Allgemeinbildung - wichtig oder überschätzt?
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Politik und Weltgeschehen

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
Allgemeinbildung ist heute leider nicht mehr gefragt. Das ist aber nicht Schuld "der Jugend" sondern die Schuld der Gesellschaft für die Bildung immer schneller und effizienter gehen muss und für die Lernen ein Mittel zum Erfolg und dafür schnell Geld zu verdienen und nicht etwas was uns zu denkenden und fühlenden Wesen macht, was uns als Menschen auszeichnet.

Ich studiere (im Zweitstudium) Medienkulturwissenschaft, da ist Film kein kleiner Anteil. Das Fach hat einen ziemlich hohen NC, da sitzen also nicht wenige Studenten im ersten Semester, die das angestrebte, sogenannte Nuller Abitur haben (ein Notendurchschnitt der über der Note Eins liegt).

Das Allgemeinwissen dieser jungen Leute ist im eigenen Fach meist schon ultradünn - in anderen Fächern erst Recht. Im ersten Semester kannte niemand Leni Riefenstahl, Metropolis, Im Westen nichts Neues ... auch später sind selbst die grössten Filmklassiker nicht als bekannt vorauszusetzen.

Und diese Leute werden jetzt mit einer Geschwindigkeit durchs Studium geschossen, dass einem Hören und Sehen vergeht, während sie mit den Eltern an der Hand zur Sprechstunde an der Uni kommen, weil sie nicht mal wissen wie man ein Formular ausfüllt oder sich einer Autoritätsperson entgegen stellt.

Wissen ist Macht und ich denke man versucht damit die kritische Institution der Universitäten in diesem Staat auszuschalten. Da soll gar kein kritischer Geist erzogen werden. Wer schön brav und gehetzt seinen Studienzeitvorgaben nachrennt, hat keine Zeit sich Gedanken zu machen, ob die Welt so wie läuft eigentlich in Ordnung ist. Das lässt sich mühelos auf alle anderen Bereiche der Gesellschaft übertragen, davon bin ich überzeugt.

Und generell: wer den Eindruck erweckt an Wissen interessiert zu sein, der gilt als Arsch, als Angeber, als Nervensäge und als ganz ganz traurige Nerd-Gestalt mit ganz wenig Leben, wer kritisch ist und nachhakt, ist ein Krawallmacher und soll bitte sofort die Klappe halten und gefälligst höchstens übers Wetter plaudern, aber zack-zack! Erlebt man doch auch hier jeden Tag. 😉 Das Forum ist da einfach nur ein Spiegel der Gesellschaft.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
IsterMix

Das waren nur Beispiele. Grob dargestellt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
Allgemeinbildung ist mir wichtig und für mich die Basis, um sich in der Welt zu orientieren. Etwas, das durchaus auch atmet und sich verändert. So wie beispielsweise heute darüber diskutiert wird, dass man Kindern den sinnvollen Umgang mit Social Media beibringt.
Das hat nicht zwangsläufig etwas mit Schulbildung zu tun und berührt für mich am Rande auch das Feld Herzensbildung.
Setzt allerdings voraus, dass man an seiner Umwelt interessiert ist und hat rein gar nichts mit einem akademischen Abschluss zu tun. Es geht für mich dabei auch darum, mitreden zu können, Zusammenhänge zu verstehen, teilzuhaben und ein iinteressanter Gesprächspartner zu sein.
Ich finde das anziehend!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
Verfügt ein Arzt über mehr Allgemeinbildung als ein Bäcker oder Gärtner?

Zwangsläufig nicht, es gibt auch dämliche Ärzte und Fachidioten. Aber im allgemeinen würde ich schon das Allgemeinwissen eines Arztes höher einschätzen.

Ein Arzt hat Krankheiten auswendig gelernt. Irgendwann hat er in der Uni gesessen und zugehört wie vorne jemand etwas erzählt hat. Das hat er sich gemerkt, gute Klausuren geschrieben und ist somit Arzt geworden.

