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„Rheinstetten“ (Pseudonym)
Einzelstückerl - es macht ja ohnehin jeder wie er es vermag......
Ich habe nur einen Gedankenanstoß gegeben. Alles Gute
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„Telgte“ (Pseudonym)
hm....wenn es um das Verzeihen geht...da habe ich die Erfahrungen gemacht, dass es da auch oft ausreicht, wahrzunehmen, was in einem ist und sich das bewusst zu machen. Im Grunde tragen wir ja dieses verletzte Innenkind in uns mit...und wenn wir dann mit erwachsenen, rationalen Dingen kommen, wie , weshalb und warum...dann fühlt sich dieses nicht verstanden und weiter abgelehnt. Man muss im Laufe seines Lebens erkennen, auch wenn diese verletzten Gefühle immer noch stark in sehr präsent sind, sie eben doch zu diesem kleinen unmündigen Kind von damals gehören, dass dieser Situation eben hilflos ausgeliefert war. Dann kann man sich auch den liebevollen, selbstverantwortlichen Erwachsenen präsent machen, der man heute eben auch ist...und dieser Erwachsene hat dann auch die Aufgabe, sich diesem inneren Kind , liebevoll, annehmend und verständnisvoll anzunehmen, ihm erlauben , mit all diesen Gefühlen zu sein und diese eben erstmal nicht wegzuerklären, dass kann das Außen, so sehr wir danach auch dort suchen müssen, niemals leisten....diese Wut, das Opfersein und das Ausgeliefertsein anzunehmen, zu würdigen und anzuerkennen, das ist ein Insidejob....dann kann man, mit etwas Zeit und Geduld auch aus diesem Gefühl lösen , die alten Wunden abheilen und dann auch, ohne großes Zutun innerlich verzeihen....das ist ein Prozess , der langsam geschieht, den man nicht erzwingen kann und der eben soviel Zeit braucht, wie er braucht. ...und für den man auch den Mut haben muss, selbst in die schmerzhaften Gefühle einzutauchen. Das fühlt sich erstmal gar nicht gut an. Und mehr , als sie annehmen und sie zu durchfühlen muss man auch nicht....sie sein lassen dürfen ...zumindest war das bei mir so. Und ich habe eine Menge an Missbrauch erlebt. Wahrlich vergeben, dass tut man zu aller erst ganz alleine für sich selbst. :)....Es befreit so sehr, das wünsche ich wirklich jedem Menschen auf der Welt :)
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„Andernach“ (Pseudonym)
Danke für den Gedankenanstoss Theodora. Ich merke dass verzeihen für mich auch nicht so aufgeht. Es ist vielleicht mehr ein Versöhnen und verstehen, was mir helfen würde. Walter Kohl hat ein Buch über diese Art der Versöhnungsarbeit geschrieben. Mich hat das sehr berührt.
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Spannendes Thema mit vielen unterschiedlichen Herangehensweisen.
Das mit der Energie finde ich einen interessanten Ansatz - mir persönlich sehr fremd, ich komme eher aus der Ecke, in der man von Rollen und Systemen ausgeht. Und da ist es z.B. völlig normal, dass sich die Rollen im Laufe des Lebens ändern. Eltern sind lange die "Großen", werden im Alter aber zu den "Kleinen", da gebrechlich, ggf. dement, hilfsbedürftig. Ein völlig normaler Vorgang.
(Bitte nicht als Kritik an dem Energie-Ansatz verstehen, finde es nur interessant, wie unterschiedlich die Denkarten diesbezüglich sind.)
Zu dieser Aussage
Allen, die gerade darum ringen, ob sie sich lossagen oder nicht wünsch ich eine wirklich weise Entscheidung zum Wohle aller Beteiligten.
möchte ich aber unbedingt was anmerken:
Meiner Meinung nach ist es sehr, sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass es absolut legitim ist, sich für etwas zu entscheiden, was eben nicht für alle Beteiligten das Beste ist. Man darf sich auch für einen Weg entscheiden, der z.B. den Eltern nicht gut tut, für einen selber aber wichtig und richtig ist. Da steht das eigene Wohl einfach mal vor dem der Eltern.
