Verändert Krebs einen Menschen so, das er vom Charakter unangnehm wird?
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Was ist Dein Wunsch bzw. welche wirkliche Erwartungshaltung hast Du an deine Mutter?
Soll alles so wie damals sein?
Das "sie war lieb, ich konnte ihr immer alle meine Probleme schildern .." erweckt bei mir den Eindruck, dass ihr früher beidseitig eure Beziehung als "Mutti und ich sind beste Freundinnen" gestaltet habt?

Es hört sich ein bißchen so an, als dass der eigentlich natürliche und gesunde emotionale Abnabelungsprozess vom Elternteil fehlt. Die erste Vertrauensperson sollte der Partner sein bzw. vielleicht auch eine beste Freundin in Kombination.
Aufgrund der emotionalen Belastung durch z.B. Erkrankung verschiebt sich jetzt die Mutterrolle auf das Kind.
"sie ist ja krank" als pauschale Entschuldigung für alle Grenzübertretungen Ihrerseits zu verwenden, schmälert deinen Wert und dein Recht auf "Raum" deiner Bedürfnisse, der in gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen ausgeglichen sein sollte.

Das deine Mutter nicht deine Erwartungen erfüllen kann oder vielleicht auch will, wäre in einem zweiten Schritt zu betrachten. Aber ohne klare Definition Deiner eigentlichen Bedürfnisse mit entsprechender Kommunikation bleibst Du der Teil der Beziehung, der still und leise leidet. So etwas wird zeitlich nur begrenzt funktionieren.
18.06.2019
Also ich glaube schon auch, dass sich ein Mensch durch schlimme Diagnosen oder Schicksalsschläge sehr verändern kann.
Am engsten war ich bisher an der Krebsdiagnose meine Mama dran. Sie kannte ich von allen mir bekannten Betroffenen einfach am besten und ich hab auch bei ihr Veränderungen bemerkt.

Sie hatte Darmkrebs und durch die lange Chemo waren die Nieren kaputt. Und es stellten sich viele, teils recht gravierende Nebenwirkungen ein.

Meine Mama war immer eine sehr starke Frau. Hat nie groß gejammert. Trotzdem wurde sie teilweise sehr unleidlich. Na ja, wer will es ihr verdenken. Besonders krass bekam dies mein Papa zu spüren. Er hätte alles für sie gemacht und konnte ihr dennoch häufig nichts mehr recht machen. Sie konnte zu viel Nähe nicht mehr ertragen und wenn er sich dann in seinen Garten verzog, beklagte sie, dass er zu wenig kümmere. Das war echt schwierig für ihn. Aber mein Vater hat ihr nichts krumm genommen. Er hat alles mehr oder weniger wortlos ausgehalten und war immer für sie da. Auch wenn sie es oft nicht zulassen konnte. Ich denke, sie wußte immer wie wichtig er war gerade in dieser Situation. Ich glaube, sie hat ihren Frust an ihm ausgelassen, weil sie wußte, er hält es aus. Er nimmt es ihr nicht übel.

Gesund hätte sie solche Dinge nie getan. Meine Eltern waren immer ausgesprochen harmonisch miteinander.

Auch für uns Kinder hatte sie oft keinen Nerv mehr. Nach ihrem Tod haben wir in ihrem Tagebuch viele ihrer Gedanken nachlesen können. Da wurde uns erstmal bewußt, wie ihr Kopf durcheinander war, wieviel Angst und Sorgen sie hätte, die sie nie laut ausgesprochen hat.

Manchmal entwickelte sie auch seltsame Verhaltensweisen. Zum Beispiel hatte sie manchmal spontan Ideen, was sie jetzt und sofort und gleich machen will. Verreisen zum Beispiel. Oder mit dem Rad irgendwo hinfahren. Und wenn mein Vater manchmal mit ihren Ideen nicht hinterher kam oder sich gegen irgendwas ausgesprochen hat, dann hat sie das alleine durchgezogen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das war sehr untypisch für sie. Heute denken wir, das war ihr Wunsch möglichst noch viel zu erleben. So als hätte sie geahnt, dass ihr nicht mehr so viel Zeit bleibt.

