Arbeitsmarktsituation

in „Politik und Weltgeschehen“

Zu diesem Thema gibt es 384 Antworten

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

Ja und ich war nicht nur einmal mit Bedürftigen beim Jobcenter. Dabei durfte ich erleben, wie unhöftlich und unverschämt fordernd die wurden - und das obwohl ich dabei war. Die Angestellten blieben erstaunlich ruhig.
Aber nun weiß ich auch, weshalb ich viel mehr für meine "Bedürftigen" bekommen als sie selbst. Zudem sind die Angestellten immer super nett, sobald sie merken, daß ich nur vermittle bzw. für jemanden Nachfrage.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Sehr geehrte Princess, auch die Experten - Anhörungen im Bundestagsauschuss für Arbeit und Soziales haben diese Dinge ausführlich zur Sprache gebracht.

Du kannst dir das gern im Parlamentsfernsehen des deutschen Bundestages 4 Stunden live ansehen.

Bescheiden ist , wenn man Realitäten ausblendet oder Dinge nicht sehen will.

Sehr geehrte Antje, es ist richtig, dass die Menschen in Arbeit gebracht werden sollen, aber nicht in prekäre Beschäftigungsverhältnisse, wo dann mit Hartz IV augestockt werden muss oder in sinnlosen Beschäftigungsmaßnahmen nur das die Statistik bereinigt wird.

Es kann nicht sein, dass die Solidargemeinschaft, dann die Firmen über Steuern subventioniert, welche sich ohne Niedriglöhne garnicht am Markt halten können. Das ist auch Wettbewerbsverzerrung und sicher nicht im Sinne von Ludwig Erhard.

Wir werden generell den Begriff Arbeit - Erwerbsarbeit neu definieren müssen. Es werden in Zukunft Tätigkeiten bezahlt werden müssen, welche heute noch vom Ehrenamt bewältigt werden. Neue Arbeitszeitformen und Modelle werden die Zukunft bestimmen, dazu gehört es auch endlich Abschied zu nehmen von der demographischen Rentenlüge - wir müssen länger arbeiten- was quasi ja eine Absenkung der Renten bedeutet.

Im Laufe der Jahre bin ich zu diesen Überzeugung gekommen, alles andere führt in eine soziale Katastrophe - welche zur sozialen Radiaklisierung bestimmter Bevölkerungsteile unweigerlich führen wird. Auf Dauer kann man eine bestimmte Gruppe von Menschen an der Teilhabe der Gesellschaft nicht ausschliessen.

Mir ist klar, die Jobcenter können auch nur das vermitteln, was zur Vermittlung bereit steht und daraus erkennt man das eigentliche gesellschaftliche Grundproblem.
Die Politik ist gefordertdie Fakten anzuerkennen und nach Lösungen zu suchen. Bisher habe ich das Gefühl man verwaltet nur das vermeintliche Prekariat.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Nachtrag

Sehr geehrte Antje,

ich kann es verstehen, wenn Menschen welche unter starken extenziellen Druck stehen auch die Fassung verlieren. Es ist eben nicht jeder so souverän und abgeklärt wie Du.

Zu dieser Problematik gibt es interessante Untersuchungen der Uni Leipzig.

„Heilbronn“ (Pseudonym)

Am Ende meiner Ausbildung war erst einmal nicht klar, ob ich übernommen würde (Wirtschaftskrise). Habe mich deshalb beim Arbeitsamt vorsorglich arbeitlos gemeldet und auch eine Kurs, den ich jetzt mal "Arbeitslos für Anfänger" nennen würde, absolviert.

Fakt war: So herablassend und unfreundlich wie in dieser Schulung bin ich noch nie behandelt worden. Was da an kleinen schnippischen Kommentaren im Sinne von "Sie sind jetzt Bittsteller" kam, war unter aller Kanone.

Im Laufe der "Beratung" wurde es dann leider auch nicht besser: Ich hätte mich damals, hätte die Übernahme nicht geklappt, selbständig gemacht und hatte auch schon die ersten Kunden geworben. Bei der Betreuerin habe ich gefragt, ob es Hilfen (Kurse/Informationen) dazu gibt, was man da beachten muß (Umsatzsteuer, Versicherungen, etc.). Dazu kam nur "Dazu haben wir irgendwo nen Ordner, ich weiß aber nicht wo...".

Gott sei Dank hat es damals dann doch mit der Übernahme geklappt.

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

Meiner Meinung nach müßten die Firmen gezwungen werden wieder gerechte Löhne zu bezahlen. Dann ist auch wieder mehr Geld in den öffentlichen Kassen - anstatt im Geldbeutel der Unternehmer. Und dann können auch wieder Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst entstehen. Und die Menschen die wirklich arbeiten wollen auch entsprechende Arbeit finden.

