Weinstein, Spacey, Hoffmann & Co.

in „Medien & Showgeschäft“

Zu diesem Thema gibt es 28 Antworten

„Kirchheim unter Teck“ (Pseudonym)

Ich bin ein Filmfan, auch ein Fan guter Schauspieler.
Leider erschüttert derzeit eine Skandalwelle Hollywood, die vielleicht auch bei uns die Wogen höher schlagen lässt. Es ist wohl so, dass sich einige Opfer nun endlich trauen, den Mund aufzumachen. Weil sie nicht alleine dastehen und gleich mundtot gemacht werden können.
Ich bin hin- und hergerissen zwischen diesen schrecklichen Vorwürfen und meiner Bewunderung für die schauspielerischen Leistungen der Betreffenden.
Kürzlich kam irgendjemand im TV auf die Idee, den betroffenen Schauspielern usw. ihre Oscars zu entziehen. Ich finde, das ist die falsche Maßnahme. Strafe ja, aber dann dem Tatbestand angemessen. Habt ihr eine Meinung zu dem Thema Missbrauch in der "Traumfabrik"? Ist das für euch etwas, worüber ihr nachdenkt?
Die EMMA brachte diesen Artikel:
http://www.emma.de/artikel/der-dreckige-traum-von-hollywood-317251
Er zeigt sehr deutlich, dass das Thema kein aktuelles ist, sondern in der Geschichte recht weit zurück geht. Sexueller Missbrauch = Machtmissbrauch.

„Mühlacker“ (Pseudonym)

Ich wollte eigentlich noch die 6 Staffel HoC sehen. Hoffentlich drehen die das noch vernünftig ab.

@ Feucht von Lipwig: Ja, das ist wirklich ärgerlich, so ein schlechtes Timing, dass die Leute sich aber auch immer so anstellen müssen...

@ XXLady: Verwunderlich finde ich es nicht, dass sowas existiert. Sexuelle Belästigung/ sexueller Missbrauch findet so dermaßen häufig und in allen Schichten statt, warum nicht auch in der Filmindustrie. Übel finde ich die Leute, die es wussten und jahrelang geschwiegen haben, sich jetzt aber groß echauffieren. Wenn einer jahrelang zu feige oder zu bequem war, den Mund aufzumachen, soll er bitte jetzt auch schweigen (damit meine ich nicht die Opfer, sondern z.B. Menschen wie Quentin Tarantino, die schlagartig ihr Gewissen entdecken. So eine Doppelmoral ko... mich an.).

Zu der Sache mit dem Oscar habe ich noch keine so rechte Meinung. Eigentlich wäre es eine Vermischung von zwei unterschiedlichen Ebenen, die schauspielerische Leistung hat ja nichts mit den Vergehen eines Menschen zu tun.

Eines der bekanntesten und ältesten Klischees beim Film ist doch die 'Besetzungscouch' - insofern ist es net verwunderlich, dass da auch Belästigungen vorkommen. Ich find es etwas seltsam, wenn manche jetzt so tun, als würde ihr Weltbild zusammenbrechen und sie niiiieeeee damit gerechnet hätten...

Oscars und sonstige Awards abzuerkennen halt ich auch für den falschen Weg - sie haben den ja für darstellerische Leistungen erhalten und nicht für einen vorbildlichen Lebenswandel. Und da stellt sich halt auch die Frage, wann man sie noch aberkennen sollte... bei moralischen Verfehlungen? (Z.B. Fremdgehen) Bei Straftaten? (Z.B. Steuerhinterziehung)
Dann könnte die Oscarriege eventuell ganz schön dünn werden...

Ich denke, Verträge kündigen und keine Rollen mehr anbieten, würde als 'Hollywood'-Strafe vollkommen ausreichen...

„Mühlacker“ (Pseudonym)

@Berith
Gut das Du das auch so siehst. ;-)

„Wiesloch“ (Pseudonym)

Wenn du nicht das tust was ich fordere ...bekommst du nicht das was du willst!
Diese Spielchen fangen bei den kleinen unten an und enden in Königshäusern.
Da macht es vor der Film Industrie keinen Halt!
Hat es schon immer gegeben war schon immer bekannt!
Natürlich ist sexueller Missbrauch schlimm und gehört auch für mich an die Öffentlichkeit!
Nur oft ist die Gesellschaft da gar nicht so erschrocken drüber....denn manch eine/einer hat sich hoch geschlafen wie man weiss...und das nicht immer freiwillig!
Ich finde diese Form der Erpressung widerlich...denn man hat die Wahl und kann NEIN sagen!
Ich möchte nicht wissen was da so hinter den Kulissen abgeht ,da würde mir wohl übel werden!
Rückgabe des Oscars?
Ach herrje da müsste man dann aber auch die Bibel umschreiben.
Sich nicht verkaufen zu lassen Nein sagen wäre am Anfang ein klarer Zug...
Nicht 30 Jahre später!

