Bleibt Wullf Bundespräsident?

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Sicherlich hat Herr Wulff ungeschickt gehandelt, mit Sicherheit ist er aber auch von seinem hochdotierten Beraterstab schlecht beraten worden. Wo kann eigentlich ein Ministerpräsident einen Kredit zur Hausfinanzierung aufnehmen? Jede öffentliche Bank, jede Geschäftsbank, jeder Bekannte fällt aus, im Ausland kann man sich erst recht nicht verschulden, wozu braucht ein Ministerpräsident eigentlich ein Haus, er kann doch in der Staatskanzlei oder im Parlament wohnen, oder geht das dann auch zu weit? Ist Herr Berlusconi ob seines Vermögens eine integrere Persönlichkeit? Herr Wulff hat weder bestechlich gehandelt, noch hat er gratis etwas angenommen. Günstige Konditionen zu nutzen, etwa Versicherungsprämienreduzierungen für einige Berufsgruppen hat auch noch nie jemand auf den Plan gebracht. Aber wenn eine Angriffsmöglichkeit auf das Staatsoberhaupt besteht, ist eine Vorverurteilung nicht weit. Dabei ist eine Verunglimpfung des Bundespräsidenten nicht nur unschicklich, sondern hätte von seinem Stab schon unterbunden werden sollen. Daß sich eine Zeitungsredaktion die Macht über das Ansehen unseres höchsten Staatsrepräsentanten nehmen will, ist sehr bedenklich. Und wenn man dann da nicht weiterkommt, nimmt man sich Frau Wulff vor. Zum Einen soll sie als Ehefrau mit repräsentieren, es darf aber von Steuergeldern keine Garderobe finanziert werden, das Tragen von Musterkleidung ( nicht nur Fernsehmoderatoren werden regelmäßig ausgestattet ) ist verpönt, aber für die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft soll geworben werden. Wie oft werden von der Autoindustrie Sportlern ganze Flotten zur Verfügung gestellt? Und bei einem Abendkleid regen sich alle auf. Etwas mehr Überlegung, etwas mehr Geduld und etwas mehr Zurückhaltung scheinen angebracht.

@Bernstein. Das könnte doch auch als begünstigende Verstrickung gewertet werden, indem etwa eine lobenswerte Erwähnung während eines privaten Gesprächs stattfinden könnte. Und wenn da zufällig ein Parteikollege im Aufsichtsrat sitzt oder diese Bank dann bei einer öffentlichen Finanzierung gefragt wird oder weil eine Filiale dieser Bank in seinem Amtsbezirk einen Sitz hat.

„Nordrhein-Westfalen“ (Pseudonym)

Mein Deutschlandfunk sprach von 0,9 bzw. 1,2 Zinsen. Und diese würde ich bestimmt nicht bekommen!

Die Banken bekommen von der EZB für 1 Prozent, Wenn Herr Wulff zurücktritt, kann er innerhalb kürzester Zeit von seiner Pension die Rückzahlung garantieren. Wenn er keinen Kredit gebraucht hätte, ohne selbst Geld zu haben, wäre das bedenklich. Eine andere Frage wäre selbstverständlich, ob ein hoher Staatsbeamter überhaupt Schulden haben dürfte. Es geht um das 25fache eines Monatsalärs, wieviel wäre denn das bei uns Normalverdienern?

„Butzbach“ (Pseudonym)

So, ich habe mich mal durch die Beiträge hier durchgefräst. Mein lieber Scholli, da haben wir ja mal wieder viele Stühle und viele Sichtweisen.

Mal ein paar Einwürfe von mir für alle, die sagen: "Wir wissen gar nicht, warum das so hochgespielt wird. Da war doch gar nichts."

1. Der Bankkredit

In jedem großen Unternehmen muss man mit evtl. Korruptionsvorwürfen schon im Voraus aufräumen. Dies wird z. B. durch ein "Compliance Management" geregelt, in dem sogar die Annahme von Gastgeschenken geregelt ist, die einen bestimmten Wert nicht übersteigen dürfen.

Die bevorzugte Verzinsung des Kredits von Herrn Wulff an sich hinterließ ein "Geschmäckle". Das folgende Hin und Her, ob von Herrn oder Frau Geerkens vermittelt/erteilt, ließ doch nun schon mal den "gebildeten Bürger" ein wenig stutzig werden, was das soll.

2. Alles schon vor der Amtszeit

Uns wurde suggeriert, dass dieser Kredit schon lange vor seiner Amtszeit ergangen ist. Dann kam heraus, dass erst kurz vor Weihnachten 2011 die letzten Unterschriften geleistet wurden. Geerkens ja und nein, wer den nun und wer nicht, machten diese Geschichte doch erst zum "Renner" der Presse.

