Demokratie im Losverfahren. Bürgerversammlung in Irland
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Politik und Weltgeschehen

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
25.10.2017
Im alten Griechenland gab es Losverfahren, aber nur für die Elite.
Da kann ich Dagmar nur zustimmen, wieso sollte das ein großes Problem sein? Und ich denke der Papst ist eben genau in dieser speziellen Frage auch befangen, was soll er vor seinen Gläubigen auch anderes sagen?
Das ist immer noch mein absoluter Liebling unter den deutschen Sprichwörtern: "Das haben wir aber schon immer so gemacht!". Diese Phrase ist dazu geeignet jede falsche Handlung zu legitimieren, wenn man sie nur lange genug falsch macht. *örgs*
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
@louis....
Bei diesem Thema ging es ja nur als Beispiel um sehr kontrovers diskutierte Themen in einem Land/Gesellschaft.

Zumal ja auch Jahrhunderte alte Überzeugungen nicht zwangsläufig ihre Berechtigung behalten müssen, nur weil sie alt sind.... weil die Welt sich ja auch verändert ;-))
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Grundsätzlich ist eine direkte Demokratie etwas sehr gutes. Wenn man allerdings jahrhundertealte Überzeugungen über Bord wirft, wie der Preisgabe des Ehebegriffes, erfüllt mich das mit großer Sorge. Zur Entscheidung über die Homoehe ein Zitat von Papst Franziskus "Eine Niederlage für die Menschheit". Solche Bürgerentscheide sollten eher Themen aufgreifen die wirklich die Kommunalpolitik betreffen wie Fußgängerzonen oder Öffentliche Toiletten
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Ich finde das irische Modell eben deswegen interessant, weil es nicht nur fairer ist betr Minderheiten oder "Randthemen", sondern mehr Chancen bietet, als reine Bürgerinitiativen o.Ähnliches.
Das ein sehr konservatives/katholisches Land wie Irland sich für die Homoehe entscheidet, hat mich erstaunt.
Gerade weil die Bürger der Bürgerversammlung ein Jahr lang sich treffen, diskutieren und sich umfangreich informieren bei Fachleuten der verschiedensten Meinungen, scheint es neue "Gedankenanregungen " zu geben, außer den ersten persönlichen Standard Meinungen. Da scheint es bei den 99 "Stellvertretern" des Volkes eine andere Auseinandersetzung mit der Thematik, die gerade ansteht, zu geben.
Zumal jedes Jahr die 99 Bürger wechseln.
Und die Lobbyisten haben es wohl auch etwas schwieriger ;-))
Das Los entscheidet ja, wer im nä Jahr dran ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Cocoa: Sorry, meine Agression war völlig daneben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Cocoa: Deine Beispiele sind zum Kotzen, aber meine Rede.
Will ich dich jetzt ein wenig "ärgern": Wusstest Du das, in der
Schweiz das Frauenwahlrecht erst 1970 !! eingeführt.
Wie ist es mit dem Einbürgerungsrecht?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Sorry, ich muß erstmal nach dem Nachtdienst richtig wach werden.
Politik ist mir vor dem Kaffee doch zu heftig ;-))
Später lese ich genauer. ,
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Cocoa sieht das genau richtig.
Cocoa
ich sehe es anders aber jedem sein ^Ding!
Ich gebe Dir Recht, dass die Umsetzung unserer Einwanderungsinitiative unglücklich umgesetzt worden ist. Warten wir ab bis diese Thema nochmals vors Volk kommt. Vielleicht werden da die Karten anders gemischt!
Ich selbst gehöre nicht immer zu den Gewinnern und verlieren muss gelernt sein.
Ich fühle mich nie übergangen oder wie Du so schön sagst in von einer diktatoriscchen Mehrheit unterjocht. Wer dies nicht kann ist kein Demokrat!

