Loslassen? - Der Umgang mit dem Tod.
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Persönliches

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Ich habe ihr signalisiert, dass ich immer für sie da bin, dass sie mich Tag und Nacht anrufen kann, egal warum.
Natürlich werde ich mich auch bei ihr melden, möchte sie aber weder bedrängen noch erdrücken.


Ich glaube man macht sich in diesen Momenten viel zu viel Gedanken darum wie man sich benehmen und was man sagen soll, dabei ist es meiner Erfahrung nach schon unendlich wertvoll wenn jemand einfach DA ist und die Trauer mit aushält. Da geht es nicht darum welche Worte man findet, sondern darum dem anderen beizustehen und wenn das nur in gemeinsamen Schweigen und Trauern ist, oder Zuhören.
Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen nahen Angehörigen verloren und die hilfreichsten waren Leute die eben einfach da waren und es ausgehalten haben, dass ich nicht direkt wieder fröhlich sein kann. Am schlimmsten waren die Leute die einen zwanghaft aufmuntern möchten und denen man zuliebe irgendwann eine gute Miene aufsetzt.
Jeder, wirklich jeder betont dass man sich Tag und Nacht melden kann ... sehr wenige meinen das auch wirklich so. Deshalb wäre ich persönlich mit solchen Aussagen eher sparsam und würde meine Hilfsbereitschaft eher in Taten als in Worten zeigen (z.B. was Gekochtes vorbeibringen, damit derjenige was zu Essen da hat oder praktische und konkrete Hilfe anbieten)
@ Fool:
Ich war mal in einer ähnlichen Situation und habe mir damals dieses Buch gekauft: "Es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher. Begleitung in der Trauer" von Jochen Jülicher
(https://www.amazon.de/wird-alles-wieder-aber-vorher/dp/3429020816/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1520192405&sr=8-1&keywords=es+wird+alles+wieder+gut+aber+nie+mehr+wie+vorher&dpID=61m0wrmQQZL&preST=_SY264_BO1,204,203,200_QL40_&dpSrc=srch)

Viel ist ja schon geschrieben worden, ich möchte nur noch einen Aspekt mit reinbringen: mache Dir bewusst, dass es nicht "Deine Aufgabe" als Freundin ist, wie eine professionelle Begleitung zu agieren. Dafür gibt es Fachleute, zu denen Du bei Bedarf den Kontakt herstellen kannst. Als Freundin finde ich es wichtig und "ausreichend", für den anderen dazusein, verfügbar zu sein, die verschiedenen Emotionen und Situationen mit auszuhalten. Aber eben auch auf die eigenen Grenzen zu achten. Das Thema Tod und Verlust ist bei den meisten von uns mit so vielen Ängsten und starken Gefühlen verbunden, dass man sich dabei auch überfordern kann.

Ich wünsche Deiner Freundin und Dir alles Gute und viel Kraft!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
@Ruud

Verstorbene können ihre Aufgaben nicht mehr lösen, ein Loslassen von Verstorbenen fühle ich als Befreiung der Seelen von ihren Aufgaben.

Damit hast Du so recht! WIR sind es, die an den Verstorbenen hängen nicht sie an uns.

Erst als ich meiner Mutter, Monate nach ihrem Tod, verzieh fühlte ich eine gewisse Erleichterung und hatte später auch einen Traum (Ja ich weiß. Haltet mich bitte nicht für gaga!) der mir die Gewissheit gab, dass sie gut "rüber" gekommen ist.

Auch ein Grund warum das Loslassen so wichtig ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Meine Erlebnisse mit Loslassen betrafen mehrere Seelen.

Mein Vater ist verstorben, als ich 10 Jahre alt war. Seine Seele konnte nicht gehen, seine Energie hat noch sehr lange das Jetzt meiner Seele bestimmt. Nachdem ich mit Unterstützung die Seele habe gehen lassen, können unsere beiden Seelen frei sein.

Verstorbene können ihre Aufgaben nicht mehr lösen, ein Loslassen von Verstorbenen fühle ich als Befreiung der Seelen von ihren Aufgaben.

