Es ist in den letzten Tagen schon einmal in einem anderen Thread davon die Rede gewesen, dass man den Kontakt zu den eigenen Eltern oder anderen Familienmitgliedern abgebrochen hat oder einem nahegelegt wurde, diesen Schritt zu setzen.
Mich interessieren die Beweggründe für so einen Schritt!
Wer von euch hat den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen, aus welchem Grund?
Was mich aber besonders interessieren würde, habt ihr diesen Schritt jemals bereut?
Wie war es, wenn die Eltern zum Beispiel alt und krank wurden, Hilfe brauchten oder wie war es dann beim Sterbensprozess - Begräbnis - war euch das egal, weil sie für euch eh schon früher "gestorben" sind?
Oder wie seid ihr mit Kontaktaufnahmen der anderen Seite umgegangen?
Gab es nach einer Zeit wieder eine Annäherung, wo es wieder gepasst hat?
Man liest so viel vom "Verzeihen", um selbst wieder glücklich zu sein, ist das wem gelungen?
Mir ist bewusst, dass das ein sehr persönliches Thema ist und ich bitte daher auch, um die entsprechende Achtung und Wertschätzung beim Dialog und würde mich über Rückmeldungen freuen, denn ich selbst denke mir öfter, dass es bei mir wohl auch der richtige Schritt "wäre" und bin über ein paar Erfahrungen froh...
Schönen Sonntag!
„Lübbecke“ (Pseudonym)
Huhuuu ich bin ja froh das du auch fragst nach den Menschen die Verzeihen konnten...so kann ich auch antworten. Meine Kindheit war schwer, Vater Alkoholiker und Mutter jähzornig und Tablettensüchtig. Da gab es unzählige Situationen die schmerzhaft und verletzend waren. Mit 19 schon bin ich ausgezogen in einer Nacht und Nebelaktion weil ich es nicht mehr aushielt. Ein Kontaktabbruch kam für mich aber nie in Frage. Eltern sind nicht perfekt und ich kenne auch niemanden der perfekte Eltern hat. Freilich habe ich den Kontakt gesteuert so wie ich es aushalten konnte. Diese Verantwortung mir gegenüber hatte ich und hab ich auch wahrgenommen. Aber ein Kontaktabbruch konnte ich mir nicht vorstellen. Das Verzeihen kam viel viel später. Und ich kann es auch gar nicht an einen bestimmten Tag festmachen. Irgendwann stellte ich einfach fest das ich im Umgang mit meiner Mutter ( mein Vater verstarb schon 1992) viel entspannter wurde. Ich musste auch nicht ständig mehr daran denken was sie mir alles angetan hat. Es war nicht mehr wichtig. Ich nahm sie so wie sie ist in den Häppchen die für mich umsetzbar waren. Mit meinem Vater hatte ich etwa ein dreiviertel Jahr vor seinem Tod eine kleine Aussprache. Er wollte reden und räumte ein viele Fehler gemacht zu haben. Seine Reaktion zeigte mir das es ihm leid tat. Ich hatte ihm ohnehin keinen Groll mehr gegen ihn aber ich sagte das ihm auch damit er in Frieden gehen konnte. Und so war es dann auch. Ich bin zu tiefst davon überzeugt das Unvergebenheit grundsätzlich aber auch gegenüber den Eltern das ganze Leben vergiften kann. Von daher würde ich vermutlich niemals jemanden raten den Kontakt abzubrechen. Eventuell die Form des Kontaktes zu überdenken aber niemals abzubrechen. Liebe Grüße Corina
„Emsdetten“ (Pseudonym)
Ich hab den Kontakt zu meiner Mutter auch abgebrochen Sie tut mir einfach nicht gut ....hat Ihren heiligen Sohn soll sie mit dem glücklich werden mein Elternhaus war immer schon .....reden wir bitte nicht drüber Heute streitet Sie alles ab noch ein Grund für mich zu sagen Ich will meine Ruhe
Danke für eure Beiträge!
Vor allem, das was du Corina geschrieben hast, hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und zeugt von einer "erwachsenen Haltung" obwohl man bei den Eltern immer Kind bleiben wird! Merci!