Eine Volksabstimmung hat den Vorteil, dass das Volk einen Entscheid bei einem Ja mitträgt.
Das beste Bespiel ist doch Stuttgart 21. Viele Demonstrationen bis es zur Volksabstimmung kam und danach war Ruhe; eben weil die Mehrheit der Bevölkerung ein Ja in die Urne legte.

Anderseits freue ich mich, dass ich die Möglichkeit bekomme über wichtige Themen mein Votum zu geben. Damit fühle ich mich eingebunden in unsere Politik!

Was hast Du gegen den Entscheid Englands? Sie wollten nichts anders als von der diktatorischen EU weg.
Wir Schweizer sind ja auch nicht in der EU und wir sind glücklich und zu frieden nicht einem diktatorischem Regime anzugehören.
Wie Du sicher mitbekommen hast ist in Europa ein Wandel im Gang, dass immer wie mehr EU Kritiker gute Wahlergebnisse geschafft haben. Letzens bei den Wahlen in Österreich und in Tschechien.
Die Tendenzen bei den nächsten Wahlen in Italien sind für die EU Turbos auch nicht rosig!

Natürlich ist es so, es ist vielleicht ein kleiner Nachteil der direkten Demokratie, dass gewisse politischen Entscheide langsamer gehen als bei einer rein parlamentarischen Regierungsform wo das Volk nichts zu sagen haben.
aber wie erwähnt lieber ein wenig langsamer dafür hat man das Volk im Rücken.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Nachtrag zu Dagmars Eingangspost, weil sie den Link nicht reinstellen kann

https://youtu.be/6jU7OTk96uM
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Direkte Demokratie hat jede Menge Probleme. Gegenüber Minderheiten landet man doch recht schnell in der "Diktatur der Mehrheit". Wenn Männer darüber abstimmen ob Frauen wählen dürfen dauert's halt auch im basisdemokratischsten Land der Welt etwas länger bis Frauen wählen dürfen. Gleiches trifft bei Referenda über Abtreibungen oder Homosexuellenrechte zu. Viele entscheiden eben doch nur aus ihrem eigenen Blickwinkel heraus. "Brauch ich das? Kenne ich jemanden der das braucht?" Nö. Warum also Steuergelder für die Änderung des Status Quo verschwenden, mir fehlt doch nichts. Diktatur der Mehrheit eben.

Wenn internationale Beziehungen ins Spiel kommen wird's dann ganz spannend. Da werden dann vornehmlich Bauch- und Trotzentscheidungen getroffen, weil eh keiner ne Ahnung hat wie weitreichend das Thema doch ist. Konsequenzen egal, Hauptsache die Bürger dürfen entscheiden. Die Briten haben's gezeigt wie's geht. Egal was danach kommt, Hauptsache erstmal raus aus der EU. 350 million Pfund pro Woche für den NHS waren zwar gelogen, aber Populismus hat noch keinem geschadet. Die Gegenseite hätte ja auch besser polemisieren können.

Manchmal geht's auch gar nicht um das eigene Thema. Siehe die niederländische Abstimmung über das EU-Assoziierungsabkommen mit der Ukraine. Das Volk stimmt dagegen, um ein Zeichen gegen EU und die eigene Regierung zu setzen. Bei der grossen Mehrheit spielte die Ukraine bei der Abstimmung keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Der Kreis schliesst sich dann wenn man sieht wie viel Spielraum die Politik beim Umsetzen der Bürgermeinung hat. Die niederländische Bevölkerung stimmt dagegen, das Abkommen gibt's trotzdem. Das griechische Oxi hat jetzt genau was geändert? Und da sind wir auch schon wieder beim basisdemokratischsten Land der Welt. Wie viele derjenigen die für die eidgenössische Volksinitiative "Gegen Masseneinwanderung" gestimmt haben sind denn mit der Umsetzung zufrieden?