Auch bei gescheiterte Beziehungen lasse ich los, dann fühle ich die Seelen frei für Neuanfang.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Ich danke euch ganz herzlich für die vielen, tollen Beiträge und eure Anteilnahme. Das werde ich mir alles Stück für Stück durch den Kopf gehen lassen.
Ich denke vieles wird vor allem die Zeit zeigen, wenn die erste Zeit, in der noch viel zu regeln ist, vorbei ist.
Ich werde versuchen, ihr gegenüber für alles offen zu sein. Natürlich werde ich ihr auch ehrlich sagen, wenn irgendetwas für mein Empfinden extreme Ausmaße annehmen sollte.
Jetzt geht es erstmal um die Trauerkarten. Sie möchte das Motiv und den Text selbst erstellen und da ist meine technische Umsetzung gefragt.
Sie hat sich heute morgen gemeldet, bevor ich es tun konnte. Das fand ich schon mal sehr gut.

Auf einen Beitrag möchte ich noch eben gesondert eingehen:
@such den Besitzer von Mau/Katze
Das klingt so, als müsstest du dein ganzes Leben jetzt neu sortieren und bist dabei auf dich allein gestellt.
Bei der Beerdigung sind meist Menschen dabei, die ungefähr um deine Situation wissen und dir auch ihre Hilfe anbieten.
Tu das nicht als Floskel ab, sondern nimm diese Hilfe an und bitte diese Menschen um konkretes, was sie für dich tun können. Vielleicht auch jeden um ein bisschen, dann fühlst du dich nicht so abhängig von Einzelnen.
Du scheinst quasi ganz brutal "aus dem Nest gefallen" zu sein. Versuche deinen Weg mit Hilfe zu finden.
Ich wünsche dir viel Erfolg und Kraft dabei!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Für mich ist loslassen nicht etwas, was ich mache, sondern etwas, was
geschieht. Loslassen passiert.
Es passiert dann, wenn ich den Schmerz nicht mehr scheue sondern ihn anschaue und höre, was er mir sagen will.
Und vieleicht ist loslassen auch die Erkenntnis, das der Schmerz bleibt, ein Leben lang.
Alles, was ich weg haben will taucht irgendwann in meinem Leben wieder auf. Alles was ich annehme und integriere so gut es geht, kann sich verwandeln in etwas, was ich er-tragen kann.

@fool, was du tun kannst in dieser akuten Phase?
Einfach nur da sein, ohne Erwartungen, das es deiner Freundin dadurch besser geht. Sie wird es wahrscheinlich nicht bewusst wahrnehmen, da sie traumatisiert ist.
Da ist alles im Nebel, denken fällt schwer.
Warte nicht drauf, das sie um Hilfe bittet, sei da.
Glaube nicht, das du ihr zu aufdringlich bist, sei da und entwickle ein Gespür dafür, wann sie alleine sein will.
Es müssen keine tröstenden Worte sein, eine Umarmung hat die gleiche Wirkung. Manchmal fühlen sich Worte falsch an.
Rechne auch damit, dass du Ablehnung erfahren könntest und nimm dies nicht persönlich.
Kleine Aktivitäten könnten ihre innere Starre ein wenig lösen: ein kleiner Spaziergang, gemeinsam Mahlzeiten zubereiten kleine Hausarbeiten mit ihr zusammen erledigen.