Und dann haben die Menschen im Jobcenter auch wieder Zeit sich um die wirklich Armen Menschen zu kümmern und die Menschen, die die Gesellschaft nur ausnützen wollen aussortieren.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Ganz meine Meinung, sehr geehrte Antje.

Sehr geehrte Sonrisa,

Ich habe nicht gesagt das es menschenunwürdig ist, aber ich sage das sich die Koordinaten in der Gesllschaft verschoben haben. Ein beliebtes Mittel war es schon immer Kritiker, welche Reformen einfordern oder Zustände beklagen woanders hinzuloben. Ein sehr eigenwilliges Demokratieverständnis, welches du da offenbarst. Im übrigen habe ich auch als mündiger Bürger dieses Landes schon sehr viele Steuern entrichten dürfen, so dass ich auch das Recht habe mein im GG verbrieftes Recht auf Meinungsfreiheit wahrzunehmen.

Ich sehe es als meine journalistische Aufgabe an ohne Rücksicht von Misständen zu berichten, Bemühungen zu unterstützen und auch Erfolge nicht kleinzureden , egal welche politische Farbe dafür verantwortlich zeichnet, selbst dann wenn es meine eigene Partei betrifft.

Ich finde es durchaus christlich und auch solidarisch, wenn sich vermeintlich Starke zu Anwälten vermeintlich Schwächerer machen.

„Ettlingen“ (Pseudonym)

@sonrisa: sorry, aber so ein statement finde ich sinnleer und kleinkariert. Darf denn niemand mehr an irgendwas Kritik äußern ohne von irgendwoher ein sinngemäßes "Dann hau doch ab!" zu kassieren? Wodurch fühlst du dich zu so einer Äußerung berechtigt? Pius' Meinung mag entgegen dem Mainstream sein, aber er hat sie vernünftig formuliert ohne jemanden zu beleidigen o.ä.. Zum Glück leben wir in einem Staat, indem Meinungsfreiheit herrscht und das äußert sich darin, dass man auch unpopuläre Meinungen vertreten darf, solange man sich an die Spielregeln hält.

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

@ Nachtrag zu pius:
....

Durch die journalistische Arbeit von Pius kennen wir aber nur die eine Seite. Die andere Seite darf ihre Erlebnisse nämlich nicht veröffentlichen. Ganz ehrlich möchte ich nicht auf der anderen Seite sitzen, denn was die sich oft anhören müssen, das möchte ich nicht wissen. Ich bin sicher, dass sie sich tagtäglich persönliche, verbale Angriffe gefallen lassen müssen.

Ich finde es eben als jammern auf hohem Niveau, denn so schlimm kann es hier nicht sein, wenn immer noch mehr rein wollen.

Eigenartigerweise bekomme ich auch nie eine Antwort auf die Frage, wo es denn besser wäre. Ich habe wirklich viel von der Welt gesehen, aber ich hätte nirgendwo bleiben wollen.

„Ettlingen“ (Pseudonym)

@sonrisa:So wie du's jetzt äußerst, kann ich nachvollziehen, was du meinst. Natürlich gibt es auf beiden Seiten verbale Ausfälle...Der Unterschied ist nur, dass die Mitarbeiter der ARGE bzw. des Jobcenters mit einem wenn auch nicht gewaltigen, aber doch gesicherten Einkommen nach Hause gehen. Jeder der in einer Reklamationsabteilung arbeitet, muss sich ähnlich viel anhören. Ich denke, der Unterschied ist, dass die Hilfeempfänger von der Entscheidung der Sachbearbeiter abhängig sind und sich daher oft ausgeliefert fühlen. Da finde ich es eher verzeihlich, wenn mal die Nerven blank liegen, als im umgekehrten Fall.

Was den Vergleich mit anderen Ländern angeht, so denke ich, dass man sich nicht unbedingt nach unten orientieren muss...

Ich will damit keinesfalls sagen, dass Alles schlecht und alle Sachbearbeiter unfreundlich seien, aber ich denke schon, dass es auch keine absolute Ausnahme ist und daher eine kritische Betrachtung möglich sein muss.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Sehr geehrte Sonrisa,

am wohlsten fühle ich mich, wenn ich in der Schweiz bin.

Sehr geehrte Antje,

Wir dürfen nicht vergessen, das es sehr viele Singlehaushalte und auch alleineziehende mit einem Kind gibt, da ist die lage schon prekärer. . ich bestreite nicht, das es Familien gibt mit vielen Kindern, welche sich bequem eingerichtet haben. Das ist aber auch eine Frage des Lohnabstandsgebots, welcher durch sinkende Einkommen verringert wird. Da sind wir wieder bei der Lohnentwicklung.

