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@ Saby: stimmt, seh ich auch so @ Bühnenshow. Hat mir zumindest tausendfach besser gefallen als so manch merkwürdige Tanzeinlage... oder wie war das mit der Stunde des Wolfes? Das war irgendwie nur noch seltsam...
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„Brühl“ (Pseudonym)
Also mich hat die serbischen Sängerin enttäuscht. Bei dem Resonanzkörper hatte ich eine serbische Adele erwartet, leider war das Kleid dann beeindruckender als die Stimme. :(
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....@CheshireCat: Ja, das war eher ein zahnloser Wolf. Dafür hätte ich dem Tänzer des spanischen Beitrags für seine Bauchmuskeln
gern 12*12 Punkte gegeben.
@Zuckerwatte Die serbische Sängerin hätte ruhig ein paar mehr Dezibel raushauen können, aber vielleicht hat sie auch zu viel serbische Bohnensuppe gegessen, sodas die Luft eher hinten als oben rauskam.
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@ Saby: beim spanischen Beitrag hab ich den Tänzer kaum bemerkt, ich war eher damit beschäftigt, den Schock mit der Klamotte zu verdauen.. als das rote Ungetüm vorne auf einmal aufklaffte, dachte ich im erste Moment nicht an einen beabsichtigten Kleiderwechsel, sondern eher an "oh oooh, Busenalarm... Nippelgate nr. 2?"
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Anbei ein aktueller, für meine Begriffe sehr treffender und auch humorvoller, Artikel aus Wien...
Nachwehen zwischen Musik und Politik
„Politisches Voting“ und „grottenschlechte Songs“: Auf den Song Contest folgen immer Kritik und das eine oder andere inszenierte Skandälchen. So wurden alte, dumme bis homophobe Sager des schwedischen Siegers Mans Zelmerlöw ausgegraben. Auch das russische Model Polina Gargarina bot Reibeflächen. Am Ende war es ein Song Contest, wie er halt ist: ein Musikwettbewerb mit vielen nationalen und sonstigen Befindlichkeiten.
Es waren zweifellos die Nachwehen des Vorjahrs, die den Song Contest heuer zu dem machten, was er ist: Conchita Wurst mit einer starken Performance, eine Powerballade mit noch stärkerer Botschaft. Und an dem wurden die Teilnehmer heuer gemessen, mit ganz unterschiedlichem Ausgang, je nachdem, welchen Maßstab man genau anlegt.
Schwedische Maßarbeit mit Schönheitsfehler
Sieger Zelmerlöw ist ein perfektes Produkt für diesen Anlass, Maßarbeit der schwedischen Popfabrik, einer Schwerindustrie, die längst auch den Songschreiber- und Produzentenmarkt der US-Popstars beherrscht. Dass der Musikroboter Zelmerlöw in Interviews Aussetzer hat, wäre vor ein paar Jahren nicht aufgefallen.
Mans Zelmerlöw passte perfekt ins Song-Contest-Schema
Nun wurden alte Aussagen von ihm hervorgekramt, in denen er die „Natürlichkeit“ von Homosexualität infrage stellt. Allein dass uralte Interviews ans Tageslicht kamen, ist schon beachtlich. Nach seinem Sieg wurde er auch prompt danach befragt, er relativierte das natürlich sofort mit Sprüchen in Richtung Toleranz und Freiheit und wir haben uns doch alle lieb: „Wir sind alle Helden, egal wen wir lieben.“
Zwischen unpolitisch und „tolerant“
Genauso machte es auf Pressekonferenzen die unter Putin-Politik-Verdacht stehende russische Teilnehmerin Gagarina, mit dem Unterschied, dass sie sich dabei - mutmaßlich wegen ihres kulturell-politischen Hintergrunds - noch viel schwerer tat. Ironischerweise stammt auch ihr Song aus musikalisch zwingender schwedischer Feder. Und siehe da, die beiden wohl einzigen Teilnehmer, die ein bisschen über die durch die Wurst-Euphorie ausgerufene „Toleranz“ stolperten, gewannen Platz eins und zwei. Ein Skandal? Jein.
Beide repräsentieren das, was der andere Song-Contest-Flügel fordert: Eingängige und aufs erste Hören gefällige Popsongs ohne politisches Nachdenken. Nur spielt neben der Musik auch Politik - im weitesten Sinne - immer eine Rolle, das kann man sich nicht einfach wegwünschen. Und die Aussagen von beiden belegen genau das Problem von „Toleranz“. Es eben nur eh okay zu finden, so lange es einem nicht zu nahe kommt. Europa „toleriert“ auch, dass wöchentlich Hunderte afrikanische Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Toleranz ist das Synonym von Wurschtigkeit.
Gehäufte Balladen mit Botschaften
Die Wurst-Nachwehen setzten sich heuer jedenfalls auf beiden Ebenen fort: musikalisch wie inhaltlich. Gut die Hälfte der Songs hatte eine „Botschaft“: die rumänischen Kinderretter, pseudofeministische Alleindarstellerinnen, die zumindest im Vorfeld ins antisemitische kippende ungarische Friedenballade, das armenische Genozidlied – und die Litauer ließen am Schluss noch Frauen Frauen und Männer Männer küssen.
Musikalisch glaubten viele, die eskalierende Powerballade des letztjährigen Siegertitels imitieren zu müssen. Die unglaubliche Häufung brachte eher Gähnen und den Interpretinnen bestenfalls einen Platz im Mittelfeld. Eigenständigkeit fiel dann auf, wenn es wenige Konkurrenten gab. Die einzige wirklich folkloristische Nummer, „Adio“ von Knez aus Montenegro schnitt ganz gut ab. Der zweite mit nationalen Klischees offen spielende Beitrag, die italienischen Opernbuben Il Volo mit „Grande amore“, sogar sehr gut.