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„Neuburg an der Donau“ (Pseudonym)
Aber ist es nicht auch (bezogen auf Theodoras Post) wichtig zu erkennen, wenn man einem geliebten Menschen einfach nicht wichtig genug ist, als das er einen gut behandelt?
Meine, wenn man jemandem ganz deutlich sagt, was man braucht und derjenige darauf nicht reagiert oder wenn man jemanden mal hinterfragt im Sinne von "Denkst du, dass das, was du sagst mir hilft? Hat das mir je geholfen? Willst du das, was es in mir auslöst?" (z.B. bezogen auf das obligatorische "Du bist zu dick." z.B.) und man erkennt, dass der andere sich nur äußert, weil es ihm dadurch besser geht, aber nicht, weil er einem etwas Gutes will, dann ist es doch legitim so zu handeln, wie Berith es beschrieben hat: Zum eigenen Wohl, nicht "zum allgemeinen Wohl". Eben auch, weil dere andere genauso denkt... Ich finde es auch (persönlich) schwer, einfach anzuerkennen, wie egoistisch viele Menschen sind, aber dem ist einfach so. Ohne eine gesunde Portion von "auf sich selber aufpassen", wird man sonst schnell zum Opferlamm. Auch wenn es nicht in der eigenen Natur liegt egoistisch zu sein, ist es manchmal besser es zu sein.
Für mich kommt es immer sehr stark darauf an, WARUM jemand etwas tut oder getan hat: Weil er es nicht besser weiß oder weil er es nicht besser wissen will.
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„Andernach“ (Pseudonym)
Ich merke, dass ich diesbezüglich noch keine klare Meinung habe. Kann es mir gut gehen wenn es für andere schmerzhaft ist dass ich mich abwende? Oder ist es meine Pflicht mich zu schützen und abzuwenden wenn mir jemand nicht gut tut- obwohl ich die Beweggründe für sein Handeln zum Teil kenne? Ich finde es hier gerade richtig spannend!
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„Döbeln“ (Pseudonym)
Liebes Einzelstückerl,
ich habe auch den Kontakt abgebrochen. Immer wieder, über 20 Jahre lang. Jetzt endgültig. Und ich fühle mich endlich frei. Aber ich bin auch traurig das ich es so lange eben nicht gemacht habe, und dadurch das Leben meiner Tochter teilweise so schlimm war. Aus jetziger Sicht von mir als Mutter unverantwortlich.Dafür schäme ich mich.
Als ich geboren wurde war meine Mutter 36 und bereits zum 5. Mal verheiratet. Ich habe noch 2 ältere Geschwister, um die hat sich aber schon immer meine Oma gekümmert. Meine Mutter war lieber feiern und hat sich den restlichen Tag als Supermami bewundern lassen. Die ein oder andere Flasche Wein half dabei. Wenn ich meine Eltern sah schrien sie sich an. Alle außer meiner Mutter waren Versager. ALLE. Wir lebten in einer Wohnung mit 60 qm …zu 6. . Meistens aber mehr. Weil ständig irgendwelche „armen“ Kinder aufgenommen worden sind. Meine Mutter war eben eine Gute…… In Wirklichkeit waren wir die Stadtassis. Ich war ein hübsches blondes normales Kind.( Hab neulich Fotos gefunden und war selbst überrascht.) Und ich machte mit 4 Jahren die erste Diät. 4 Wochen Knäckebrot und Wasser. Damit ich ins Fernsehballett kann. Ich wusste gar nicht was das ist. Ich bekam auch nur abgelegte Sachen. Weil ich zu dick war. Mit 4. Wenn sie mir was kaufte, dann Nummern zu klein. Selbst schuld wenns nicht passt. Friss eben nicht so viel. Seitdem kann ich in der Öffentlichkeit nicht essen. “ Kindergarten? Nein. Die andern würden Dich ja nur ärgern weil Du nicht so schön bist wie sie…“….ich saß nur daheim auf der Couch und guckte fern. Sesamstraße oder Testbild. Ein Zimmer weiter schrien sich alle an.
Ich kam in die Schule und wurde von allen gehänselt. Ich musste Mozartlocken tragen und Omasachen. Jeden Tag rausgeputzt in zu kleinen Sachen. Und unglücklich. Und wurde jeden Tag hingebracht und abgeholt. Freunde? Nein. Angst? Ja. Schläge? Genug.