„Kirchheim unter Teck“ (Pseudonym)

Mich ärgert "nebenbei", dass ich Filme mit diesen übergriffigen Schauspielern nicht mehr ohne Nebengedanken sehen kann. Ich hab das dann immer im Hinterkopf. Sehr sehr schade...
Kevin Spacey wurde von Netflix schon in die Wüste geschickt. Einen roten Teppich wird er demnächst wohl auch nicht sehen. Ein tiefer Fall...

„Groß-Gerau“ (Pseudonym)

Sexuelle Belästigung ist schlimm, keine Frage, sehe ich genau so. Was genau so schlimm ist, das ist "Üble Nachrede" oder "Verleumdung" und davon gibt es in diesem "Show-Business" mehr als genug. Mir stellt sich bei all dem erst mal nur die Frage wie viel von diesen Anschuldigungen entspricht der Wahrheit und wie viel davon dient nur dazu irgendjemanden fertig zu machen?!

Feucht von Lipwig,

Spacey wurde gefeuert und ob die 6. Staffel von HoC fertig gestellt wird ist fraglich.

Als ich das mit Spacey letzte Woche las, habe ich schon geahnt, dass er da nicht mehr mitspielen wird.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/netflix-schickt-kevin-spacey-in-die-wueste-1.3735491


Großartiger Schauspieler, ich mag fast alle seine Filme/Rollen; absolute Sauerei was er (und Andere) getan haben und tun.

Ich hoffe, das wird weiter verfolgt und bestraft (wobei wahrscheinlich Vieles schon verjährt ist) und künftig mehr zur Anzeige gebracht jetzt, wo endlich soviel Licht darauf fällt.

Bzgl. der Aberkennung des Ocars (und anderen Preisen) sehe ich es genau so wie MaddinS.

„Mühlacker“ (Pseudonym)

Irgendwie aber auch ein klein wenig erheiternd (nur ein ganz klein wenig, ich kann die Empörung absolut verstehen) das mehr Wert darauf gelegt wird, das ein fiktionaler US Präsident moralisch einwandfreier handelt als der echte US Präsident, der mit seinen "grab them by the pussy" ganz easy durchkommt. Auch bei vielen Frauen.

Ein Punkt zu Herrn Weinstein. So eklig und ggf. sogar kriminell sein Verhalten war. Ich habe in vielen Kommentaren sowas gelesen wie: Der "fette", "teigige", "übergewichtig, hässliche" - gerade so als wäre eine Belästigung durch ZB die Herren Clooney oder Pitt etwas das völlig Okay wäre. Fand ich merkwürdig.

Oder geht es, sehr frei nach Talleyrand ("Verrat ist eine Frage des Datums") so: Belästigung ist eine Frage der Optik? Ich denke nicht.

„Hürth“ (Pseudonym)

Der "fette", "teigige", "übergewichtig, hässliche" - gerade so als wäre eine Belästigung durch ZB die Herren Clooney oder Pitt etwas das völlig Okay wäre. Fand ich merkwürdig.

Ging/geht mir auch so :-((
Könnte mir vorstellen, dass er eben eine Klischee-Bösewicht-Projektionsfläche abgibt.
Beim Thema "Vergewaltigung" wabern ja auch deutlich mehr Täterbilder a la "notgeiler Ausländer" durch die Köpfe, als der wesentlich realistischere Fall des Täters aus dem (häufig) familiären Umkreis.
Vergewaltigung/sexuelle Belästigung ist IMMER traumatisierend für das Opfer (männlich/weiblich)
Um den Schutz davor zu gewährleisten müssten wir aber auch unsere Aufmerksamkeit und Gefahrenschutz von Klischeebildern bereinigen

Jetzt kommt auch noch Louis C.K. dazu :-//

Ihn fand ich immer ziemlich cool und sehr lustig.

Er hat alle Beschuldigungen der 5 Damen in einem längeren Statement zugegeben.

Tolle Schauspieler, tolle Comedians und wer weiß, wer noch alles ans Licht kommt aber menschlich ... unfassbar widerlich!

