Volkskrankheit Einsamkeit
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Gesundheit & Wellness

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
27.04.2018
Ein ganz spannender Artikel über die Einsamkeit und wer eigentlich von dieser neuen "Diagnose" profitiert. Der Artikel bezieht sich auch auf das neue Ministerium in GB, beleuchtet die Studien hinter dem Trend, zeigt den wichtigen Unterschied zwischen sozialer Isolation und Einsamkeit auf und geht auch auf die emotionale Debatte um Einsamkeit ein, die viele gesellschaftlichen Gründe sozialer Isolation einfach hinten runter fallen lässt.
Sehr spannend und lesenswert!


Zwei Zitate daraus:

Warum wird im Lichte all dieser Erkenntnisse aber noch immer vor allem von Einsamkeit gesprochen? Davon, dass Einsamsein für die Gesundheit genauso schlimm sei wie Rauchen, Trinken oder chronischer Stress? Vielleicht, weil Emotionen einfach besser verfangen. Weil man hinter der Wucht einer emotionalisierten (und ungenauen) Beweisführung eine Kritik an der modernen Welt verstecken kann. Eine Kritik daran, dass die Gesellschaft auseinanderfalle(...)

Schaut man nach Großbritannien, so hat die Emotionalisierung des Forschungsfeldes schon beeindruckende Folgen: Dort hat Premierministerin Theresa May Anfang des Jahres betont, wie schwerwiegend das Problem sei, und eine Einsamkeitsministerin ernannt. Von sozialer Isolation, fehlender Teilhabe oder bröckelndem gesellschaftlichen Zusammenhalt war nicht die Rede. Ganz bewusst, darf man vermuten, benutzt May in ihren Reden das Wort Einsamkeit, denn wer sich auf das Emotionale beschränkt, muss sich für das Gesellschaftlich-Strukturelle nicht rechtfertigen.


https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-04/psychologie-einsamkeit-manfred-spitzer-gefuehl-krankheit-alleinsein-isolation
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.04.2018
Cheshire-Cat76

Genau so geht es mir auch, der Text könnte von mir sein, wenn ich denn Lust hätte, so viel zu schreiben ;-)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
21.04.2018
Ich bin ein Mensch der gerne alleine ist. Allerdings bin und fühle ich mich keineswegs einsam.

Meine sozialen Kontakte und Freundschaften mögen spärlich sein, aber die die ich habe, bestehen teilweise schon seit Jahrzehnten und haben Tiefgang.

DAS ist mir wichtig. QUALITÄT über QUANTITÄT! Was man auch bei meinem FB-Profil sieht. Grade mal ca 30 Freunde habe ich dort, aber ich kenne sie alle persönlich und jeder Einzelne von ihnen hat seine ganz eigenen Vorzüge, Macken, Probleme, Freuden usw., weswegen ich sie so sehr mag. Drei von ihnen kommen mich ein, zwei, dreimal im Jahr besuchen und bleiben dann auch gleich ein paar Tage. Das reicht mir schon vollkommen aus.

Mit meinen Nachbarn gibt es kaum mehr als kleine Schwätzchen im Vorbeigehen, wenn man sich zufällig im Treppenhaus trifft oder wenn jemand sein Paket bei mir abholt/ich mein Paket beim Nachbarn abhole.

Auch das reicht mir vollkommen, denn ich genieße die Ruhe die ich in meiner Wohnung habe. Ich möchte das gar nicht, dass ständig irgendein Nachbar vor der Tür steht und irgendwas von mir will oder ich soll mal kommmen dies und das etc.

Dennoch bin ich offen für einen freundlichen Austausch, helfe auch gerne mal aus wenn es nötig ist und nehme auch Pakete an usw.

Ein Außenstehender mag denken ich bin einsam. Für mich ist das alles aber völlig ok so und mir fehlt es an nichts.
@Schoggi
Ein wirklich sehr interessanter Artikel.

Ich denke, die gesellschaftliche Mentalität ist gerade extrem im Wandel. Wenn ich mir betrachte, welche Riesenschritte der technische Fortschritt in den letzten.. sagen wir mal.. 20 Jahren gemacht hat. Und - wie bei allem Neuen - werden diese technischen Neuerungen aktuell sehr exzessiv genutzt. Positive oder negative "Nebenwirkungen" kristallisieren sich erst im Laufe der Zeit heraus.

Schätze, irgendwann wird der Punkt kommen, an dem die Neuerungen auch von der kritischen Seite betrachtet werden und es etwas "normalisiert" wird. Ich will die Technik nicht verteufeln, möchte neben ihr aber auch dem Menschen per se noch Raum zur Existenz zugestehen.

