Arbeitsmarktsituation
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Politik und Weltgeschehen

Wenn alle so denken wie Mariposa, dann wundert mich nichts mehr.

Meine Kollegin hat neulich gesagt, dass es früher die Ausnahme war, wenn jemand respektlos und unhöflich war. Heute ist es die Ausnahme, wenn jemand höflich ist.

Jaja, ich weiß, früher war alles besser. :-)
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22.06.2011
Nein, aber es gehört zum Job dazu. In Utopia wäre das wohl anders, aber in meiner Wahrnehmung der Welt spielt Realismus schon eine entscheidende Rolle. ;)
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22.06.2011
Das klingt als wäre es okay, diese Menschen zu beschimpfen und zu bedrohen?
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22.06.2011
Polizisten, Security, Psychologen, Gefängniswärter? Da gehört das zum Jobrisiko.
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22.06.2011
Ich glaube nicht, dass irgendein Mensch dafür bezahlt wird, beschimpft und bedroht zu werden.
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22.06.2011
Ist Lohn etwas anders als Schmerzensgeld? ;)

Genau dafür werden die Berater doch bezahlt und genießen dafür die Vorteile eines recht krisensicheren Jobs in den ARGen. ;)
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22.06.2011
Dann solltest Du Deiner journalistischen Sorgfaltspflicht genüge tun und nicht verschweigen, dass das Gros der ARGEn damals über Nacht aus dem Nichts gegründet und besetzt wurde mit:

- Postbeamten
- Bahnbeamten
- Telekombeamten, die sämtlich "über" waren im Zuge der Verstaatlichung und irgendwo unterkommen mussten sowie mit einigen Beamten und Angestellten aus Kommunalbehörden.

Keiner davon wurde aber irgendwie ausgebildet oder auch nur ausreichend geschult im SGB I, II, IV und X. Da sitzen Leute, die Briefmarken oder Fahrkarten gestempelt haben vorher und die jetzt Anhörungen, Bescheide und Widerspruchsbescheide machen sollen. Da werden einem Mitarbeiter mehrere hundert (!) "Klienten" aufs Auge gedrückt.

Klienten, die zu einem hohen Prozentsatz Alkoholiker, Drogensüchtige, Menschen aus Randgruppen, Kriminelle, bildungsfernen Schichten, mit Migrationshintergrund usw. sind, die teils absolut frustriert, aggressiv, wahlweise resigniert haben.

Selbst wenn nur 10% der AlGII-Empfänger unter diese Gruppen fallen (also 90% der Empfänger intelligent, gebildet, höflich, freundlich, motiviert und der deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig sind - was ich für sehr großzügig geschätzt halte), dann hat jeder ARGE/Jobcenter-Mitarbeiter am Tag fünf solcher widerlichen Brötchen vor sich sitzen, die ihm das Zimmerchen vollstinken, ihn anranzen und beschipfen und eh keinen Bock haben. Das hält doch kein Mensch lange aus.

Klienten also, mit denen ich höchstens gegen ein angemessenes Schmerzensgeld zusammenarbeiten wollen würde, wenn überhaupt.
Wirklich unfreundlich war im Jobcenter / bei der ArGe noch niemand zu mir. Ich hatte eher den Eindruck, dass die Mitarbeiter dort sich eher hilflos und frustriert fühlen, weil sie wegen der vielen Gesetze/Verordnungen kaum Handlungsspielraum haben. Ausserdem sind eben nicht viele Jobs da, die sie vermitteln können - also verwalten sie die Arbeitslosen so gut sie können.
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22.06.2011
Sehr geehrter Knusperc,

klar gibt es die auch , die sagen unter 4000 euro läuft nix

Aber wenn Lehrer, wie in einem von Kollegen produzierten WDR - Bericht im Mathematikunterricht - Hartz IV - aufgaben lösen lassen und der Lehrer dann auch medial erklärt das über 80 Prozent in seiner Klasse nach zig Bewerbungen im Ruhrgebiet keine Lehrstelle gefunden hat und ihnen nur eine Hartz IV - Karriere sicher ist, dann kann man das nicht nur mit Meldeversäumnissen und Arbeitsverweigerung wegdebattieren.

