.
Und ich freu mich dann mal was vielleicht ganz anderes machen zu können. Das ist irgendwo Luxus :-)
Etwas tun zu können weil man nicht mehr auf einen Lohn angewiesen ist.
Bald ist schon so weit!
Lassen wir gerade jetzt doch alle Menschen, so sein wie sie sind!

Manche Menschen tun bewusst Gutes und reden bewusst nicht darüber.
Manche Menschen tun Gutes und reden bewusst darüber.
Manche Menschen tun unbewusst Gutes und merken es gar nicht.
Manchen Menschen wird Gutes getan und merken es nicht.
Manche Menschen tun gar nichts mehr und es ist gut so, denn vielleicht käme gar nichts Gutes bei raus.
Manche Menschen würden gerne Gutes tun, aber schaffen genau das Gegenteil.
Manche Menschen sind einfach so wie sie sind und tun einfach mal gar nichts.
usw.usw.

Hannah du hast es auf dem Punkt gebracht: Demut wird leider "abgeschafft", es wäre längst nicht mehr in Mode. Nicht gewünscht. Fehl am Platz. Erziehung? Pfff? Was ist das? Dafür aber Hochnäsigkeit und oft Arroganz werden laut bejubelt. Anscheint sollte es zielführender sein, weil einer gesagt hat und manche interpretieren es so für sich. Ob das mit der Ursprungsidee
zu tun hat, tut es nicht mehr zu Sache.
(Achtung Sarkasmus)
Genau das braucht ein nedürftige Mensch, jemand in Not: er muss spüren, dass er unten ist und von oben herab Hilfe bekommt! Nur dann kann er dankend annehmen!

Jeder hat seine Gründe, warum er so ist und warum er so handelt wie er handelt oder überhaupt nicht handelt.

UK: Ich finde die Idee an sich, für andere Menschen da zu sein und zu helfen, wenn und wie die es brauchen sehr gut.
Es ist bald Weihnachten! Hätte niemand darüber gesprochen, was vor über 2000 Jahre passierte, würden wir auch nicht wissen.
Nun, in Mittelpunkt der Geschichte stehen zuerst die damals bedürftige Menschen ( Jesus) und erst dann, nicht immer namentlich laut genannt, die Helfern.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
Den umgekehrten Effekt kann es übrigens auch geben @Paul-chilled-Neumann sich unter Druck gesetzt fühlen und sich aufgrund dessen zurückziehen und gar nichts mehr tun. Wahrscheinlich erwächst der Wunsch "etwas zu tun" immer aus einem selbst. Und wie definieren wir "Ehrenamt" denn eigentlich? Der gängigen Definition nach genommen übt jemand, der Schriftführerin beim Karnevalsverein ist, ein Ehrenamt aus. Jemand, der morgens bevor er zu seiner Arbeit geht, der alten Nachbarin Schnee schippt und die Mülltonne rausstellt, ebenso wenig wie wenn jemand in Eigenregie verwilderte Katzen füttert und zum sterilisieren zum Tierarzt bringt.
Sich in die Gesellschaft einbringen, Gutes tun, kann sehr viele Gesichter haben. Aber auch da wird es schon wieder sehr schwierig, weil die Intentionen und die Weltanschauungen von Menschen so unterschiedlich sind. Das, was ich als "gut und richtig" bewerte, wird von anderen als lästig und falsch betrachtet und für das, was andere wichtig und toll finden, fehlt mir das Verständnis der Wichtigkeit und des Sinns.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
@Paul

Ganz unrecht hast du damit sicher nicht, ist aber wirklich schwer von Selbstdarstellung zu trennen. Und eine Aufzählung von Ehrenämtern ist für mich noch was anderes, weil es eben nicht für jeden umsetzbar ist.

Aber, du hast mich auf eine Idee gebracht.

Ich spende über die App 'ShareTheMeal' jedesmal zu einer Mahlzeit eine Mahlzeit für Projekte der Welthungerhilfe. Die Kosten für die Zahlung werden von Paypal übernommen, so dass das Geld direkt in die Projekte fließt. Darüber rede ich tatsächlich, weil es jeder nachmachen kann. Man kann einzelne Mahlzeiten ( 40 ct ) oder ganze Wochen/Monate bezahlen. Simpel und
effektiv.

https://sharethemeal.org/de/
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
callmebetty,
um andere auch dazu zu motivieren, ein positives Beispiel zu geben.
Nicht um anzugeben.