„Telgte“ (Pseudonym)
Liebes Einzelstückerl,auch ich habe den Kontakt zu meiner Familie , in Frieden abgebrochen. Es war aber kein "sich im Groll" abwenden, es war eher ein Annehmen von den Dingen, wie sie eben sind. Meine Familie hat viel durch, ich kenne die Beweggründe von jedem. Ich konnte jedem, für das was vorfiel, verzeihen, ihre Denk- und Gefühlsmuster annehmen und so sein lassen. Ich bin aber trotzdem gegangen. Weil ich mir genauso wichtig bin und ich einfach gespürt habe, das ich nicht authentisch ich sein kann/darf, ohne Unruhe in meine Familie zu bringen. Jeder hat eben seine Art, mit den Dingen umzugehen, die passiert sind...meine Familie entschied sich für Schweigen und die Fassade eines normalen Alltags, Negatives ist grundsätzlich nicht erlaubt, PUNKT. Das ist ihr Weg. Sie werden mich schon lieben, auf ihre Art, das weiß ich. Meine Türen zu ihnen ließ ich offen, auch mit der Einladung einzutreten, wenn sie bereit wären, mich einfach so zu nehmen , wie ich bin, mit der schmerzhaften Wahrheit der Vergangenheit und ohne Todschweigen...bis jetzt kam niemand auf mich zu. Und das ist ok für mich. Ich bin mir selbst treu, ich kämpfe nicht mehr um Akzeptanz, ich muss niemandem mehr Grollen, ich habe verzeihen können und ich habe da auch meinen Frieden gefunden. Ich wünsche ihnen von Herzen gutes und würde mich zu jeder Zeit über ein Wort von ihnen freuen. Weh hat es schon sehr getan...und auch heute vermisse ich es, einen Heimathafen zu haben, gerade, wenn es jetzt auf Weihnachten zu geht. Ich hatte das so nie, selbst als Kind nicht. Aber das ist nun mal so. Selbst mit Kontakt wäre es ja auch nur ein fauler Kompromiss, ein Einsamfühlen unter den Liebsten finde ich dann fast noch schlimmer. Wirklich aus der Schlinge befreit habe ich mich aber nicht durch den Kontaktabbruch, er war mehr die Konsequenz aus dem Loslassen, der Hoffnung, eben doch noch das geliebte Kind zu sein, und der Vergebung allen für alles, auch mir. So willentlich einfach den Kontakt abzubrechen ändert ja nichts an der inneren Haltung, die man sich selbst gegenüber hat. Da etwas zu verändern, aus der Rolle des abhängigen Kindes herauszutreten und zu dem erwachsenen Menschen in Liebe zu stehen, der man heute ist, ich denke, das ist eher der Schlüssel des ganzen:)
Das ist ein sehr schwieriges Thema und jeder geht damit anders um. Ich habe erlebt das eine "Pause" sehr gut sein kann. Wir sind eine, heute würde man sagen, Patchworkfamilie. Entstanden durch die zweite Ehe meines Vaters. Ich bin Kind aus der zweiten Ehe, aus der ersten Ehe gibt es ebenfalls eine Tochter.
Eine zeitlang waren wir eine gemeinsame Familie. Leider verstarb unser Vater sehr früh. Die Kinder meiner Schwester, sagen zu meiner Mutter Oma. Dann kam es zu Missverständnissen mit meiner Schwester. Wir hatten mehrere Jahre keinen Kontakt.
Vor ungefähr einem Jahr stand meine Schwester unverhofft bei meiner Mutter vor der Tür. Seitdem haben wir wieder regelmäßig Kontakt. Es ist als wäre nie etwas gewesen. Wirklich über die Missverständnisse haben wir nicht gesprochen. Dafür war es einfach zu lange her und niemand weiß mehr genau, warum und weshalb es dazu kam.
Ich spüre bei meiner Mutter eine große Freude und Zufriedenheit. Sie genießt die große Familie sehr. Ich denke für jemand älteres ist es wichtig die Familie in Frieden zu wissen. Wir haben nicht jeden Tag miteinander Kontakt, aber Sie weiß wir haben uns wieder.
Ich empfinde es nach der langen Pause als einen respektvolleren Umgang miteinander. Wir schätzen uns mehr,nehmen es nicht mehr als selbstverständlich.
aus der Rolle des abhängigen Kindes herauszutreten und zu dem erwachsenen Menschen in Liebe zu stehen, der man heute ist (...)
DAS ist das Beste und Wahrste was ich seit Langem gelesen habe!
Danke Dir Sternentänzerin.