Letzter Tipp....sei sehr spürsam im Umgang mit dir selbst und achte auf deine eigenen Reserven. Deine Freundin zu begleiten wird ein langer Weg.
Trauer bleibt--denn es gibt immer etwas, das an den Lieben erinnert...aber sie lässt sich mal mehr , mal besser ertragen. Mein Enkel ist kurz nach der Geburt verstorben und obwohl ich ihn ja kaum erlebt hatte, vermiss ich ihn und alles, was damit zu tun hat unendlich...Ich trage ihn in meinem Herzen und meiner Haut.
Die Trauer begleitet mich seitdem--und doch kann ich lachen, leben und meinen Alltag bewältigen.
Immer wieder reißen Wunden auf--ob es die Trauer um den Kleinen ist, oder Trauer um meinen Vater, Freundinnen, die schon gegangen sind oder ganz frisch nach dem Herztod meines Bruders Silvester. Obwohl wir uns nicht oft gesehen haben, war er doch immer da...und nun nicht mehr. Ich habe beim Lesen dieser Beiträge gemerkt, wie nahe es mir noch geht--Trauer muss man zulassen, weinen, wütend sein, mit dem Schicksal und Gott hadern...Gefühle lassen nicht los!
Meine Schwägerin hat nach dem Tod meines Bruders ganz klar formuliert : Ich brauche Euch jetzt! Freunde und Familie waren und sind da, helfen im Alltag, bei Behörden etc (intellektuell ist das nicht das Problem--sondern der Schock!), laden sie ein, bringen ihr Essen, kleine Geschenke, schreiben Briefe...lassen sie nicht allein! In unserer trauerfeindlichen Gesellschaft ging sie auf die Menschen zu und sagt: Ihr müsst jetzt keine Angst vor mir haben! Das zeigt es ziemlich deutlich--Menschen brauchen Mensche, die ihnen helfen, zuhören, mal die Hand halten...die Trauer teilen.
Loslassen --nein--in Liebe gedenken und trotzdem sein Leben gestalten.
Mein Beileid geht an alle, die trauriges erleben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Mein Kampf war die Endgültigkeit.Ich konnte im Leben mit Problemen fertig werden.Eine Scheidung die mich traurig machte verletzbar aber eben auch meine Stärke forderte.
Bei einem Verlust ist die Kraft weg.Du weisst was du tust anstellst es wird den Abschied nicht ändern.
Das zu akzeptieren verinnerlichen braucht ganz ganz viel Zeit!
Wenn Menschen um einen herum sagen...Mein Gott jetzt ist es aber mal genug...die haben nichts verstanden!
Es gibt Menschen die trauern Jahre.Ich kann das verstehen.
Was nur wichtig ist man darf sich nicht darin verlieren und sich aufgeben.
Es ist ganz ganz wichtig das man los lässt!Dieser Prozess ist ein Heilungsprozess.
Das weinen verändert sich in den Jahren und das erinnern.
Der Tod gehört zum Leben...so schmerzhaft es auch ist.
04.03.2018
Mein Mam ist verstorben und alles was ich hatte oder auch nicht, ist weg.
Ich war bis auf 2 mal , nie länger als 2 Tage von meiner Mutter getrennt.
Ich bin zwar 34 Jahr, doch die Beziehung zu meiner Mam war besonderes. Vor 2 Jahren ist sie Krank geworden und ich habe komplett mein Leben auf gegeben, wirklich alles was man sich vorstellen kann. Doch 24 Stunden Zeit mit meiner Mam zu haben war das beste und ich würde es immer wieder machen.
Der Unterschied ist, nicht nur mein Herz und meine Seele sind kaputt, auch meine Basis wurde genommen. Ich habe weder eine Wohnung, besser werde von der von der von meiner Mam raus geworfen,noch Arbeit, Geld, Hilfe, Freunde. Momentan muss ich funktionieren um meine Mam auf die letzte Reise zu begleiten. Alle Behörden, Genossenschafft und und und überfordern mich gerade.
Meine Mam ist 63 Jahre gerade geworden und ich habe auch kein Vater oder Oma oder Opa mehr.Ich lebe momentan nur von Stunde zu Stunde. Auch wenn meine Mam krank war, hat niemand damit gerechnet. In einer Sekunde wird dir das liebste genommen. Schmerz.....es ist der schlimmste den ich je hatte. Ich weiß, das meine Mam immer nur wollte, das es mir gut geht,darum versuche ich auch mit dem Schmerz irgendwie fertig zu werden. Doch Licht am Tunnel kann ich noch nicht sehen. Die Beerdigung ist am Donnerstag un ich hoffe , das ich dann irgendwie etwas los lassen kann. Mam wird immer in meinem Herzen und Seele sein. Doch dieses Schmerz ist hart.
Ich kann andere momentan gar nicht trösten oder helfen. Ertrage kaum meine eigene Trauer,meine eigenen Gefühlen. Ich hoffe sehr , das es stimmt, das es mit der Zeit einfacher wird!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Ich würde auch keine Schere suchen. Es gab einen Grund, warum es Menschen in dein Herz geschafft haben. Nur weil sie gestorben sind, haben sie nicht die Berechtigung verloren, in deinem Herzen bleiben zu dürfen. :-)

DANKE @Die Artemis!

Puh! Schwieriges Thema.

Meine Mutter starb vor etwas über 2 Jahren. Sie war schon länger krank, aber die "Endphase" kam recht schnell,dauerte nicht lange, aber war dennoch heftig. Vor Allem weil meine Mutter keinen Lebenswillen mehr hatte und Untersuchungen und Behandlungen verweigerte, während mein Vater mehr oder weniger mit den Händen in den Hosentaschen daneben stand und "nicht wusste" was er tun sollte.

Das wusste er schon, denn er hatte alle nur erdenklichen Infos und Formulare von mir bekommen und hätte schon lange vorher die nötigen Schritte einleiten können, tat es aber nicht "um des lieben Friedens willen" wie er später behauptete.