Auch wenn es in meinem Fall nur Blut/Plasma/Trombozyten Spende ist.
-Organspenderausweis besitzen ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
Ich käme im Leben nicht auf die Idee, das, was ich mache, hier bewerten zu lassen.

Tue Gutes und rede darüber? Ja? Wozu?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
@Hanna (und weitere, die wissen, dass sie gemeint sind): Ich verurteile keine/n, der/die -aus welchen Gründen auch immer- kein Ehrenamt ausübt. Wenn ich den Beitrag von z.B. Karla lese, denke ich, dass sie mehr als genug Engagement zeigt.

Im Übrigen kennst du mich nicht persönlich und kannst meine Intention (Ausrichtung auf ein Ziel) daher nicht beurteilen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
Ich schließe mich der TE an:
"Ich übe mehrere Ehrenämter aus."

Eine Anmerkung noch zum Thema: Es gibt immer weniger Menschen, die ehrenamtlich aktiv sein möchten.
Das sehe ich nicht ganz so. Auf den ersten Blick mag das "uns Alten" so erscheinen, weil die Menschen "bei uns" nicht mehr so aktiv sein möchten. Aber leider sind wir in unseren, oftmals veralteten und starr strukturierten Vereinen einfach auch nicht attraktiv für junge, engagierte Menschen. Die gibt es aber schon, die jungen Menschen, die sich einbringen möchten. Nur sie müssen jetzt ihre eigenen Wege, ihre eigenen Strukturen finden. Wie schon beschrieben sind diese Vereinsmeiereien, bei denen oftmals die Kassenführer, die Kassenprüfer und die Protokollführer die meiste Arbeit haben und das ganze Vereinshickhack einfach extrem unattraktiv. Junge Menschen, die sich engagieren möchten haben VÖLLIG ZURECHT BTW. genau darauf keinen Bock. Das heißt aber nicht, dass sie Null Bock auf Ehrenamt hätten. Sie müssen jetzt eben lernen, etwas neues, etwas eigenes aufzubauen.
Hoffen wir es gelingt ihnen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.12.2017
Nur eine Anmerkung: Ich habe überhaupt nichts gegen diesen Thread, noch gegen Ehrenämter. Ich meine den Thread gabs auch schon mal.

Mich stört die Einstellung "Leiste was und rechtfertige dich, dass du was leistest, sonst biste nix", die deutlich wird, wenn man diesen Thread im Kontext von in den letzten Wochen getroffenen Aussagen der Threaderstellerin sieht u.a. "Ich verkehre nicht mit Leuten, die mit HartzIV Empfängern verkehren".

Das erinnert mich schon sehr an meine Erfahrung mit ehrenamtlicher Arbeit in der Kirche: Lauter ehrenamtliche Helfer, die sich für wer weiß wie gute Menschen halten, weil sie ja was für die Kirche tun, aber kein Problem haben, 2 Sekunden später bösartige und asoziale Aussagen über ihre weniger heiligen Mitmenschen zu treffen und sich in die abgrenzende Spießigkeit in Person zu verwandeln. Sowas ist für mich "scheinheilig" und "scheinsozial". Das hat was von "Gott bin ich ein guter Mensch, weil ich den assozialen Loosern geholfen habe". Soziales Handeln fängt - für mich - beim Respekt vor den Mitmenschen und ihrer individuellen Situation an. Helfen kann ich auf Augenhöhe, nicht von "von oben herab".

Zum Thema Ehrenamt: Ich berate junge Menschen, die als erste in ihrer Familie studieren. Das fängt an von "Welche Kurse sollte ich wählen", "Was sollte ich studieren" bis hin zu "Wie bekomme ich Stipendien" oder "Was erwartet mich wenn das Studium selbst finanziere". Das was akademische Eltern halt "mal nebenbei" ihren Kindern mitgeben, was aber schwierig zu beurteilen ist, wenn man zu dem Thema so überhaupt keine (erwachsene) Bezugsperson mit Ahnung hat. Meist mache ich das per Email oder Telefon. Oft ist es nur ein Schubs in die richtige Richtung und dauert gar nicht lange. Manchmal muss man auch real den Eltern den Stolz dafür einpflanzen, was ihre Kinder überhaupt in der Lage wären zu erreichen Oft ist das - gerade bei Migrantenkindern - SO weit von ihrer Lebenswirklichkeit weg, dass z.B. der Sohn ein so gutes Abitur hat, dass er ein Mathe-Physik-Stipendium bekommen könnte, das sie gar nicht auf die Idee kommen, er könne jemals etwas anderes machen als im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. Oft ist es nur ein bißchen Lob, oder "Mut machen". Manchmal ist es "Deutschland erklären".

