Kontaktabbruch mit der Familie
Forum für Dicke, Mollige und Übergewichtige

Persönliches

Ich danke euch für eure wertvollen und offenen Beiträge, die mir sehr helfen, meine Position zu finden...
@ Berith: die Seite im Netz die du angeführt hast, hat mir mein ganzes Dilemma vor Augen geführt und seit ich sie gelesen und verinnerlicht habe, ist bei mir eben auch das Thema Kontaktabbruch ein Thema. Alle Eigenschaften die angeführt sind, treffen auf meine Mutter bzw. unsere Familie (Triangulierung) zu und mir war das über 40 Jahre nicht bewusst!
Das angeführte Buch befindet sich auch schon länger bei meiner Literatur, die Entscheidung und die Konsequenzen nimmt einem aber keiner ab :-)

@ Dagmar: die von dir geschilderte Lage ist meinen Verhältnissen ähnlich und ich finde deine Lösung gut und "erwachsen". Auch ich weiss, dass ich nie so gesehen und wahrgenommen werde, wie es wichtig wäre und ich es brauchen würde. Dein vorletzter Absatz hat mir imponiert und er enthält viel Wahres, das erleichtert! Danke!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Mittlerweile habe ich den Kontakt zu meinem Vater völlig abgebrochen.
Nach 14 Jahren absoluter Funkstille, habe ich ihm mal zum 75.Geburtstag eine Postkarte geschickt und mehr, als 2-3 Postkarten pro Jahr passiert auch nicht mehr.
Über meinen Bruder, der in Spanien lebt, bekomme ich ab und an noch mal kurze Infos mit von seinen sehr seltenen Telefonaten. Mehr so Eckdaten, mehr interessiert mich auch nicht.

Ich bin mit 16 Jahren ausgezogen (über das Familiengericht und Prozeß usw) und es gab immer mal wieder Kontaktversuche von meiner Seite aus, die dann doch wieder kränkend und abwertend für mich verliefen. Dann habe ich den Kontakt wieder für 1-3 Jahre eingestellt.

Vor etwa 16 Jahren hatte ich dann ein "Schlüsselerlebnis".
Dabei habe ich "verstanden", daß mein Vater und ich eine völlig verschiedene Wahrnehmung haben. Er hat eine Art Tunnelblick und ich eher ein Panorama, schmunzel.
(Bei dem Erlebnis ging es um eine Fernsehsendung und dem, was da jeder von uns beiden "gesehen" und daraus verstanden hatte.)
Somit wurde mir deutlich, daß er mich nie als Person wirklich wahrnehmen kann, nicht alles "sieht", was mich ausmacht und mich daher auch nie verstehen oder anerkennen oder wertschätzen wird. Jemand der (z.B) die Farbe Rot nicht sehen kann, dem kann ich Rot auch nicht gänzlich verständlich machen.

Seither geht es mir gut ohne Kontakt. Wozu auch noch Kontakt ?
Wir haben uns so wirklich eh nichts zu sagen. Und ich werde bestimmt nie so leben, wie seine Vorstellungen für mich waren/sind.

Alle paar Jahre hatte ich früher immer nochmal Kontakt und die Hoffnung auf normale Familienverhältnisse, bis wieder eine massiv abwertende Bemerkung seinerseits fiel ....Cut.
Früher mußte ich entweder brüllen oder mir das Maul mit Essen selber stopfen, damit ich nicht brüllen mußte vor Zorn ;-))

Vorbei...er ist mir einfach nur noch egal.

Betr seiner Alters"versorung" habe ich wohl ehr Glück. Seine zweite Frau ist 15 Jahre jünger und fitter ;-))
Er hat ein Haus....somit wird er sich lange Pflege leisten können, wenn er es verkauft.

Nein. Man muß seine Eltern nicht lieben. Auch läßt sich Liebe und Zuneigung nicht "kaufen".