Das Medizinstudium ist schon erheblich mehr, als das Auswendiglernen von Krankheiten. Die meisten Ärzte verfügen auch über ein nicht unerhebliches Wissen z.B. über die Natur. Natürlich gibt es auch in diesem Gebiet Menschen, die Bulimie-Lernen betreiben. Ob die es aber damit bis zum Medizinischen Staatsexamen schaffen bezweifle ich.
Auch muss man um Medizin zu studieren ein gutes Abitur haben (zumindest in Deutschland). Da reicht es nicht, ein paar Fächer einigermaßen drauf zu haben. Da muss man überall ordentlich pauken.

Ein Gärtner kennt Pflanzen auswendig. Auch ihm hat es jemand beigebracht. Ist er jetzt aber zwangläufig dümmer, weil er "nur" wissen über die Natur hat?

Auch ein Gärtner muss einiges mehr wissen als nur ein paar Pflanzen auswendig zu lernen. Aber zur Gärtnerlehre reicht meist ein guter Hauptschulabschluss. Natürlich gibt es auch hier einige, die mit Abitur eine Gärtnerlehre machen, aber ich schätze dass das eher die Ausnahme ist.

Ja, ich vermute mal, dass die meisten Ärzte eine bessere Allgemeinbildung haben als die meisten Gärtner.

... aber, ich kannte mal einen Hilfsarbeiter mit abgeschlossenem Philosophie Studium. Der hat nur aus Interesse seinen Doktor gemacht, nachdem er in Rente war.

Es gibt in unserer schönen Welt ganz schräge Vögel.
13.08.2018
Allgemeinbildung überschätzt, Emotionale Intelligenz unterschätzt. Ersteres kann man sich immer noch aneignen, bei der EQ ist es fast ! unmöglich.
"Gutes" Allgemeinwissen setzt zuallererst mal voraus, dass ich offen und neugierig durch die Welt gehe. Denn Allgemeinbildung ändert sich stetig. Die Welt steht ja nicht still.

Für mich ist es demnach eher ein Charakterzug.
@ Bitte gehen Sie weiter

Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen Fachwissen und Allgemeinbildung - ganz unabhängig voneinander und jenseits beruflicher Qualifikationen. Dazu gehören sicher auch Umgangsformen und Respekt für seine Mitmenschen. Aber was noch?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
Überschätzt

Allgemeinbildung ist wie mit den meißten anderen Dingen im Leben auch, sie ist so unterschiedlich interpretierbar wie es Menschen auf dieser Welt gibt.

Meiner Meinung nach gibt es kein Wissen, das für alle die gleiche Gültigkeit besitzen muß. Jeder lebt in seiner Realität, und so sieht dann auch der Wissensstand aus.

Verfügt ein Arzt über mehr Allgemeinbildung als ein Bäcker oder Gärtner?

Ein Arzt hat Krankheiten auswendig gelernt. Irgendwann hat er in der Uni gesessen und zugehört wie vorne jemand etwas erzählt hat. Das hat er sich gemerkt, gute Klausuren geschrieben und ist somit Arzt geworden.

Ein Gärtner kennt Pflanzen auswendig. Auch ihm hat es jemand beigebracht. Ist er jetzt aber zwangläufig dümmer, weil er "nur" wissen über die Natur hat?

Wir wissen weder wie der Arzt nach Dienstschluss lebt, noch was der Gärtner macht. Trotzdem werden die meißten Menschen sagen, der Arzt verfügt über mehr Bildung und ist intelligenter. Aber ist das wirklich so?

Oder nehmen wir dieses Forum. Wie oft wird sich hier über den Schreibstil einiger aufgeregt. Das fängt beim das/dass an, geht über den Satzbau weiter und endet bei der Meinung des Gegenübers.

Einige schließen Kandidaten die die Rechtschreibung nicht beherrschen kategorisch aus, da sie ihrer Meinung nach nicht in ihre Welt der "Allgemeinbildung" passen.

Oder es werden aus der Ferne Diagnosen über den Geisteszustand und Suchtprobleme einzelner gestellt. Weil man der Meinung ist, auf Grund des eigenen Wissens und dem was der andere dort geschrieben hat zu erkennen wie er/sie tickt.

Ich zum Beispiel denke dass absichtlich so geschrieben wird, und das es sich Teilweise um Doppelprofiele handelt. Und jetzt? Wer hat recht? Und ist der, der recht behält automatisch schlauer bzw. verfügt er/sie somit über mehr Allgemeinbildung?

