Kontaktabbruch mit der Familie
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Persönliches

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Ja, Theodora.....die tiefe Sehnsucht nach familiären Strukturen, nach Verbundenheit, nach "zu Hause sein"...*seufz

Aber tatsächlich losgekoppelt von den realen Personen.
Anfangs hab ich das als "schizophren" erlebt (nicht im medizinischen Wortsinn!)
Mittlerweile kann ich das als Teil meiner persönlichen Entwicklung sehen und leben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
ach ja, den Schmerz um den Verlust von Familie und Verbundenheit, den kenn ich gut - da gehts gar nicht um die Personen, sondern um das Bild, das wir in uns tragen, gell!
da gibts dann die weniger guten Tage wo es richtig richtig weh tut.......
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Und noch ein Nachtrag:
Im Zuge dieser Entwicklung, nämlich weg von den erlernten Mustern, hab ich etwas für mich entdeckt, was mir ganz neue Wege und Umgangsformen ermöglicht.
Ich nenne es meine konstruktive Bockigkeit ;-))

Jahrzehntelang wurde in mir das Bild erzeugt "nicht richtig" zu sein und egal wie ich agiere, es ist immer "falsch"...-ein Phänomen was Viele kennen, nicht wahr?
Bockigkeit wird immer mit kindischem Verhalten assoziiert
(und kann es ja auch tatsächlich sein ;-))
Ich nenne es bewußt konstruktive Bockigkeit, da es einfach nur eine ruhige und selbstverständliche Art ist, aus einer Situation, einem Streit, einer unguten Konstellation auszusteigen und deutlich ein NEIN (Stop) zu fühlen und auch unbeirrt zu befolgen.
Ich erlaube mir das einfach ;-))
Ich bin erwachsen und entscheide wer und was gut für mich ist.
Und das diskutiere ich auch nicht mehr.
Hört sich hart an...??
Ja , mag für Manche so sein.
Dem geht aber immer eine lange Phase des Ringens und der Verständigungsversuche voraus.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Die Schilderungen hier im Thread berühren mich sehr und ich finde meine Geschichte in Teilen hier wieder und fühle mich verbunden im Mitgefühl für den zT tragischen Verlauf den "Familien"geschichte so nehmen kann.

Von mir erzählen möchte ich nicht.
Es ist mir zu privat.
Was ich allerdings mit einbringen möchte, ist eine Variante...
Manchmal ist der Kontaktverlust garkein aktiver Abbruch, sondern ergibt sich aus den Umständen..
Wenn der Kontakt immer nur von einer Seite betrieben wurde, reicht es unter Umständen, diese Anbahnungen einfach zu lassen.
Verblüffenderweise reicht das...

