Bildungskanon - Frauen die man(n) und frau kennen sollte ;-)) Pt. 2

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 36 Antworten

Vor ein paar Tagen habe ich in einem Interview mit der Politologin Emilia Roig gelesen, daß die Relativitätstheorie nicht von Albert Einstein alleine, sondern in Zusammenarbeit mit seiner Frau entwickelt wurde.

https://editionf.com/was-als-normal-gilt-wird-von-weissen-cis-mannern-bestimmt/

Das finde ich sehr spannend. Offensichtlich wurden in der patriarchalen Geschichtsschreibung so einige Leistungen von Frauen einfach unterschlagen, weil es nicht ins Weltbild passte.

Ich habe dann natürlich etwas gegoogelt und gelesen, daß Mileva Einstein-Marić ihrem Mann sogar mathematisch unter die Arme greifen musste, indem sie seine Theorien korrekturgerechnet hat.

"Der Anteil von Mileva Maric-Einstein wird sich wohl nie mehr genau bestimmen lassen, da die Manuskripte und die dazugehörigen Notizen vernichtet worden sind. Gesichert aber ist durch verschiedene Aussagen - auch von Einstein selbst - daß seine Frau ihm bei der Lösung mathematischer Probleme half und seine Ideen mathematisch umsetzte, da Einstein gerade auf mathematischem Gebiet kein Systematiker war und auch später nachdem er nicht mehr mit seiner Frau zusammenarbeitete - immer der Hilfe von Mathematikern bedurfte, die seine Ideen nachrechneten und umsetzten. Die ersten Ehejahre gehörten zu der produktivsten Phase, die Einstein überhaupt hatte. Auch der Nobelpreis, den er später erhielt, ging zurück auf eine Veröffentlichung aus dieser Phase."

https://arsfemina.de/das-schicksal-der-begabten-frau/das-leben-der-mileva-maric-einstein-1875-1947

Nun wurde sie im ersten Thread nicht erwähnt, so daß ich mir erlaube, einen neuen aufzumachen. Vielleicht kann ja der eine oder die andere etwas beitragen. Ich würde mich freuen.

Der Anteil von Mileva Maric-Einstein wird sich wohl nie mehr genau bestimmen lassen.


Das klingt für mich doch arg unterschiedlich zu der suggestiven Aussage der Politologin:

daß die Relativitätstheorie nicht von Albert Einstein alleine, sondern in Zusammenarbeit mit seiner Frau entwickelt wurde.

Die Hilfe von "menschlichen Rechenmaschinen" war zu der Zeit absolut üblich. Komplett 100% alleine ohne jegliche Hilfe wurden wohl die wenigstens Entdeckungen gemacht. Das die eigentliche Idee oder die schwierige theoretische Herleitung oder praktische Umsetzung nicht unbedingt von dem kommt, der alleine die Lorbeeren einheimst ist nicht ungewöhnlich. Viele Leute heute können von so Chefs ein ganzes Liederbuch singen.

@Artikel der Marke Mann
"Der Anteil von Mileva Maric-Einstein wird sich wohl nie mehr genau bestimmen lassen.


Das klingt für mich doch arg unterschiedlich zu der suggestiven Aussage der Politologin:

daß die Relativitätstheorie nicht von Albert Einstein alleine, sondern in Zusammenarbeit mit seiner Frau entwickelt wurde."

Man kann doch über eine Zusammenarbeit wissen, ohne ihre genauen Anteile zu kennen. Für mich ist das kein Widerspruch. Einstein hatte die Manuskripte seinerzeit vernichtet.

"Das die eigentliche Idee oder die schwierige theoretische Herleitung oder praktische Umsetzung nicht unbedingt von dem kommt, der alleine die Lorbeeren einheimst ist nicht ungewöhnlich."

Das macht es aber keineswegs besser. Mir kommt es fast so vor, als ob Du hier einen Mißstand durch die Häufigkeit ähnlich gelagerter Mißstände rechtfertigst bzw. legitimierst. Für mich ist Unrecht Unrecht, egal wie häufig es vorkommt.

"Viele Leute heute können von so Chefs ein ganzes Liederbuch singen."

Das mag durchaus so sein. Allerdings waren die beiden verheiratet und nicht im Chef-Untergebenen-Verhältnis. Das Problem war eher, daß eine Ehe zu dieser Zeit in den allermeisten Fällen einem solchen Verhältnis entsprach.