Und Erben finde ich eigentlich "unanständig". Denn ihren Besitz haben sich Eltern für sich erworben, nicht für Kinder....die sind für sich selber zuständig.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Mein Vater hat mich verbrügelt seinen Frust an mir abgelassen meine Mutter brav zugeschaut Heute streitet das alles ab .....noch schlimmer sie behauptet Papa hat mich soo geliebt ein Mann der mir ins Gesicht hat ....glaubst Du das es je ein Arschloch gibt das sowas wie Dich liebt ....und Du bist hier nicht erwünscht nur geduldet .....tolles Elternhaus------für meine Mutter ist bzw war er der Perfekte Mann ....er lebt nicht mehr .....sorry wenn Ich das sage aber irgendwie war sein Tod für mich ein Stück Befreiung
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Mein Vater hat mich verbrügelt seinen Frust an mir abgelassen meine Mutter brav zugeschaut Heute streitet das alles ab .....noch schlimmer sie behauptet Papa hat mich soo geliebt ein Mann der mir ins Gesicht hat ....glaubst Du das es je ein Arschloch gibt das sowas wie Dich liebt ....und Du bist hier nicht erwünscht nur geduldet .....tolles Elternhaus------für meine Mutter ist bzw war er der Perfekte Mann ....er lebt nicht mehr .....sorry wenn Ich das sage aber irgendwie war sein Tod für mich ein Stück Befreiung
Ja, das ist ein komplexes Thema und ich finde es schwierig, Deine Fragen zu beantworten, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen und (für diesen Rahmen) zu viel preiszugeben.

Also, ich habe seit mehreren Jahren keinen Kontakt zu meinem Bruder und keinen persönlichen Kontakt zu meinen Eltern.
Bezüglich meinem Bruder ist der Hintergrund, dass wir einfach komplett unterschiedliche Menschen sind und er von klein auf wirklich null Interesse an mir hatte. Er war wie eine Teflonpfanne, ich bin bei jeder Bemühung der Kontaktaufnahme abgerutscht. Das war als Kind so, als Jugendliche und später auch als Erwachsene. Mit Anfang 30 habe ich ihm geschrieben, dass ich nicht gewillt bin, ihm weiter hinterherzurennen und ich jegliche Bemühungen einstellen werde. Sollte er Interesse an einem Kontakt zu mir haben, müsse er selber tätig werden. Daraufhin kam nichts und damit ist der Fall für mich erledigt.

Bezüglich meiner Eltern ist es schwieriger. Mein Vater ist ein sehr schwacher Mensch, der sich unterordnet, meine Mutter ist einfach nur krass (sagt Dir der Begriff "gas lighting" was? Hier ist ein interessanter Link, der andeutet, wie ich groß geworden bin: http://www.narzissmus.org/ <= ich habe mit der Seite nichts zu tun!)
Ich war ein extrem unglückliches Kind, eine unglückliche Jugendliche und habe nur daraufhin gelebt, irgendwann erwachsen zu sein, eine Ausbildung zu haben und dann weggehen zu können. Ich bin direkt nach meiner Ausbildung ans andere Ende von Deutschland gezogen. Auch aus der Ferne war es nicht möglich, den Kontakt halbwegs neutral und konfliktarm zu gestalten. Mit Anfang 30 habe ich dann auch den Kontakt zu meinen Eltern komplett abgebrochen. Mit Mitte 30 kam es nochmal zu 3 oder 4 Treffen, die aber allesamt auch schnell eskalierten und seitdem habe ich einen stark eingeschränkten Kontakt, soll heißen: keine persönlichen Treffen, keine Telefonate (niemals die Telefonnummer geben!), 2 bis 3 Mails pro Jahr.

Ich hatte lange mit dem Thema zu tun - zum einen wollte ich meinen Hass loswerden und meine eigene Not, ich konnte viele Jahre gar nicht über meine Mutter sprechen, ohne zu weinen. Zum anderen fühlte ich immer die moralische Verpflichtung, dass es halt trotz allem meine Eltern sind und habe mich schuldig gefühlt.
Ich hatte manches an professioneller Unterstützung, was mir sehr geholfen hat. Ich gestehe mir jetzt zu, dass ich keinen Kontakt mehr habe, weil es mir sonst zu sehr schadet. Es tut mir leid für meine Eltern, ich weiß, dass sie darunter leiden, aber ich habe gelernt, dass es keinen Weg für uns gibt in einem halbwegs friedlichen Miteinander, dafür ist meine Mutter einfach zu krank.
Neben der professionellen Hilfe hat mir dieses Buch
https://www.amazon.de/sp%C3%A4t-eine-gl%C3%BCckliche-Kindheit-haben/dp/3861451735
sehr geholfen, meinen Blickwinkel zu ändern. Heute denke ich, sie haben es so gut gemacht, wie sie es eben konnten und habe keinen Groll mehr.