Dadurch bin ich kein besserer Mensch und fühle mich auch nicht anders. Ich hätte mir gewünscht, dass es früher so eine Beratung gegeben hätte. Da es auch heute noch kein staatliches Angebot gibt, das speziell auf diese Situation zugeschnitten ist, springt halt ein privater Verein ein.

Ich muss nicht Ehrenämter ableisten um zu wissen was Demut heißt.

Ich glaube nicht, dass die Threaderstellerin in irgendeiner Form an Demut gedacht hat, als sie diese Ehrenämter angenommen hat. Mir sind Menschen suspekt, die nicht helfen, um zu helfen und weil sie dankbar sind, weil sie (es so weit geschafft haben, dass sie) helfen können, sondern um sich vor anderen als bessere Menschen zu profilieren.

Wenn ich z.B. in der Obdachlosenhilfe helfen würde, dann mit der Demut mir bewußt zu sein, dass ich viel Glück gehabt habe und auch die Kraft hatte einige Dinge richtig zu machen, um nicht in derselben Situation zu sein. Helfen hat für mich ganz viel mit der Dankbarkeit zu tun, keine Hilfe zu benötigen. Im kirchlichen Sinne: Gott für die Bedingungen, die Kraft und die Menschen dankbar zu sein, die mir ermöglicht haben keine Hilfe zu brauchen. Weil: Wir gehen alle mit ganz, ganz anderen Startbedingungen ins Leben und vieles liegt gar nicht in unserer Hand. Dessen bin ich mir bewußt und demütig vor dem was ich habe. Diese Demut merkt man mir vielleicht nicht in jeder Minute an ;), aber sie ist da.

Glück und Sicherheit sind aus Porzellan, nicht aus Granit. Man weiß nie was morgen ist.
Nachtrag:
Mit einem kleinen Häufchen Individualisten haben wir es vor ein paar Jahren geschafft, einen komplett neuen Bundesverband aus dem Boden zu stampfen. Gerade WEIL sich der alte Bundesverband mittlerweile überwiegend auf persönliche Animositäten ausgerichtet hat, statt sich dem eigentlichen Thema zu widmen.
@Berith und Fool
Ja, klar - die gibt es und definitiv nicht zu knapp. Wir nennen sie sogenannte "Pöstchensammler". Sie tuckern sich am liebsten alle Titel, die sie (naja.. mehr oder weniger) bekleiden, in goldenen Aufnähern tapbetengroß ans Revers und wandeln mit breiter Brust durch die Hallen, damit ihnen jeder angemessen huldigen kann... örks!!

Und... natürlich habe ich mit Ehrenamtlern ganz andere Probleme, als mit Angestellten, die zum Broterwerb anwesend sein müssen. Dann liegt es aber schlicht und ergreifend beim Kopf des Gremiums, wie damit umgegangen wird. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her...
Ich saß auch bereits Gremien bei, die lediglich aus Selbstdarstellern bestanden. Als unausgesprochene "persona non grata" habe ich dann meine Konsequenzen gezogen. Es ergaben sich andere, die wirklich etwas bewegen wollen. Fluch und Segen der Freiwilligkeit - ich kann gehen, wann und wie es MIR passt.
Und... nochmal ja. Es gibt immer weniger Leute, die sich engagieren wollen und/oder können, warum auch immer. Es macht es nicht einfacher, aber... es gibt sie glücklicherweise noch. Interessanterweise finden sich über kurz oder lang die Leute zusammen, die auch zusammen passen.

Von daher will ich keine rosarote Welt aufzeichnen, aber auch nicht nur die Negativ-Beispiele.