Als ich 10 waren bauten wir ein Haus. IHR Haus. Natürlich. War ja auch IHR Auto, IHR Hund, IHRE Möbel, IHR Brot…… und wehe wir holten Luft ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen. Dabei muss ich sagen das meine Mutter selbst nicht gerade helle ist. Nunja.
Natürlich arbeitete sie auch in der Essensausgabe meiner Schule. Und ich musste immer die besten Noten haben, am liebsten sein und bei allen Lehrern beliebt. Sonst wartete zuhause die Hundeleine auf mich. Der liebste Satz war“ Du brauchst Dich gar nicht wundern das dich keiner leiden kann so wie Du aussiehst“ Wie sah ich aus? Normal. Vollkommen normal.
So gings eben weiter. Vollkommene Abhängigkeit und immer der verzweifelte Versuch doch noch geliebt zu werden. Hat nie geklappt.
Mit 14 habe ich mir neben der Schule einen Job gesucht um dem zu entfliehen. Nix besonderes, aber nach der Schule wollte ich ein bisschen kellnern. Am 2. Tag bewarb sich meine Mutter auch dort…..jetzt waren wir Kollegen. Wie schön.
Ab da war alles fast nicht mehr auszuhalten. Egal was ich machte es war falsch. Ständig kam…“ warum ist nicht die oder die Kollegin meine Tochter….warum Du? Du bist so hässlich und fett…„ Ich wog 85 kg auf 1,78 cm und hatte lange blonde Locken bis zum Hintern. Aber ich fühlte mich trotzdem hässlich und unwürdig gemacht zu werden. Ich kuckte nichtmal in den Spiegel. Mach ich heute noch nicht.
Freunde hatte ich nicht. Sprach mich ein Mann an stand sie dahinter und klinkte sich sofort ein. Da ergriff jeder die Flucht. Hätte ich auch. Einen Kumpel hatte ich…er bekam Hausverbot bei uns.
Ich find eine Lehre an als Krankenschwester. Die Oberschwester war Alkoholiker. Ich ein dankbares Opfer. Ich brach ab. Und war wieder der Versager. Natürlich.
Mit 18 zog ich aus. Und wurde schreiend aus dem Haus geprügelt. Ich war endlich frei. Eigentlich. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt bereits dermaßen konditioniert das ich immer wieder den Kontakt gesucht habe und auch recht schnell wieder zurückzog. Dafür hasse ich mich richtig.
Ich ging Vollzeit arbeiten um nicht durchzudrehen. Und durfte mein Kind ab und zu sehen. Wenn ich lieb war.
Als meine Tochter 3 war lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Und dank ihm konnte ich mein Kind jetzt immerhin von Mo bis Fr bei mir haben. Trotzdem versaute meine Mutter uns diese Zeit jedesmal in die sie der Kleinen immer zuflüsterte „ Du schaffst das schon die paar Tage…bist ja bald wieder bei mir….und dann hat Dich wieder jemand lieb….“
Warum verdammt nochmal habe ich nicht den Kontakt abgebrochen? Weil ich Angst hatte. Das das auch begründet war zeigte sich bald. Nach einem großen Knall haben wir den Kontakt von jetzt auf sofort abgebrochen. Ich holte die letzten Sachen meiner Tochter. Meine Mutter stand in der Küche und zischte mich an….“wenn Du DAS machst dann wird dein Mann nicht mehr froh werden. Ich hab Geld und eine Anwalt. Ihr nicht“
Wir zogen in eine neue Wohnung und fingen zu dritt neu an. Sie ging zum Anwalt. Und zeigt meinen Mann an er hätte meine Tochter vergewaltigt. Und wir hatte von nun an jeden Tag das Jugendamt im Haus. Meine Tochter wurde ständig befragt undundund…….Gott sei Dank hatten wir einen Mitarbeiter der selbst denken konnte und nicht auf den Kopf gefallen war. Hätte auch anders kommen können….. Unsere Ehe hat es gerade so überlebt.