Und falls es hier nur um solche Dinge geht wie lesen, rechnen und schreiben können, dann kann ich auch nur sagen, jedes Gehirn lernt und speichert anders. Da kann man sich jetzt die Finger wunddiskutieren, es wird sich nichts daran ändern.

Und der hier angesprochene Fachkräftemangel auf Grund fehlender Allgemeinbildung, ist ein Hausgemachtes Problem der Unternehmen. Es wird zuviel Wert auf unwichtiges gegeben. Zu wenig Chancen für Quereinsteiger und Ältere. Und dann natürlich die
schlechten Arbeitszeiten und miese Bezahlung.

Ich kann da einfach nicht dran glauben, dass angeblich niemand hier in Deutschland gefunden werden kann, der diese so "Hochqualifizierten" Arbeiten verrichten kann und will. Für mich sieht es eher so aus, dass die Unternehmen dies nur als Ausrede nehmen günstige Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen um hier nichts verändern zu müssen.
Gute Bildung - und somit auch Allgemeinbildung - macht einen Menschen lebensfähig. Mr. Google und Tante Wiki fragen kann jeder
.... nur die Wenigsten können nach der "Fragestunde" auch den Müll von den Tatsaschen trennen bei dem, was dort zu lesen ist!
und : Intelligenz und Bildung sind erotisch... Für mich käme kein Partner in Frage, der das nicht hätte (zusammen mit der ein oder anderen weiteren Eigenschaft).
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
Den Beitrag von Konrad kann ich nur unterschreiben; außerdem macht es einfach mehr Spaß sich mit jemandem zu unterhalten, der eine gute Allgemeinbildung besitzt und gut informiert ist.

Gute Bildung hilft dabei, im Leben gute Entscheidungen zu finden und macht ein freieres, selbstbestimmteres Leben möglich.
Außerdem macht sie das Leben interessanter, weil man mehr Hintergründe weiß und daher Sachverhalte besser verstehen kann.

Ich selbst hätte gerne eine noch umfassendere Bildung, es scheitert aber meist an zeit mich einzulesen oder schlicht an meinem Gedächtnis, alles, was ich lese, mir auch merken zu können.

Bildung ist geil!
Allgemeinbildung find ich sehr wichtig. Es hilft vieles besser zu verstehen und ist auch ein Zeichen von Intresse an der Umwelt und den Mitmenschen.

Dazu gehört meiner Meinung nach die Grundrechenarten auch ohne Taschenrechner beherrschen zu können und auch mal einen kleinen Text fehlerfrei lesen oder abschreiben zu können.

Darüber hinaus gehört zu einer guten Allgemeinbildung auch dazu, dass man sich nicht nur auf eine Informationsquelle stützt, sondern auch diese hinterfragt. Dies ist besonders wichtig, in der Zeit, in der die so genannten "Fake news" so deutlich zunehmen.

Weiterhin gehört dazu, sich unseres Wertesystems bewusst zu sein und auch Entwicklungen kritisch zu beobachten um gegebenenfalls mit Zivilcourage einzugreifen und, zumindest versuchen, dann gegenzusteuern.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
13.08.2018
"andererseits Handwerker keine Azubi-Bewerber finden, die in der Lage sind ein paar einfache Sätze klar zu formulieren."

Die Worte hör ich wohl, allein es fehlt der Glaube.
Wir leben in einer Zeit, in der einerseits schon Vorschulkinder einen prallgefüllten Terminkalender für optimale Startchancen haben, und andererseits Handwerker keine Azubi-Bewerber finden, die in der Lage sind ein paar einfache Sätze klar zu formulieren.

Gleichzeitig wird es bei immer mehr Themen (Beispiel: Fake News, Klimawandel, Flüchtlingsdebatten und Handelskriege) für die eigene Meinungsbildung wichtig, dass man auch die Hintergründe kennt und versteht.

In diesem Zusammenhang kam in meinem Bekanntenkreis die Frage auf, was heutzutage eigentlich zur Allgemeinbildung gehört und was als überholt verworfen werden kann?

Diese Frage würde ich gern an euch weitergeben. "Wissen ist Macht" oder "es gibt doch Google"? Was meint ihr dazu?