Das Ende vom Lied war, dass meine Mutter über Wochen einen ziemlich langsamen, schmerzhaften und -in meinem Augen grausamen- Tod hatte.

Ich versuchte, stark zu sein. Für meine Mutter und für meinen Vater.
Nicht weinen.
Funktionieren.
Nichts schleifen lassen auf der Arbeit oder im Haushalt.
Die neu gewonnenen Informationen über die wirkliche Dynamik der Ehe meiner Eltern erst mal beiseite schieben.

Irgendwann wünschte ich ihr sogar den Tod, einfach damit sie ENDLICH erlöst ist und keine Schmerzen mehr hat. Und auch, damit wir, mein Vater und ich erlöst werden...und dafür schämte ich mich dann sofort. Man wünscht doch niemandem den man liebt, den Tod!!!

Aber das Thema ist Loslassen. Sorry für das OT.

Das war ein längerer Prozess. Nach ihrem Tod rauschte ich erst mal in einen Burn-Out rein. Große innere Leere. Meine Vertraute, Beraterin, Stütze, Hilfe bei den kleineren und größeren Dingen des Lebens, Ratgeberin, war weg.

Niemand mehr da mit dem ich abends nach der Arbeit telefonieren konnte. Dessen Rat ich mir für so ziemlich jede Lebenslage hätte holen können oder jemand, der auch mal mit mir schimpfte, wenn ich über die Stränge schlug.

Das Leben zog an mir vorbei und ich saß da in meiner Blase und bekam kaum etwas mit. Mein Vater versuchte, mich als "Mutti-Ersatz" zu gewinnen. Jemand der ihn betüttelt und alles "Unangenehme" was vorher meine Mutter für ihn erledigte, für ihn zu tut.

Aber ich hatte einfach keine Kraft mehr. Alles, wirklich jeder kleinste Schritt, wurde zu einem riesigen Aufwand. Jemand hat mal irgendwo geschrieben, dass es sich so anfühlte, als liefe man tagtäglich durch eine extrem zähe Suppe. Japp. Genau so war es.

Und ich verfluchte meine Mutter dafür, dass sie nie mit mir über ihre Lebenssituation sprach! Dass sie mir nie erzählte, wie schlecht es ihr eigentlich ging. Seelisch. Wie enttäuscht sie von meinem Vater war und ich hätte ihr geholfen, ihre eigenen Träume umzusetzen.

Ich war auch wütend auf meinen Vater, weil er immer den leichtesten Weg suchte und fand um sich aus "unangenehmen" Situationen raus zu winden ("Die Mutti hat....", "Die Mutti wollte nicht...", "ICH fand das so schrecklich...", "ICH konnte das nicht...", "ICH wollte das nicht mit ansehen...")

Ich landete auch in dem "Burn-Out-System". Psychopharmaka, Psychotherapeutin, die aber lieber über "eine Veränderung des Alltags" reden wollte, als über meinen Verlust, und zwei Freundinnen die ihr Bestes taten aus der Ferne.

Irgendwann, nach einem längeren Heulkrampf beschloss ich, meiner Mutter zu vergeben. Dafür dass sie nicht genauso offen und ehrlich zu mir war wie ich zu ihr. Dafür dass sie sich einfach mit ihrem "Schicksal" abgefunden hatte und dafür dass sie, so mir nichts - dir nichts, "abgehauen" war und mich alleine zurück ließ.

Das war der Anfang vom Loslassen. Dafür gab es aber keinen bestimmten Auslöser oder Therapie. Nur MEIN Wunsch zu leben und wieder nach vorne schauen zu können.

Es gibt kein Patentrezept wann jemand wie und ob überhaupt loslassen "soll" oder darf. Wichtig ist nur, dass dieser Mensch nicht vergisst, dass ER/SIE immer noch lebt und das Leben WIRKLICH weiter geht.

Die ersten Schritte sind immer die Schlimmsten und Härtesten. Hat man diese aber erst mal geschafft, geht es jeden Tag etwas besser.

Aber man muss aufpassen, dass man nicht irgendwann in der Spirale von Trauer und Depression gefangen ist. Notfalls sollte man sich professionelle Hilfe holen. Freunde können zwar schon helfen, aber wer nicht selbst so einen Verlust bereits erlebt hat, möchte oft nicht über "solche Themen" reden um nicht selbst an die Vergänglichkeit der eigenen Liebsten erinnert zu werden.