Es gab immer eine Prozentzahl von Menschen, welche nicht arbeiten wollte, die wird es auch immer geben und diese fallen prozentual kaum ins Gewicht. Aber, je stärker die Verteilungskämpfe werden in unserer Gesellschaft, desto mehr wird diese Minderheit für alle Arbeitslose verallgemeinert vereinnahmt und muss als Drohkulisse für die Bekämpfung eines "ausufernden Sozialstaates" herhalten. Diese Personengruppe soll vom Versagen in der sozialen Frage der politischen Klasse ablenken wird zum schüren von Sozialneid mißbraucht. - (Ursachen Akkumulation von Kapital - Überproduktion - Krise - hat zur Foge Prekarisierung und Verfall des Mittelstandes - man spricht auch von Proletarisierung.) Aber das muss eine demokratische Gesellschaft aushalten.

Es sei denn, man möchte die soziale Marktwirtschaft verlassen man und wieder Asoziale oder Arbeitsunwillige ins KZ stecken oder wie in der DDR in Arbeitslager.

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

pius: Du hast mich wohl ein wenig mißverstanden. Eben diese Menschen, die ich erwähnte haben sich gegenüber den Arbeitnehmern des Jobcenter daneben benommen. Und ich finde nicht, daß man diesem Geld verzweifeln muß.

„Heilbronn“ (Pseudonym)

@pius Ich bin der Meinung, wenn man sich so einen aufwändigen und teuren Verwaltungsapparat wie die ArGe leisten möchte, dann sollte dort auch eine optimale Betreuung gewährleistet sein.

Das heißt für mich, das ich von den beratenden Personen erwarte, das sie verschiedene Berufsbilder kennen ("Sie machen ja was mit IT, das heißt dann ja immer anders, sie können ja mal im Computer gucken."), einen Überblick darüber haben, was gerade gesucht wird und auch aktiv Alternativen (Selbständigkeit, Zeitarbeit, etc.) anbieten. Idealerweise gehen sie noch auf die konkrete Situation des Beratenden selbst ein. Bei mir hätte sich z.B. zum damaligen Zeitpunkt der Beratung noch ein weiterführendes Studium angeboten statt einer drohenden Arbeitslosigkeit.

Die ArGe sollte Kontakt zur Wirtschaft halten und in direktem Kontakt mit Arbeitgebern und -nehmern vermitteln können. Meiner Beobachtung nach findet so etwas nicht statt. Inzwischen kenne ich auch die ArGe auch von Arbeitgeberseite aus. Durch unvorgesehene Ausfälle suchte ich sehr sehr kurzfristig Softwaretester (binnen 3 Tagen) und wurde von der ArGe nur vertröstet, man würde mir binnen einer Woche ein Formular zuschicken, in das ich dann meine Anforderungen eintragen könnte. Hmm... Kompetenz und Beratung sieht einfach anders aus.

Die Leistung, die dort erbracht wird, ist für mich so nicht akzeptabel, sondern wirkt auf mich wie ein reines "Verwalten" des Mißstandes.

Anderseits bin ich mir bei deiner Aussage á la "Es gibt nur wenige Menschen, die nicht arbeiten möchten" nicht so sicher bzw. sie deckt sich nicht mit meiner subjektiven Wahrnehmung. Aktuell sind 9 Millionen Menschen auf dem primären Arbeitsmarkt nicht zu vermitteln sind und ich bin mir fast sicher, das man min. 50% davon in irgendeinen, gegebenfalls geringer qualifizierten und schlechter bezahlten Job vermitteln könnte.

„Bottrop“ (Pseudonym)

Pius, woher nimmst Du Deine Zahl "90% der Klagen gegen Jobcenter haben Erfolg"?

Das BSG und das Justizminsterium sowie das Arbeits- und Sozialministerium sprechen offiziell von weniger als 50% Erfolg.

Dieselbe Quote haben andere sozialgerichtliche Klagen, gegen zB Krankenkassen, Unfallversicherung, Rentenversicherung usw.

Selbst in Berlin, der Hartz-IV-Hochburg und der absoluten Hauptstadt der Klagewütigen, gib es keine anderen Zahlen.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Sehr geehrte Mariposa,

Deine Schilderungen decken sich auch mit dem was ich auch ständig vernommen habe und auch immer wieder hören muss.