Diese Problematik wird ja auch vom deutschen Institut für Wirtschaft gesehen, nur eben auch anders interpretiert
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22.06.2011
Nun ja. Aber auch da muß man differenzieren. Ich wollte als Lehrerin arbeiten. Immerhin habe ich Mathe auf Lehramt mit Abschluß studiert. Aber Pustekuchen! Ich falle genau in die Lücke. So nehmen sie lieber Menschen ohne pädagogische Ausbildung und lassen sie Mathe unterrichten als die Fachmenschen. Ja, wirklich. Es ist kaum zu glauben, doch ich habe es in 2 Bundesländern probiert. Selbst der Beauftragte in Schleswig-Holstein erklärte mir, daß er es auch für merkwürdig hält. Doch ich habe keine Chance!
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22.06.2011
Nachtrag:

Journalisten en masse
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22.06.2011
Sehr geehrte KnusperC,

meine Zahlen sind die der Sozialverbände, Anwaltsvereine und verschiedener Presseagenturen, welche eigene Schlüsselstatistiken an Hand des vorliegenden Zahlenmaterials erstellen.

Auch haben vor längerer Zeit einige überegionale Zeitungen aus dem In - und Ausland dieselbige Qoute vermeldet.

Sicher wird jede amtierende Regierung die zahlen so interpretieren und werten , das sie ihr nicht allzusehr zum Nachteil gereichen.

Sir Winston Churchill sagte einmal: Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Das gilt sicher für beide Seiten gleichermaßen, aber der Fakt ist für mich entscheidend und das wird auch von der mir nicht unbedingt politisch nahestehenden Opposition vermeldet, das die Mehrheit der Klagen gegen die Jobcenter erfolgreich war und ebenso berechtigt
@Crunchy

Das wundert mich nicht. Schon im Kindergarten wird uns die heile Welt beigebracht und dass es keine Verlierer gibt.

Wie also sollen diese Leute jemals lernen, dass von nix nix kommt?

Auf den Fluren der Jobcenter finden sie dann wahrscheinlich wieder eifrige Journalisten, die ihnen einreden, dass die Welt ungerecht ist. Somit haben sie dann zwar wieder recht, aber immer noch keine Kohle.
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22.06.2011
Antje, im Moment stehen zB Juristen und Architekten auf der Straße, Lehrer für bestimmte Fächer, Ärzte, Ingenieure vor allem im technischen Bereich und Facharbeiter zB in der Halbleiterindustrie werden mit Handkuß gesucht.

Wenn jemand Amerikanistik, Japanologie, Sinologie und Häkeln auf Magister studiert hat, der ist eher nicht die Art von gesuchter Fachkraft, die zurzeit fehlt.
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22.06.2011
Nun gut ich arbeite endlich in meinem studierten Beruf. Aber die Bezahlung ist inzwischen so übel geworden, daß mir errechnet wurde, daß ich den Mindestlohn in dem Bereich verdiene. Da stehen einem doch die Haare zu Berge, nicht? Jeder Geselle direkt nach der Ausbildung verdient mehr!
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22.06.2011
Pius, nicht zu vergessen ein Heer junger Menschen bis Mitte 30, die in ihrem Leben noch nie einen Abschluss, nichtmal einen Schulabschluss geschafft haben und einfachste Kompetenzen wie pünktlich regelmäßig erscheinen, nicht aus allen Löchern nach Kneipe stinken, gewaschene einigermaßen gepflegte Klamotten und geputzte Zähne vorweisen.