Ich sehe natürlich auch das Problem, bezahlte Fachkräfte durch Ehrenämtler zu ersetzen - keine Frage. Im Gegenzug würde aber kein Verein ohne sie funktionieren bzw. durch bezahlte Angestellte Hobbys so eklatant verteueren, dass sich kaum noch jemand organisierten z. B. Sport leisten könnte - gerade für die Jugendlichen.
@Bericht und Fool
Leider genau diese Erfahrung habe ich auch in einige Vereine und Beiräte selbst gemacht. Egal ob als Vorsitzender oder hintergründig als gewöhnlicher Mitglied, war eine interessante Erfahrung zu beobachten, dass interessante und richtig gute Projekte nicht umgesetzt werden, weil...schlicht und weg persönliche Interessen wichtiger waren: sei es nur eigener Kinder fördern und nicht Due eigentliche Talente oder auf die Kosten der Verein unzählige Sitzungen ( "wichtige Besprechungen") in irgendein Local zu halten, sich durch Medien in Vordergrund zu spielen und somit als Geschäftsmann letztendlich privat zu profitieren usw.usw.
Traurig aber leider oft die Realität die ich persönlich erlebt habe.
Leider gibt es immer weniger Menschen, die Ehrenamtliche Arbeit leisten, aus dem Herzen, still und leise aus Überzeugung Gutes tun zu wollen, selbstlos, ohne davon selbst zu profitieren

Aber hey, bald ist Weihnachten...
man darf an Wunder glauben. Letztendlich sind gute Taten wichtig.
Ich arbeite im sozialen Bereich in der Diakonie, und irgendwie rutscht man immer in Ehrenamts-Tätigkeiten rein. :-) Es ist auch in unseren Verträgen verankert, dass man 2-3mal im Jahr Freiwilligenarbeit bei Events unserer Einrichtung leistet - das finde ich gut so. So gewinne ich Einblick in andere Bereiche und auch Beziehungen zu den Abteilungen - ganz abgesehen vom Umgang mit unseren Hilfeberechtigten, das sind immerhin alles in allem 2.600 Leute.
Wir organisieren dieses Jahr wieder unser "Late Christmas" am Heiligen Abend im Dorf, wir werden ein Lagerfeuer haben und warmen scharfen Eintopf (bin ich für zuständig), Kinderpunsch (wir sind grundsätzlich alkoholfrei) und irgendwann abends werden wir singen - Gospels, Weihnachtslieder und was uns sonst noch zur Gitarrenbegleitung einfällt. Mit "unseren" Flüchtlingen haben wir ein Fußballturnier im Ort veranstaltet, zu dem auch letztes Jahr unser Bischof kam, außerdem am 3. Oktober das Fest der "Einheit der Kulturen" und am 7. Dezember unser Beitrag zum "Lebendigen Adventskalender" mit selbstgemachten Spezialitäten und Tees in unserer Altstadt.
Es ist immer was zu tun, über unsere abteilungsübergreifenden Verbindungen bringen wir auch unsere eigenen Familienmitglieder mit ein - es macht einfach Freude, Freude zu bereiten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.12.2017
@Berith
Du schilderst gerade genau die Gründe, aus denen ich mich immer mehr von den regelmäßigen Ehrenamts-Tätigkeiten zurückziehe und mehr auf Einzelevents konzentriere.
Ich mache seit vielen Jahren immer wieder verschiedenes im ehrenamtlichen Bereich.
Theoretisch kann man mit einem grossen, eingespielten Team eines Vereins o.ä. viel mehr bewegen.
Praktisch habe ich leider auch immer wieder die Erfahrung mit sehr schrägen Vögeln und anderem Getier gemacht.
Sowas ist imho nicht dazu gedacht, um Neurosen einzelner zu füttern oder um sich selbst in den Vordergrund zu spielen, was aber praktisch permanent geschieht.
Auch habe ich langsam kein Interesse mehr, stundenlange Prinzip-Diskussionen (z.B. über die Länge eines Striches auf einem Plakat) mit Mitgliedern zu führen, die von 20 angesetzten Terminen ganze 1x erscheinen und dann womöglich noch besoffen sind.
Da geht es nicht mehr um das gemeinsame Ziel, sondern um vermeintliche Macht und persönliche 'Duftmarken' und dafür sind mir meine Zeit und Energie inzwischen zu schade.
"Außerdem sehe ich in einem Ehrenamt die Chance, mal Tätigkeiten auszuprobieren, mit denen ich sonst nicht in Berührung komme. Wenn ich hier Fehler mache, kann es mir keiner ankreiden.. ich werde schließlich nicht bezahlt."