Ich denke, es ist sehr schwer, sich in den kranken Menschen hineinzuversetzen. Die inneren Kämpfe und Ängste kann man nicht nachvollziehen als nicht Betroffener. Darum gestaltet sich der Umgang ggf. auch manchmal etwas schwierig.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Die gesamte Diskussion ist voller Wertungen, das ist ja auch in Ordnung, es sind zumeist persönliche Erfahrungen.
In einem Thread in dem es bislang ausschliesslich um Veränderungen zum Schlechten ging und in dem u.a von Bosheit und Hinterhältigkeit gesprochen wird, ist es aber wohl nicht übertrieben von einer Stigmatisierung zu sprechen, wenn man sagt die Krankheit bringt diese Eigenschaften nur an die Oberfläche - zumal die Aussage das Problem auf eine sehr einfache und pauschale Formel runterbrach.
Äpfel und Birnen waren bereits durcheinander, genau das war doch u.a. mein Punkt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Eine Frontalhirn Läsion, sprich "Zerstörung" von Hirnregion gehört zu der Kategorie die Birnen.
Die Depression, Demenz usw gehören zur Kategorie Äpfel.

Das Wort Stigmatisierung ist( @Kaffeepause) deine Wertung.

Meine Äußerung bezog sich darauf, daß der Mensch sich sicherlich verändert, aber nicht Verhaltensweisen annimmt, die überhaupt nicht seiner Persönlichkeit entsprechen. Sie waren nur nie im Vordergrund.
Zumal Veränderungen in der Persönlichkeit ja nicht nur negativ sein müssen.


Wie @Delta ... schon schrieb. Jede chronische und intensive Krankheit verändert.
Aber was vllt Familienmitglieder plötzlich als negativ "werten", muß von anderen noch lange nicht so erlebt werden.
Nur weil jemand aus seinem üblichen Verhaltensmuster ausbricht/abweicht, ggf sogar "egoistischer" wird, heißt dies noch lange nicht, daß dies negativ bewertet werden muß.
Aber wenn doch, dann steht es eben auch anderen zu, deutlicher nein zu sagen und eigene Grenzen aufzuzeigen..

Eine Persönlichkeit verändert sich. Aber es wird nichts von außen neu rein gestopft. Nur vorhandene Eigenschaften können sich verstärken oder zurücktreten.
Die Wertung darüber ist rein subjektiv. Vom Gegenüber oder der Gesellschaft in der man lebt.

Es gibt bestimmte Verhaltensveränderungen, die im medizinischen Sinn eine pathologische Wertung bekommen und als Symptom gesehen werden....in der Summe als Symdron und eben zur Beurteilung bzw Diagnostik von Erkrankungen. Und manche Erkrankungen zeigen in den Symptomen besondere Veränderungen in der Persönlichkeit...... aber auch diese zeigen sich in der Art, wie der Mensch individuell "tickt", in seinem personlichen Spektrum.....
Aber da kommen wir nun vom Hölzchen aufs Stöckchen...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Da schließe ich mich Kaffee-Pause an. Übrigens auch nach Medikamenteneinnahmen habe ich schon sehr starke Persönlichkeitswandel wahrgenommen, ich glaube nicht, dass die Medikamente einfach nur einen anderen Teil Persönlichkeit hervorgebracht haben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Letztlich ist es schlicht so :


Es kommt immer nur das aus dem Menschen raus, was auch drin ist ;-)



Ich finde diese Aussage stigmatisierend.
Z.B. eine Depression und die Verhaltensänderung daraus sind Ausdruck einer Krankheit und kein Charakterdefizit, ein Hirnschaden kann sich durchaus extrem auf das Verhalten auswirken siehe Phineas Gage und speaking of Phineas Gage - es kann sich schon unterschiedlich auswirken, ob jemand von Alzheimer oder von frontotemporaler Demenz betroffen ist - das ist körperlich, nicht (nur) charakterlich bedingt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Jede chronische oder intensive Krankheit verändert.

Ich hab nur fast 20 Jahren die Diagnose MS bekommen und damals war ich konstant unzufrieden - mit mir und mit allem. Ich war ungeduldig und sehr Zielorientiert.

Durch die Erkrankung hat sich vieles verändert. Ich musste lernen, dass nichts Planbar ist, dass ich von heute auf morgen plötzlich nicht mehr richtig gehen konnte, dass ich nichts beeinflussen kann und ich nicht der Mittelpunkt der Welt bin.

Heute bin ich zufriedener und glücklicher als damals - weil ich vieles verstanden habe.

Aber ich kenne viele Menschen, die an Krankheiten zerbrechen, die sich negativ verändern, wütend und verbissen werden. Die depressiv, aggressiv und abweisend werden.