Ich trauere immernoch um den Verlust der Illusion von Familie...das schmerzt immermal wieder.
Ich trauere nicht mehr um die konkreten Personen zu denen ich seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr habe. Sie sind mir tatsächlich fremd und unwichtig geworden.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Liebes Einzelstückerl,
ich habe auch den Kontakt abgebrochen. Immer wieder, über 20 Jahre lang. Jetzt endgültig. Und ich fühle mich endlich frei. Aber ich bin auch traurig das ich es so lange eben nicht gemacht habe, und dadurch das Leben meiner Tochter teilweise so schlimm war. Aus jetziger Sicht von mir als Mutter unverantwortlich.Dafür schäme ich mich.
Als ich geboren wurde war meine Mutter 36 und bereits zum 5. Mal verheiratet. Ich habe noch 2 ältere Geschwister, um die hat sich aber schon immer meine Oma gekümmert. Meine Mutter war lieber feiern und hat sich den restlichen Tag als Supermami bewundern lassen. Die ein oder andere Flasche Wein half dabei. Wenn ich meine Eltern sah schrien sie sich an. Alle außer meiner Mutter waren Versager. ALLE. Wir lebten in einer Wohnung mit 60 qm …zu 6. . Meistens aber mehr. Weil ständig irgendwelche „armen“ Kinder aufgenommen worden sind. Meine Mutter war eben eine Gute…… In Wirklichkeit waren wir die Stadtassis. Ich war ein hübsches blondes normales Kind.( Hab neulich Fotos gefunden und war selbst überrascht.) Und ich machte mit 4 Jahren die erste Diät. 4 Wochen Knäckebrot und Wasser. Damit ich ins Fernsehballett kann. Ich wusste gar nicht was das ist. Ich bekam auch nur abgelegte Sachen. Weil ich zu dick war. Mit 4. Wenn sie mir was kaufte, dann Nummern zu klein. Selbst schuld wenns nicht passt. Friss eben nicht so viel. Seitdem kann ich in der Öffentlichkeit nicht essen. “ Kindergarten? Nein. Die andern würden Dich ja nur ärgern weil Du nicht so schön bist wie sie…“….ich saß nur daheim auf der Couch und guckte fern. Sesamstraße oder Testbild. Ein Zimmer weiter schrien sich alle an.
Ich kam in die Schule und wurde von allen gehänselt. Ich musste Mozartlocken tragen und Omasachen. Jeden Tag rausgeputzt in zu kleinen Sachen. Und unglücklich. Und wurde jeden Tag hingebracht und abgeholt. Freunde? Nein. Angst? Ja. Schläge? Genug.
Als ich 10 waren bauten wir ein Haus. IHR Haus. Natürlich. War ja auch IHR Auto, IHR Hund, IHRE Möbel, IHR Brot…… und wehe wir holten Luft ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen. Dabei muss ich sagen das meine Mutter selbst nicht gerade helle ist. Nunja.
Natürlich arbeitete sie auch in der Essensausgabe meiner Schule. Und ich musste immer die besten Noten haben, am liebsten sein und bei allen Lehrern beliebt. Sonst wartete zuhause die Hundeleine auf mich. Der liebste Satz war“ Du brauchst Dich gar nicht wundern das dich keiner leiden kann so wie Du aussiehst“ Wie sah ich aus? Normal. Vollkommen normal.
So gings eben weiter. Vollkommene Abhängigkeit und immer der verzweifelte Versuch doch noch geliebt zu werden. Hat nie geklappt.
Mit 14 habe ich mir neben der Schule einen Job gesucht um dem zu entfliehen. Nix besonderes, aber nach der Schule wollte ich ein bisschen kellnern. Am 2. Tag bewarb sich meine Mutter auch dort…..jetzt waren wir Kollegen. Wie schön.
Ab da war alles fast nicht mehr auszuhalten. Egal was ich machte es war falsch. Ständig kam…“ warum ist nicht die oder die Kollegin meine Tochter….warum Du? Du bist so hässlich und fett…„ Ich wog 85 kg auf 1,78 cm und hatte lange blonde Locken bis zum Hintern. Aber ich fühlte mich trotzdem hässlich und unwürdig gemacht zu werden. Ich kuckte nichtmal in den Spiegel. Mach ich heute noch nicht.
Freunde hatte ich nicht. Sprach mich ein Mann an stand sie dahinter und klinkte sich sofort ein. Da ergriff jeder die Flucht. Hätte ich auch. Einen Kumpel hatte ich…er bekam Hausverbot bei uns.
Ich find eine Lehre an als Krankenschwester. Die Oberschwester war Alkoholiker. Ich ein dankbares Opfer. Ich brach ab. Und war wieder der Versager. Natürlich.
Mit 18 zog ich aus. Und wurde schreiend aus dem Haus geprügelt. Ich war endlich frei. Eigentlich. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt bereits dermaßen konditioniert das ich immer wieder den Kontakt gesucht habe und auch recht schnell wieder zurückzog. Dafür hasse ich mich richtig.