Ja, das ist ein komplexes Thema und ich finde es schwierig, Deine Fragen zu beantworten, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen und (für diesen Rahmen) zu viel preiszugeben.
Also, ich habe seit mehreren Jahren keinen Kontakt zu meinem Bruder und keinen persönlichen Kontakt zu meinen Eltern.
Bezüglich meinem Bruder ist der Hintergrund, dass wir einfach komplett unterschiedliche Menschen sind und er von klein auf wirklich null Interesse an mir hatte. Er war wie eine Teflonpfanne, ich bin bei jeder Bemühung der Kontaktaufnahme abgerutscht. Das war als Kind so, als Jugendliche und später auch als Erwachsene. Mit Anfang 30 habe ich ihm geschrieben, dass ich nicht gewillt bin, ihm weiter hinterherzurennen und ich jegliche Bemühungen einstellen werde. Sollte er Interesse an einem Kontakt zu mir haben, müsse er selber tätig werden. Daraufhin kam nichts und damit ist der Fall für mich erledigt.
Bezüglich meiner Eltern ist es schwieriger. Mein Vater ist ein sehr schwacher Mensch, der sich unterordnet, meine Mutter ist einfach nur krass (sagt Dir der Begriff "gas lighting" was? Hier ist ein interessanter Link, der andeutet, wie ich groß geworden bin: http://www.narzissmus.org/ <= ich habe mit der Seite nichts zu tun!)
Ich war ein extrem unglückliches Kind, eine unglückliche Jugendliche und habe nur daraufhin gelebt, irgendwann erwachsen zu sein, eine Ausbildung zu haben und dann weggehen zu können. Ich bin direkt nach meiner Ausbildung ans andere Ende von Deutschland gezogen. Auch aus der Ferne war es nicht möglich, den Kontakt halbwegs neutral und konfliktarm zu gestalten. Mit Anfang 30 habe ich dann auch den Kontakt zu meinen Eltern komplett abgebrochen. Mit Mitte 30 kam es nochmal zu 3 oder 4 Treffen, die aber allesamt auch schnell eskalierten und seitdem habe ich einen stark eingeschränkten Kontakt, soll heißen: keine persönlichen Treffen, keine Telefonate (niemals die Telefonnummer geben!), 2 bis 3 Mails pro Jahr.
Ich hatte lange mit dem Thema zu tun - zum einen wollte ich meinen Hass loswerden und meine eigene Not, ich konnte viele Jahre gar nicht über meine Mutter sprechen, ohne zu weinen. Zum anderen fühlte ich immer die moralische Verpflichtung, dass es halt trotz allem meine Eltern sind und habe mich schuldig gefühlt.
Ich hatte manches an professioneller Unterstützung, was mir sehr geholfen hat. Ich gestehe mir jetzt zu, dass ich keinen Kontakt mehr habe, weil es mir sonst zu sehr schadet. Es tut mir leid für meine Eltern, ich weiß, dass sie darunter leiden, aber ich habe gelernt, dass es keinen Weg für uns gibt in einem halbwegs friedlichen Miteinander, dafür ist meine Mutter einfach zu krank.
Neben der professionellen Hilfe hat mir dieses Buch
https://www.amazon.de/sp%C3%A4t-eine-gl%C3%BCckliche-Kindheit-haben/dp/3861451735
sehr geholfen, meinen Blickwinkel zu ändern. Heute denke ich, sie haben es so gut gemacht, wie sie es eben konnten und habe keinen Groll mehr.
Bereut habe ich den Kontaktabbruch nie, es geht für mich nicht anders, das habe ich mittlerweile akzeptiert.
Das Thema Älterwerden der Eltern kann ich nicht so recht beantworten, da ich erst so langsam damit konfrontiert werde. Meine theoretische Haltung ist: ich möchte, dass meine Eltern gut versorgt sind, dass sie die Unterstützung erhalten werden, die notwendig sein wird. Dafür würde ich aus der Ferne sorgen, sprich professionelle Dienste installieren, meinen Beitrag dazuzahlen im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten. Aber ich möchte meine Eltern nicht nochmal sehen.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich diese Haltung durchhalten würde, wenn z.B. einer von beiden auf dem Sterbebett liegen und um mein Kommen bitten würde. Das wird sicher nochmal schwierig, diesbezüglich einen Weg zu finden, der allen Beteiligten halbwegs gerecht wird.