Zwei Wochen später hatten wir ein Zwangstreffen beim Jugendamt. Weil man ja als Oma das recht hat den Enkel zu sehen. Egal ob der will oder nicht. Wir saßen da, meine Eltern kamen. Frisch vom Friseur und mit etlichen Tüten voll Spielzeug beladen. Die Kleine hat sich mit Händen und Füssen gewehrt. Sie ist nicht hingegangen. Ich hab noch nie ein Kind so schreien hören. Und da kam raus das auch sie geschlagen worden ist. Immer, wenn sie nicht funktioniert hat wie ein dressiertes Äffchen.
Von da an hatten wir Ruhe. Sie stalkte uns heimlich weiter. Wir lebten jeden Tag unter einem imaginären Schatten.
Nach 10 Jahren starb mein Vater. Ich bekam eine Nachricht vom Gericht. Wir trafen uns. Sie war trocken und recht normal. Ich dachte sie hätte sich geändert. (Meine Psychologin hatte an dieser Stelle nur ein müdes Lächeln übrig…..)
Sie hat mir leidgetan. Deswegen habe ich die komplette Hausauflösung gemacht und Umzug und so weiter übernommen. War ein Fehler. Weiß ich jetzt auch.
Den Rest kennt Ihr ja. ……
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„St. Wendel“ (Pseudonym)
Die Schilderungen hier im Thread berühren mich sehr und ich finde meine Geschichte in Teilen hier wieder und fühle mich verbunden im Mitgefühl für den zT tragischen Verlauf den "Familien"geschichte so nehmen kann.
Von mir erzählen möchte ich nicht.
Es ist mir zu privat.
Was ich allerdings mit einbringen möchte, ist eine Variante...
Manchmal ist der Kontaktverlust garkein aktiver Abbruch, sondern ergibt sich aus den Umständen..
Wenn der Kontakt immer nur von einer Seite betrieben wurde, reicht es unter Umständen, diese Anbahnungen einfach zu lassen.
Verblüffenderweise reicht das...
Ich trauere immernoch um den Verlust der Illusion von Familie...das schmerzt immermal wieder.
Ich trauere nicht mehr um die konkreten Personen zu denen ich seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr habe. Sie sind mir tatsächlich fremd und unwichtig geworden.
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„St. Wendel“ (Pseudonym)
Und noch ein Nachtrag:
Im Zuge dieser Entwicklung, nämlich weg von den erlernten Mustern, hab ich etwas für mich entdeckt, was mir ganz neue Wege und Umgangsformen ermöglicht.
Ich nenne es meine konstruktive Bockigkeit ;-))
Jahrzehntelang wurde in mir das Bild erzeugt "nicht richtig" zu sein und egal wie ich agiere, es ist immer "falsch"...-ein Phänomen was Viele kennen, nicht wahr?
Bockigkeit wird immer mit kindischem Verhalten assoziiert
(und kann es ja auch tatsächlich sein ;-))
Ich nenne es bewußt konstruktive Bockigkeit, da es einfach nur eine ruhige und selbstverständliche Art ist, aus einer Situation, einem Streit, einer unguten Konstellation auszusteigen und deutlich ein NEIN (Stop) zu fühlen und auch unbeirrt zu befolgen.
Ich erlaube mir das einfach ;-))
Ich bin erwachsen und entscheide wer und was gut für mich ist.
Und das diskutiere ich auch nicht mehr.
Hört sich hart an...??
Ja , mag für Manche so sein.
Dem geht aber immer eine lange Phase des Ringens und der Verständigungsversuche voraus.
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„Rheinstetten“ (Pseudonym)
ach ja, den Schmerz um den Verlust von Familie und Verbundenheit, den kenn ich gut - da gehts gar nicht um die Personen, sondern um das Bild, das wir in uns tragen, gell!
da gibts dann die weniger guten Tage wo es richtig richtig weh tut.......
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„St. Wendel“ (Pseudonym)
Ja, Theodora.....die tiefe Sehnsucht nach familiären Strukturen, nach Verbundenheit, nach "zu Hause sein"...*seufz
Aber tatsächlich losgekoppelt von den realen Personen.
Anfangs hab ich das als "schizophren" erlebt (nicht im medizinischen Wortsinn!)