Ich gebe Dir - eigentlich - in allen Punkten recht. Aber in der Aussage von oben sehe ich auch ein großes Problem beim Thema Ehrenamt. Meiner Erfahrung nach stehen teilweise die eigenen Interessen im Vordergrund, wenn ein Ehrenamt angenommen wird. Leute, die eigentlich selber hochgradig bedürftig sind, übernehmen ein Ehrenamt, um Anerkennung und Gesellschaft zu bekommen. Das ist sicher nicht immer so, bitte nicht aufregen, aber teilweise sind bei solchen Ehrenämtern auch wirklich schräge Vögel unterwegs. Prinzipiell ist das ja auch erstmal nichts Schlimmes, aber je nach Aufgabe rollen sich einem da manchmal schon auch die Fußnägel hoch.

Und die Einstellung "ich werde ja nicht bezahlt", bringt für die Organisation und die (professionellen) Kollegen auch durchaus Probleme mit sich. Ehrenamtliche sind teilweise einfach nicht so zuverlässig, sagen schnell mal was ab oder kommen auch mal gar nicht. Wenn das Thema Verbindlichkeit angesprochen wird, kommt dann gerne das oben beschriebene Argument. Das macht eine professionelle Arbeit teilweise schwierig.

Nochmal: bitte nicht falsch verstehen, Ehrenamt ist in vielen Fällen sicher was Tolles und Wertvolles und natürlich gibt es ganz viele Ehrenamtliche, die absolut zuverlässig sind. Aber manchmal ist gut gemeint meiner Erfahrung nach halt trotzdem nicht gut.
Ich finde, ein Ehrenamt ist nicht nur dort soziales Engagement, wo offensichtlich andere unterstützt werden, z. B. Tafel, Rotes Kreuz oder ähnliches.

Aufgrund meines Elternhauses bin ich überwiegend in Vereinen und Jugendgruppen aufgewachsen. Diese Gruppen wurden (weiß ich heute) von ehrenamtlichen Twens geleitet und im Verein sind diese Posten (Jugendwart, Trainer, Vorsitzender etc.) sowieso ehrenamtlich.
Da ich seit frühester Jugend in Vereinen aktiv war/bin, stand es für mich außer Frage, auch nach meiner sportlichen "Laufbahn" dabei zu bleiben... in welcher Form auch immer. Etwas zu tun gibt es immer und Leute für die Hintergrund-Arbeit werden auch gebraucht. Mehr durch Zufall bin ich in die Schiene Öffentlichkeitsarbeit gerutscht... und dabei geblieben. Auch dadurch hat sich ein - mittlerweile - bundesweites soziales Netzwerk ergeben, da ich aktuell in drei Vorständen mit"rühre". Ja, manchmal ist es stressig und/oder nervig, trotzdem sehe ich überwieend einen Gewinn darin.

Natürlich kann sich nicht jeder in gleichem Maße engagieren, aber den Rahmen seiner Möglichkeiten kann jeder selbst am besten einschätzen. Und je nach aktueller Lebenssituation kann ich mal etwas mehr, mal etwas weniger einbringen - die Gemeinschaft gibt mir trotzdem ein Vielfaches davon zurück.

Auf den ersten Blick mag das nicht gerade das klassische Bild von sozialem Engagement sein, aber ich sehe Vereine - früher wie auch heute noch - als wichtigen Baustein der Gesellschaft. Ich habe im Laufe der Zeit so einige Personen (besonders Jugendliche) gesehen, die durch Vereine Halt und Unterstützung bekommen haben, die sie sonst nicht hatten. Und damit - trotz schwierigem Background - eine echte Chance bekommen haben (meine Wenigkeit eingeschlossen).
Als weiteren großen Vorteil sehe ich, dass es eben in einem Verein nur der "Schorsch" und "Fred" ist ohne die klassische Unterscheidung, ob beruflich Abteilungsleiter oder Handwerker oder sonst was.

Außerdem sehe ich in einem Ehrenamt die Chance, mal Tätigkeiten auszuprobieren, mit denen ich sonst nicht in Berührung komme. Wenn ich hier Fehler mache, kann es mir keiner ankreiden.. ich werde schließlich nicht bezahlt. Mir fallen noch viele, viele Vorteile ein, das würde aber den Rahmen sprengen.

Ich verurteile niemanden, der das anders sieht, aber mir würde etwas Elementares fehlen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.12.2017
Ich war viele Jahre lang in einer Rettungshundestaffel aktiv, was mir vor allem von der ausbildungstechnischen Seite her immer großen Spaß gemacht hat. Mit zu erleben wie ein Menschenleben gerettet werden kann, weil die Einsatzteams einen wahnsinns Job gemacht haben, was unserer Staffel mehrmals vergönnt war, ist ein unglaublich bewegender Moment. Ebenso belastend ist es aber auch wenn man zu spät kommt, auch das war leider mehr als einmal der Fall und zumindest mich hat das immer sehr belastet. Leider hatte ich dann irgendwann neben Vollzeit Job und Studium nicht mehr die Zeit die notwendig gewesen wäre um das Ganze vernünftig zu betreiben und so musste ich aufhören.