@ Artikel der Marke Mann

Unzweifelhaft war Caroline Herschel eine hervorragende Astronomin und hat sehr wertvolle Dienste auf diesem Gebiet geleistet.
Zudem wurde sie schon lebzeitig für ihre Arbeiten gewürdigt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Sie ist also nicht einfach aus dem kollektiven Denken verschwunden oder wurde mißachtet.

Ich habe das im Eingangspost wohl nicht deutlich gemacht: Es geht mir noch mehr um Frauen, deren Leistungen nie gewürdigt wurden, weil sie im Schatten eines Mannes standen, der die Meriten für sich alleine eingeheimst hat.

Trotzdem danke für den Link und die Information.

„Neu-Isenburg“ (Pseudonym)

Im Nachhinein betrachtet stimmt das. Mich würde aber mal interessieren wen ihr in der jetzigen Zeit seht bei den Frauen die zu wenig Beachtung finden oder wo ein Mann die Lorbeeren einheimst.

Also heute noch handelnde Personen.

@ Teja

Das ist dann allerdings eine indirekte Unterstützung.
Natürlich ist es ein Dienst am Ehemann, ihm den Rücken freizuhalten.
Allerdings ist es genauso gut möglich, daß der Mann, der dann Karriere gemacht hat, seine Frau dafür absolut wertschätzt und dafür sorgt, daß sie sich nie irgendwelche finanziellen Sorgen machen muß, auch über ein eventuelles Ende der Ehe bzw. Partnerschaft hinaus.

@ Teja

Bei Deinem Einwand leistet die Mutter der Kinder des Mannes ja nicht DIE Arbeit, für die der Mann dann belohnt wird, sondern unterstützt ihn anderweitig.
Das meinte ich aber nicht sondern tatsächlich den Fall, daß die Frau etwas leistet, für das ein Mann dann belohnt wird. Der Mann wird ja nicht für den gemachten Haushalt oder die Erziehung der Kinder belohnt, sondern für seine berufliche Leistung.

Bei den Frauen der jüngeren Geschichte fällt mir der Film "Hidden Figures" ein, ohne den ich von den Damen nie erfahren hätte.

"Die afroamerikanischen Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson arbeiten in den 1950er und 60er Jahren hinter den Schirmen bei der NASA, die sich mit der Sowjetunion einen Wettlauf um die erste Rakete im All liefert. In den USA herrscht Rassentrennung und Geschlechtergleichheit existiert nicht. Doch diesen drei brillanten Frauen ist es zu verdanken, dass John Glenns Erdumrundung in einem Raumschiff im Jahr 1962 erfolgreich und sicher verläuft."

Meinst du sowas?

Mich würde aber mal interessieren wen ihr in der jetzigen Zeit seht bei den Frauen die zu wenig Beachtung finden..
Da fällt mir allgemein bei den Frauen sozialer Status, Beruf, Erfolge in Hobbys statt überwiegend die Optik gerade in Bezug auf Partnersuche ein.

@Teja - vorausgesetzt der Mann macht richtig Karriere profitiert die Frau sehr viel stärker als umgekehrt von dem Sozialprestige zB als Spielerfrau, teils immer noch als Frau Doktor als Gattin des Chefarztes oder als Frau Major als Offiziersehefrau, als Ex-Flamme von männlichen Promis usw. Nach männlichen Partnern von weiblichen Karrierefrauen oder Promis kräht kein Hahn wenn sie nicht von sich aus erfolgreich sind.

@ Artikel der Marke Mann

"vorausgesetzt der Mann macht richtig Karriere profitiert die Frau sehr viel stärker als umgekehrt von dem Sozialprestige zB als Spielerfrau, teils immer noch als Frau Doktor als Gattin des Chefarztes oder als Frau Major als Offiziersehefrau, als Ex-Flamme von männlichen Promis usw. Nach männlichen Partnern von weiblichen Karrierefrauen oder Promis kräht kein Hahn wenn sie nicht von sich aus erfolgreich sind."