Mittlerweile kann ich das als Teil meiner persönlichen Entwicklung sehen und leben.
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„Döbeln“ (Pseudonym)
Freunde sind Gottes Entschuldigung für Familie.....
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Ich nenne es meine konstruktive Bockigkeit ;-))
Sehr schön, das ist ein schöner Ausdruck! Ich nenne es bei mir immer "Ich stelle mich tot!". Meine Mutter startet phasenweise per Mail Annäherungsversuche, will plötzlich in meine Stadt kommen und sich mit mir zum Essen treffen, mir einen Blumenstrauß zum Geburtstag überreichen, lädt mich in ihre Stadt ein. Oder versucht mich unter Druck zu setzen, z.B. hatte mein Vater letztes Jahr einen Schlaganfall, da schrieb sie dann mehrere Mails innerhalb von zwei Wochen, wollte, dass ich ihn anrufe, hat darauf hingewiesen, dass sie nicht ewig leben und es irgendwann zu spät sein könnte etc. pp.
Ich lasse mich da auf gar keine Diskussionen mehr ein, das habe ich lange genug versucht und es ist schlichtweg nicht möglich, es endet immer im Fiasko. Deswegen argumentiere ich einfach nicht mehr, sondern stelle mich noch toter als eh schon. Sprich: ich lasse solche Mails ins Leere laufen und reagiere nicht mehr darauf bzw. reduziere meine Mails noch mehr. Kommt meine Mutter einen Schritt auf mich zu, gehe ich sofort einen zurück. Statt drei Mails im Jahr gibt es dann direkt eine weniger.
Zum Thema Kontaktabbruch sind mir noch zwei weitere Faktoren eingefallen, die man bedenken könnte:
=> Eltern können mitunter sehr findig werden, um den Kontakt zu erzwingen. (Meine Mutter hat mal sämtliche Arbeitgeber in meiner Stadt, die zu meinem Arbeitsfeld passen, durchtelefoniert, bis sie mich ausfindig gemacht hatte. Plötzlich hatte ich bei der Arbeit dann meine Mutter in der Leitung, sowas kann einen dann völlig unvorbereitet kalt erwischen.
=> Außenstehende haben teilweise kein Verständnis dafür, wenn man keinen Kontakt zu seiner Familie hat. (Man muss doch auch verzeihen können! Wie kannst Du das Deinen Eltern antun, sie haben Dir das Leben geschenkt! Wenn sie mal tot sind, wirst Du das bitter bereuen! Jeder macht doch mal Fehler! Du quälst Deine Eltern!) Das muss man aushalten können. Mich haben solche Aussagen lange beeinträchtigt, weil ich selber ein schlechtes Gewissen hatte. Mittlerweile ist es mir wurscht, weil ich nun dahinter stehen kann, dass ich meinen Eltern durch mein Verhalten weh tue.
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Ich bitte im Voraus um Entschuldigung, dass ich hier auch einen Beitrag zu diesem sensiblen Thema schreiben möchte, denn viele von Ihnen kennen meine direkte Art aus dem politischen Forum.
Ich habe die Geschichten hier gelesen und sie erfüllen mich mit unglaublicher Traurigkeit. Diese Erzählungen bestätigen meine Beobachtung der letzten Jahrzehnte: Die westliche Gesellschaft ist offensichtlich krank. Die Familie ist nichts Heiliges mehr und deshalb kommt es zu solchen zahlreichen Verwerfungen. Die Verbindung zwischen den Generationen ist verlorengegangen. Sowohl die Eltern als auch die Kinder verspüren kein Bedürfnis nach Begegnung und Austausch. Die Beziehungen sind kühl und trocken... Vererbt, werden sie immer seichter und verdünnter.
Für mich selbst wäre ein Kontakabbruch undenkbar, aber das liegt wohl an der Erziehung. Die Eltern und die eigenen Kinder sind meine Blutsverwandten und deshalb heilig und von mir untrennbar. Keine Freunde und keine sog. Partnerschaft können sie ersetzen. Aus meiner Sicht, der Sicht eines Mannes, mögen Frauen kommen und gehen, aber die Eltern und die Kinder bleiben auf ewig mit mir verbunden. Nicht einmal die Ehe -- die Krönung der Beziehung zwischen Mann und Frau -- sollte man den Eltern und den Kindern gegenüberstellen.