Ich ging Vollzeit arbeiten um nicht durchzudrehen. Und durfte mein Kind ab und zu sehen. Wenn ich lieb war.
Als meine Tochter 3 war lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Und dank ihm konnte ich mein Kind jetzt immerhin von Mo bis Fr bei mir haben. Trotzdem versaute meine Mutter uns diese Zeit jedesmal in die sie der Kleinen immer zuflüsterte „ Du schaffst das schon die paar Tage…bist ja bald wieder bei mir….und dann hat Dich wieder jemand lieb….“
Warum verdammt nochmal habe ich nicht den Kontakt abgebrochen? Weil ich Angst hatte. Das das auch begründet war zeigte sich bald. Nach einem großen Knall haben wir den Kontakt von jetzt auf sofort abgebrochen. Ich holte die letzten Sachen meiner Tochter. Meine Mutter stand in der Küche und zischte mich an….“wenn Du DAS machst dann wird dein Mann nicht mehr froh werden. Ich hab Geld und eine Anwalt. Ihr nicht“
Wir zogen in eine neue Wohnung und fingen zu dritt neu an. Sie ging zum Anwalt. Und zeigt meinen Mann an er hätte meine Tochter vergewaltigt. Und wir hatte von nun an jeden Tag das Jugendamt im Haus. Meine Tochter wurde ständig befragt undundund…….Gott sei Dank hatten wir einen Mitarbeiter der selbst denken konnte und nicht auf den Kopf gefallen war. Hätte auch anders kommen können….. Unsere Ehe hat es gerade so überlebt.
Zwei Wochen später hatten wir ein Zwangstreffen beim Jugendamt. Weil man ja als Oma das recht hat den Enkel zu sehen. Egal ob der will oder nicht. Wir saßen da, meine Eltern kamen. Frisch vom Friseur und mit etlichen Tüten voll Spielzeug beladen. Die Kleine hat sich mit Händen und Füssen gewehrt. Sie ist nicht hingegangen. Ich hab noch nie ein Kind so schreien hören. Und da kam raus das auch sie geschlagen worden ist. Immer, wenn sie nicht funktioniert hat wie ein dressiertes Äffchen.
Von da an hatten wir Ruhe. Sie stalkte uns heimlich weiter. Wir lebten jeden Tag unter einem imaginären Schatten.

Nach 10 Jahren starb mein Vater. Ich bekam eine Nachricht vom Gericht. Wir trafen uns. Sie war trocken und recht normal. Ich dachte sie hätte sich geändert. (Meine Psychologin hatte an dieser Stelle nur ein müdes Lächeln übrig…..)
Sie hat mir leidgetan. Deswegen habe ich die komplette Hausauflösung gemacht und Umzug und so weiter übernommen. War ein Fehler. Weiß ich jetzt auch.
Den Rest kennt Ihr ja. ……
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Ich merke, dass ich diesbezüglich noch keine klare Meinung habe. Kann es mir gut gehen wenn es für andere schmerzhaft ist dass ich mich abwende? Oder ist es meine Pflicht mich zu schützen und abzuwenden wenn mir jemand nicht gut tut- obwohl ich die Beweggründe für sein Handeln zum Teil kenne? Ich finde es hier gerade richtig spannend!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Aber ist es nicht auch (bezogen auf Theodoras Post) wichtig zu erkennen, wenn man einem geliebten Menschen einfach nicht wichtig genug ist, als das er einen gut behandelt?

Meine, wenn man jemandem ganz deutlich sagt, was man braucht und derjenige darauf nicht reagiert oder wenn man jemanden mal hinterfragt im Sinne von "Denkst du, dass das, was du sagst mir hilft? Hat das mir je geholfen? Willst du das, was es in mir auslöst?" (z.B. bezogen auf das obligatorische "Du bist zu dick." z.B.) und man erkennt, dass der andere sich nur äußert, weil es ihm dadurch besser geht, aber nicht, weil er einem etwas Gutes will, dann ist es doch legitim so zu handeln, wie Berith es beschrieben hat: Zum eigenen Wohl, nicht "zum allgemeinen Wohl". Eben auch, weil dere andere genauso denkt... Ich finde es auch (persönlich) schwer, einfach anzuerkennen, wie egoistisch viele Menschen sind, aber dem ist einfach so. Ohne eine gesunde Portion von "auf sich selber aufpassen", wird man sonst schnell zum Opferlamm. Auch wenn es nicht in der eigenen Natur liegt egoistisch zu sein, ist es manchmal besser es zu sein.