Ich wünsche Dir, dass Du den Weg findest, der für Dich der richtige ist!
„Emsdetten“ (Pseudonym)
Mein Vater hat mich verbrügelt seinen Frust an mir abgelassen meine Mutter brav zugeschaut Heute streitet das alles ab .....noch schlimmer sie behauptet Papa hat mich soo geliebt ein Mann der mir ins Gesicht hat ....glaubst Du das es je ein Arschloch gibt das sowas wie Dich liebt ....und Du bist hier nicht erwünscht nur geduldet .....tolles Elternhaus------für meine Mutter ist bzw war er der Perfekte Mann ....er lebt nicht mehr .....sorry wenn Ich das sage aber irgendwie war sein Tod für mich ein Stück Befreiung
„Emsdetten“ (Pseudonym)
Mein Vater hat mich verbrügelt seinen Frust an mir abgelassen meine Mutter brav zugeschaut Heute streitet das alles ab .....noch schlimmer sie behauptet Papa hat mich soo geliebt ein Mann der mir ins Gesicht hat ....glaubst Du das es je ein Arschloch gibt das sowas wie Dich liebt ....und Du bist hier nicht erwünscht nur geduldet .....tolles Elternhaus------für meine Mutter ist bzw war er der Perfekte Mann ....er lebt nicht mehr .....sorry wenn Ich das sage aber irgendwie war sein Tod für mich ein Stück Befreiung
„Rastatt“ (Pseudonym)
Mittlerweile habe ich den Kontakt zu meinem Vater völlig abgebrochen.
Nach 14 Jahren absoluter Funkstille, habe ich ihm mal zum 75.Geburtstag eine Postkarte geschickt und mehr, als 2-3 Postkarten pro Jahr passiert auch nicht mehr.
Über meinen Bruder, der in Spanien lebt, bekomme ich ab und an noch mal kurze Infos mit von seinen sehr seltenen Telefonaten. Mehr so Eckdaten, mehr interessiert mich auch nicht.
Ich bin mit 16 Jahren ausgezogen (über das Familiengericht und Prozeß usw) und es gab immer mal wieder Kontaktversuche von meiner Seite aus, die dann doch wieder kränkend und abwertend für mich verliefen. Dann habe ich den Kontakt wieder für 1-3 Jahre eingestellt.
Vor etwa 16 Jahren hatte ich dann ein "Schlüsselerlebnis".
Dabei habe ich "verstanden", daß mein Vater und ich eine völlig verschiedene Wahrnehmung haben. Er hat eine Art Tunnelblick und ich eher ein Panorama, schmunzel.
(Bei dem Erlebnis ging es um eine Fernsehsendung und dem, was da jeder von uns beiden "gesehen" und daraus verstanden hatte.)
Somit wurde mir deutlich, daß er mich nie als Person wirklich wahrnehmen kann, nicht alles "sieht", was mich ausmacht und mich daher auch nie verstehen oder anerkennen oder wertschätzen wird. Jemand der (z.B) die Farbe Rot nicht sehen kann, dem kann ich Rot auch nicht gänzlich verständlich machen.
Seither geht es mir gut ohne Kontakt. Wozu auch noch Kontakt ?
Wir haben uns so wirklich eh nichts zu sagen. Und ich werde bestimmt nie so leben, wie seine Vorstellungen für mich waren/sind.
Alle paar Jahre hatte ich früher immer nochmal Kontakt und die Hoffnung auf normale Familienverhältnisse, bis wieder eine massiv abwertende Bemerkung seinerseits fiel ....Cut.
Früher mußte ich entweder brüllen oder mir das Maul mit Essen selber stopfen, damit ich nicht brüllen mußte vor Zorn ;-))
Vorbei...er ist mir einfach nur noch egal.
Betr seiner Alters"versorung" habe ich wohl ehr Glück. Seine zweite Frau ist 15 Jahre jünger und fitter ;-))
Er hat ein Haus....somit wird er sich lange Pflege leisten können, wenn er es verkauft.
Nein. Man muß seine Eltern nicht lieben. Auch läßt sich Liebe und Zuneigung nicht "kaufen".
Und Erben finde ich eigentlich "unanständig". Denn ihren Besitz haben sich Eltern für sich erworben, nicht für Kinder....die sind für sich selber zuständig.