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„St. Wendel“ (Pseudonym)
Da es ja hier viel um Kindheitserfahrungen und deren Auswirkungen bis in unser Erwachsenleben geht, würde ich gerne einen (nur auf den ersten Blick) "kindischen" Song verlinken...
Ich hoffe niemand fühlt sich dadurch veralbert oder weniger ernst genommen....
Für mich ist er ein bißchen zu einem Protestsong geworden,
der meinem inneren Kind Mut macht.... ;-))
Zum Thema konstruktive Bockigkeit ;-)))))
❤️Bernd das Brot - Rockt das Brot - Ich Sage Nein
https://www.youtube.com/watch?v=oV0UolS4L5g
@Einzelstückerl
Falls das für Dich oder jemand Anderes unangemessen erscheint, bitte einfach ausblenden. Ist ok für mich.
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„St. Wendel“ (Pseudonym)
Sowohl die Eltern als auch die Kinder verspüren kein Bedürfnis nach Begegnung und Austausch.
Das kann ich überhaupt nicht bestätigen...und hab ich hier nirgendwo herausgelesen.
Solche Ablösungen sind , nach meiner Erfahrung, meistens das äusserst bittere und schmerzliche Ende eines jahrzehntelangen Ringen, Hoffen und Versuchens.
Für mich selbst wäre ein Kontakabbruch undenkbar, aber das liegt wohl an der Erziehung.
Oder einfach das Glück gehabt zu haben, ohne Missbrauch und Gewalt gross geworden sein....??
Was wäre wenn Deine Eltern derartig psychosozial entrückt wären, dass sie Deine jetzige Kernfamilie in Gefahr bringen...?
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„Rastatt“ (Pseudonym)
Und noch mal : Man muß seine Eltern nicht lieben.
Denn auch Eltern können eben nicht immer ihre Kinder lieben.
Oder nicht alle gleich, auch wenn sie es theoretisch sollten.
Alles andere sind "Worte". Und letztlich egoistische Manipulation zum eigenen Wohlergehen.
Sicherlich agieren solche Eltern auch aus ihrer eigenen Biografie heraus so.
Aber wo steht fest geschrieben, daß man/frau in so einem negativen Kreislauf bleiben muß.
Stehen die unter Naturschutz, sind sie eine aussterbende Gattung ???
Auch Eltern sind immer für sich selber verantwortlich.....auch im Alter. Da gibt es keine Bringeschuld. Mit dem Kinder in die Welt setzen hat man nicht automatisch Altenpflege abonniert.
Liebe und Zuneigung sind "freiwillig", Gefühle lassen sich generell nicht erzwingen.
Denn sonst würde ja auch der widerwärtigen Satz(du wolltest es doch auch ) bei Vergewaltigungen legitimiert sei.
Da sind wir uns alle einig, daß er es nicht ist.
Ich überspitzt nun mit Absicht zu Verdeutlichung.
"Andere Leute" haben immer schlaue Sprüche parat, gerne ohne Kenntnis der Sachlage.
Klar verunsichert dies.
Aber "eigentlich" halten sich "andere Leute" so nur eine kritische Sichtweise betr der eigenen Rolle zu ihren Eltern vom Leib.
Wenn ich andere in Frage stelle, muß ich mich nicht so genau mit mir beschäftigen, böse grins.
Sehr deutlich Nein sagen zu können ist viel Übung.
Das ist auch ein Teil der hohen Schule für ein gutes Selbstwertgefühl.
Und nein ;-)) Beliebt macht man sich nicht immer dabei.
Auch nicht unter Kollegen, Nachbarn usw.
Aber meine Selbstfürsorge ist mir mittlerweile das Wichtigste.
Wozu Energien für Menschen verbrauchen,die mich ausnutzen, emotional leersaugen, als Bühne oder für ihr egoistisches gutes Wohlergehen mißbrauchen.
Ich kann dann auch sehr "konstruktiv bockig" stur bei mir und meiner Sicht der Dinge bleiben.
(Schönes Wort....gefällt mir.)