Am Wichtigsten ist - als außenstehende/r Freund/in das Zuhören. Auch wenn der Trauernde zum x-ten Mal dieselben Dinge erzählt, zum x-ten Mal über Dasselbe weint, zum x-ten Mal dieselben Fragen stellt, bitte höre einfach nur zu und gib auch zum x-ten Mal deinen Rat dazu. Das hilft ungemein.

Meine zwei Freundinnen leben weiter weg aber sie kamen mich dennoch öfters über das Wochenende besuchen, OBWOHL meine Bude aussah als hätte eine Bombe eingeschlagen, da ich nicht mal mehr fähig dazu war, aufzuräumen und zu putzen.

Auch wenn sie mich anfangs nervten, ich mich dann für den Zustand der Wohnung und auch für MEINEN Zustand schämte, es half trotzdem. Denn irgendwann wollte ich wieder dabei sein bei dem gemeinsamen Spaß, beim Rausgehen mit den Freundinnen und bei den gemeinsamen Abenden zuhause.

Und nochwas: Es gibt keinen vorgeschriebenen Zeitrahmen, wie lange Trauer und Das Loslassen dauern dürfen/müssen! Jeder trauert anders. Jeder empfindet einen Verlust anders. Heutzutage wird gerne darauf gedrängelt, dass man so schnell wie möglich wieder "die Alte" oder "der Alte" ist.

Nix da! Jeder soll sich die Zeit nehmen die er/sie braucht um den Verlust zu verarbeiten! Egal was das Umfeld dazu sagt!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Ich weiß nur auch eigener leidvoller Erfahrung.
Wenn Freunde " da sind", sich die Zeit nehmen und die Geduld aufbringen die eigene Trauer auszuhalten..... einen einfach nur mal in den Arm nehmen und zuhören, zuhören, zuhören...... dann hilft es ungemein, daß die Wunde der Trauer und alle quälenden Gefühlen die in einem toben, Schorf bilden kann, nicht mehr ständig blutet.
Die "Wunden" bleiben , heilen mit der Zeit ein wenig ab. Aber die "Haut" darauf bleibt dünn, ist schnell wieder "verletztlich" und wund.... Und es wird immer wieder Auslöser geben, die man auf den ersten Blick nicht versteht. Denn leider wird das Thema Tod, Krankheit und Leid ja nicht weniger im Alter. Und es "triggern" einen Situation, die rational erstmal nicht so schnell zu erfassen sind.
Der Verstand ist oft schnell in einer Erklärung, aber gerne auch auf dem Holzweg.
Die Gefühle führen aber ihr Eigenleben.... brodeln irgendwann auf kleiner Flamme, aber kochen auch immer mal wieder hoch.
Irgendwann kam ich immer wieder an den Punkt, daß die Verstorbenen mir sicherlich ein "gutes" Leben gewünscht haben, nicht nur im quälenden Gefühl des Verlustes zu verbleibe. Dann war der Zeitpunkt, daß ich "loslassen" konnte. Was auch immer dieses Wort für jeden einzelnen bedeutet. Weil auch das darf sehr unterschiedlich sein.



Leider stimmt es, daß in unserer Gesellschaft wenig Zeit und Raum ist für Trauer, einem auch oft nicht die Zeit gegeben wird, die man braucht. Ja, das Trauerjahr hat schon seine Berechtigung.

Ich wünsche dir und vor allem deiner Freundin viel Kraft... ☆♡☆
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Liebe Fool, deiner Freundin und dir möchte ich mein Beileid aussprechen.
So eine Situation fühlt sich sehr machtlos an. Ich finde schön, dass Du
jetzt richtig reagieren möchtest. Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es
das Richtige wohl nicht gibt, denn jeder trauert anders.

Mir hat dabei geholfen wenn Leute einfach nur da waren und meine Trauer mitgetragen und ausgehalten haben.
Für mich war damals am wertvollsten, dass meine Leute mir Zeit gaben und null Erwartung an mich hatten.
Niemand sagte ich müsse jetzt langsam loslassen, oder gar wieder vorwärts schauen.

Erfahrungsgemäss kam das dann irgendwann von alleine.