@MaddinS
"Oscars und sonstige Awards abzuerkennen halt ich auch für den falschen Weg - sie haben den ja für darstellerische Leistungen erhalten und nicht für einen vorbildlichen Lebenswandel. Und da stellt sich halt auch die Frage, wann man sie noch aberkennen sollte... bei moralischen Verfehlungen? (Z.B. Fremdgehen) Bei Straftaten? (Z.B. Steuerhinterziehung)
Dann könnte die Oscarriege eventuell ganz schön dünn werden... "

Aber wieso konnten sie denn die darstellerischen Leistungen erbringen?
Doch nur deswegen, weil man von ihren Untaten noch nichts wusste. Wären sie bekannt gewesen, dann hätte man die Typen wahrscheinlich dorthin geschickt, wo sie hingehören: Je nach Strafbarkeit entweder in den Knast oder in die Wüste.

Meines Erachtens sollten nur diejenigen die Ehrungen behalten dürfen, die sich nachweislich bis zu der Ehrung keine so schwerwiegenden Verfehlungen geleistet haben.

Die Dicke der Oscarriege hat für mich keinerlei Bedeutung. Schon gar nicht in Relation zur Wichtigkeit der Aufdeckung des gesamten Ausmaßes der begangenen Verbrechen bzw. Vergehen.

„Stadtallendorf“ (Pseudonym)

Es sind doch alles bisher nur Beschuldigungen...ich mag Vorverurteilungen nicht. Warten wir doch einfach ab ob es zur Anklage kommt und was ein Gericht entscheidet.
Ich erinnere nur an Christian Wullf oder Jörg Kachelmann...beide schon vorverurteilt von der Gesellschaft ( zwei verschiedene "Delikte" ) aber letztendlich alles haltlos.
Von daher einfach mal abwarten.
Oder sind wir schon wieder soweit das jemand seine Unschuld beweisen muss...
Oder wollen wir es weiter so machen wie bisher das man die Schuld einer Person beweisen muss...
Ich persönlich bin für letzteres.

„Hürth“ (Pseudonym)

F-Falk, einige der Beschuldigten haben ihre Schuld bereits eingeräumt, da gibts für mich nichts mehr zu beweisen :-((.
Und in einigen Fällen wird es garnicht zur Anklage kommen, da die Vergehen verjährt sind .

Aber wieso konnten sie denn die darstellerischen Leistungen erbringen?
Doch nur deswegen, weil man von ihren Untaten noch nichts wusste. Wären sie bekannt gewesen, dann hätte man die Typen wahrscheinlich dorthin geschickt, wo sie hingehören: Je nach Strafbarkeit entweder in den Knast oder in die Wüste.


Es tun mal wieder alle so, als wäre dieses Verhalten im Filmbusiness (oder anderswo) etwas Neues. Kinderstars wie Shirley Temple, Judy Garland und andere haben schon vor Jahrzehnten solche Vorwürfe erhoben - und wurden ignoriert und oft war das auch das Ende ihrer Karriere.

Fast schon professioneller Missbrauch von Kindern in Hollywood gilt bis heute als 'Verschwörungstheorie' - obwohl es genügend glaubwürdige Aussagen gibt. Aber das waren sicher alles nur 'Einzelfälle' (das Einzelfall-Märchen ist weltweit beliebt).

Ich will damit die neuesten Vorwürfe nicht klein reden. Allerdings halte ich künstliche Aufregung für albern und verlogen.

Es werden jetzt Beschuldigungen laut, die 30-40 Jahre und mehr, her sind. In der Zeit sind viele zu Stars geworden, haben Familie, sind glücklich, berühmt und erfolgreich, auch die vermeintlichen Opfer.
Warum holt man jetzt alles aus den Keller, was Jahrzehnte her ist? Ein bisschen kommt hier der Verdacht von Rache und mal wieder präsent in den Medien sein, wenn es sonst nicht gerade gut läuft.
Ein Klaps auf den Po, wird jetzt als Sexuelle Belästigung verurteilt, wo niemand weiß, in welchen Zusammenhang oder in welcher Situation das passierte.
Wären der Kussszene schiebt er mal eben seine Zunge hinterher, das wird nach Jahren jetzt verurteilt. Sind Menschen Roboter? Frau und Mann? Ist es nicht in manchen Situationen natürlich gesteuert, das der Mann oder auch die Frau vielleicht etwas überreizt, wenn er eine extrem erotische Schauspielerin als Partnerin hat?
Wie soll das in Zukunft funktionieren? Dem Mann den Schniedel nach hinten binden, damit der nicht ausversehen Reaktion zeigt, wären die Schönheit sich nackt an Ihm ankuschelt ( Szene)?
Zehn Jahre später wird er dann verklagt weil sich was gerührt hat.
Missbrauch, Vergewaltigungen, das ist absolut Verurteil bar, aber Berührungen, die vereinzelnd passieren, aus der Partystimmung o.ä. heraus, wo aber nichts weiter passiert ist, einfach eine Berührung die nicht mal vorsätzlich war, muss man das verurteilen? Dass Jahre später?
Geschmäckle hat das schon.