Ich erinnere mich dabei an ein Gespräch mit einem guten Freund (heute 85): Er erzählte mir, wie die damalige Gesellschaft in den 50ern und 60ern im Wandel war, als das Auto für Ottonormalverbraucher erschwinglich wurde. Das gab einen tiefen Einschnitt in das bis dato gelebte Gemeinschaftsgefüge, weil das Auto auf einmal einen größeren "Aktionsradius" erlaubte und man sonntags plötzlich "mit der Familie ins Grüne" fuhr. Damit ergab sich eine bisher unbekannte "Freiheit".
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.04.2018
Menschen sind ganz ganz unterschiedlich. Für den einen ist man seltsam weil man viel redet, für den anderen weil man wenig redet, dann ist man "langweilig", weil man keinen ausgefallenen Kleidungsstil hat, einem anderen wiederum ist man zu schrill.

So wie man ist, ist man und es gibt eine GROSSE Wahrscheinlichkeit, das da draußen auch noch andere sind, die so sind wie man selbst. Das Internet erleichtert es, sie zu finden, wenn man danach sucht.

Man muß sich dann halt trauen irgendwann den Schritt in die Realität zu wagen. Das ist i.d.R. nur möglich, wenn man online kein Gebilde von Lügen aufgebaut hat, sondern einfach man selbst geblieben ist.

Für jemanden wie mich, der tendenziell viel um die Ohren hat, der "Zeit für sich braucht", aber auch mal gerne neue Sachen ausprobiert und neue Leute trifft, ist das Internet perfekt, um selbst in Zeiten, in denen ich nur Freizeit habe, wenn alle normalen Menschen schon schlafen, mich noch mit interessanten Menschen unterhalten zu können. Ich habe es genutzt, als ich z.B. durch eine Trennung mich real ziemlich abgekapselt habe, um erstmal zu verdauen. Das Internet hat schon oft verhindert, das ich in solchen Situationen einsam war und ich habe über die Jahre bestimmt eine dreistellige Anzahl von Leuten aus dem Netz "real" getroffen: Auf verschiedenen Veranstaltungen, auch mal zum Kaffee, auf Dates, zum Shoppen, für Kulturveranstaltungen etc.. Das "Internet" ist nur ein Medium, das man nutzen kann. Wie man es nutzt, das entscheidet immer noch das Individuum vor dem Rechner oder dem Smartphone.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.04.2018
Auch wenn man einsam ist kann man sich Kontakte suchen ob übers Internet oder eben im realen Leben.
Nette Menschen findet man überall.
Mein großes Problem sind eher die Orte, da ich nicht gerne unterwegs bin .
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
@ Dagmar
Was hat man zu verlieren ? Das man für "seltsam" gehalten wird, grins......geschenkt.

Ich bin echte Rheinländerin, ich quatsche mit jedem....egal, ob er will oder nicht, schmunzel.
Das nenne ich mal eine spitzenmäßige Einstellung !!

Die Einsamkeit, ein Phänomen der modernen Zivilisation?
Vielleicht hat es ja auch was mit Unsicherheit zu tun, wenn Menschen sich nicht trauen die ihnen offengebrachte Freundlichkeit zu erwidern.
Ich praktiziere den " ungestümen Stil", mit geballtem Charme und Freundlichkeit ist es nur eine Frage der Zeit wann ich sie sich dem ergeben *lacht herzlich*
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
Ach ich weiß nicht - immer ist gleich jede Erscheinung eine Volkskrankheit...
Einsamkeit hat es immer schon gegeben, ich glaube die ist nicht mehr geworden, die ist durch die sozialen Netzwerke stärker fühlbar. Früher saß man halt alleine rum und hat Colombo geglotzt oder Origami Kraniche gefaltet. Heute nimmt man online quasi live am vermeintlich spannenden Leben der anderen teil und fühlt sich schlecht, auch wenn das gezeigte Leben vielleicht nur schöner Schein ist.
Ich war ebenfalls überrascht, dass das Thema Einsamkeit mittlerweile auch junge Leute betrifft. Ich hatte dieses Thema überwiegend Älteren zugeschrieben, die durch - warum auch immer - im Alter vereinsamen.