Trauern ist ein ganz individueller Prozess.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Ich verlor am 28 Februar meine kleine Tochter.5 Jahre ist es jetzt her und die Welt blieb stehen.
Mir ihr ist auch mein fühlen denken meine Freude und mein Vertrauen gegangen.Genauso wie der Glaube an Gott!
Keiner wirklich Keiner konnte helfen .Trost spenden war unmöglich genauso wie Nähe .Du verschließt dich .
Das Jahr danach war ich kein Mensch nur ein Roboter.Ich habe gegessen geschlafen habe mich von der Arbeit befreien lassen.Einen Rhythmus hatte ich nicht mehr.Ich habe mir die Wäsche meiner Tochter aus dem Schrank geholt und darauf geschlafen.Dann das Zimmer verschlossen über einem Jahr.
Ich hatte zuvor meinem Vater verloren an einer schweren Krebs Krankheit.Sein gehen war die Erlösung.Dieser Tod hatte noch mal eine andere Wertigkeit.Der Tod meines Bruders 10 Monate danach der in der Wohnung einen Herzinfarkt erlitt riss mir innerlich aber noch mal die Beine weg.Im Grunde genommen habe ich in 5 Jahren 3 Menschen verloren die ich abgöttisch geliebt habe.Die Tode waren ein Ball der mir immer wieder zugespielt wurde.
Was ich brauchte war meine Trauer und meinem Umgang damit.Alle Abschiede müssen verarbeitet werden....sonst kannst du in diesen Leben nicht weiter machen.
Was ich vergaß das auch meine Familie trauerte.
Über meinem Schmerz sah ich nicht ihren Kummer.Meine Mutter hatte Mann verloren den Sohn und die Enkelin.Mein Sohn die Schwester den Opa und den Onkel.Mein Bruder den Vater den Bruder und die Nichte.
Irgendwann bin ich damit morgens damit aufgewacht und dann nach fast einem Jahr konnte ich Mamas Armen weinen.
Die Zeit heilt nicht alle Wunden Niemals .Die Zeit aber lässt die Wunde nicht mehr sehr so brennen.
Ich habe angefangen über die Verluste und über den Verlust von meiner Tochter zu reden.Langsam nimmst du wieder Teil am Leben.Ich holte mir trotzdem professionelle Hilfe.Das Paket war einfach zu gross.
Nach 2 Jahren habe ich das Zimmer meiner Tochter leer geräumt!Ich habe sehr geweint dabei und für mich Abschied genommen.Im Herzen aber trage ich sie immer bei mir.
Jetzt Heute nach 5 Jahren kann ich sagen.Sie war mein Leben und ich bin dankbar das ich sie für die Jahre begleiten durfte die sie bei mir war.
Über meinem Vater und Bruder reden wir viel in der Familie und können sogar über Anekdoten schmunzeln.
Irgendwann wird meine Mama gehen.Sie ist jetzt 82.
Ihr Tod wird mich noch mal sehr treffen...aber ich weiss auch das der Abschied zum Leben gehört!
Ich habe für mich gelernt das damit nicht alles vorbei ist.Ich habe immer noch meine Erinnerung.
Wie der Mensch den wir geliebt haben auch geht ,wir dürfen eines nicht...Uns aufgeben.
Da hätten die Menschen nicht gewollt die uns verlassen.Was wir brauchen ist die Trauer der Nebel und die Tränen denn das ist die Zeit des los lassen und begreifen.