@Chaos_Queen
"Es tun mal wieder alle so, als wäre dieses Verhalten im Filmbusiness (oder anderswo) etwas Neues. Kinderstars wie Shirley Temple, Judy Garland und andere haben schon vor Jahrzehnten solche Vorwürfe erhoben - und wurden ignoriert und oft war das auch das Ende ihrer Karriere. "

Ich für mich kann nur sagen, ich tue nicht so. Allerdings wusste ich von den früheren Vorfällen bis vor Kurzem nichts.
Ein ganz gewaltiger Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung ist der, daß diese Meldungen heute auf fruchtbaren Boden fallen, sprich: die Öffentlichkeit ist dafür sensibilisiert - im Gegensatz zu früher.

Schwieriges Thema, bei dem ich völlig ambivalent bin. Ich habe in diesem Thread schon ein paarmal was getippt und dann doch wieder gelöscht, weil ich einfach keine klare Position habe. Deswegen einfach nur Gedanken:

- Teilweise finde auch ich als Frau übertrieben, was mittlerweile alles als sexuelle Belästigung angesehen wird. Ein zu langer Blick, die Hand des Chefs auf meiner Schulter, ein schmutziger Witz in unpassender Runde etc. sind mir vielleicht unangenehm und ich versuche mich der Situation zu entziehen, aber das ist für mich noch nicht sofort sexuelle Belästigung. Letztere fängt für mich da an, wo der andere aufgrund der Machtverhältnisse dafür sorgen kann, dass ich nicht gehen oder mich wehren kann. Oder wenn dem anderen bewusst ist, dass mir die Situation unangenehm ist und er sie dennoch immer wieder herbeiführt.
- Andererseits denke ich, dass vermutlich jede Frau bereits sexuelle Belästigung/sexuelle Übergriffe erfahren hat, dafür muss man nicht in Hollywood sein. Das Thema ist in der "normalen Gesellschaft" ebenso präsent.
- Deswegen finde ich es gut und richtig, dass es besprochen und dass dafür sensibilisiert wird. Aber eben nicht jeder Blick ist gleich sexuelle Belästigung, ich finde, da muss man die Kirche auch im Dorf lassen.

Ja, alles ein wenig ungeordnet, wie gesagt, schwieriges Thema.

@ Rudi: Deine Beispiele finde ich schon teilweise krass - ich bin keine Schauspielerin, aber ich gehe davon aus, dass es ein Drehbuch und klare Anweisungen gibt, auch bei Liebesszenen. Und von einem Schauspieler würde ich erwarten, dass er nicht mal eben seine Zunge hinterherschiebt, nur weil es ihn gerade überkommt, wenn dies nicht im Drehbuch steht. Ich habe übrigens schon mehrfach davon gehört, dass Schauspieler tatsächlich ihr bestes Stück "abkleben", damit sich nicht ungewollt was rühren kann. Ich verstehe prinzipiell Dein "Geschmäckle", aber Deine Beispiele kann ich so nicht nachvollziehen.

„Kirchheim unter Teck“ (Pseudonym)

@Berith, es ist doch gar nicht schwer abzugrenzen, was sex. Belästigung ist. Du hast es ganz klar definiert. Was ist da noch schwierig?

Gestern Abend habe ich eine Doku über Bill Cosby gesehen, der nach vielen Jahren sexueller Übergriffe auf Kolleginnen u.a. Frauen endlich vor Gericht steht.
Ja, leider scheinen solche Übergriffe im amerikanischen Unterhaltungsbusiness an der Tagesordnung zu sein (und ich fürchte, nicht nur dort). Nicht umsonst trauen sich manche Frauen erst jetzt, sich zu äußern.

"Warum holt man jetzt alles aus den Keller, was Jahrzehnte her ist?"
@Rudi: Weil es Unrecht ist, war und bleibt!