Im Umkehrschluss ist es aber durchaus logisch: man stellt sich mit Selfies etc. in sozialen Netzwerken - klaro - nur von seiner positven Seite dar. Im Gegensatz dazu kann es bei persönlichen Unternehmungen oder unter realen Freunden auch mal zu Streit oder Diskussionen kommen... mit denen man im Laufe der Zeit umzugehen lernt. Wenn über längere Zeit aber die reale, soziale Interaktion (fast?) völlig wegfällt, fehlt einfach etwas.
Gut, dieser Grundsatz ist mir nicht neu. Dass diese Tatsache aber nachweisbar krank machen kann, schon. Ich habe die zunehmende Unpersönlichkeit und Desinteresse an meinem direkten Umfeld nur als persönlich nervtötend angesehen.

Sicherlich gibt es keinen Königsweg pro oder contra Stadt- oder Landleben. Aber in diese Vereinsamungsthematik spielt die Anonymität (je größer die Stadt, desto wahrscheinlicher) der Stadt eine wichtige Rolle. Ausnahmen bestätigen die Regel: auch ich wohne in der Großstadt und kenne (und schätze) trotzdem alle Nachbarn in meinem Haus. Mir ist allerdings klar, dass das nicht (mehr) selbstverständlich ist und bin entsprechend froh darüber.

Dass hier bereits junge Leute ihre Einsamkeit zugeben, bedeutet für mich einen kritischeren Umgang mit Smartphone, sozialen Medien etc. und gibt mir andererseits aber die Hoffnung, dass vielleicht ein Stück weit ein Umdenken stattfinden kann, dass FB, whatsapp & Co nicht das Non-plus-ultra sind.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
Es hat über 1,5 Jahr gedauert mit den Nachbar im Haus etwas mehr in Kontakt zu kommen. Kleine freundliche Gesten wurden sehr unterschiedlich "verstanden" und interpretiert.
Eine Hauspartei scheint generell wenig kommunikativ zu sein, tut sich schwer mit Kontakt und Kommunikation. Sie scheinen sehr auf "Form wahren" und "bloß nicht zuviel Einblick gewähren" konditioniert zu sein. Einer der Söhne schafft es bis heute kaum zurück zu grüßen oder mal zu lächeln.

Ein anderer Nachbar ist nun ein geschätzter Nachbar, der weiß, daß man sich gegenseitig helfen und unterstützen kann. Von Pakete annehmen, Kuchen mal eben vorbei bringen, sich mit Werkzeug aushelfen oder einfach nur mal ein persönlicheres Wort erzählen...... oder sich bei Problemen gegenseitig helfen....
Eine weitere (neue) Nachbarpartei versteht leider nur wenig Deutsch.... ...da bleibe ich noch etwas nonverbal am Ball ;-))

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Menschen oft erstmal sehr irritiert reagieren, wenn man sie betr Smalltalk einfach anspricht. Egal, ob in der UBahn oder im Eis Café. Oder sich z.B im Cafe mit an den Tisch setzt....
Aber irgendwann tauen sie auf.....und dann erzählen sie. Und beim nächsten mal lächelt man sich schon zu. (Ich wohne nun in einer Kleinstadt)
Was hat man zu verlieren ? Das man für "seltsam" gehalten wird, grins......geschenkt.

Ich bin echte Rheinländerin, ich quatsche mit jedem....egal, ob er will oder nicht, schmunzel.


Ja, Einsamkeit ist gruselig. Und macht krank. Und es wird immer mehr ein Problem werden. Eben auch, weil es für viele Menschen immer wichtig sein wird " den coolen Schein zu wahren...... und bloß nicht über Eisamkeit zu reden.
Denn Einsamkeit wird meist immer noch als persönliches Versagen und persönliches Problem angesehen. Leider.
Früher waren vielleich weniger Leute einsam dafür waren die dann oft unzufrieden wenn ihnen Großfamilie, Nachbarn, Bekanntenkreis zu dicht auf die Pelle rückten. Und sie sich nicht unbedingt frei entfalten konnten und das Netz sozialer Kontrolle sehr eng war. Eine Medaille hat immer zwei Seiten.

