10.10.2020
Hallo Avalyn,
danke für deine Antwort.
Ich mache das natürlich nicht, um bewusst negative Stereotype zu festigen.
Ich vermute eher, dass es umgekehrt ist.
Also das Bild im Kopf und die Stereotype sind schon vorher da.
Ich bediene also das Klischee. Hüstel.
Trotzdem sind meine Schurken natürlich nicht alle dick, oder ultimativ böse.
Aber es scheint dennoch so zu sein, dass ich gewissen Vorurteilen unterbewusst zustimme, weil mir dazu gleich 'das passende Bild' kommt und vielen anderen offenbar auch. In Büchern ist sowas nämlich sehr wohl gängiges Stilmittel.
Die 'Schmerzgrenze' verschiebt sich allerdings regelmäßig. Bei Lesern und Autoren.
Der Begriff Ne..r zu Beispiel, wird in Autoenforen und unter Lesern selbst dann immer wieder diskutiert, wenn er zum Genre und der gängigen Sprache damals passte.
Richtig heikel wird es, wenn people of color dann noch zusätzlich gewisse Vorurteile angehängt werden.
Hier ist dann vor allem der Kontext entscheidend dafür, ob der Begriff ein NoGo ist, oder verwand werden darf.
Damit will ich sagen:
Mir ist bewusst, dass es durchaus wichtig sein kann, Stereotype zu nutzen, um Bilder zu erzeugen. Das passiert auch in jedem Buch, nicht nur in Groschenromanen ;-)
Allerdings kann man sich als Autor schon auch fragen, welche Stereotype ok sind, und welche schlicht nicht mehr zeitgemäß oder auch total daneben sind.
Das tue ich gerade.
Unter Autoren ist die Meinung dazu sehr eindeutig, mich interessiert aber in dem Fall eher ausschließlich die Leser Seite.
danke für deine Antwort.
Ich mache das natürlich nicht, um bewusst negative Stereotype zu festigen.
Ich vermute eher, dass es umgekehrt ist.
Also das Bild im Kopf und die Stereotype sind schon vorher da.
Ich bediene also das Klischee. Hüstel.
Trotzdem sind meine Schurken natürlich nicht alle dick, oder ultimativ böse.
Aber es scheint dennoch so zu sein, dass ich gewissen Vorurteilen unterbewusst zustimme, weil mir dazu gleich 'das passende Bild' kommt und vielen anderen offenbar auch. In Büchern ist sowas nämlich sehr wohl gängiges Stilmittel.
Die 'Schmerzgrenze' verschiebt sich allerdings regelmäßig. Bei Lesern und Autoren.
Der Begriff Ne..r zu Beispiel, wird in Autoenforen und unter Lesern selbst dann immer wieder diskutiert, wenn er zum Genre und der gängigen Sprache damals passte.
Richtig heikel wird es, wenn people of color dann noch zusätzlich gewisse Vorurteile angehängt werden.
Hier ist dann vor allem der Kontext entscheidend dafür, ob der Begriff ein NoGo ist, oder verwand werden darf.
Damit will ich sagen:
Mir ist bewusst, dass es durchaus wichtig sein kann, Stereotype zu nutzen, um Bilder zu erzeugen. Das passiert auch in jedem Buch, nicht nur in Groschenromanen ;-)
Allerdings kann man sich als Autor schon auch fragen, welche Stereotype ok sind, und welche schlicht nicht mehr zeitgemäß oder auch total daneben sind.
Das tue ich gerade.
Unter Autoren ist die Meinung dazu sehr eindeutig, mich interessiert aber in dem Fall eher ausschließlich die Leser Seite.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.10.2020
Ich finde es für die Sichtbarkeit von Diskriminierung schwierig, immer wieder die selben Stereotypen zu reproduzieren.
Nicht jeder Dicke will abnehmen, nicht jede schlanke Frau achtet auf ihre Figur, nicht jeder Mensch ist heteronormativ.
Und ich muss sagen, mich persönlich trifft es nicht, wenn dicke Menschen so abwertend und klischeehaft dargestellt werden, es sagt über mich ja nichts aus, aber das Bild in den Köpfen der Gesellschaft wird dadurch zementiert. Was mich dann dadurch direkt und persönlich beeinflusst, dass ich in meinem Alltag durch die engstirnigen Vorurteile anderer diskriminiert werde.