Die Angst, wie es weiter geht, keine Pläne mehr machen, was kommen wird, im schlimmsten Falle der Tod? Und wie wird er sein - grausam und schmerzvoll? Wer selbst nicht betroffen ist, kann solche Existenzängste nicht nachvollziehen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Letztlich ist es schlicht so :
Was auch immer Menschen verändert, ob nun Krankheit oder Schicksalsschläge,
Demenz, Alzheimer, Depression oder was auch immer:

Es kommt immer nur das aus dem Menschen raus, was auch drin ist ;-)

Es kommt nichts zutage, was nicht als Charakter oder Veranlagung schon immer da war
.......nur eben mit dem Verstand, der inneren moralischem Zensur , schlicht dem "Über -Ich" in sozialverträgliche Bahnen gelenkt wurde.



Und ja. Man kann nur sein Leben leben, nicht das von anderen. Und auch Kinder /Eltern/Verwandte dürfen nein sagen.

Den Hausarzt mal informieren finde ich gut.
Und sich informieren über Persönlichkeitsveränderungen , die bei bestimmten Erkrankungen und Lebenssituationen mgl sind, schadet nie.
Verstehen fördert das Verstehen und die Emotionen bekommen sachliche Argumente dazu.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Ich würde ihr einen Brief schreiben, in dem ich möglichst lieb und sachlich all ihre Veränderungen und deine Probleme, damit umzugehen, beschreibe. Auch mit reinnehmen, dass dir bewusst ist, was sie durchgemacht hat, aber du den Menschen, der sie war, nicht mehr wiederfindest.
Ich würde sie darin bitten, sich zur Unterstützung nach ihrer schweren Zeit Hilfe zu suchen.

Eventuell kannst du dir (natürlich ohne es ihr zu sagen) einen Termin bei ihrem Hausarzt machen und ihm alles schildern. Er darf zwar nicht über sie plaudern, aber er kann diese Infos eventuell für die Therapie-Vorschläge deiner Mutter gegenüber nutzen.

Wenn alles nichts bringt und du es nicht mehr schaffst, solltest auch du mit dem Gedanken spielen, dich zu distanzieren. Eigenschutz ist (über-)lebenswichtig, sonst benötigst du zeitnah die Therapie...
Man kann nur sein Leben leben, nicht das der anderen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
So lange es "nur" ans Herz geht und das Bild der bisher liebenden und liebevollen Mutter zerstört wird, kann man sicher versuchen es einfach auszuhalten.

Wenn es aber ans Geld, an das Ansehen in der Nachbarschaft und Verwandtschaft und zuletzt an die Existenz geht, steht man nach meiner Erfahrung am Ende hilflos da.

Denn alle, ..an allen Ämtern und in allen Einrichtungen die ansonsten Menschen helfen und sie vor Aggressionen schützen, ..haben selbst Eltern und lieben sie. Niemand, der es nicht erlebt hat, kann sich die Bosheit und Hinterhältigkeit vorstellten, die so ein Alter, kranker Mensch entwickeln kann. Vor allem aber nicht den Schaden, den sie anzurichten im Stande sind.

Deshalb ist frühzeitige Grenzensetzung und Wachsamkeit geboten. In ausufernden Fällen auch das Dokumentieren verschiedener Vorfälle.

Ich weiß, dass die Warner und Mahner das anders sehen. Aber ich finde gut, dass dieses Thema aus der Tabuzone heraus gezogen und offen diskutiert wird.

Der TE wünsche ich, dass die Situation nicht ausufert und die Kraft, für sich selbst und die eigenen Belange einzustehen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Ich möchte mich IsterMix anschliessen - der Link ist sehr gut.

Zum Thema Tips im Netz schreibe ich im Off-Topic Bereich etwas. Gerne auch da lesen. Hier lasse ich es aber aus Respekt vor dem Thema aussen vor.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
"DEN Tipp" bezog sich allgemein. Alles kann richtig oder auch falsch sein.
Ich wollte nur sagen, dass dieses Anliegen zu viel Verantwotung trägt, als das man hier DEN Tipp geben kann.
Ich habe etwas ähnliches mit einer Tante und ihrer Tochter erlebt.
Sie war für ihre Mutter da, holte sich nach einer Weile aber Ruhepausen durch einen Pflegedienst.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
@KatrinLa
Ich habe nicht geschrieben, dass man überhaupt nicht zuhören soll, oder es ist falsch rüberkommen. Aber ständig und ewig über das gleiche Thema reden bringt niemanden weiter und man dreht sich nur ständig im Kreis. Auch als Kind d a r f man auch seine Grenze haben und nur begrenzt belastbar sein (nur mal grundsätzlich)
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Und manchmal geht so ein Stubser in die ganz andere Richtung und man macht sich ein Leben lang Vorwürfe, dass man nicht zugehört hat.
DEN Tipp hier geben finde ich sehr schwierig ohne die Menschen, um die es geht, zu kennen.
Wie die Mutter alles empfindet, weiß hier keiner. Vielleicht auch die Tochter nicht.