Das liegt m.E. an der allmählichen Angleichung der Verhältnisse. Als der Mann noch Alleinversorger war und Aufgabe der Mädchen und jungen Frauen war, sich auf die Hochzeit mit einem möglichst hochangesehenen und gut verdienenden Mann vorzubereiten, galt es natürlich als Erfolg, wenn sie sich mit einem Akademiker oder hohen Militär verheiratet hat. Diesen Erfolg teilte man ihr dann durch die von Dir beschriebenen Anreden mit.
Bei Männern war das ja nie erstrebenswert. Auch heute nicht. Sollte es ja auch nicht sein, finde ich.
Wieso sollten also Männer heute für etwas sozial geehrt werden, was wenig mit eigener Leistung (höchstens der im Bett) zu tun hat.
Ich bin überzeugt, daß auch das soziale Prestige der Doktorengattin oder Spielerfrau mit der Zeit verschwinden wird, es sei denn, sie hat selbst etwas geleistet.

@ SONNEnstar

Danke für die Info. Ich hab mich danach mal auf der Webseite des Unternehmens und bei Wikipedia rumgetrieben.
Immerhin ist sie die medizinische Leiterin von Biontech.
Er ist halt der Vorstandvorsitzende.
Inwieweit es immer so ist, daß Vorstandsvorsitzende (egal, ob weiblich oder männlich) mehr im Rampenlicht stehen als andere Mitarbeiterinnen oder Vorstandsmitglieder, selbst wenn sie nicht die Hauptarbeit an einem Erfolg geleistet haben, weiß ich nicht, vermute es aber. Ob das also rein geschlechtsbedingt so ist, wie Du beschrieben hast, würde ich nicht so ohne Weiteres behaupten. Aber es ist dennoch nicht fair, da gebe ich Dir recht.

„Reichenbach im Vogtland“ (Pseudonym)

SONNEnstar, Gestern, 15:13:
"ein aktuelles Beispiel, wie ich finde, ist Biontech.
Er heimst alle Lorbeeren ein, und seine Frau wird gern zwei Hauptsätze später erwähnt.
Dabei ist sie die führende Impfstoffentwicklerin in Sachen Covid19..."


Vorweg: Klar geht es hier in diesem Thread um "Frauen die man(n) und frau kennen sollte". Keine Frage.

Das von dir angebrachte Thema ist allerdings ein weltweites und Geschlechter unabhängiges Thema. Hat weder etwas mit Patriarchat noch dem Mindern irgendwelcher Verdienste "durch Männer" zu tun. ich behaupte mal: So gut wie jeder kennt jemanden oder eine Situaton in der Frau/Mann einer Idee oder der Anerkennung einer Leistung "beraubt" wurde. Ich kenne allein schon mindestens zehn Beispiele aus dem privaten Bereich wo sich fremde Menschen einer Leistung rühmen die sie weder selbst erbracht noch (wenn überhaupt: nennenswert) dazu beigetragen haben (wenn man es also genauer betrachtet). In den zehn Fällen geht es ausschließlich darum dass eigene Ideen/Gedanken/Vorschläge/Erfindungen von Männern durch Männer geklaut und von letzteren als eigene Idee/Erfindung vermarktet wurden. Und dafür Anerkennung und Beifall ernteten. Das Unwissen der Anderen ist also auch ein Teil dessen das dazu beiträgt dass die entsprechende Anerkennung ausbleibt. Oder eben nur für einen gewissen Zeitpunkt, durch eine Person der es weniger (oder gar nicht) gebühren mag, ab- bzw. aufgefangen wird.

Thema Anerkennung: Die Putz- bzw. Reinigungskraft die Ihrer Tätigkeit nach geht erhält vermutlich weniger Anerkennung als irgend eine andere hierarchisch übergeordnete Person in einem Unternehmen. Weil sie sonst keine weitere Leistung erbringt und man es ggf. als gegeben bzw. das normalste auf Erden erachtet dass hier oder dort "sauber gemacht wird". Oder die Reinigungskräfte selbst unterliegen einem Zeit/Kostendruck, sehen keinen tiefer gehenden Sinn in Ihrer Arbeit, sind es ggf. depressive/deprimierte Menschen welche weniger motiviert oder gründlich Ihrer Arbeit nachgehen wodurch hier ein Grund für weniger Anerkennung durch Mitmenschen entstehen könnte. Wer die Augen auf hält findet so gut wie täglich genügend dieser Beispiele. Das Beispiel lässt sich also auch auf anderen Mitarbeiter anderer Abteilungen/Berufe weiter führen. Tausender Pflegekräfte die täglich Ihrer Arbeit nachgehen. Mütter und auch Väter die Ihre Kinder nach bestem Gewissen und Wissen erziehen bzw. in Ihrem Erwachsen-werden begleiten. Designer/Erfinder/Ingenieure denen man eine kleine/gute Idee klaut von der andere Konzerne Profit generieren und der Erfinder komplett leer ausgeht. Oder umgekehrt: Patent-Trolls andere Firmen ausbremsen.