Wir haben leider auch eine sehr hohe Akademikerarbeitslosigkeit, d.h. nur mit Bildungsoffensiven werden wir das Problem nicht lösen.Dazu gibt es viele Menschen , welche auf dem Arbeitsmarkt als überqualifiziert ebenfalls schwer vermittelbar sind und ebenso auch eine hohe Anzahl an Schulabbrechern.

Diese Jobs, für die Geringqualifizierten sind eben nicht mehr in dieser Fülle da. Das schreibt ja auch Herr Weise von der BA.

Praktisch haben viele Firmen einfachste Montagearbeiten nach Osteuropa ausgelagert. Die Kommunen haben kein Geld um durch öffentlich - geförderte Beschäftigung diese Lücke zu füllen.Und da sind wir wieder das "Erwerbsarbeit" eine andere Bedeutung bekommen wird und wir Tätigkeiten honorieren müssen, welche nicht unbedingt nur auf Produktivitätsminimierung ausgerichtet sind.

Aber das wäre wieder ein anderer Themenkomplex.

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

Ja, und dann heißt es heute wieder: Fachkräftemangel. Hm, ich dachte immer Akademiker seien Fachkräfte.... und auch die stehen Reihenweise auf der Straße!

„Heilbronn“ (Pseudonym)

Kommt halt auf das Studienfach an. Ich kenne viele Akademiker mit Existenzängsten, die z.B. Orchideenfächer studiert haben.

Da ich mich immer selbst finanzieren mußte, ist meine (akademischer) Werdegang extrem von den Bedürfnissen der Wirtschaft geprägt. Vermute, ich hätte keine großen Probleme, etwas Neues zu finden. Aber ich habe dadurch natürlich auch nicht wirklich meine "Träume" verwirklicht. ;)

„Bottrop“ (Pseudonym)

Pius, nicht zu vergessen ein Heer junger Menschen bis Mitte 30, die in ihrem Leben noch nie einen Abschluss, nichtmal einen Schulabschluss geschafft haben und einfachste Kompetenzen wie pünktlich regelmäßig erscheinen, nicht aus allen Löchern nach Kneipe stinken, gewaschene einigermaßen gepflegte Klamotten und geputzte Zähne vorweisen.

Und die, die sagen "Unter 4.000 EUR im Monat trete ich gar nicht erst an".

„Delmenhorst“ (Pseudonym)

Nun gut ich arbeite endlich in meinem studierten Beruf. Aber die Bezahlung ist inzwischen so übel geworden, daß mir errechnet wurde, daß ich den Mindestlohn in dem Bereich verdiene. Da stehen einem doch die Haare zu Berge, nicht? Jeder Geselle direkt nach der Ausbildung verdient mehr!

„Bottrop“ (Pseudonym)

Antje, im Moment stehen zB Juristen und Architekten auf der Straße, Lehrer für bestimmte Fächer, Ärzte, Ingenieure vor allem im technischen Bereich und Facharbeiter zB in der Halbleiterindustrie werden mit Handkuß gesucht.

Wenn jemand Amerikanistik, Japanologie, Sinologie und Häkeln auf Magister studiert hat, der ist eher nicht die Art von gesuchter Fachkraft, die zurzeit fehlt.

@Crunchy

Das wundert mich nicht. Schon im Kindergarten wird uns die heile Welt beigebracht und dass es keine Verlierer gibt.

Wie also sollen diese Leute jemals lernen, dass von nix nix kommt?

Auf den Fluren der Jobcenter finden sie dann wahrscheinlich wieder eifrige Journalisten, die ihnen einreden, dass die Welt ungerecht ist. Somit haben sie dann zwar wieder recht, aber immer noch keine Kohle.

„Wedemark“ (Pseudonym)

Sehr geehrte KnusperC,

meine Zahlen sind die der Sozialverbände, Anwaltsvereine und verschiedener Presseagenturen, welche eigene Schlüsselstatistiken an Hand des vorliegenden Zahlenmaterials erstellen.

Auch haben vor längerer Zeit einige überegionale Zeitungen aus dem In - und Ausland dieselbige Qoute vermeldet.

Sicher wird jede amtierende Regierung die zahlen so interpretieren und werten , das sie ihr nicht allzusehr zum Nachteil gereichen.

Sir Winston Churchill sagte einmal: Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Das gilt sicher für beide Seiten gleichermaßen, aber der Fakt ist für mich entscheidend und das wird auch von der mir nicht unbedingt politisch nahestehenden Opposition vermeldet, das die Mehrheit der Klagen gegen die Jobcenter erfolgreich war und ebenso berechtigt

„Wedemark“ (Pseudonym)

Nachtrag:

Journalisten en masse