Poesie
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Persönliches

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.12.2017
Zunächst einmal DANKE an alle für die wunderschönen poetischen Inspirationen.
Ich füge mal eines meiner Lieblingsgedichte ein ... allesamt lachen schon immer, wenn ich bei diesem Thema vor mich hinmurmle ... Ja, ja ... wie im Garten des Herrn Ming, lächel.


Der Garten des Herrn Ming


Im stillen Gartenreiche
Des alten Gärtners Ming,
Da schwimmt in einem Teiche
Ein Wasserrosending.

Den alten Ming in China
Entzückt sie ungemein,
Er nennt sie Cathrina,
Chinesisch: Ka-Ta-Rain.

Mit einer Pluderhose
Und sehr verliebtem Sinn
Geht er zu seiner Rose hin.

Er singt ein Lied und fächelt
Der Rose Kühlung zu.
Die Rose aber lächelt
Nur für den Goldfisch Wu.


Sie liebt das goldne Fischchen,
Das oft vorüberschießt
Und auf den Blättertischchen
Den Rosenduft genießt.


Doch Wu, der Goldfisch-Knabe,
Der lockre Bube, gibt
Ihr weder Gruß noch Gabe,
Weil er ein Hühnchen liebt.


Er liebt Shu-Shu, das kleine,
Goldrote Hühnerding.
Jedoch Shu-Shu, die Feine,
Liebt nur den Gärtner Ming.


So liebt Herr Ming Cathrina,
Cathrina liebt den Wu
Wu liebt Shu-Shu aus China,
Den Gärtner liebt Shu-Shu.


Man liebt sich sanft und leise.
Doch keiner liebt zurück.
Und niemand in dem Kreise
Hat in der Liebe Glück.


Sie leben und sie warten,
Sind traurig und verliebt
In diesem kleinen Garten,
Von dem es viele gibt.


James Krüss


Euch allen einen besinnlichen 3. Advent!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.12.2017
“Du hast mich tiefer berührt, als ich je für möglich gehalten hätte.
Und du hast es so getan, dass es meine Schutzschilde
auf sehr schlaue Weise umgangen hat.
Weisst du, wie?
Das möchte sie eines Abends von ihm wissen.

Er schmunzelt und in seinen Augen leuchtet Heiterkeit auf,
bevor er sie wieder aufmerksam betrachtet – ganz wach, ganz da.

Ein wenig Empörung und eine große Portion Ungläubigkeit
färben ihre Stimme, die er nur in seinem Herzen kennt –
und gespannt lauscht er auf das, was bestimmt noch folgt.

Ich habe mich gegen Schmerz gewappnet, sagt sie,
mich auf Arglist, Verletzungen und Unzuverlässigkeit eingestellt.
Und was machst du?
Überwindest mit nichts als deinem sonnigen Gemüt,
deiner stillen Gelassenheit und deinem schier endlos grossen,
gütigen Herzen die gesamten Grenzen,
die mit gar nichts von all dem gerechnet hatten.

Und jetzt … haben wir den Salat.

Er lacht. Tatsächlich.
Warm und wie ein erfrischender Sommerregen
strömt das Gefühl seines Lachens in sie hinein.

Du hast mich tiefer berührt,
als ich das je für möglich gehalten hätte
und ich weiß nicht, ob mir das gefällt.”


Beatrice Tanner
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
@Münchnerin
... habe Gänsehaut beim lesen, Danke!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
Ich und Du

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Friedrich Hebbel (1813-1863)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
Meine absolute lieblingswilde Frauenpoesie ist von Gioconda Belli, einer sandinistische Freiheitskämpferin gegen die Somoza-Diktatur, aus Nicaragua, sie schrieb eine wahre Hymne an die Frau


Und Gott machte eine Frau aus mir

mit langem Haar, Augen, Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln und Falten und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven
und wog sorgsam meine Hormone aus.
Mischte mein Blut und goss es mir ein,
damit es meinen Körper überall bewässere.
So entstanden die Gedanken, die Träume, die Instinkte.
All das schuf Gott behutsam,
die tausendundein Dinge,
die mich täglich zur Frau machen,
derentwegen ich stolz jeden Morgen aufwache
und mein Geschlecht segne
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
So schön... ja, da will man sofort hin..
16.12.2017
...dieses wunderbare Gedicht von Erich Fried zum Thema Meer

Meer

Wenn man an's Meer kommt,
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das Zischen des Windes
einatmen und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen
nur Meer....


nur beim Lesen bekommt man Sehnsucht, die Koffer zu packen und loszufahren...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
Habt ihr auch Worte, Gedichte, Geschichten, die euch in der Seele berühren??
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.12.2017
Hey ihr wundervollen rubensfrauen... habt Ihr Lust auf wilde Frauenpoesie??
Hier etwas von meiner aktuellen Lieblingsautorin Verena Maria Rottmar.

DIE INNEREN STIMMEN

Na Schwester,

haben sie dir heute
schon was zugeflüstert?
Etwas, das falsch an dir
ist? Haben sie dir heute
schon gesagt, dass du
zu dick oder zu dünn bist?

Dass du zu laut redest oder
zu leise. Haben sie dir heute
schon gesagt, was du alles
anders und besser machen
könntest?

Schwester?

Wie laut rufen sie es dir
zu, was perfekter wäre,
und was du lieber bleiben
lassen solltest, bevor du
dich damit der Welt zeigst?

Haben sie dir heute schon
gesagt, was sie alles besser
machen würden? Dass deine
Klamotten nicht entsprechend
sind, dass deine Worte nicht
schön genug sind, dass du
dich mehr um deine Rechtschreibung
kümmern solltest und,
dass es wohl kaum zu verantworten
ist, dass du wagst, zu singen,
obwohl man dir doch immer
schon gesagt hast, du brummst.

Haben sie dir heute schon gesagt,
dass du dir deine Kreativität nur
einbildest, und dass sowas wohl
kaum jemand als Kunst bezeichen
würde?

Schwester? Hast du zugehört,
was sie dir zuflüstern, zischen und
ins Ohr brüllen... all diese Stimmen
deines eigenen Selbstzweifels?

Warst du heute schon still,
obwohl sich deine Sehnsucht
durch jede Pore ausdrücken möchte,
weil du Lust hast.. weil du Lust
auf Körper, auf küssen, auf
Mann hast?

Hast du dich von ihnen einschüchtern
lassen, dir sagen lassen, mit deinem
Arsch kannst du sicher nicht so
eine Enge Hose Tragen, in deinem
Alter ist es wohl voll daneben,
das Wort "Fuck You" in den Mund zu
nehmen. Hast du dich einschränken
lassen, von diesen moralischen
Stimmen in deinem Kopf? Oder
war heute der Tag an dem du
gesagt hast.. wisst ihr was ich
sch drauf.. ICH MACH ES
TROTZDEM.

ICH MACH ES TROTZDEM!
......
Moksha Devi/ Verena Maria Rottmar