Für mich kommt es immer sehr stark darauf an, WARUM jemand etwas tut oder getan hat: Weil er es nicht besser weiß oder weil er es nicht besser wissen will.
Spannendes Thema mit vielen unterschiedlichen Herangehensweisen.
Das mit der Energie finde ich einen interessanten Ansatz - mir persönlich sehr fremd, ich komme eher aus der Ecke, in der man von Rollen und Systemen ausgeht. Und da ist es z.B. völlig normal, dass sich die Rollen im Laufe des Lebens ändern. Eltern sind lange die "Großen", werden im Alter aber zu den "Kleinen", da gebrechlich, ggf. dement, hilfsbedürftig. Ein völlig normaler Vorgang.
(Bitte nicht als Kritik an dem Energie-Ansatz verstehen, finde es nur interessant, wie unterschiedlich die Denkarten diesbezüglich sind.)

Zu dieser Aussage
Allen, die gerade darum ringen, ob sie sich lossagen oder nicht wünsch ich eine wirklich weise Entscheidung zum Wohle aller Beteiligten.
möchte ich aber unbedingt was anmerken:
Meiner Meinung nach ist es sehr, sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass es absolut legitim ist, sich für etwas zu entscheiden, was eben nicht für alle Beteiligten das Beste ist. Man darf sich auch für einen Weg entscheiden, der z.B. den Eltern nicht gut tut, für einen selber aber wichtig und richtig ist. Da steht das eigene Wohl einfach mal vor dem der Eltern.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Danke für den Gedankenanstoss Theodora. Ich merke dass verzeihen für mich auch nicht so aufgeht. Es ist vielleicht mehr ein Versöhnen und verstehen, was mir helfen würde. Walter Kohl hat ein Buch über diese Art der Versöhnungsarbeit geschrieben. Mich hat das sehr berührt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
hm....wenn es um das Verzeihen geht...da habe ich die Erfahrungen gemacht, dass es da auch oft ausreicht, wahrzunehmen, was in einem ist und sich das bewusst zu machen. Im Grunde tragen wir ja dieses verletzte Innenkind in uns mit...und wenn wir dann mit erwachsenen, rationalen Dingen kommen, wie , weshalb und warum...dann fühlt sich dieses nicht verstanden und weiter abgelehnt. Man muss im Laufe seines Lebens erkennen, auch wenn diese verletzten Gefühle immer noch stark in sehr präsent sind, sie eben doch zu diesem kleinen unmündigen Kind von damals gehören, dass dieser Situation eben hilflos ausgeliefert war. Dann kann man sich auch den liebevollen, selbstverantwortlichen Erwachsenen präsent machen, der man heute eben auch ist...und dieser Erwachsene hat dann auch die Aufgabe, sich diesem inneren Kind , liebevoll, annehmend und verständnisvoll anzunehmen, ihm erlauben , mit all diesen Gefühlen zu sein und diese eben erstmal nicht wegzuerklären, dass kann das Außen, so sehr wir danach auch dort suchen müssen, niemals leisten....diese Wut, das Opfersein und das Ausgeliefertsein anzunehmen, zu würdigen und anzuerkennen, das ist ein Insidejob....dann kann man, mit etwas Zeit und Geduld auch aus diesem Gefühl lösen , die alten Wunden abheilen und dann auch, ohne großes Zutun innerlich verzeihen....das ist ein Prozess , der langsam geschieht, den man nicht erzwingen kann und der eben soviel Zeit braucht, wie er braucht. ...und für den man auch den Mut haben muss, selbst in die schmerzhaften Gefühle einzutauchen. Das fühlt sich erstmal gar nicht gut an. Und mehr , als sie annehmen und sie zu durchfühlen muss man auch nicht....sie sein lassen dürfen ...zumindest war das bei mir so. Und ich habe eine Menge an Missbrauch erlebt. Wahrlich vergeben, dass tut man zu aller erst ganz alleine für sich selbst. :)....Es befreit so sehr, das wünsche ich wirklich jedem Menschen auf der Welt :)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Einzelstückerl - es macht ja ohnehin jeder wie er es vermag......