>>> ... ist Biontech. Er heimst alle Lorbeeren ein, und seine Frau wird gern zwei Hauptsätze später erwähnt. <<<

Nun, der CEO repräsentiert gemeinhin den Geschäftserfolg nach außen, ist anderswo ebenso der Fall: Wer, außerhalb der Autobranche, kennt etwa den aktuellen Mercedes-Chefdesigner Gorden Wagener, dessen 'Feinschliff' seit ca. 10 Jahren maßgeblich für Daimlers erfolgreiche Expansion verantwortlich zeichnet?

Doch gerade im Falle BioNTech hatte ich eher den Eindruck, dass bei ausführlicheren Reports schon das Ehepaar - nicht nur 'Er' - im Mittelpunkt des Interesses stand (evt. mal 'Biontech Ehepaar' googeln), nicht zuletzt gingen die wichtigsten Preise, wie Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Axel-Springer-Award, Bundesverdienstkreuz usw. stets an beide Gründer.

Es ist sehr wahrscheinlich so, daß CEO's von Unternehmen meistens im Rampenlicht stehen, wenn es um Leistungen des Unternehmens geht, auch wenn sie selbst die Hauptarbeit daran nicht geleistet haben. Da dies zum weitaus überwiegenden Teil Männer sind, weist das allerdings auf das Problem hin, daß bzgl. leitenden Positionen bei weitem noch keine Gleichstellung zwischen den Geschlechtern erreicht ist.
Insofern ist es auch ein indirektes Gleichstellungsdefizit.

Nochmal: Biontech - das Ehepaar als Gründer. Soweit so gut. Dass er den CEO macht - auch fein. Vor Covid kam Biontech doch kaum in den Medien vor. Oder habt ihr Biontech groß vorher wahrgenommen?

Die Entwicklung des Covid-Impfstoffs hat Sie federführend zum Erfolg geführt. Und wer wurde in Medien und Talkshows ins Rampenlicht gesetzt? Der Herr Gemahl.

Natürlich reklamiert er die Lorbeeren nicht für sich allein. Aber ich bleibe dabei: Ich finde es bezeichnend, wie automatisch immer ER von den Medien & Co. ins Licht gerückt wird, wenn es um den Erfolg des Impfstoffs geht. Sie wird gern drei Hauptsätze weiter erwähnt. Das kann jeder anders wahrnehmen. Ich nehme das eben so wahr.

Und klar führt das dazu, dass in den Köpfen von Otto Normalverbrauche bei Biontech und Impfstoff immer Ugur Sahin genannt wird. Dabei hat Özlem Türeci hier für mich die Krone auf.

:)

@ Kat Wummen

Lügen und Täuschen ist wohl, wenn es dem eigenen Ziel dient, völlig legitim in Deinen Augen, oder?
In meinen nicht.

Ach, das war natürlich nur ein lustiger Scherz?
Aber, was willst Du damit sagen?
Daß ich Äußerungen unterschiedlich bewerte, je nachdem sie von einer Frau oder einem Mann kommen?
Falsch!

Schließlich habe ich das Thema eröffnet, weil ich es erstens schlimm finde, daß in der Geschichte viele tolle Frauen einfach aufgrund ihrer Rolle in der Gesellschaft totgeschwiegen wurden, und zweitens spannend, welche Informationen dabei zu Tage treten.

In diesem konkreten Fall Biontech scheint mir das aber nicht der Fall zu sein, zumindest nicht aufgrund des Geschlechts.
Es ist wohl (fast) immer so, daß CEO's mehr im Rampenlicht stehen als andere Mitarbeiterinnen des Unternehmens (egal ob weiblich oder männlich).
Denkst Du bei Microsoft Windows oder anderer Soft- oder Hardware nicht auch sofort an Bill Gates, oder bei Apple an Steve Jobs. Oder assoziierst Du den/die Chefprogrammiererin?