Ich danke euch für eure wertvollen und offenen Beiträge, die mir sehr helfen, meine Position zu finden...
@ Berith: die Seite im Netz die du angeführt hast, hat mir mein ganzes Dilemma vor Augen geführt und seit ich sie gelesen und verinnerlicht habe, ist bei mir eben auch das Thema Kontaktabbruch ein Thema. Alle Eigenschaften die angeführt sind, treffen auf meine Mutter bzw. unsere Familie (Triangulierung) zu und mir war das über 40 Jahre nicht bewusst!
Das angeführte Buch befindet sich auch schon länger bei meiner Literatur, die Entscheidung und die Konsequenzen nimmt einem aber keiner ab :-)
@ Dagmar: die von dir geschilderte Lage ist meinen Verhältnissen ähnlich und ich finde deine Lösung gut und "erwachsen". Auch ich weiss, dass ich nie so gesehen und wahrgenommen werde, wie es wichtig wäre und ich es brauchen würde. Dein vorletzter Absatz hat mir imponiert und er enthält viel Wahres, das erleichtert! Danke!
„Salzkotten“ (Pseudonym)
man kann einen Menschen nicht dazu zwingen einen zu lieben!!
Liebe sollte von Herzen kommen!!
diesen Spruch habe ich mir zu Herzen genommen, habe auch die letzten paar Jahre um die Liebe meiner Mutter gekämpft, aber habe es aufgegeben als sie mir zu verstehen gegeben hat, dass ich nur eine Berechnung bin, von ihrer Seite kein Kind der Liebe!!
ich lebe nun mein eigenes Leben, man ist für sich selbst verantwortlich, mehr zählt nicht mehr!!
Eltern haben Träume und nur weil Kinder die Träume ihrer Eltern nicht ausleben sondern ihre eigenen, hängt in sehr vielen Familien der Haussegen schief!!
„Andernach“ (Pseudonym)
Ich habe nicht abgebrochen, und merke aber dass ich unbedingt, für mich gesunde Distanz herstellen muss.
Wenn Du den inneren Wunsch hast abzubrechen, Einzelstückerl- und noch Zweifel hast, dann bedinge dir vielleicht Abstand auf Zeit aus. Und probiere es aus, wie es sich anfühlt, ob Du das wirklich willst. Viellicht siehst Du dann ganz klar, dass Du absolut keinen Kontakt mehr willst, und kannst es immer noch für dich umsetzen.
Ich wünsche dir viel Kraft, bei deinen Entscheidungen.
„Andernach“ (Pseudonym)
Berith, danke für den Begriff "gas lighting", ich habe davon noch nie gehört, aber mir wird gerade einiges klar, jetzt wo ich es gegoogelt habe.
„Burg“ (Pseudonym)
Schön das ich nicht der Einzige bin der den Kontakt abgebrochen hat...die Gründe mögen bei jedem anders sein...aber letztendlich geht man um sich selbst zu schützen
„Monheim am Rhein“ (Pseudonym)
Ich hatte jahrelang keinen Kontakt zu meinem Vater, mein Bruder ebensowenig. Allerdings haben wir zusammen den Kontakt wieder aufgenommen als er im Sterben lag. Wir taten das um ihm das Gehen zu erleichtern. Er hat sich auch sehr darüber gefreut und konnte das Geschenk annehmen.
Mein Bruder konnte ihm sogar verzeihen, ich bis heute nicht.
„Völklingen“ (Pseudonym)
Ein wirklich sehr schwieriges und persönliches Thema.
@Berith Danke für den link zum Thema!
Wie ich mir den link durchgelesen habe, war ich wirklich sehr überrascht, bisher habe ich mich immer gefragt was mit meiner Mutter nicht stimmt oder besser warum wir eine komplett unterschiedliche Sprach so wie Wahrnehmung haben.
Mein Elternhaus war ebenso wenig Harmonisch und geborgen habe ich mich dort nie Gefühlt, weshalb ich wohl heute in der Richtung irgendwie Defizite habe!
Mein Vater war ein Umtriebiger, brutaler und Kolleriger Mensch bis zu seinem Tot, auch er hatte eine andere Sichtweise zum Leben, wie ich sie vertrete, leider kam es nie zu einer Aussprache.