Jedenfalls finde ich es perfekt, dass du dich mit deinen eigenen Vorurteilen auseinander setzt und etwas dagegen tun möchtest.
Ich finde es sehr wichtig, sich großflächig zu informieren, um diskriminierende Menschenbilder zu verändern und zu vermeiden. Dazu bist du den ersten Schritt gegangen.
Ich denke, dass niemand perfekt ist und wir alle mit Vorurteilen herum laufen. Vieles ist ja unbewusst seit frühester Kindheit anerzogen und dementsprechend schwer zu entlarven.
Trotzdem würde ich sehr gerne Bücher lesen, in denen Dicke nicht als eklig beschrieben werden oder als heldenhaft, weil sie selbstbewusst mit ihrem Körper sind. Ich wünsche mir, dass alle Körperformen einfach existieren können und nicht bei allem sofort eine Schublade aufgeht!
Deiner Lektorin wünsche ich übrigens, dass ihr mal ein innovatives, aufgewecktes Buch präsentiert wird, in dem die Charaktere eben mal ganz anders menschlich sind. Vielleicht schreibst du es ja.
Viel Erfolg dabei!
Nicht jeder Dicke will abnehmen, nicht jede schlanke Frau achtet auf ihre Figur, nicht jeder Mensch ist heteronormativ.
Und ich muss sagen, mich persönlich trifft es nicht, wenn dicke Menschen so abwertend und klischeehaft dargestellt werden, es sagt über mich ja nichts aus, aber das Bild in den Köpfen der Gesellschaft wird dadurch zementiert. Was mich dann dadurch direkt und persönlich beeinflusst, dass ich in meinem Alltag durch die engstirnigen Vorurteile anderer diskriminiert werde.
Jedenfalls finde ich es perfekt, dass du dich mit deinen eigenen Vorurteilen auseinander setzt und etwas dagegen tun möchtest.
Ich finde es sehr wichtig, sich großflächig zu informieren, um diskriminierende Menschenbilder zu verändern und zu vermeiden. Dazu bist du den ersten Schritt gegangen.
Ich denke, dass niemand perfekt ist und wir alle mit Vorurteilen herum laufen. Vieles ist ja unbewusst seit frühester Kindheit anerzogen und dementsprechend schwer zu entlarven.
Trotzdem würde ich sehr gerne Bücher lesen, in denen Dicke nicht als eklig beschrieben werden oder als heldenhaft, weil sie selbstbewusst mit ihrem Körper sind. Ich wünsche mir, dass alle Körperformen einfach existieren können und nicht bei allem sofort eine Schublade aufgeht!
Deiner Lektorin wünsche ich übrigens, dass ihr mal ein innovatives, aufgewecktes Buch präsentiert wird, in dem die Charaktere eben mal ganz anders menschlich sind. Vielleicht schreibst du es ja.
Viel Erfolg dabei!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.10.2020
Ja doch, mich stören diese typischen Stereotypen.
Auch dann wenn sie mich selbst gar nicht betreffen.
Von allem anderen Aspekten abgesehen finde ich es einfach faules Erzählen (sorry, ist nicht auf Dich persölich gemünzt, ich kenne Deine Bücher ja gar nicht) - die zickige Schlanke die nur Salat bestellt und sich minütlich nachschminkt, der tuckige Schwule der den kleinen Finger beim Teetrinken abspreitzt, der verfressene oder wahlweise gemütlich-freundliche Dicke, die verklemmte Bibliothekarin...
Ja kann man als eine Art Karrikatur machen, dann aber wirklich überzeichnet und mit einem Zwinkern und einem Bruch drin (wie z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=RjrnlzXKBrA ) - als bequeme Stereotype, weil man dem Leser dann nicht groß etwas erklären muss (wie es Deine Lektorin sieht) finde ich es nicht gut und ich lese sowas auch nicht gern. Und zwar nichtmal aus ich sag mal "moralischen" Gründen, weil es Voruteile zementiert - es ist einfach langweilig und fügt der Welt absolut nichts Neues hinzu, erweitert meinen Blick und Horizont nicht, ergibt keine spannenden Figuren, die sich wie echte Menschen anfühlen. Klar muss man nicht ständig das Rad neu erfinden, ein bisschen mehr Phantasie würde ich mir bei manchen Figuren aber schon wünschen.