Heute geht es mir wie vielen Anderen, mein Alltag ist stressig und ich habe einfach nicht die Kraft & Zeit mich aktiv zu engagieren, denn es käme nur wieder eine RHS oder ein ähnliche Tätigkeit in Frage und um das sinnvoll und engagiert zu betreiben, so wie ich es mir vorstellen würde, muss man eine Menge Zeit & Herzblut investieren.
Ich respektiere jeden der sich nicht ehrenamtlich engagiert. Wir sind alle verschieden und das ist gut so. Was für mich nichts mit dem Ehrenamt zu tun hat ist Demut die @Karla Lagenfeld in Verbindung mit ehrenamtlicher Tätigkeit bringt.
Ich mache nichts ehrenamtlich. Vor vielen Jahren war ich mal ein paar Jahre bei der Johanniter Unfall-Hilfe und habe Sanitätseinsätze bei Veranstaltungen gemacht, aber mit Beginn meiner Ausbildung und dem damit verbundenen Schichtdienst habe ich das aufgegeben.

Ich mache nichts mehr in der Richtung, weil ich einen sozialen Beruf habe und meine freie Zeit tatsächlich benötige, um mich zu regenerieren. Bei meiner Arbeit sehe ich den Aspekt des Ehrenamts auch eher kritisch - der Trend geht leider immer mehr in die Richtung, qualifiziertes (= teures) Personal zu reduzieren und durch weniger qualifiziertes oder auch gar nicht qualifiziertes Personal zu ersetzen. Und gleichzeitig wird das Schlagwort "QM" (Qualitätsmanagement) ungeheuer wichtig genommen und dort Geld reingepulvert. Irgendwie paradox, weil der Alltag halt zeigt, dass es für den Umgang mit schwer kranken Menschen schon hilfreich ist, wenn man ein bisschen Ahnung von der Materie hat und sich dies durchaus auf die Qualität der Arbeit auswirkt.

Übrigens habe ich mehrere Klienten (allesamt beziehen Hartz 4 oder EU-Rente mit ergänzender Grundsicherung), die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ehrenamtlich engagieren, z.B. im Altenheim.

Edit: ein t vergessen
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.12.2017
Ich habe kein Ehrenamt.
Mit einer Mutter von 80 einen behinderten Sohn einen Job mit 12 Stunden Schichten bin ich bis unters Dach ausgelastet.
Da fühle ich mich nicht auch schlecht bei.
Ich spende einmal im Jahr für ein Kinder Hospiz.
Habe ich keine Lust zu so einen Amt?
Würde es mir besser gehen oder ich mich besser fühlen mit so einer Tätigkeit?
Persönlich? Ein klares Nein.
Ich habe mein Schwiegervater bis zum Tot begleitet und mein Job aufgegeben...
und dann meine Tochter.
Ich denke ich leiste das was in meiner Macht ist.
Dieses mit voller Überzeugung .
Nur ist ist dieser Bereich im Herzen auch irgendwann erschöpft.
Ich möchte bei allem nicht bis am Ende meiner Kraft gehen.Da war ich schon.
Ich leiste mein Obolus an der Gesellschaft in dem ich mich integriere...
Ich muss nicht Ehrenämter ableisten um zu wissen was Demut heißt.
Ich bin ein Mensch mit Werten das zeige ich jeden Tag..
Mir genügt das...und das zählt!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.12.2017
Ich finde es schön , wenn Menschen so ein Ehrenamt haben ... ,für mich ist das nichts , ich finde , es reicht schon , wenn man versucht , kein A...loch zu sein , wenn man nicht wegschaut ,und wenn man menschlich bleibt . Was man macht , sollte vom Herzen kommen , und nicht , weil es erwartet wird .
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
22.12.2017
Ich finde es schön , wenn Menschen so ein Ehrenamt haben ... ,für mich ist das nichts , ich finde , es reicht schon , wenn man versucht , kein A...loch zu sein , wenn man nicht wegschaut ,und wenn man menschlich bleibt . Was man macht , sollte vom Herzen kommen , und nicht , weil es erwartet wird .