Ich habe nur einen Gedankenanstoß gegeben. Alles Gute
@ Theodora: So wie du es beschreibst, liegen für mich aber das Dankbarsein und das Verzeihen, was die schlussendliche Haltung betrifft, schon nahe bei einander.
Ich denke der wichtigste Punkt ist, dass ich als z.B. Tochter nicht mehr so weitermachen will und was ändern will, unabhängig davon, ob die andere Seite das verstehen kann, nachvollziehen kann oder ev. sogar unterstützend agiert und an einer Verbesserung der Situation interessiert ist.
Für mich wäre ein Verzeihen auf jeden Fall weit vor dem Dankbarsein.

Wenn die Eltern verstorben sind, merkt man sicher die Momente, wo man ihnen dankbar sein kann. So lange ich noch lebe, ist mir "mein" Verzeihen einfach näher, denn da bin ich die bewusst Aktive...

Und ein Thread mit dem Thema Übergewicht als Folge von emotionalem Missbrauch ist sicher eine gute Idee. Die Bemerkungen hierzu sind für mich hier übrigens nicht so ganz OT wie von einigen angenommen - es spielt ja mithinein.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Ich finde es spannend, da ich in meiner Ausbildung gelernt habe, dass von der Energie her nicht passend ist, den Eltern zu verzeihen. Die Eltern sind energetisch gesehen die Großen und wir als Kinder die Kleinen, und wenn wir verzeihen, dann stellen wir uns über sie - was die Ordnung stört!
Klingt jetzt vielleicht unverständlich, ist aber wirklich wirklich spannend, wenn man es erlebt hat im Spüren.
Es ginge mehr darum, dankbar zu sein für das was gut ist und war - und es gibt IMMER auch etwas Gutes, selbst wenn es nur die Tatsache ist, dass unsere Eltern und das Leben geschenkt haben!
Wenn jemand nicht wirklich psychopathisch veranlagt ist, dann ist KEINER von Grund auf Böse und handelt Böse zu Fleiß, auch wenn wir das selbst oft so empfinden.
Bitte versteht mich nicht miß - ich habe auch ordentlich eingesteckt von meiner Mum, das ist also nicht so, dass ich ohne Rucksack losmarschiert wäre ins Leben, ich möchte also keines Menschen Weh schmälern - ich möchte euch nur eine andere Denkweise zeigen, vielleicht ist was dabei!
Unsere Eltern handeln so, wie sie handeln, aus ihrem eigenen Vermögen bzw Unvermögen heraus.......sie können und konnten nicht anders, nicht weil sie uns absichtlich wehtun wollten, sondern weil sie in manchen Dingen sogar dachten, dass sie das Beste für uns machen würden bzw. sich so sehr im Recht sahen, dass sie es quasi machen mussten!
Wenn wir einen MOment innehalten und nachdenken über uns selbst, dann erkennen wir auch, dass auch wir selbst manchmal mit anderen Menschen umgehen ohne uns das geringste Böse dabei zu denken und dann sehr erstaunt sind oder sogar entsetzt, wenn unser Gegenüber in unseren Augen dann nicht zu Recht gekränkt oder beleidigt reagiert.
Wenn uns das manchmal bewußt wird, dann hilft es vielleicht mit einem liebevollen Auge auf andere zu sehen.
Natürlich muss ich micht nicht treffen mit der Mutter oder dem Vater, wenn ich mich total schlecht fühle dabei - aber vielleicht kann ich anerkennen, dass die andere Person ihr Bestes gegeben hat. Mehr ging nicht. Vielleicht kann ich dankbar sein, dass ich vielleicht die Liebe meines Elternteils nicht durch Umarmungen sondern durch Geldzuwendungen erfahren habe - natürlich hätte ich mir Umarmungen und Lob gewünscht, aber sie konnten es nicht anders....es ist ihre Art und Weise zu sagen, du bist mir wichtig.
Der Friede, den ich dabei in mir selbst empfinde, der ist ein echtes Geschenk!