Bereut habe ich den Kontaktabbruch nie, es geht für mich nicht anders, das habe ich mittlerweile akzeptiert.
Das Thema Älterwerden der Eltern kann ich nicht so recht beantworten, da ich erst so langsam damit konfrontiert werde. Meine theoretische Haltung ist: ich möchte, dass meine Eltern gut versorgt sind, dass sie die Unterstützung erhalten werden, die notwendig sein wird. Dafür würde ich aus der Ferne sorgen, sprich professionelle Dienste installieren, meinen Beitrag dazuzahlen im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten. Aber ich möchte meine Eltern nicht nochmal sehen.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich diese Haltung durchhalten würde, wenn z.B. einer von beiden auf dem Sterbebett liegen und um mein Kommen bitten würde. Das wird sicher nochmal schwierig, diesbezüglich einen Weg zu finden, der allen Beteiligten halbwegs gerecht wird.

Ich wünsche Dir, dass Du den Weg findest, der für Dich der richtige ist!
15.10.2017
aus der Rolle des abhängigen Kindes herauszutreten und zu dem erwachsenen Menschen in Liebe zu stehen, der man heute ist (...)

DAS ist das Beste und Wahrste was ich seit Langem gelesen habe!

Danke Dir Sternentänzerin.
Das ist ein sehr schwieriges Thema und jeder geht damit anders um. Ich habe erlebt das eine "Pause" sehr gut sein kann. Wir sind eine, heute würde man sagen, Patchworkfamilie. Entstanden durch die zweite Ehe meines Vaters. Ich bin Kind aus der zweiten Ehe, aus der ersten Ehe gibt es ebenfalls eine Tochter.
Eine zeitlang waren wir eine gemeinsame Familie. Leider verstarb unser Vater sehr früh. Die Kinder meiner Schwester, sagen zu meiner Mutter Oma. Dann kam es zu Missverständnissen mit meiner Schwester. Wir hatten mehrere Jahre keinen Kontakt.
Vor ungefähr einem Jahr stand meine Schwester unverhofft bei meiner Mutter vor der Tür. Seitdem haben wir wieder regelmäßig Kontakt. Es ist als wäre nie etwas gewesen. Wirklich über die Missverständnisse haben wir nicht gesprochen. Dafür war es einfach zu lange her und niemand weiß mehr genau, warum und weshalb es dazu kam.