"Sprich....Mache du mal deines...ich mache dann meines, lach.
Und ich bin generell ein eher zugewandter und wohlwollender Mensch.
Aber bei "Manipulationen " geht bei mir die Fallklappe runter.....
Ich brauche meine Energien für mich und mir wichtige Menschen. Da habe ich oft reichlich genug mit zu tun, positiv und lebenslustig zu bleiben.
Ja, Freunde sind dann "die Familie".
Und genau dort hin will ich meine Energie stecken.
Nicht in mich schädigende "Beziehungen".
Ich bin nicht auf der Welt , um den Pokal für die beliebteste Person zu gewinnen.
Naja.....hat ziemlich viele Täler und zahlreiche Therapiestunden gedauert, bis ich zu solchen inneren Haltungen kommen konnte, schmunzel.
Frei nach Adenauer. Die einen kennen mich, die anderen können mich.
PS:Ich habe auch irgendwann mal verstanden, daß mein Vater eigentlich eine sehr "schwache" Person ist, die andere klein machen muß, um sich selber nicht so klein und ohnmächtig gegenüber dem Leben zu fühlen. Letztlich ist es seine Art mit seinem Leben und Ängsten und Unzulänglichkeitsgefühl zurecht zu kommen. Er geht ja nicht nur mit mir so abwertend um.
Aber ich bin nicht dafür zuständig, daß er sich größer und besser fühlt.
Nein. Warum auch ?
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„Döbeln“ (Pseudonym)
Ich habe mir auch gerade die Seiten über narzistische Mütter durchgelesen. Passt sehr genau zu meiner Geschichte. Verzeihen kann und will ich aber nicht mehr.
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„Lübbecke“ (Pseudonym)
@Bricriu ich denke das hier einfach auch deine Mentalität und Sozialisation aus dir spricht. Was völlig in Ordnung ist. Ich habe viel russisch/deutsche Freunde(Familien) die ebenso antworten würden und ein Stück Wahrheit ist da sicherlich auch drin. Denn der Wert der Familie verändert sich tatsächlich. Allerdings muss man auch die Kehrseite betrachten. Familien z.B. russisch/deutsch kennen ebenso Kontaktabbruch. Vielleicht weniger von den Kindern ausgehend, aber wohl doch von den Eltern ausgehend. Wenn das Kind nicht der Norm entspricht, meinetwegen Homosexuell ist und auch so lebt, ist es durchaus üblich das Familien Ihre Kinder verstoßen. In solchen Situationen ist der Wert der Familie dann irgendwie nicht mehr vorrangig. Für mich dann eher ein zweierlei Maß. Es ist also eher ein Schein, das der Familienzusammenhalt wirklich größer ist. Er ist es nur, wenn sich die Familie in vorgegebenen Normen bewegt
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„Döbeln“ (Pseudonym)
Dagmar, einfach nur danke für deine Worte. Du hast so recht. Wenn ich nur früher so gedacht hätte...wieviel Leid hätte ich meinem eigenen Kind ersparen können.....DAS ist der Punkt den ich mir nie verzeihen werde.
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„Rastatt“ (Pseudonym)
Ach ja.....und die These, daß früher alles besser war, halte ich für verblendet.
Und absolut unsinnigen Bockmist.
Es gab mehr Abhängigkeiten und massiveren gesellschaftlichen Druck. Da trauten sich einfach deutlich weniger Menschen, deutlich Nein zu sagen.Auch, weil die Religion sie noch viel mehr in der Klaue der Schuldfrage hatte, seufz.
Ganz früher landeten sie als Hexen auf dem Scheiterhaufen oder in der Verbannung.
Warum sind dann so viele ohne ihre Familie ausgewandert, böse mal nachfrag.
Zumal ja auch massiv mißhandelte Kinder eigentlich ihre Eltern lieben. Der Prozeß des Ablösen beginnt ja erst im Erwachsenen Alter (auch mit realen Chancen) Und die Narben und psychischen Schäden plagen sie ihr Leben lang.