Mit diesem Anliegen würde ich mich an kein Forum wenden, sondern Hilfe vor Ort suchen, bei geschulten Menschen die ich ggf aktiv mit ins Boot holen kann.

Ich wünsche alles Beste für die Zukunft!!
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Ständig und immer wieder stereotyp über das gleiche Thema reden ? Das bringt sie nicht wirklich weiter. Da muss therapeutische Hilfe her, die mit ihr gemeinsam neue Lebensstrategien und somit Perspektiven erarbeitet. Die ihr Mut macht. Ihr auch gestattet, schwach sein zu dürfen und wütend über die ganzen Sachen die sie so traumatisiert haben, ohne dabei Schuldgefühle zu entwickeln. Das kann die Familie nicht. Allerdings muss sie therapeutische Hilfe auch annehmen können, was momentan wohl nicht der Fall ist. Da muss man ihr, so schwer es einem selbst auch fällt , die eigenen Grenzen als Tochter mal aufzeigen und auch klar machen, dass man ihr Verhalten nicht mehr ertragen kann und will. Es ist ja nicht wirklich böse gemeint, aber manchmal hilft ein kleiner Stupser in die richtige Richtung.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Ich vermute auch eine tiefe Verzweiflung durch die Krankheit, eine Lebensuhr, von der sie das Gefühl hat, dass die letzten Stunden schlagen und eine Traumatisierung durch die Diagnose und den Suizid.

Ich vermute sie muß reden, ganz, ganz viel. Ob mit einem Freund, ihren Kindern oder Therapeuten ist da fast egal. Wenn ihr es ertragen könnt, macht unter euch Kindern, gerne auch in Absprache mit Freunden von ihr einen "Dienst" aus: Einer ruft sie täglich eine Stunde lang an und lasst sie reden, so lange bis sich der Schmerz abbaut, bis sie verarbeitet hat, was da passiert. So, dass sie das Gefühl hat, jemand ist verlässlich für sie da. Notfalls besorg dir ein Headset und falte nebenbei die Wäsche. ;) Das mit dem "aufgehalten" ist "Rentner-Schnack". Sie weiß, dass sie auch eine Belastung für dich ist und will davon ablenken, in dem sie sagt, dass auch ihre Zeit kostbar ist. Sie versucht zu vertuschen, wie wichtig ihr diese Gespräche eigentlich sind.

Sie muß das, was passiert ist, verarbeiten und das geht im Gespräch eigentlich ganz gut. Wenn es etwas besser ist, versucht noch einen Therapeuten mit einzubeziehen. Bezüglich der Reisen, würde ich ihr ganz klar sagen, dass da deine Grenze ist aus finanziellen Gründen und das ihr sowas absprechen müßt. Das muß sie verstehen. Ich vermute aber, das das nicht halb so wichtig ist, wie die seelischen Schmerzen los zu werden.

Hat sie sich früher mehr um euch gekümmert, ertrinkt sie jetzt gerade selbst in einem Meer aus Leid. Natürlich führt das zu einem anderen Verhalten. Der alte Mensch ist aber wahrscheinlich noch da, er muß halt erst einmal ans Ufer und wieder selbst Luft schnappen können. Im Moment seid ihr als Kinder vermutlich die wesentlich "Stärkeren" in der Beziehung und müßt die Rettungsweste hinwerfen. Oft eine ungewohnte Erfahrung. Kommt leider irgendwann.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Das sind sehr grosse, traumatische Schicksalsschläge, die Euch als Familie trafen - nicht nur Deine Mutter auch Euch Kinder. An einem alleine zerbrechen manche Menschen schon und werden komplett handlungsunfähig - von zweien ganz zu schweigen.
Ich möchte mich Juister Möwen anschliessen und Dir raten Hilfe zu suchen.
Und zwar erstmal für Dich selbst.
Vielleicht einen Therapeuten, der Dir hilft einen guten Weg im Umgang mit Deiner Mutter zu finden und die Veränderungen zu verkraften, auch zu verkraften, dass Deine Mutter nicht mehr die strahlende Kraft ist die sie für Dich mal war, sondern jetzt selbst Hilfe braucht.