Ich habe mich lange damit beschäftigt warum meine Eltern waren oder sind, wie sie sind, beide kommen aus Elternhäusern, in denen sie ebenfalls wenig Liebe erfahren haben. Mutter oder Vater sind früh verstorben. Meine Mutter hatte mal mit 75 Jahren den Verlust der Mutter in frühen Jahren mit den Worten geäußert, meine Mutter hat mir so gefehlt und das glaube ich ihr auch.
Irgendwie ist unsere Familie nie eine wirklich Familie gewesen, so wie ich Familie verstehe mit zusammen halten füreinander da sein. Ich war einsam, total einsam, habe immer das Gefühl gehabt wenn Du dich nicht um dich selbst kümmerst, gehst Du vor die Hunde.
Ich bin dann mit 21 Jahren ausgezogen, was auch ehr einer Flucht war.
Heute habe ich meinem Vater verziehen, weil ich weiß er wusste es einfach nicht besser, wie kann man Liebe geben wenn man selbst nie welche Erfahren hat.
Meine Mutter lebt noch, ich rufe sie hin und wieder an, Besuche sie ein bis zwei mal im Jahr aber ansonsten halte ich den Kontakt sehr zurück, weil ich weiß das er mir nicht gut tut man hat nicht immer die Kraft sich damit auseinander zu setzten, das man nicht gut genug ist. Sie ist nun mal wie sie ist, Eltern kann man sich nicht aussuchen
Mit meiner Schwester habe ich ebenso nur wenig Kontakt aber er ist noch Vorhanden.
Und mein Bruder, ist ebenso sehr seltsam, in seiner Einstellung zum Leben. Den Kontakt hat er abgebrochen ich renne Ihm auch nicht nach er ist der einzige der überhaupt mal mit mir spricht den Kontakt zu meiner Mutter hat er komplett abgebrochen er Ignoriert sie sogar wenn sie sich zufällig über den Weg laufen, ich habe Ihm mal nahe gelegt doch mal darüber zu reden aber Fehlanzeige, Zwingen kann man niemanden dazu und so etwas liegt mir auch total fern.
Meine Türen sind immer offen für alle, ich schließe sie auch nicht den ich bin schon mein ganzes Leben dafür gewesen über die Dinge zu sprechen, egal wie unangenehm sie auch sein mögen.
Ich denke man muss das wirklich mit sich selbst ausmachen in wie weit was für einen gut ist, da jeder auch einen anderen Charakter hat. Verurteilen, wie warum und weshalb jemand etwas tut, auch das würde ich niemals, dazu habe ich kein Recht!
Sorry das der Text so lang wurde!
Vielen herzlichen Dank an alle, die mir hier und auch über Privatnachrichten von sich berichtet haben! Vor allem freut es mich, dass dieser Thread bisher ruhig und störungfrei und mit der nötigen Wertschätzung verlaufen ist...
Was mich vor allem bis jetzt beeindruckt hat, ist die Tatsache dass die Ursachen vielschichtig sind, dass das Verzeihen immer wieder Thema war/ist und dass sich keiner von euch die Entscheidung leicht gemacht hat - es muss für einen eben stimmig und handhabbar sein!
Merci an alle... <3
Von meiner Seite aus ein Dankeschön für den Begriff "gaslighting". Ich wußte bis heute nicht, dass es dafür einen feststehenden Begriff gibt, aber in der Beschreibung finde ich mich fast 100%ig wieder.
Den Kontakt zu meiner Erzeugerin habe ich zwar nicht abgebrochen, aber auf ein extremes Minimum reduziert. Sollten wir uns mal begegnen, spüre ich immer wieder, dass sie mir einfach nur noch egal ist. Wenn etwas mit ihr sein sollte, bin ich sicher die Erste vor Ort, um das Notwendigste zu regeln, aber Gefühle sind alle im Keim erstickt.
Meine Schwester und ich wurden systematisch emotional mißhandelt und haben in keinster Weise das Gefühl einer Familie mit "füreinander da sein" oder "den anderen akzeptieren" etc. kennengelernt. Dass es so etwas gibt, habe ich über Freunde und/oder Vereinsleben kennenlernen dürfen. Meine Schwester ist mit 18 geflohen und mich haben Freunde mit 18 herausgeholt, d. h. herauseskortiert... sonst wüßte ich nicht, wo ich heute wäre.