Man hat's wahrscheinlich schon gemerkt, ausserhalb von Trivialitäten bin ich gegen direkte Demokratie.
Du hast es erwähnt. dass die politische Elite sich immer wie mehr von der Bevölkerung entfernt und im Parlament Sachen entschieden werden wo man nicht mehr nachvollziehbar sind.
Obwohl ich mich sehr stark für die Politik interessiere auch über die in meinen Nachbarländern ist es mir neue wie es in Irland funktioniert. Danke für den Typ da muss ich mich Mal schlau machen.
Ich komme aus einem Land wo die direkte Demokratie sehr gross geschrieben ist wo wir uns seit X- Jahren gewohnt sind viel an die Urnen gerufen werden.
Wir kennen in unserem Land das Referendum; das heisst jeder Bürger hat das Recht 100'000 Unterschriften zu sammeln um gegen einen Entscheid des Parlamentes oder Regierung zu intervenierten. Sprich wenn die nötigen Unterschriften vorhanden sind wird es eine Volksabstimmung geben.
Zusätzlich kennen wir die Initiative. Jeder Bürger kann mit 100'000 Unterschriften bewirken, dass er ein neues Gesetz zur Abstimmung bringen kann.

Beides bringt sehr viel Bürgernähe. Es wird ein Ja oder Nein Komitee gegründet und die Regierung hat auch noch seine Meinung.
Es werden spezielle Fernsehsendungen produziert wo jede Partei vertritt dort seine Meinung. Zusätzlich organisieren die politischen Parteien Wahlabende wo sich der Bürger aktiv an den Gesprächen teilnehmen können.
Drei Wochen vor der Abstimmung erhält jeder Wahlberechtigter neben den Wahlzetteln ein Abstimmungsbroschüre wo alles nochmals aufgeführt wird um was es geht.
Zuletzt der direkten Demokratie sind alle Abstimmungen wo es um die Verfassung geht. Muss neben dem Volks Ja ein Ständemehr vorhanden sein.
Das heisst die Hälfte der Kantone (in Deutschland Bundesländer) plus ein Kanton muss auch noch ja sagen. Dies wurde eingeführt zum Schutz der kleinen und bevölkerungsarme Kantone so dass die grossen Kantone nicht über die Köpfe der Kleinen entscheiden können.

Am Sonntag Abend wenn unsere Regierung die Resultate bekannt geben wird das Volk nur gelobt wenn es nach dem Sinn der Regierung ausging "Das weise Volk hat entschieden" und wie oft es die Bevölkerung anders sieht heisst es "Der Souverän hat entschieden"

Ich finde diese Form eine sehr gute Sache. Erstens kann man unsre gewählten Abgeordneten und die Regierung immer kontrollieren und auch intervenieren. Man muss nicht 4 Jahre abwarten bis es wieder Wahlen gibt.
Bei einem Volksentscheid egal ob man bei den Gewinnern oder Verlierern ist; man akzeptiert den Entscheid weil ein demokratischer Vorgang war.
Die gleichwohl motzen wird gefragt ob sie abstimmen gingen. Wenn nein heisst es "Schnauze halten" hättest ja wählen können; lach.