Ich trage meinen Vater Bruder und Tochter im Herzen dafür bin ich dankbar!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Fool- ich kann sowohl dir als auch deiner Freundin das Buch eines Linzers SEHR empfehlen! Hab gerade nachgeschaut, man kann es auch auf amazon bestellen
August Höglinger- Loslassen ohne zu vergessen!
Er beschreibt da 10 Schritte- und ich kann wirklich sagen, dass es toll hilft!
Bei deiner Freundin brauchts noch Zeit um überhaupt an so etwas zu denken- die ist im Schock und wird das volle Ausmass so richtig erst später realisieren!!!! Das haben Unfalltod oder plötzlicher Herztod so an sich
Wichtig ist da zu sein, wir tabuisieren den Tod in unserer Gesellschaft noch so, und das macht uns so hilflos, dass wir unbewusst trauernde allein lassen- aus Angst!
Loslassen hat NICHTS mit vergessen zu tun oder verdrängen- im Gegenteil! Loslassen bedeutet nur dankbar Abschied zu nehmen( und zwar im eigenen Tempo und nicht wenn irgendwer meint) und anzuerkennen, dass man selbst lebt und das Leben auch gelebt werden will! Und wenn ich eisern festhalte an meiner Trauer, dann ist das ein sehr destruktiver Vorgang- mit eisern festhalten sprech ich von vielen Jahren, nur um das nicht missverständlich rüberzubringen! Das Trauerjahr, dass es früher gab, das hat einen Sinn- um eben wirklich Abschied zu nehmen und anzuerkennen, dass das Leben einen neuen Weg aufgezeigt hat! Es gibt immer wieder Momente im Leben, wo dir ein Mensch fehlen wird, einfach weil du ihn gern dabei hättest- Loslassen bedeutet, dass du diesen Moment annimmst, auch weinst, trauerst( selbst nach Jahren) und dann aber wieder in das Leben im Jetzt zurückgehst im Sinne vom Anerkennen, dass jetzt diese und jene Personen den Moment mit dir teilen, dass JETZT das Leben so und so ist!
Es wird besser, wenn man es zulassen kann, weil der Schmerz der liebevollen Erinnerung immer mehr Platz gibt und Raum und irgendwann eine Narbe ist, die bei Wetterwechsel manchmal schmerzt- im Alltag sonst aber einfach erinnert!
Wenn jemand nach Jahren nicht aus Leid und Trauer rausfindet- dann hat das mit der Persönlichkeit desjenigen zu tun und ist ein tieferliegendes Problem!
Ich wünsch deiner Freundin, dass sie Menschen um sich hat, die sie jetzt mittragen, indem sie Essen bringen, bei Behördengängen helfen, in den Arm nehmen und auch mal mitweinen- alles Liebe !
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Glaube, Freunde können einem nicht wirklich helfen los zu lassen oder Dinge zu verarbeiten, das muß jeder für sich alleine tun. Wobei sie aber helfen können, ist das Gefühl der Einsamkeit und des "Allein gelassen seins" zu lindern... Manchmal ist auch ganz einfach praktische Hilfe notwendig, wenn den Betroffenen die Gefühle so stark fesseln, dass Alltägliches auf der Strecke bleibt.

Einfach beobachten was gebraucht wird und auch wissen: Nicht jede Trauer ist gleich. Nicht jeder Mensch verarbeitet gleich.
Das Thema berührt mich ungemein, morgen sind es 10 Monate dass ich den bisher schmerzhaftesten Verlust meines Lebens erlebt musste. Innerhalb eines halben Tages wurde mein Leben gefühlt komplett auf den Kopf gestellt.
Niemand kann einen auf den unglaublichen Schmerz vorbereiten und niemand kann ihn dir nehmen.
Schlimm finde ich, dass man nicht mehr trauern kann, weil man nach einer gewissen Zeit wieder "funktionieren" muss. Mein Arzt wollte mir nach einer Zeit Antidepressiva verschreiben, die ich dankend abgelehnt habe, denn ich war und bin nicht depressiv, sondern einfach unendlich traurig.
Ich war bei einer ganz tollen Psychologin, die auf Trauerbegleitung spezialisiert ist, die Gespräche bei ihr haben mir unglaublich gut getan. Oftmals saß ich einfach nur da und hab geheult und geheult und geheult.
Wie hier einige schon schrieben, es gibt Trauerphasen, wobei man nicht sagen kann dass jeder sie gleich durchläuft. Niemand kann vorhersagen wie und wie lange man trauern wird. Je intensiver die Beziehung zum Verstorbenen, desto intensiver wird die Trauer sein.
Was mich vor allem extrem belastet ist das NIE WIEDER, das hat sich in meinen Kopf eingebrannt und das macht mich so extrem traurig. Der Schmerz wurde mittlerweile tatsächlich weniger, die Trauer ist mein Begleiter und an manchen Tagen ist sie stark, an manchen sehr stark und an anderen Tagen ist sie weniger stark, doch da ist sie täglich.
@ Fool, ich denke dein Gefühl wird dich leiten, meine Freunde haben mich manchmal einfach nur in den Arm genommen, mir gezeigt sie sind da für mich, sie haben mit mir geweint und ich konnte bei ihnen vor allem ich sein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Der Begriff des "Loslassen (müssen?)" hat mich auch schon oft beschäftigt und vorallem irritiert...
Ich habe mir ähnliche Fragen gestellt und glaube er wird häufig missbräuchlich benutzt.
Ich kann diese "Loslassen" für mich übersetzen mit: den Anderen in ruhigem, möglichst geklärtem Zustand gehen lassen/verabschieden...Mit etwas leichterem Herzen ihm freundlich-liebevoll gedenken.
Das ist aber erst-für mich- möglich, wenn ich alle Trauerphasen komplett durchlebt habe.
Das bedeutet in meinem Fall, dass dies auch -in bestimmten Fällen- länger als "üblich" (WER? bestimmt das eigentlich?) dauern kann.
Lasst Euch da keinerlei Vorschriften machen. Das ist ein sehr individueller Prozess.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Das relativiert für mich dieses "man muss lernen loszulassen", was man überall zu hören bekommt, sehr.
Ich werde mich jetzt mal ablegen und mir morgen in Ruhe Mattildas Link ansehen.
Ich danke euch sehr, habt eine gute Nacht! 😴🌙
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
@ Fool