Allen, die gerade darum ringen, ob sie sich lossagen oder nicht wünsch ich eine wirklich weise Entscheidung zum Wohle aller Beteiligten.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Ich bin davon überzeugt, dass ich mich durch Essen stabilisiert habe als Kind. Ob der dadurch entstandene Schutzpanzer jetzt noch notwendig währe bezweifle ich. Aber er hat mich den Psychoterror überleben lassen. Dafür bin ich dankbar.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
@Dagmar....ja, das ist schon etwas dran. Allgemein Essstörungen, es kann also auch in die andere Richtung gehen....immer dann, wenn man als ganz kleiner Mensch sich etwas oder jemandem ausgeliefert gefühlt hat, etwas , das man nicht kontrollieren konnte und keinen Halt und Nähe bekommen hat...da war ein Schutzmantel oder ein Mittel der Kontrolle seelisch nötig. Aber gut, genug vom Offtopic :-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
17.10.2017
Mir fällt gerade ein ziemlicher Zusammenhang von "lieblos"/emotional ungesundem familiären Umfeld
und Übergewicht bzw "dickem " Schutzpanzer auf.
Emotional nicht "satt werden" und emotionale Funktion von Essen scheint doch viel mehr unbewußt zu wirken, als es einem vordergründig wirklich klar ist.
Die eigene Biografie prägt augenscheinlich doch recht gravierend diesbezüglich.

Aber dies wäre dann ein eigenes Thema/ Thread.
Von meiner Seite aus ein Dankeschön für den Begriff "gaslighting". Ich wußte bis heute nicht, dass es dafür einen feststehenden Begriff gibt, aber in der Beschreibung finde ich mich fast 100%ig wieder.

Den Kontakt zu meiner Erzeugerin habe ich zwar nicht abgebrochen, aber auf ein extremes Minimum reduziert. Sollten wir uns mal begegnen, spüre ich immer wieder, dass sie mir einfach nur noch egal ist. Wenn etwas mit ihr sein sollte, bin ich sicher die Erste vor Ort, um das Notwendigste zu regeln, aber Gefühle sind alle im Keim erstickt.

Meine Schwester und ich wurden systematisch emotional mißhandelt und haben in keinster Weise das Gefühl einer Familie mit "füreinander da sein" oder "den anderen akzeptieren" etc. kennengelernt. Dass es so etwas gibt, habe ich über Freunde und/oder Vereinsleben kennenlernen dürfen. Meine Schwester ist mit 18 geflohen und mich haben Freunde mit 18 herausgeholt, d. h. herauseskortiert... sonst wüßte ich nicht, wo ich heute wäre.
Meine Eltern haben weiterhin versucht, mich unter Druck zu setzen, damit ich so funktioniere, wie sie es gerne hätten, aber mit Hilfe meiner damaligen Clique konnte ich Selbstsändigkeit lernen - Vereinsleben sei dank! Bei meiner "Flucht" 350 km weit weg habe ich festgestellt, dass ich meine Baustellen durch räumliche Entfernung nicht löse... ich muss sie für mich lösen.
Also habe ich im Laufe der Jahre die Verzahnungen meiner Eltern und ihrer Geschwister - mit professioneller Hilfe - sehr genau aufgedröselt und dadurch viel verstanden. Damit hat sich mein Haß in Verstehen gewandelt und auch ich konnte mich langsam akzeptieren.
Mein Vater hat mich immer innig geliebt, konnte es aber (als Kriegskind) nur auf seine Art zeigen - auch das habe ich irgendwann verstanden. Auf seinem Sterbebett hatte ich dann die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und ihn auch "freizusprechen", sprich ihm verzeihen - er lag im Wachkoma und konnte nicht mehr widersprechen. ;) Ich bin trotzdem felsenfest überzeugt, dass er alles mitbekommen hat.