Schönes Beispiel: die Hauptfigur bei "Für alle Fälle Fitz" ---- verfressen, versoffen, dick egozentrisch, aber für Frauen absolut anziehend => spannende Figur und die Serie wäre wohl kaum der Erfolg gewesen der sie war, wenn die Hauptfigur statt dieser charismatischen, zerrissenen, vielschichtigen Figur einfach nur ein dicker Gourmet gewesen wäre, der allen Klischees nach handelt.
Auch dann wenn sie mich selbst gar nicht betreffen.
Von allem anderen Aspekten abgesehen finde ich es einfach faules Erzählen (sorry, ist nicht auf Dich persölich gemünzt, ich kenne Deine Bücher ja gar nicht) - die zickige Schlanke die nur Salat bestellt und sich minütlich nachschminkt, der tuckige Schwule der den kleinen Finger beim Teetrinken abspreitzt, der verfressene oder wahlweise gemütlich-freundliche Dicke, die verklemmte Bibliothekarin...
Ja kann man als eine Art Karrikatur machen, dann aber wirklich überzeichnet und mit einem Zwinkern und einem Bruch drin (wie z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=RjrnlzXKBrA ) - als bequeme Stereotype, weil man dem Leser dann nicht groß etwas erklären muss (wie es Deine Lektorin sieht) finde ich es nicht gut und ich lese sowas auch nicht gern. Und zwar nichtmal aus ich sag mal "moralischen" Gründen, weil es Voruteile zementiert - es ist einfach langweilig und fügt der Welt absolut nichts Neues hinzu, erweitert meinen Blick und Horizont nicht, ergibt keine spannenden Figuren, die sich wie echte Menschen anfühlen. Klar muss man nicht ständig das Rad neu erfinden, ein bisschen mehr Phantasie würde ich mir bei manchen Figuren aber schon wünschen.
Schönes Beispiel: die Hauptfigur bei "Für alle Fälle Fitz" ---- verfressen, versoffen, dick egozentrisch, aber für Frauen absolut anziehend => spannende Figur und die Serie wäre wohl kaum der Erfolg gewesen der sie war, wenn die Hauptfigur statt dieser charismatischen, zerrissenen, vielschichtigen Figur einfach nur ein dicker Gourmet gewesen wäre, der allen Klischees nach handelt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
10.10.2020
Die Frage ist ja: Weist du Figur und Charakter zufällig zu, oder nutzt du die Figur um negative Charkterbeschreibungen zu unterstützen, weil du mit den Vorurteilen der Menschen gegenüber Dicken spielst?
"Es ist nicht so, dass ich schlanke Bösewichte höflicher beschreibe, oder seinem Äußeren nichts negatives andichte, allerdings ist der Bezug zur Figur wesentlich knapper gehalten, als wäre der Schurke dick. " - Das deutet ja daraufhin, dass du die existierenden Vorurteile hier bestärkst.
In diesem Fall wäre es persönlich für mich nicht in Ordnung, weil es existierende Stereotypen in der Gesellschaft weiter festigt. Ich kenne das so hart aber auch nur aus Groschenromanen oder einfachen Detektivgeschichten. Gute Geschichten leben ja von der Vielschichtigkeit ihrer Charaktere und ihrer Fähigkeit zu überraschen, vielleicht wäre da ja auch ein nicht-stereotyper Dicker mal nicht schlecht. Weibliche, dicke Superheldinnen gibt es auch zu wenig. ;)
"Es ist nicht so, dass ich schlanke Bösewichte höflicher beschreibe, oder seinem Äußeren nichts negatives andichte, allerdings ist der Bezug zur Figur wesentlich knapper gehalten, als wäre der Schurke dick. " - Das deutet ja daraufhin, dass du die existierenden Vorurteile hier bestärkst.
In diesem Fall wäre es persönlich für mich nicht in Ordnung, weil es existierende Stereotypen in der Gesellschaft weiter festigt. Ich kenne das so hart aber auch nur aus Groschenromanen oder einfachen Detektivgeschichten. Gute Geschichten leben ja von der Vielschichtigkeit ihrer Charaktere und ihrer Fähigkeit zu überraschen, vielleicht wäre da ja auch ein nicht-stereotyper Dicker mal nicht schlecht. Weibliche, dicke Superheldinnen gibt es auch zu wenig. ;)
10.10.2020
Hallo alle zusammen.
Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen, eigentlich wegen eines Themas, dass mit dick- oder dünnsein gar nichts am Hut hat. Aus Interesse habe ich mich aber durch viele Treads gelesen.
Durch das lesen hier sind bei mir unweigerlich einige Fragen aufgekommen.
Ich schreibe Bücher (rein fiktive Geschichten) und beschreibe natürlich nicht nur den Charakter einer Person, sondern weise ihr auch äußerliche Merkmale zu.
Dabei umschreibe ich ungenehme Zeitgenossen auch mit entsprechend abwertenden Worten zu seinem Äußeren. Obendrauf gebe ich ihm noch allerlei gängige Vorurteile bezüglich der Körperform mit. (Schwitzen, schnaufen, Doppelkinn usw. sofern der Prota übergewichtig ist. )
Es ist nicht so, dass ich schlanke Bösewichte höflicher beschreibe, oder seinem Äußeren nichts negatives andichte, allerdings ist der Bezug zur Figur wesentlich knapper gehalten, als wäre der Schurke dick.
Andersherum gibt es bei mir natürlich auch nette Dicke, die ich entsprechend positiv, auch äußerlich! darstelle.
Trotzdem nicht so toll, wenn man feststellt, dass man verletzende Vorurteile auch noch für alle Zeiten auf Papier bannt.
Das ist mir aber erst bewusst geworden, als ich hier die Beiträge durchstöberte.
Und ich muss sagen: Ich schäme mich dafür.
Leider kann ich diesen Umstand in den bereits veröffentlichten Werken nicht mehr rückgängig machen, aber ich könnte es zukünftig sicherlich anders handhaben. Dachte ich zumindest.
Ich habe über meine Gedanken mit meiner Lektorin geredet und sie befragt, was sie dazu meint.
Ihre Meinung: das ist ok.
Die Begründung: Sie ist selbst nicht schlank, stört sich an solchen Stereotypen aber nicht, weil sie als Leserin genau deswegen sofort (passende) Bilder im Kopf hat.
Hmmm...
Nun meine Frage an euch:
Wie empfindet ihr das, wenn ihr sowas lest?
Ist das verletzend, oder geht es euch eher wie meiner Lektorin?
Liebe Grüße
Asbru
Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen, eigentlich wegen eines Themas, dass mit dick- oder dünnsein gar nichts am Hut hat. Aus Interesse habe ich mich aber durch viele Treads gelesen.
Durch das lesen hier sind bei mir unweigerlich einige Fragen aufgekommen.
Ich schreibe Bücher (rein fiktive Geschichten) und beschreibe natürlich nicht nur den Charakter einer Person, sondern weise ihr auch äußerliche Merkmale zu.
Dabei umschreibe ich ungenehme Zeitgenossen auch mit entsprechend abwertenden Worten zu seinem Äußeren. Obendrauf gebe ich ihm noch allerlei gängige Vorurteile bezüglich der Körperform mit. (Schwitzen, schnaufen, Doppelkinn usw. sofern der Prota übergewichtig ist. )
Es ist nicht so, dass ich schlanke Bösewichte höflicher beschreibe, oder seinem Äußeren nichts negatives andichte, allerdings ist der Bezug zur Figur wesentlich knapper gehalten, als wäre der Schurke dick.
Andersherum gibt es bei mir natürlich auch nette Dicke, die ich entsprechend positiv, auch äußerlich! darstelle.
Trotzdem nicht so toll, wenn man feststellt, dass man verletzende Vorurteile auch noch für alle Zeiten auf Papier bannt.
Das ist mir aber erst bewusst geworden, als ich hier die Beiträge durchstöberte.
Und ich muss sagen: Ich schäme mich dafür.
Leider kann ich diesen Umstand in den bereits veröffentlichten Werken nicht mehr rückgängig machen, aber ich könnte es zukünftig sicherlich anders handhaben. Dachte ich zumindest.
Ich habe über meine Gedanken mit meiner Lektorin geredet und sie befragt, was sie dazu meint.
Ihre Meinung: das ist ok.
Die Begründung: Sie ist selbst nicht schlank, stört sich an solchen Stereotypen aber nicht, weil sie als Leserin genau deswegen sofort (passende) Bilder im Kopf hat.
Hmmm...
Nun meine Frage an euch:
Wie empfindet ihr das, wenn ihr sowas lest?
Ist das verletzend, oder geht es euch eher wie meiner Lektorin?
Liebe Grüße
Asbru