3. Die Sache mit der BILD

Jeder redet inzwischen nur noch von den Drohgebärden Wulffs gegen die BILD. Aber gleichlautende Anrufe haben auch die ZEIT und den SPRINGER Verlag erreicht. Da Wulff es ablehnt, hier den genauen Wortlaut veröffentlichen zu lassen, stehen Worte wie "Krieg" und ähnliches im Raum.

4. Die Sache mit der Pressefreiheit

Als Oberhaupt der Bundesrepublik Deutschland, und dieses Amt bekleidet Bundespräsident Wulff, hat er mit seinen Drohungen gegen den Artikel 5.1. unseres Grundgesetzes verstoßen, dass da lautet:

Artikel 5

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

5. Die Sache mit den Vorteilen von Freunden aus der Wirtschaft

Keiner möchte, dass Herr Wulff keine Freunde hat. Aber auch hier sind Urlaube, Feiern und Vergünstigungen etwas, was u. U. wieder ein wenig nachdenken lässt. Korruptionsvorwürfe sind jedoch schnell im Umlauf, wenn der höchste Politiker unserer Republik sich so verhält. Wieder mal eine Sache "Compliance Management" und seiner Berater.

6. Die Sache mit der Kanzlerin

In der gesamten Phase stand unsere Obermutter der Nation erst einmal einige Schritte weit weg vom "Schützling", der immerhin auf Merkels Vorschlag in dieses Amt kam. Dieser "Skandal" ist auch schädlich für sie und geht Herr Wulff den Bach runter, kann die kleine Bugwelle auch uns Angela erwischen. Zwei vorzeitige Abdankungen von unseren Bundespräsidenten sind eine "Staatskrise", egal aus welchem Winkel man es betrachtet. Und die Zeichen deuten nun mal in die Richtung, wenn das Volk sich nicht beruhigt und weiter über Wulff witzelt, bzw. auch noch Demos organisiert.

7. Die Würdigkeit des Amtes

Ich bin fast 45 Jahre alt und kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal einen Bundespräsidenten hatten, der das Ansehen des Amtes derart in den Keller gefahren hat. Ein Volk macht sich lustig über das höchste Amt.

Es gab vielleicht bessere Bundespräsidenten als Köhler, dennoch kann man sagen, dass man sehr viel Respekt für seine Entscheidung hat.

Das mit aller "Macht" am Sessel kleben, auch wenn das Kind schon längst in den Brunnen gefallen ist, ist in meiner Stadt (Duisburg) nicht unbekannt. Hier ist es der regierende Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Die Farce in endlosen Teilen (Abwahlverfahren läuft grade und eine Unterschriftensammlung sollte im Nachhinein an der Angabe der Hausnummern scheitern) ist hier wundervoll zu beobachten. Dabei ist es dem OB nicht mal mehr möglich, öffentliche Ansprachen zu halten, weil er Angst hat, dass man ihm etwas antut. Bei öffentlichen Reden wird er durch den Alt-OB Krings (85 J., SPD) vertreten!

8. Nachfolge

Auch wenn ein "Rücktritt" nicht angedacht ist, scheinen sich inzwischen parteiübergreifend die Macher zusammen zu setzen und über eine Nachfolge nachdenken. Diese Nachricht ging gestern über den Ticker. Auch wenn die Kanzlerin jetzt hoffte, dass "nun wieder Ruhe einkehren könne".

Vielleicht klappt das mit der Kohl-schen Eigenschaft des Aussitzens nun doch nicht mehr so ganz.

@gentleman: Einem größeren Personenkreis wird das allenfalls bekannt, wenn Herr Wulff den Kredit bei der Landesbank aufnimmt, bei der er gleichzeitig Verwaltungsratspräsident ist. Dann ist es ein sogenannter "Organkredit" der im Gremium behandelt werden muß. Aber selbst dann läuft so eine Lapalie wie eine Immobilienfinanzierung über 500 Mille ohne Aufhebens durch.
Hab selbst vor einigen Jahren die Finanzierung einer Penthousewohnung in Berlin für einen solchen "Promi" gemacht.
Das lief ganz normal, das heißt wir haben alle üblichen Bonitätsunterlagen erhalten. Persönliche Gespräche mit dem Promi gabs leider keine,(hätte gerne so hohen Besuch in meinem Büro empfangen) sondern lediglich Telefonate mit seinem Steuerberater und Finanzberater. Und mit der Entscheidungsfindung waren neben mir lediglich zwei weitere Personen betraut.So läuft das zumindest bei Geschäftsbanken.

Sehr viel dubioser ist da doch die Aufnahme eines Darlehens bei einem privaten Unternehmer, der mit der Vergabe des Darlehens ganz konkrete Interessen und Erwartungen verknüpft. Das ist dann buchstäblich erkaufte Lobbyarbeit, und ist im Ministergesetz von Niedersachsen zu Recht verboten worden.