Ich spüre bei meiner Mutter eine große Freude und Zufriedenheit. Sie genießt die große Familie sehr. Ich denke für jemand älteres ist es wichtig die Familie in Frieden zu wissen. Wir haben nicht jeden Tag miteinander Kontakt, aber Sie weiß wir haben uns wieder.
Ich empfinde es nach der langen Pause als einen respektvolleren Umgang miteinander. Wir schätzen uns mehr,nehmen es nicht mehr als selbstverständlich.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Liebes Einzelstückerl,auch ich habe den Kontakt zu meiner Familie , in Frieden abgebrochen. Es war aber kein "sich im Groll" abwenden, es war eher ein Annehmen von den Dingen, wie sie eben sind. Meine Familie hat viel durch, ich kenne die Beweggründe von jedem. Ich konnte jedem, für das was vorfiel, verzeihen, ihre Denk- und Gefühlsmuster annehmen und so sein lassen. Ich bin aber trotzdem gegangen. Weil ich mir genauso wichtig bin und ich einfach gespürt habe, das ich nicht authentisch ich sein kann/darf, ohne Unruhe in meine Familie zu bringen. Jeder hat eben seine Art, mit den Dingen umzugehen, die passiert sind...meine Familie entschied sich für Schweigen und die Fassade eines normalen Alltags, Negatives ist grundsätzlich nicht erlaubt, PUNKT. Das ist ihr Weg. Sie werden mich schon lieben, auf ihre Art, das weiß ich. Meine Türen zu ihnen ließ ich offen, auch mit der Einladung einzutreten, wenn sie bereit wären, mich einfach so zu nehmen , wie ich bin, mit der schmerzhaften Wahrheit der Vergangenheit und ohne Todschweigen...bis jetzt kam niemand auf mich zu. Und das ist ok für mich. Ich bin mir selbst treu, ich kämpfe nicht mehr um Akzeptanz, ich muss niemandem mehr Grollen, ich habe verzeihen können und ich habe da auch meinen Frieden gefunden. Ich wünsche ihnen von Herzen gutes und würde mich zu jeder Zeit über ein Wort von ihnen freuen. Weh hat es schon sehr getan...und auch heute vermisse ich es, einen Heimathafen zu haben, gerade, wenn es jetzt auf Weihnachten zu geht. Ich hatte das so nie, selbst als Kind nicht. Aber das ist nun mal so. Selbst mit Kontakt wäre es ja auch nur ein fauler Kompromiss, ein Einsamfühlen unter den Liebsten finde ich dann fast noch schlimmer. Wirklich aus der Schlinge befreit habe ich mich aber nicht durch den Kontaktabbruch, er war mehr die Konsequenz aus dem Loslassen, der Hoffnung, eben doch noch das geliebte Kind zu sein, und der Vergebung allen für alles, auch mir. So willentlich einfach den Kontakt abzubrechen ändert ja nichts an der inneren Haltung, die man sich selbst gegenüber hat. Da etwas zu verändern, aus der Rolle des abhängigen Kindes herauszutreten und zu dem erwachsenen Menschen in Liebe zu stehen, der man heute ist, ich denke, das ist eher der Schlüssel des ganzen:)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Ich hab den Kontakt zu meiner Mutter auch abgebrochen Sie tut mir einfach nicht gut ....hat Ihren heiligen Sohn soll sie mit dem glücklich werden mein Elternhaus war immer schon .....reden wir bitte nicht drüber Heute streitet Sie alles ab noch ein Grund für mich zu sagen Ich will meine Ruhe
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Huhuuu ich bin ja froh das du auch fragst nach den Menschen die Verzeihen konnten...so kann ich auch antworten. Meine Kindheit war schwer, Vater Alkoholiker und Mutter jähzornig und Tablettensüchtig. Da gab es unzählige Situationen die schmerzhaft und verletzend waren. Mit 19 schon bin ich ausgezogen in einer Nacht und Nebelaktion weil ich es nicht mehr aushielt. Ein Kontaktabbruch kam für mich aber nie in Frage. Eltern sind nicht perfekt und ich kenne auch niemanden der perfekte Eltern hat. Freilich habe ich den Kontakt gesteuert so wie ich es aushalten konnte. Diese Verantwortung mir gegenüber hatte ich und hab ich auch wahrgenommen. Aber ein Kontaktabbruch konnte ich mir nicht vorstellen. Das Verzeihen kam viel viel später. Und ich kann es auch gar nicht an einen bestimmten Tag festmachen. Irgendwann stellte ich einfach fest das ich im Umgang mit meiner Mutter ( mein Vater verstarb schon 1992) viel entspannter wurde. Ich musste auch nicht ständig mehr daran denken was sie mir alles angetan hat. Es war nicht mehr wichtig. Ich nahm sie so wie sie ist in den Häppchen die für mich umsetzbar waren. Mit meinem Vater hatte ich etwa ein dreiviertel Jahr vor seinem Tod eine kleine Aussprache. Er wollte reden und räumte ein viele Fehler gemacht zu haben. Seine Reaktion zeigte mir das es ihm leid tat. Ich hatte ihm ohnehin keinen Groll mehr gegen ihn aber ich sagte das ihm auch damit er in Frieden gehen konnte. Und so war es dann auch. Ich bin zu tiefst davon überzeugt das Unvergebenheit grundsätzlich aber auch gegenüber den Eltern das ganze Leben vergiften kann. Von daher würde ich vermutlich niemals jemanden raten den Kontakt abzubrechen. Eventuell die Form des Kontaktes zu überdenken aber niemals abzubrechen. Liebe Grüße Corina
Es ist in den letzten Tagen schon einmal in einem anderen Thread davon die Rede gewesen, dass man den Kontakt zu den eigenen Eltern oder anderen Familienmitgliedern abgebrochen hat oder einem nahegelegt wurde, diesen Schritt zu setzen.

Mich interessieren die Beweggründe für so einen Schritt!
Wer von euch hat den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen, aus welchem Grund?
Was mich aber besonders interessieren würde, habt ihr diesen Schritt jemals bereut?
Wie war es, wenn die Eltern zum Beispiel alt und krank wurden, Hilfe brauchten oder wie war es dann beim Sterbensprozess - Begräbnis - war euch das egal, weil sie für euch eh schon früher "gestorben" sind?
Oder wie seid ihr mit Kontaktaufnahmen der anderen Seite umgegangen?
Gab es nach einer Zeit wieder eine Annäherung, wo es wieder gepasst hat?

Man liest so viel vom "Verzeihen", um selbst wieder glücklich zu sein, ist das wem gelungen?

Mir ist bewusst, dass das ein sehr persönliches Thema ist und ich bitte daher auch, um die entsprechende Achtung und Wertschätzung beim Dialog und würde mich über Rückmeldungen freuen, denn ich selbst denke mir öfter, dass es bei mir wohl auch der richtige Schritt "wäre" und bin über ein paar Erfahrungen froh...
Schönen Sonntag!