Und meine persönliche Erfahrung ist eher umgekehrt: in der Bahn oder im Zug ergeben häufiger kurze Gespräche als früher weil wohl die Mentalität "fremde Leute stört man nicht durch Blicke oder gar Ansprechen - das gehört sich nicht!" nicht mehr ganz so verbreitet ist.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
Kann ich nur unterstreichen. Wie oft hockt man z.B. in der Bahn und bekommt keinen Blickkontakt, weil nur noch jeder auf sein Smartphone starrt. :o(

Was das Landleben angeht ... ich weiß nicht, ob das da besser ist, speziell in Sachen Partnersuche. Auf den Plattformen finden sich viele durchaus interessante und attraktive Frauen, die in einem 500-Seelen-Nest schwerlich einen passenden Partner finden. Andererseits möchte kaum jemand solch einen weiten Weg auf sich nehmen geschweige denn so abgelegen leben ... nicht einfach. :o/
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
@Kurvenelfe: Oh, sicher auch nicht einfach. Da sind die Leute vom Dorf doch leider teils eingefahrener als in der Stadt.
Aber mir Hesse sin doch eischentlisch umgänglisch.☺
Seit meinem Umzug von Berlin nach Hessen bin ich auch oft einsam, aber nie alleine. Man kann auch in einem Raum voller Menschen stehen und sich trotzdem einsam fühlen. Hier auf dem Dorf mit 500 Einwohnern gilt man als „Die aus Berlin“, Grüppchenbildung wie aus dem Lehrbuch. Schwer als die Neue da Fuß zu fassen, selbst mit Kindern. Da greift man öfter zum Telefon und ruft die „alten“ Freunde aus Berlin an, wenn man jemanden zum Reden braucht und es mehr als Smalltalk sein soll. Und dass führt im Umkehrschluss wieder nur zu Heimweh und noch mehr Einsamkeit.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
16.04.2018
Ich bin sehr überrascht, dass die Einsamkeit so junge Leute betrifft.😨 Hätte doch eher überwiegend auf die älteren Menschen getippt.
Die Technik kann halt Fluch und Segen zugleich sein.
Ich nutze die sozialen Medien, um mit Freunden/Bekannten in der ganzen Welt in Kontakt zu bleiben (allerdings kein FB) und mache am liebsten so oft wie möglich persönliche Treffen aus. Ein persönliches liebevolles Lächeln bringt doch so viel mehr als tausend Smilies😊☺😎
Alleine schon ein Telefonat verrät doch viel mehr über die Stimmung meines Gegenübes als in Textnachrichten.
Von Leuten, die bei einem persönlichen Treffen nur noch am Handy hängen, habe ich Abstand genommen. Ist schon traurig, was die Technik kaputtmachen kann bzw. was man sich kaputtmachen lässt, aber dann war es wohl auch nicht mehr wert.
Viele konzentrieren sich nicht mehr auf ihr Gegenüber, da muss dann noch schnell in FB geguckt werden, im anderen Portal könnte man ja was verpassen.
Quantität vor Qualität ist die Devise.
Es ist einfach schnelllebiger, beliebiger und oberflächlicher geworden und da wundert es mich nicht, dass so viele alleine sind, wenn man sich nicht wirklich mal auf einen interessanten Menschen einlässt.

Dazu kommt noch, dass es in Städten unpersönlicher ist.
Ich komme selbst vom "Kaff" mit 1000 Einwohner und da wird untereinander schon eher unter die Arme gegriffen, weil man sich einfach besser kennt.
Jetzt in der Stadt wohnend, bekomme ich mit, wie Nachbarschaftshilfen aus dem Boden gestampft werden. Jeder kann dazu beitragen, dass auch in der Stadt Nachbarschaft funktioniert, man muss ja nicht gleich mit allen Mietparteien best friend sein, aber es gibt immer welche wo es passt.

Ich bin jetzt so lange Single, bin manchmal sogar froh mal alleine zu sein, aber zum Glück fühle ich mich nicht einsam.
Die Sendung "defacto" im hessischen Rundfunk hat ein Thema aufgegriffen, das mich irgendwie schon längere Zeit beschäftigt, allerdings eher subjektiv und bei weitem nicht so konkret:

Einsamkeit - die neue Volkskrankheit
Zitat aus dem Beitrag: "Einsamkeit ist gesundheitlich genauso schädlich wie ca. 15 Zigaretten am Tag."
https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/defacto/sendungen/defacto---wie-ein-pferdeschlachter-tierliebe-zu-geld-macht,sendung-29664.html
(zum tatsächlichen Beitrag auf der Seite etwas herunterscrollen)

Der eine oder andere hat sich sicherlich schonmal darüber unterhalten, wie viele Leute sich nicht mehr persönlich unterhalten, mit mehreren am Tisch sitzen und jeder an seinem Handy spielt... und viele Beispiele mehr, wird recht objektiv betrachtet und fachlich beleuchtet.

Ich fine es hochinteressant und mir gibt es sehr zu denken, dass dieses Thema scheinbar wesentlich größer ist, als lediglich nur mein persönliches Empfinden.