Zu seinen Schwestern musste ich den Kontakt zwangsläufig abbrechen, da sie es sich auf die Fahne geschrieben hatten, mich zu zerstören, weil ich mich nicht gefügt habe. Dem konnte ich erst über eine offizielle Strafanzeige Einhalt gebieten. Die Hemmschwelle war extrem, aber als ich mich dazu durchgerungen hatte, war schlagartig mein Blutdruck im Lot und ich konnte wieder schlafen.

Meine Mutter hat mir auf der Beerdigung meines Vaters eingestanden, dass sie zeitlebens eifersüchtig auf mich war und mit mir um seine Gunst gebuhlt hat. (Das ist heute natürlich alles nicht mehr wahr.) Aber leider ist sie mittlerweile eine verbiesterte, bösartige und hinterfotzige (so sagen wir in Bayern) Frau geworden und trägt ihre Eifersucht weiterhin uneinsichtig vor sich her. Dementsprechend können wir nicht miteinander, weil ich mir Angriffe und Vorwürfe nicht mehr bieten lasse. Ich habe lange Jahre vesucht, den Kontakt für beide Seiten verträglich zu gestalten... das klappt aber nur, wenn beide Seiten mitspielen wollen. Also war die Konsequenz, mich emotional zu lösen und räumlich auf Distanz zu gehen.
Um bei Dritten aber einen guten Eindruck zu bewahren, klebt sie mir weiterhin wie ein nasses Gummibärchen an der Backe...

Mit meiner Schwester habe ich mittlerweile sporadisch Kontakt... und der unausgesprochene Waffenstillstand hält sogar an. Mehr kann ich nicht erwarten; dafür sind wir viel zu verschieden. Aber so ist es völlig ok.

Für das Deckmäntelchen "Familie" mache ich keine Kompromisse mehr bis zur Selbstaufgabe. "Kriegsszenarien" habe ich ausreichend durch und lege keinen Wert mehr drauf.
Ich war mal das Kind meiner Eltern, heute bin ich deren Tochter - für mich ein himmelweiter Unterschied.

Jetzt bin ich auch etwas lang geworden...
Vielen herzlichen Dank an alle, die mir hier und auch über Privatnachrichten von sich berichtet haben! Vor allem freut es mich, dass dieser Thread bisher ruhig und störungfrei und mit der nötigen Wertschätzung verlaufen ist...
Was mich vor allem bis jetzt beeindruckt hat, ist die Tatsache dass die Ursachen vielschichtig sind, dass das Verzeihen immer wieder Thema war/ist und dass sich keiner von euch die Entscheidung leicht gemacht hat - es muss für einen eben stimmig und handhabbar sein!
Merci an alle... <3
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.10.2017
Ein wirklich sehr schwieriges und persönliches Thema.
@Berith Danke für den link zum Thema!

Wie ich mir den link durchgelesen habe, war ich wirklich sehr überrascht, bisher habe ich mich immer gefragt was mit meiner Mutter nicht stimmt oder besser warum wir eine komplett unterschiedliche Sprach so wie Wahrnehmung haben.

Mein Elternhaus war ebenso wenig Harmonisch und geborgen habe ich mich dort nie Gefühlt, weshalb ich wohl heute in der Richtung irgendwie Defizite habe!

Mein Vater war ein Umtriebiger, brutaler und Kolleriger Mensch bis zu seinem Tot, auch er hatte eine andere Sichtweise zum Leben, wie ich sie vertrete, leider kam es nie zu einer Aussprache.
Ich habe mich lange damit beschäftigt warum meine Eltern waren oder sind, wie sie sind, beide kommen aus Elternhäusern, in denen sie ebenfalls wenig Liebe erfahren haben. Mutter oder Vater sind früh verstorben. Meine Mutter hatte mal mit 75 Jahren den Verlust der Mutter in frühen Jahren mit den Worten geäußert, meine Mutter hat mir so gefehlt und das glaube ich ihr auch.

Irgendwie ist unsere Familie nie eine wirklich Familie gewesen, so wie ich Familie verstehe mit zusammen halten füreinander da sein. Ich war einsam, total einsam, habe immer das Gefühl gehabt wenn Du dich nicht um dich selbst kümmerst, gehst Du vor die Hunde.