@antje: Es handelt sich dabei um "Euriborkredite" die im Roll-over-Verfahren meist für 30-90 Tage vergeben werden.Das ist üblich im Geschäft mit Firmen und vermögenden Privaten Kunden. Ob da Herr Wulff dazugehört, vermag ich nicht zu beurteilen! Aber die Landesbank BW untersucht jetzt ja den Vorgang. Entscheidend wird die Marge sein, die LBBW für ihr Risiko und ihre Verwaltungsarbeit, vereinnahmt hat. Sollte diese außerordentlich gering sein, oder Wulff hier nachverhandelt haben, wirds noch enger für ihn.

„Bodensee“ (Pseudonym)

Es kann noch hinzugefügt werden, dass Herr Wulff bei seinem aufklärenden Interview die Zuschauer und Bundesbürger belogen hat. Der Kredit bei der LBBW war nicht wie von Wulff behauptet bereits im November abgeklärt sondern erst kurz vor Weihnachten.

Das mit dem Privatkredit war ich noch bereit zu verzeiehen, aber das was er Wulff anschließend gemacht hat nämlich die Zeitungsverlage zu bedrohen und im Interview vorsichhin zu lügen, dass kann ich persönlich nicht mehr durchlassen.

Außerdem die Bundeskanzlerin muss dem Bundespräsidenten (dem Staatsoberhaupt) den Rücken stärken? Das kommt mir vor wie ein schlechter Witz. Wulff soll zurücktreten, denn indem die Kanzlerin ihn stützt wird seine Rolle als Staatsoberhaupt ad absurdum geführt. Frau Merkel ist in der Staatshierachie unter Herrn Wulff.

„Nordrhein-Westfalen“ (Pseudonym)

Ja, das sehe ich auch so....

„Butzbach“ (Pseudonym)

Keine Ahnung, aber es war sogar der WAZ eine Meldung wert. Ein Scherzkeks halt.

„Blieskastel“ (Pseudonym)

Der SPD BP Johannes Rau ist damals auch nicht zurückgetreten, als ihn die WEST LB Flugaffäre und das Sponsoring seines 65 Geburtstag eingeholt hat.

Warum sollte das Wulf nun machen?

„Butzbach“ (Pseudonym)

Damit er nicht als Negativbeispiel herhalten muss, wenn das nochmal passiert?

„Lutherstadt Eisleben“ (Pseudonym)

Vielleicht sollten alle Politiker mit ihrem Eid auf die Verfassung gleich den moralischen Passus mit abgeben in Form der Immunität, dann wissen wenigsten alle, was Politiker wollen, auf jeden Fall nicht für das Volk sondern für sich selbst regieren.

„Bodensee“ (Pseudonym)

Rau hat aber im Gegensatz zu Wulff umfassend aufgeklärt und Tabula rasa gemacht.

„Velbert“ (Pseudonym)

Scheint von den Schweizer Grünliberalen zu stammen, zumindest haben die unterschrieben. *Daumen hoch*

„Stuttgart“ (Pseudonym)

ich finde er sollte sein amt niederlegen.

das amt des bundespräsidenten sollte abgeschafft werden. das ist ein amt als ein überbleibsel nach dem auflösen der monarchie, welches eine demokratie meiner meinung nach nicht nötig hat, welchem keinerlei macht innewohnt.

eine demokratie braucht keinen "gruß-august", kostet den steuerzahler nur unnötig geld.

wer war den der letzte bundespräsident der tatsächlich profil hatte... meiner meinung nach muss man da in die 80er zurückschauen - weizäcker.

..könnte auf "noch bp c.wulff" zutreffen :“...ich sage was war und was nicht, das nenne ich transparenz. alles andere ist nicht wahr…“

endlich haben wir an der "spitze des staates" für die nächsten jahre, bei ausschluss vom rücktritt, einen kommunikativen totalausfall, das hat doch auch was!!! -:))

„Nordrhein-Westfalen“ (Pseudonym)

Grins, ich habe in Deutschlandfunk eine Diskussiion zwischen verschiedenen Journalisten gehört. Dabei hat sich einer versprochen und es kam der nette Satz heraus: "Ein Bundespräsident hat nichts zu sagen, da macht es nichts, wenn Hr. Wullf das Amt inne hat." Anschließend haben sich alle drei darüber köstlich amüsiert und waren sich einig, daß er in dem Amt zumindest nichts Schlimmeres anrichten kann. Grins!

„Butzbach“ (Pseudonym)

Wie sagte meine Oma (eine clevere Frau!) immer:
"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert!"

Inzwischen hat Wulff den Namen PATTEX PRÄSIDENT.

Ist denn schon Karneval?

„Nordrhein-Westfalen“ (Pseudonym)

Oh ich wüßte da noch so einiges, was sinnvoll wäre.
Was sollen wir denn mit einem unfähigen Präsidenten? Was sollen denn schon allein die Nachbarstaaten von uns denken? "Ha, den ihre Führungsriege kann ja machen was sie wollen. Die Deutschen halten mal wieder still!" Wollen wir so etwas?

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