Es gibt Schlimmeres
Bei allen Unkenrufen: Etwa ein Drittel der heurigen Beiträge war zumindest musikalisch hörbar, empirisch bewiesen durch bloßen Vergleich bei einem Post-Stadthallenbesuch in einem Beisl mit Helene-Fischer-Beschallung. Plätze eins und zwei sind formatradiotauglich, auch der heimische Beitrag von The Makemakes tut auf Dauer niemandem weh. Allein die in die Hunderttausende bis Millionen gehenden Zugriffszahlen aller Auftritte auf YouTube sprechen Bände.
Belgiens kühler Song auf Platz vier ist einigermaßen clever produziert, der einzige Song mit ungenütztem Eskalationspotenzial könnte im Remix noch mehr hergeben. Estlands Post-Beischlaf-Duett ist harmlos, aber gefällig und wäre bei besseren schauspielerischen Leistungen noch weiter oben gelandet. Die norwegische Gruselballade „Monster Like Me“ könnte man, vor allem ohne die dramaturgische Pause vor dem letzten Drittel, durchaus erfolgreich im Alternativradio spielen.
Bei der lettischen Heulbojennummer war jemand in Sachen Elektronikgebrutzel und Basswummern durchaus auf der Höhe der Zeit. Und die Beiträge aus Serbien und Israel sind für den Dancefloor und die Halle gemacht, nicht für das Fernsehen: „Israel“- und „Serbien“-Sprechchöre in Wien, auch so etwas gibt es nicht alle Tage. Umgekehrt inszenierte Zelmerlöw einen Teil seiner Show nur für die Kamera – und das brachte den Erfolg.
Nachbarn mögen sich halt
Das oft kritisierte Block-Voting hatte keinerlei Einfluss auf das Endergebnis: Natürlich stimmten einige Nachbarländer auch für einander ab – vor allem ex-jugoslawische und ehemalige Länder der Sowjetunion. Aber wie würde die gegenseitige Punktevergabe wohl aussehen, wenn ein österreichisches Bundesland, zum Beispiel Kärnten, nicht mehr Teil Österreichs wäre, sondern auch eigenständig, international anerkannt und Teil der EBU?
Umgekehrt bekam Russland von Litauen gar keine Punkte. Und Zypern und Griechenland gaben einander heuer erstmals nicht zwölf Punkte.
Zwischen Freakshow und Staatsakt
Apropos Österreich: Der Stellenwert des Song Contest variiert natürlich mit dem Grad der Involviertheit: Was in einem Jahr eine belächelte Freakshow ist, wird, wenn man ihn selbst austragen muss, zum Staatsakt. Österreich, genauer Wien und der ORF haben heuer eine Veranstaltung geboten, die höchst professionell und je nach Kritikersicht zwischen erstaunlich toll bis erstaunlich unpeinlich über die Bühne gegangen ist.
In diesem Sinne wäre es höchste Zeit, dass die großen europäischen Länder - Deutschland war erst vor Kurzem an der Reihe - Spanien, Frankreich und allen voran Großbritannien endlich wieder den Song Contest gewinnen. Der Unmut über ihre Niederlagen dort nimmt bisweilen sehr trotzige Züge an.
Die Sorgen der Großen
Die Niederlagen sind unterschiedlich zu erklären: vielleicht weil die Länder auch die EU dominieren und ein gutes Feindbild abgeben. Vielleicht weil sie nicht im Semifinale antraten, in denen sich die ersten Songs in die Hörgänge der Fans fressen. Vielleicht auch – und eher wahrscheinlich - weil sie den Bewerb so gar nicht als das nehmen, was er ist. In diesem Sinn sollten die Briten statt anlässlich des bevorstehenden Referendums über die EU-Mitgliedschaft über „Brexit“ nachzudenken endlich jemand Ernstzunehmenden zum Song Contest schicken. Womit man doch wieder bei der nie zu leugnenden Politik gelandet wäre.
Christian Körber, songcontest.ORF.at
Publiziert am 27.05.2015
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@CheshireCat Wohl eher ein Schlüpfergate, so ein hautfarbenes Ding.
@ Einzelstückerl Ein wirklich treffender Artikel über den ESC. Ich habe kräftig abgeschmunzelt..
Mal sehen, ob es wieder einen Loreen/Xena Verschnitt ala Georgien gibt.
Ich freu mich schon auf 2016..
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„Geldern“ (Pseudonym)
Ich habe das beste aus dem ESC gemacht...ich bin auf der Couch eingeschlafen. In den letzten drei Jahren ging es für meine Begriffe wieder bergab, nachdem 2010 für mich - nicht wegen Lena - die beste Show war. Alleine der Flashmob mit dem geilen Song und die wirklich vielen guten Lieder, welche ich zum Teil heute noch höre...vermutlich ist das nicht mehr zu steigern. Als ich aufgewacht bin, war der Drops gelutscht, das zarte Stimmchen von Frau Schöneberger hat mich aus den Träumen gerissen...aber ich scheine wirklich nicht viel verpasst zu haben. Übrigens haben sich die Einschaltquoten in diesem Jahr zum Vergleich von 2010 halbiert....man sollte mal ernsthaft die recht teuer deutsche Mitfinanzierung in Frage stellen. für mich sollten alle Teilnehmer gleichermaßen an den Kosten beteiligt werden.
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2010 war für mich der Beitrag aus Israel der absolute Schmalzsong.
Das Lied höre ich heute noch in hebräischer, englischer, französischer und spanischer Version. Schade nur, dass der Harel sich damals live so versungen hat.