Und die, die sagen "Unter 4.000 EUR im Monat trete ich gar nicht erst an".
Naja, wenn von 5 angekündigten Bewerbern 3 nicht erscheinen, dann muss ich davon ausgehen, dass 2 davon erfolgreich woanders hin vermittelt wurden, denn sonst sprechen wir nicht von einer Minderheit.
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22.06.2011
Kommt halt auf das Studienfach an. Ich kenne viele Akademiker mit Existenzängsten, die z.B. Orchideenfächer studiert haben.

Da ich mich immer selbst finanzieren mußte, ist meine (akademischer) Werdegang extrem von den Bedürfnissen der Wirtschaft geprägt. Vermute, ich hätte keine großen Probleme, etwas Neues zu finden. Aber ich habe dadurch natürlich auch nicht wirklich meine "Träume" verwirklicht. ;)
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22.06.2011
Ja, und dann heißt es heute wieder: Fachkräftemangel. Hm, ich dachte immer Akademiker seien Fachkräfte.... und auch die stehen Reihenweise auf der Straße!
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22.06.2011
Sehr geehrte Mariposa,

Deine Schilderungen decken sich auch mit dem was ich auch ständig vernommen habe und auch immer wieder hören muss.

Wir haben leider auch eine sehr hohe Akademikerarbeitslosigkeit, d.h. nur mit Bildungsoffensiven werden wir das Problem nicht lösen.Dazu gibt es viele Menschen , welche auf dem Arbeitsmarkt als überqualifiziert ebenfalls schwer vermittelbar sind und ebenso auch eine hohe Anzahl an Schulabbrechern.

Diese Jobs, für die Geringqualifizierten sind eben nicht mehr in dieser Fülle da. Das schreibt ja auch Herr Weise von der BA.

Praktisch haben viele Firmen einfachste Montagearbeiten nach Osteuropa ausgelagert. Die Kommunen haben kein Geld um durch öffentlich - geförderte Beschäftigung diese Lücke zu füllen.Und da sind wir wieder das "Erwerbsarbeit" eine andere Bedeutung bekommen wird und wir Tätigkeiten honorieren müssen, welche nicht unbedingt nur auf Produktivitätsminimierung ausgerichtet sind.

Aber das wäre wieder ein anderer Themenkomplex.
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22.06.2011
Pius, woher nimmst Du Deine Zahl "90% der Klagen gegen Jobcenter haben Erfolg"?

Das BSG und das Justizminsterium sowie das Arbeits- und Sozialministerium sprechen offiziell von weniger als 50% Erfolg.

Dieselbe Quote haben andere sozialgerichtliche Klagen, gegen zB Krankenkassen, Unfallversicherung, Rentenversicherung usw.

Selbst in Berlin, der Hartz-IV-Hochburg und der absoluten Hauptstadt der Klagewütigen, gib es keine anderen Zahlen.
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22.06.2011
@pius Ich bin der Meinung, wenn man sich so einen aufwändigen und teuren Verwaltungsapparat wie die ArGe leisten möchte, dann sollte dort auch eine optimale Betreuung gewährleistet sein.

Das heißt für mich, das ich von den beratenden Personen erwarte, das sie verschiedene Berufsbilder kennen ("Sie machen ja was mit IT, das heißt dann ja immer anders, sie können ja mal im Computer gucken."), einen Überblick darüber haben, was gerade gesucht wird und auch aktiv Alternativen (Selbständigkeit, Zeitarbeit, etc.) anbieten. Idealerweise gehen sie noch auf die konkrete Situation des Beratenden selbst ein. Bei mir hätte sich z.B. zum damaligen Zeitpunkt der Beratung noch ein weiterführendes Studium angeboten statt einer drohenden Arbeitslosigkeit.

Die ArGe sollte Kontakt zur Wirtschaft halten und in direktem Kontakt mit Arbeitgebern und -nehmern vermitteln können. Meiner Beobachtung nach findet so etwas nicht statt. Inzwischen kenne ich auch die ArGe auch von Arbeitgeberseite aus. Durch unvorgesehene Ausfälle suchte ich sehr sehr kurzfristig Softwaretester (binnen 3 Tagen) und wurde von der ArGe nur vertröstet, man würde mir binnen einer Woche ein Formular zuschicken, in das ich dann meine Anforderungen eintragen könnte. Hmm... Kompetenz und Beratung sieht einfach anders aus.