Meine Eltern haben weiterhin versucht, mich unter Druck zu setzen, damit ich so funktioniere, wie sie es gerne hätten, aber mit Hilfe meiner damaligen Clique konnte ich Selbstsändigkeit lernen - Vereinsleben sei dank! Bei meiner "Flucht" 350 km weit weg habe ich festgestellt, dass ich meine Baustellen durch räumliche Entfernung nicht löse... ich muss sie für mich lösen.
Also habe ich im Laufe der Jahre die Verzahnungen meiner Eltern und ihrer Geschwister - mit professioneller Hilfe - sehr genau aufgedröselt und dadurch viel verstanden. Damit hat sich mein Haß in Verstehen gewandelt und auch ich konnte mich langsam akzeptieren.
Mein Vater hat mich immer innig geliebt, konnte es aber (als Kriegskind) nur auf seine Art zeigen - auch das habe ich irgendwann verstanden. Auf seinem Sterbebett hatte ich dann die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen und ihn auch "freizusprechen", sprich ihm verzeihen - er lag im Wachkoma und konnte nicht mehr widersprechen. ;) Ich bin trotzdem felsenfest überzeugt, dass er alles mitbekommen hat.
Zu seinen Schwestern musste ich den Kontakt zwangsläufig abbrechen, da sie es sich auf die Fahne geschrieben hatten, mich zu zerstören, weil ich mich nicht gefügt habe. Dem konnte ich erst über eine offizielle Strafanzeige Einhalt gebieten. Die Hemmschwelle war extrem, aber als ich mich dazu durchgerungen hatte, war schlagartig mein Blutdruck im Lot und ich konnte wieder schlafen.
Meine Mutter hat mir auf der Beerdigung meines Vaters eingestanden, dass sie zeitlebens eifersüchtig auf mich war und mit mir um seine Gunst gebuhlt hat. (Das ist heute natürlich alles nicht mehr wahr.) Aber leider ist sie mittlerweile eine verbiesterte, bösartige und hinterfotzige (so sagen wir in Bayern) Frau geworden und trägt ihre Eifersucht weiterhin uneinsichtig vor sich her. Dementsprechend können wir nicht miteinander, weil ich mir Angriffe und Vorwürfe nicht mehr bieten lasse. Ich habe lange Jahre vesucht, den Kontakt für beide Seiten verträglich zu gestalten... das klappt aber nur, wenn beide Seiten mitspielen wollen. Also war die Konsequenz, mich emotional zu lösen und räumlich auf Distanz zu gehen.
Um bei Dritten aber einen guten Eindruck zu bewahren, klebt sie mir weiterhin wie ein nasses Gummibärchen an der Backe...
Mit meiner Schwester habe ich mittlerweile sporadisch Kontakt... und der unausgesprochene Waffenstillstand hält sogar an. Mehr kann ich nicht erwarten; dafür sind wir viel zu verschieden. Aber so ist es völlig ok.
Für das Deckmäntelchen "Familie" mache ich keine Kompromisse mehr bis zur Selbstaufgabe. "Kriegsszenarien" habe ich ausreichend durch und lege keinen Wert mehr drauf.
Ich war mal das Kind meiner Eltern, heute bin ich deren Tochter - für mich ein himmelweiter Unterschied.
Jetzt bin ich auch etwas lang geworden...
„Rastatt“ (Pseudonym)
Mir fällt gerade ein ziemlicher Zusammenhang von "lieblos"/emotional ungesundem familiären Umfeld
und Übergewicht bzw "dickem " Schutzpanzer auf.
Emotional nicht "satt werden" und emotionale Funktion von Essen scheint doch viel mehr unbewußt zu wirken, als es einem vordergründig wirklich klar ist.
Die eigene Biografie prägt augenscheinlich doch recht gravierend diesbezüglich.
Aber dies wäre dann ein eigenes Thema/ Thread.
„Telgte“ (Pseudonym)
@Dagmar....ja, das ist schon etwas dran. Allgemein Essstörungen, es kann also auch in die andere Richtung gehen....immer dann, wenn man als ganz kleiner Mensch sich etwas oder jemandem ausgeliefert gefühlt hat, etwas , das man nicht kontrollieren konnte und keinen Halt und Nähe bekommen hat...da war ein Schutzmantel oder ein Mittel der Kontrolle seelisch nötig. Aber gut, genug vom Offtopic :-)
„Andernach“ (Pseudonym)
Ich bin davon überzeugt, dass ich mich durch Essen stabilisiert habe als Kind. Ob der dadurch entstandene Schutzpanzer jetzt noch notwendig währe bezweifle ich. Aber er hat mich den Psychoterror überleben lassen. Dafür bin ich dankbar.