Ich würde auch keine Schere suchen. Es gab einen Grund, warum es Menschen in dein Herz geschafft haben. Nur weil sie gestorben sind, haben sie nicht die Berechtigung verloren, in deinem Herzen bleiben zu dürfen. :-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Hallo Fool,
auch von mir Mitgefühl für Deine Freundin und Dich.

Es gibt ja dieses berühmte Phasen-Modell, das versucht den Prozess des Abschieds zu erklären/aufzuschlüsseln.
Ich hab auf die Schnelle nur einen Link zu den Johannitern gefunden, der aber sehr praxisbezogen zu sein scheint.
http://www.johanniter.de/dienstleistungen/betreuung/trauerbegleitung-von-kindern-und-jugendlichen-lacrima/lacrima-in-mittelfranken/service-wissen/wissen/trauerphasen-nach-verena-kast/
Er enthält auch Tips/Anregungen wie Du Deiner Freundin evtl. beistehen könntest.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Danke, Artemis.

Ich fühle mich immer weniger wie ein "Alien", das nicht fähig ist "einfach" loszulassen. ;-)
Ich hadere mit diesem Wort schon sehr lange, da ich nicht verstehe, wie das bei echten, tiefen Empfindungen wirklich gehen soll. Sie sind ja kein Seil, was man einfach durchschneiden und dann wegwerfen kann.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Danke, Praller Po.
Es tut gut, zu lesen, dass ich mich nicht alleine so schwer damit tue.
Genau, wie du es beschreibst, fühlt es sich für mich an.

@Pia
Ich werde ihr das Los nicht nehmen können.
Drängen wäre sicher nicht gut. Nur möchte ich nichts verschlimmern.
Daher bin ich dankbar für ein paar Impulse von außen, auch für dein Zitat.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
@ Fool

Ich glaube, dass dieses "Loslassen" nicht funktioniert. Für mich würde es sich so anfühlen, als würde ich Menschen aus meinem Herzen verbannen, um nicht mehr an sie denken zu müssen. Nur so könnte ich die Trauer bekämpfen.

Mit dem Spruch, dass die Zeit alle Wunden heilt, ist für mich nur gemeint, dass einen irgendwann der Alltag wieder eingeholt hat und man deshalb genügend Ablenkung hat. Die Traurigkeit tritt in den Hintergrund, aber sie ist nie ganz weg. So geht es mir zumindest.

Ich kann dir leider keinen Tipp geben. Aber ich wünsche dir viel Kraft, um deiner Freundin in der bevorstehenden Zeit beistehen zu können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Daher zweifle ich auch an mir, ob ich eine große Hilfe beim Loslassen sein kann.

Und ich zweifle auch, ob wir das überhaupt so sollen.
Das ist nicht von mir (glaube es ist aus einem Buch), aber es bewegt mich seit ich es gelesen habe:
"Jemanden loslassen heißt auch jemandem sein Los lassen."
Das bewusste "Drängen" quasi weg von der Trauer hin zum Loslassen, ist vielleicht gar nicht richtig.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
04.03.2018
Wie schlimm. Mein Beileid. Ich kann Dich verstehen, Fool, wenn Du zweifelst, ob Du die richtige Hilfe beim Loslassen bist.

Ich kann mit solchen Verlusten auch nicht wirklich umgehen. Da macht sich dieses Gefühl der Hilflosigkeit oder besser gesagt der Ohnmacht breit und man kann nichts dagegen tun. Die Zeit heilt nicht alle Wunden. An guten Tagen kommt man irgendwie halbwegs damit klar, aber dann gibt es wieder Tage, an denen man vor Trauer und Schmerz am liebsten mit dem Kopf wider die Wand rennen möchte, um sich dem Ganzen für eine gewisse Zeit entziehen zu können...

Ich wünsche Deiner Freundin viel Kraft und Dir natürlich auch...