Die Leistung, die dort erbracht wird, ist für mich so nicht akzeptabel, sondern wirkt auf mich wie ein reines "Verwalten" des Mißstandes.

Anderseits bin ich mir bei deiner Aussage á la "Es gibt nur wenige Menschen, die nicht arbeiten möchten" nicht so sicher bzw. sie deckt sich nicht mit meiner subjektiven Wahrnehmung. Aktuell sind 9 Millionen Menschen auf dem primären Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln sind und ich bin mir fast sicher, das man min. 50% davon in irgendeinen, gegebenfalls geringer qualifizierten und schlechter bezahlten Job vermitteln könnte.
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22.06.2011
pius: Du hast mich wohl ein wenig mißverstanden. Eben diese Menschen, die ich erwähnte haben sich gegenüber den Arbeitnehmern des Jobcenter daneben benommen. Und ich finde nicht, daß man diesem Geld verzweifeln muß.
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22.06.2011
Sehr geehrte Sonrisa,

am wohlsten fühle ich mich, wenn ich in der Schweiz bin.

Sehr geehrte Antje,

Wir dürfen nicht vergessen, das es sehr viele Singlehaushalte und auch alleineziehende mit einem Kind gibt, da ist die lage schon prekärer. . ich bestreite nicht, das es Familien gibt mit vielen Kindern, welche sich bequem eingerichtet haben. Das ist aber auch eine Frage des Lohnabstandsgebots, welcher durch sinkende Einkommen verringert wird. Da sind wir wieder bei der Lohnentwicklung.

Es gab immer eine Prozentzahl von Menschen, welche nicht arbeiten wollte, die wird es auch immer geben und diese fallen prozentual kaum ins Gewicht. Aber, je stärker die Verteilungskämpfe werden in unserer Gesellschaft, desto mehr wird diese Minderheit für alle Arbeitslose verallgemeinert vereinnahmt und muss als Drohkulisse für die Bekämpfung eines "ausufernden Sozialstaates" herhalten. Diese Personengruppe soll vom Versagen in der sozialen Frage der politischen Klasse ablenken wird zum schüren von Sozialneid mißbraucht. - (Ursachen Akkumulation von Kapital - Überproduktion - Krise - hat zur Foge Prekarisierung und Verfall des Mittelstandes - man spricht auch von Proletarisierung.) Aber das muss eine demokratische Gesellschaft aushalten.

Es sei denn, man möchte die soziale Marktwirtschaft verlassen man und wieder Asoziale oder Arbeitsunwillige ins KZ stecken oder wie in der DDR in Arbeitslager.
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22.06.2011
@sonrisa:So wie du's jetzt äußerst, kann ich nachvollziehen, was du meinst. Natürlich gibt es auf beiden Seiten verbale Ausfälle...Der Unterschied ist nur, dass die Mitarbeiter der ARGE bzw. des Jobcenters mit einem wenn auch nicht gewaltigen, aber doch gesicherten Einkommen nach Hause gehen. Jeder der in einer Reklamationsabteilung arbeitet, muss sich ähnlich viel anhören. Ich denke, der Unterschied ist, dass die Hilfeempfänger von der Entscheidung der Sachbearbeiter abhängig sind und sich daher oft ausgeliefert fühlen. Da finde ich es eher verzeihlich, wenn mal die Nerven blank liegen, als im umgekehrten Fall.

Was den Vergleich mit anderen Ländern angeht, so denke ich, dass man sich nicht unbedingt nach unten orientieren muss...

Ich will damit keinesfalls sagen, dass Alles schlecht und alle Sachbearbeiter unfreundlich seien, aber ich denke schon, dass es auch keine absolute Ausnahme ist und daher eine kritische Betrachtung möglich sein muss.