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„Lübbecke“ (Pseudonym)
@Dagmar aber eigentlich sagt doch auch keiner das man seine Eltern " lieben muss" Ich glaube da sind wir ziemlich alle einer Meinung. Es gibt Beziehungen da ist das einfach aus einer Vielzahl von Gründen nicht möglich die Eltern zu lieben. Ich muss aber doch meine Eltern nicht zwingend lieben um mit ihnen Kontakt zu halten. Würde man das als Voraussetzung nehmen würde es tatsächlich echt schwierig werden für viele. Die Basis oder die Motivation eines Kontaktes wie auch immer er aussehen mag - das kann ja sehr unterschiedlich sein - können auch andere Gründe sein . Für mich auf Jedenfall als Grund ausreichend ist der Umstand das es eben meine Eltern sind. Durch sie bin ich auf der Welt und darf leben. Ganz ungeachtet dessen was sie ansonsten für Mist gemacht haben. Das alleine ist für mich schon Grund genug ihnen niemals den Rücken zu kehren.
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Die tiefe Sehnsucht nach dem fehlenden Urvertrauen und der Wunsch nach Familie kenne ich nur zu gut, aber ich kann andere nicht ändern und nicht erzwingen, dass wir uns alle lieb haben. Wenn ich in einer Freundschaft oder Beziehung klar formulieren kann "das kenne ich nicht", kann ich mich transparent machen und dem anderen die Chance geben, damit umzugehen.
Natürlich hat ein Zusammensein mit Verwandtschaft einen ganz anderen Charakter als mit Freunden, Ehepartner o. ä., schließlich haben wir eine gemeinsame Historie, aber wenn ich ums Verplatzen nicht akzeptiert werde und es mir einfach nicht gut tut, sollte ich auf mich selbst achten und mich schützen. Mir sagte ein Pflegedienstleiter aus der Psychatrie wörtlich "Sorgen Sie für sich selbst - es bringt niemandem etwas, wenn Sie zusammenklappen. Sie können nur für Ihren Schützling da sein, wenn es Ihnen selbst gut geht."
Wenn mir jemand kontinuierlich weh gut oder meine Wünsche missachtet, geht es unterm Strich gar nicht mehr um mich. Der ANDERE hat ein Problem, das er auf mich projezieren kann. Denn - damit stimme ich völlig überein - keiner ist von Grund auf böse. Der Mensch ist ein gemeinschaftliches Wesen und möchte dazugehören. Wenn das aber auf dem wohlwollenden Weg nicht klappt, sucht er sich einen anderen... vielleicht einen (für sich oder andere) negativen.
Alle menschlichen Verfehlungen sind das Ergebnis eines Mangels an Liebe.
Alfred Adler
(Liebe im Sinne von Wohlwollen)
Zum Thema "verzeihen". Ja klar, als Kind stehe ich durchaus "unter" meinen Erziehungsberechtigten. Aber irgendwann werde ich erwachsen und kann mich ihnen ebenbürtig sehen. Das bedeutet nicht, sie mit Vorwürfen über Vergangenes zu überziehen, sondern das ein oder andere Gespräch zu führen.. ohne Hass oder Zorn.
Für mich war es das Verstehen beim detaillierten Beleuchten der einzelnen Geschichten meiner Ursprungsfamilie. Ja, oftmals konnten sie nicht anders - gar keine Frage. Mit dem Verstehen über die damaligen Umstände ging auch mein Zorn und es war ok. Die Prügel haben trotzdem wehgetan, aber es war damals so und damit ist es gut. Auf dieser Basis kann ich ganz entspannt fragen, antworten und Vergangenes heraufholen, ohne davon noch betroffen zu sein. Ich habe ihnen vergeben und meinen Frieden für mich gefunden.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es früher nicht besser war - man hat nur einfach nicht drüber gesprochen.
Heute wird die Öffentlichkeit für die unterschiedlichsten Themen sensibilisiert: Homosexualität, Down-Syndrom, Autismus, uneheliche Kinder, Gewalt in der Ehe etc. Viele Themen sind mittlerweile aus der Tabu-Zone herausgekommen, die früher hingenommen und totgeschwiegen wurden. Trennung? Nur, weil der Ehegatte seine Frau durchprügelt? - völlig undenkbar. Aber nur, weil nicht drüber gesprochen wurde, heißt es nicht, dass es das nicht gab... es sah nur nach außen viel besser aus.