Ich bin dann mit 21 Jahren ausgezogen, was auch ehr einer Flucht war.

Heute habe ich meinem Vater verziehen, weil ich weiß er wusste es einfach nicht besser, wie kann man Liebe geben wenn man selbst nie welche Erfahren hat.
Meine Mutter lebt noch, ich rufe sie hin und wieder an, Besuche sie ein bis zwei mal im Jahr aber ansonsten halte ich den Kontakt sehr zurück, weil ich weiß das er mir nicht gut tut man hat nicht immer die Kraft sich damit auseinander zu setzten, das man nicht gut genug ist. Sie ist nun mal wie sie ist, Eltern kann man sich nicht aussuchen

Mit meiner Schwester habe ich ebenso nur wenig Kontakt aber er ist noch Vorhanden.
Und mein Bruder, ist ebenso sehr seltsam, in seiner Einstellung zum Leben. Den Kontakt hat er abgebrochen ich renne Ihm auch nicht nach er ist der einzige der überhaupt mal mit mir spricht den Kontakt zu meiner Mutter hat er komplett abgebrochen er Ignoriert sie sogar wenn sie sich zufällig über den Weg laufen, ich habe Ihm mal nahe gelegt doch mal darüber zu reden aber Fehlanzeige, Zwingen kann man niemanden dazu und so etwas liegt mir auch total fern.

Meine Türen sind immer offen für alle, ich schließe sie auch nicht den ich bin schon mein ganzes Leben dafür gewesen über die Dinge zu sprechen, egal wie unangenehm sie auch sein mögen.

Ich denke man muss das wirklich mit sich selbst ausmachen in wie weit was für einen gut ist, da jeder auch einen anderen Charakter hat. Verurteilen, wie warum und weshalb jemand etwas tut, auch das würde ich niemals, dazu habe ich kein Recht!

Sorry das der Text so lang wurde!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.10.2017
Ich hatte jahrelang keinen Kontakt zu meinem Vater, mein Bruder ebensowenig. Allerdings haben wir zusammen den Kontakt wieder aufgenommen als er im Sterben lag. Wir taten das um ihm das Gehen zu erleichtern. Er hat sich auch sehr darüber gefreut und konnte das Geschenk annehmen.

Mein Bruder konnte ihm sogar verzeihen, ich bis heute nicht.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.10.2017
Schön das ich nicht der Einzige bin der den Kontakt abgebrochen hat...die Gründe mögen bei jedem anders sein...aber letztendlich geht man um sich selbst zu schützen
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Berith, danke für den Begriff "gas lighting", ich habe davon noch nie gehört, aber mir wird gerade einiges klar, jetzt wo ich es gegoogelt habe.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
Ich habe nicht abgebrochen, und merke aber dass ich unbedingt, für mich gesunde Distanz herstellen muss.
Wenn Du den inneren Wunsch hast abzubrechen, Einzelstückerl- und noch Zweifel hast, dann bedinge dir vielleicht Abstand auf Zeit aus. Und probiere es aus, wie es sich anfühlt, ob Du das wirklich willst. Viellicht siehst Du dann ganz klar, dass Du absolut keinen Kontakt mehr willst, und kannst es immer noch für dich umsetzen.
Ich wünsche dir viel Kraft, bei deinen Entscheidungen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
15.10.2017
man kann einen Menschen nicht dazu zwingen einen zu lieben!!
Liebe sollte von Herzen kommen!!

diesen Spruch habe ich mir zu Herzen genommen, habe auch die letzten paar Jahre um die Liebe meiner Mutter gekämpft, aber habe es aufgegeben als sie mir zu verstehen gegeben hat, dass ich nur eine Berechnung bin, von ihrer Seite kein Kind der Liebe!!

ich lebe nun mein eigenes Leben, man ist für sich selbst verantwortlich, mehr zählt nicht mehr!!

Eltern haben Träume und nur weil Kinder die Träume ihrer Eltern nicht ausleben sondern ihre eigenen, hängt in sehr vielen Familien der Haussegen schief!!