„Rheinstetten“ (Pseudonym)
Ich finde es spannend, da ich in meiner Ausbildung gelernt habe, dass von der Energie her nicht passend ist, den Eltern zu verzeihen. Die Eltern sind energetisch gesehen die Großen und wir als Kinder die Kleinen, und wenn wir verzeihen, dann stellen wir uns über sie - was die Ordnung stört!
Klingt jetzt vielleicht unverständlich, ist aber wirklich wirklich spannend, wenn man es erlebt hat im Spüren.
Es ginge mehr darum, dankbar zu sein für das was gut ist und war - und es gibt IMMER auch etwas Gutes, selbst wenn es nur die Tatsache ist, dass unsere Eltern und das Leben geschenkt haben!
Wenn jemand nicht wirklich psychopathisch veranlagt ist, dann ist KEINER von Grund auf Böse und handelt Böse zu Fleiß, auch wenn wir das selbst oft so empfinden.
Bitte versteht mich nicht miß - ich habe auch ordentlich eingesteckt von meiner Mum, das ist also nicht so, dass ich ohne Rucksack losmarschiert wäre ins Leben, ich möchte also keines Menschen Weh schmälern - ich möchte euch nur eine andere Denkweise zeigen, vielleicht ist was dabei!
Unsere Eltern handeln so, wie sie handeln, aus ihrem eigenen Vermögen bzw Unvermögen heraus.......sie können und konnten nicht anders, nicht weil sie uns absichtlich wehtun wollten, sondern weil sie in manchen Dingen sogar dachten, dass sie das Beste für uns machen würden bzw. sich so sehr im Recht sahen, dass sie es quasi machen mussten!
Wenn wir einen MOment innehalten und nachdenken über uns selbst, dann erkennen wir auch, dass auch wir selbst manchmal mit anderen Menschen umgehen ohne uns das geringste Böse dabei zu denken und dann sehr erstaunt sind oder sogar entsetzt, wenn unser Gegenüber in unseren Augen dann nicht zu Recht gekränkt oder beleidigt reagiert.
Wenn uns das manchmal bewußt wird, dann hilft es vielleicht mit einem liebevollen Auge auf andere zu sehen.
Natürlich muss ich micht nicht treffen mit der Mutter oder dem Vater, wenn ich mich total schlecht fühle dabei - aber vielleicht kann ich anerkennen, dass die andere Person ihr Bestes gegeben hat. Mehr ging nicht. Vielleicht kann ich dankbar sein, dass ich vielleicht die Liebe meines Elternteils nicht durch Umarmungen sondern durch Geldzuwendungen erfahren habe - natürlich hätte ich mir Umarmungen und Lob gewünscht, aber sie konnten es nicht anders....es ist ihre Art und Weise zu sagen, du bist mir wichtig.
Der Friede, den ich dabei in mir selbst empfinde, der ist ein echtes Geschenk!
Allen, die gerade darum ringen, ob sie sich lossagen oder nicht wünsch ich eine wirklich weise Entscheidung zum Wohle aller Beteiligten.
@ Theodora: So wie du es beschreibst, liegen für mich aber das Dankbarsein und das Verzeihen, was die schlussendliche Haltung betrifft, schon nahe bei einander.
Ich denke der wichtigste Punkt ist, dass ich als z.B. Tochter nicht mehr so weitermachen will und was ändern will, unabhängig davon, ob die andere Seite das verstehen kann, nachvollziehen kann oder ev. sogar unterstützend agiert und an einer Verbesserung der Situation interessiert ist.
Für mich wäre ein Verzeihen auf jeden Fall weit vor dem Dankbarsein.
Wenn die Eltern verstorben sind, merkt man sicher die Momente, wo man ihnen dankbar sein kann. So lange ich noch lebe, ist mir "mein" Verzeihen einfach näher, denn da bin ich die bewusst Aktive...
Und ein Thread mit dem Thema Übergewicht als Folge von emotionalem Missbrauch ist sicher eine gute Idee. Die Bemerkungen hierzu sind für mich hier übrigens nicht so ganz OT wie von einigen angenommen - es spielt ja mithinein.