Demokratie ist auch ein Wechselbad der Parteien, Man kann sich die aussuchen wo einem Nahe steht: egal links oder rechts. Jede Partei wenn sie der Verfassung entsprechen hat das Recht gewählt zu werden.
Was momentan in Deutschland abgeht mit den Anfeindungen der AfD macht mir als Demokrat sehr grosse Angst. Ich bin Schweizer Bürger und habe keine Interessen oder Möglichkeiten in der Deutschen Politik mitzureden. Aber die wo gegen die AfD auf die Strasse gehen sind für mich einfach nur sehr schlechte Verlierer.
Nun es ist doch legitim, dass sich eine Partei sich für was einsetzt wo die andern Parteien "Vogelstrauss Politik" machten oder immer noch machen.
Die Grünen wo ihr Umweltanliegen auf ihre politische Fahne geschrieben haben und die grossen Volksparteien über all ein wenig mitmischen.
Für mich ist wichtig, dass man zur Wahl geht und es soll egal sein wen man wählt.
Was mir nicht gefällt besonders in Deutschland, dass wenn man öffentlich seine Meinung vertritt (AfD) wird man sehr schnell denuziert und gleich mit der "Nazikeule" bearbeitet.
So was macht mir sehr grosse Angst wenn man seine Meinung nicht mehr sagen darf.
Ich schreibe jetzt was wo vielleicht ein Deutscher nicht schreiben dürfte.
Wenn ich dies so am Ansatz vergleiche gab es in Deutschland eine sehr dunkle Zeit wo man ähnlich mit den Andersdenkenden umging!
Ich hoffe und wünsche mir mehr Toleranz, denn nur das ist eine gute Demokratie
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
23.10.2017
Zufällig bin ich die Tage über eine Sendung im TV gestolpert.
Das Europamagazin von der ARD zeigte einen Bericht über die Bürgerversammlung in Irland.
(Über die Mediathek von der ARD und auch YouTube noch anzuschauen. Wurde ursprünglich am 15.10. 17 gesendet )
Berichtet wurde über den Einfluß der Bürgerversammlung bei der Entscheidung der Iren über die Einführung der "Homoehe" in Irland.

Generell geht es den Iren wohl um den Ansatz, daß sie wieder mehr Nähe in den politischen Entscheidungen zum Bürger möchten. Nach der letzten Finanzkrise in Irland, gab es wohl ein "Umdenken".
Zumal westliche Demokratien immer mehr auf Eliten Systeme basieren, die den "Bürger" ihres Landes repräsentieren soll(t)en.
Eliten und Bürgernähe ?
Schwierig bis fraglich.

Die Bürgerversammlung besteht dort aus 99 irischen Bürgern, die per Losverfahren ausgesucht wurden/werden, quer durch alle "Schichten" der Bevölkerung.
Sie treffen sich über Monate, hören sich Experten an, diskutieren in Kleingruppen und erörtern so anstehende politische Fragen und Entscheidungen. Sprich, sie nehmen aktiv am politisch, demokratischen Geschehen ihres Landes teil. Aktiv, nicht nur passiv unzufrieden oder nur alle 4-5 Jahre bei einer Wahl.

Mich hat dieser Gedanke begeistert und die Idee einer Bürgerversammlung ohne politische "Profis" zur "Trendbestimmung" neuer Gesetzgebung und Regelungen begeistert mich. Menschen aus dem Alltag, orientiert an den praktischen Gegebenheiten ihres Lebens.
Für mich hört sich dies sehr basisdemokratisch an.
Immer wieder neu ausgeloste Bürger, die sich ein Jahr aktiv politisch einbringen und diskutieren, reflektieren und Entscheidungen anstoßen.

Ich war erstaunt, daß es dies in Europa in einem Staat gibt.

Meine erste Frage :
War /ist euch diese Form von Bürgerversammlung bekannt und wie steht ihr dazu ?


Generell gefällt mir der Gedanke, daß man mehr den Fokus in der Betrachtung auf Dinge legt, die gut funktionieren.
Nicht immer nur auf Mängel, Defizite, Scheitern und Beschwerden.
(Fokussiert den Blick so negativ und resignativ)
Jedes Land in Europa/Welt hat gesellschaftliche Bereiche, die gut laufen.
Kann man da nicht voneinander lernen ?

Meine zweite Frage:
Wie steht ihr dazu, von anderen Länder aktiv "zu lernen" und kennt ihr Beispiele dafür, die sich lohnen würden zu überdenken oder gar zu übernehmen ?


Ich mag in den politischen Diskussionen nicht immer nur jammern, klagen und meckern. Dies "lähmt" mich eher. Ich finde neue Gedankenanregungen gut. Und je mehr sie öffentlich diskutiert werden und Thema werden, desto eher gibt es die Chance, daß sie politisch "aktuell" und breiter gesellschaftlich wichtig werden.