@ XXLady:

Ich finde schwierig, dass jeder Mensch so unterschiedliche Grenzen hat, was bereits sexuelle Belästigung ist und was einfach nur unangenehm, nervig. Kürzlich sah ich im Fernsehen eine Diskussion zu dem Thema, da wurde z.B. bereits ein langer Blick ganz klar als sexuelle Belästigung bewertet.
Ich habe mal geschaut, ob es eine rechtsgültige Definition zum Thema gibt, gefunden habe ich:

sexuell bestimmtes Verhalten, das die Würde dessen verletzt, dem gegenüber es ausgeübt wird. Im Arbeitsrecht galt zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz das Beschäftigtenschutzgesetz vom 24.6.1994 (BGBl. I 1406, 1412). Seit dem 18.8.2006 ist der Schutz vor sexueller Belästigung im AGG geregelt (AGG im Arbeitsrecht).
=> http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/sexuelle-belaestigung.html

Da ist viel subjektive Empfindung mit dabei, das ist für mich nicht klar benannt und begrenzt.

„Kirchheim unter Teck“ (Pseudonym)

Ja, verstehe ich. Kommt ja auch drauf an, wohin jemand guckt. Glotze ich einem Kollegen permanent auf die Hose, fühlt der sich evtl. auch belästigt.
Ich glaube aber nicht, dass Blicke vor Gericht als Straftatbestand gelten, auch eine Hand auf der Schulter nicht.

Es ist ja die Rede (in Hollywood) von Belästigung, Vergewaltigung, Ausnutzen der eigenen Überlegenheit...

Es ist ja die Rede (in Hollywood) von Belästigung, Vergewaltigung, Ausnutzen der eigenen Überlegenheit...

Das stimmt, aber die Vorgänge in Hollywood haben meiner Wahrnehmung nach eine Lawine losgetreten, auch in Deutschland. In vielen oder vielleicht auch in den meisten Fällen sicher zurecht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass hin und wieder auch jemand auf den Zug mit aufspringt, um z.B. bewusst jemandem zu schaden, mal wieder im Gespräch zu sein, so wie Rudi es vorhin andeutete. Das finde ich das Schwierige an der Thematik - richtige sexuelle Belästigung ist übel und gehört bestraft und sexuelle Übergriffe ebenso, aber mir tun momentan auch ein bisschen die (anständigen) Männer leid. Daher rührt meine Ambivalenz - man kann das Kind auch mit dem Bade auskippen, wie meine Oma immer gesagt hat ;o)

„Hürth“ (Pseudonym)

@Berith
Warum tun Dir die anständigen Männer in diesem Zusammenhang leid...?
Ist es nicht auch in ihrem Sinne sich abzugrenzen und eine klare Linie gegen Grenzüberschreitungen zu formulieren?

Die anständigen Männer, die ich so kenne, empfinden sehr wohl auch gönnerhafte Berührungen von Vorgesetzten an Mitarbeiterinnen als sexuelle Belästigung.
Die gleiche (Schulter)berührung, als Beispiel, kann auch unter Männern im beruflichen Umfeld sehr unterschiedlich gewertet werden, ist aber in den allermeisten Fällen eine Dominanzgeste und deshalb (auch wenn sie nicht sexuell motiviert sein sollte) schlicht unangebracht.
Wie XXLady schon schrieb, werden Gesten und Blicke kaum ausreichen um zu juristischen Urteilen zu führen, eine stärkere gesellschaftliche Ächtung und Sensibilisierung empfinde ich aber als richtig und nötig.

@ Waltraud:
Ich stimme Dir in jedem Punkt zu. Die anständigen Männer tun mir leid, weil ich mir vorstellen kann, dass der eine oder andere verunsichert ist, was denn nun noch okay ist und was ihm bereits als sexuelle Belästigung ausgelegt werden könnte. Eben weil vieles so subjektiv ist und weil es auch meiner Meinung nach Frauen gibt, die jetzt gerne alles in die Belästigungsschublade packen und damit durchaus auch übertreiben.
(Beispiel: der Vater eines früheren Lebensgefährten von mir hat mal eine Arbeitskollegin am Rücken berührt, weil er durchwollte und sie ihn nicht gehört hat. Die Frau hat sofort losgekreischt "Fass mich nicht an!!!" und ein Mordsdrama draus gemacht. Das war ein grundanständiger Mann, der wirklich niemals irgendwas Blödes tun würde. Es gibt nunmal auch hysterische Frauen, tut mir leid, aber ich empfinde es jedenfalls so. Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere Mann momentan, wo das Thema so aktuell ist (und das sicher mit Recht, keine Frage!) einfach verunsichert ist und genau diese Männer tun mir schon ein wenig leid.)

Wird es so deutlicher? Siehst Du das auch so oder findest Du meine Denkweise falsch?