In Eurem aller Leben ist doch vermutlich vieles nicht mehr wie es war - ich könnte mir vorstellen, dass Eure Mutter es als schwierig bis unmöglich empfindet so zu tun als ginge einfach alles weiter wie bisher und dass sie nicht nur traurig sondern auch ziemlich wütend auf das Schicksal und das Leben ist. Diese Wut sucht sich vielleicht verschlungene Wege - ich glaube das Letzte was sie will ist vermutlich Euch weh zu tun.
Nach dem Tod eines Partners (in dem Fall sogar nach einem Suizid) und bei schwerer Krankheit trennt sich im Freundeskreis oft die Spreu vom Weizen und nicht selten bleiben nur wenige Freundschaften erhalten, wie sieht das denn bei ihr aus? Ist es möglich, dass sie ziemlich vereinsamt ist und Euch das gar nicht so bewußt ist, weil sie nicht darüber redet? Gibt es einen Weg sie da wieder rauszuholen?

Dass Deine Mutter eventuell das Gefühl hat wirklich eher eine Last für Euch zu sein und sich das dann auf solchen Wegen zeigt, sie um sich schlägt, obwohl sie eigentlich Hilfe wünscht, könnte ich mir schon vorstellen.
Für mich klingt das auch weniger nach einem ins unangenehme gekippten Charakter, sondern sehr stark nach einem verzweifelten Hilferuf und psychischen Problemen (Depression oder ähnliches, wie Black Orchid schon sagte) - ich glaube sowas boxt niemand (auch nicht als Angehöriger) gut alleine durch. Such Dir und Euch Hilfe.
Kathilein, ich weiß nicht ob ich Dir weiterhelfen kann, aber ich kann Dir zumindest aus eigener Erfahrung berichten.
Wenn man so extreme Lebenserfahrungen mitmacht, dann verändert man sich meistens zwangsläufig. Mal zum Guten, so das man alles um sich herum besser zu schätzen weiß, aber natürlich auch zum schlechten.
Ich habe vor einigen Jahren meinen Mann, meine große Liebe, durch Krebs verloren und habe auch bei ihm einige Veränderungen, wenn auch nicht so extrem wie bei Deiner Mutter, festgestellt. Wir sind durch die Hölle gegangen, nicht nur während der Zeit der Erkrankung, sondern auch und besonders nach seinem Tod. Ich denke für meinen Sohn war das noch schlimmer als für mich.
Auch ich hatte Phasen wo ich mit allem gehadert habe und wahrscheinlich auch für andere nicht so leicht zu ertragen war.
Manchmal hilft es vielleicht auch mit dem anderen mal Klartext zu reden, deutlich zu machen das es so nicht weitergehen kann.
Es ist schade, das Deine Mutter keine professionelle Hilfe annehmen mag, das wäre bestimmt auch sehr hilfreich. Vielleicht solltest Du dir Rat bei einem Experten holen?
Ich wünsche Dir viel Erfolg
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Natürlich kann sich ein Mensch nach schweren Schicksalsschlägen (schwere Krankheit, Suizid des Ehemannes)verändern und sicher hat sie davon überhaupt noch nichts verarbeitet. Reagiert für ihre Umwelt zuweilen unverständlich und macht Dinge, in die Du Dich (natürlich) nicht hineinversetzen kannst. Für mich hören sich die hier geschilderten Dinge eher als Hilferuf oder Zeichen von Einsamkeit an. Auch als Zeichen einer evtl. Depression.
Sie wird ja sicher einen Hausarzt haben. Mit dem würde ich mich mal zusammensetzen und mit ihm/ihr die ganze Situation besprechen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
18.06.2019
Kathilein..das sind schwere Schicksalsschläge.
Das mit dem Telefon..das hab ich auch so wenn ich meine Mum mal treffe. Die hat für uns immer ein Ohr gehabt..nun ist sie mal im Mittelpunkt..warum nicht?
Reden lassen..manchmal hilfts für den Moment und man bekommt auch ao Sachen wie fantastische Pläne und Vorhaben dabei raus und kann soe evtl stoppen bevor man überlegen muss wie man was bezahlt.
Das ist evtl. eine sekundäre Demenz die sich nun durch den Krebs auftut wenn sie ganz arg verbissen ist und nun sich nun zuviel überraschendes einfallen läsdt... Falls sie noch darauf reagiert und nicht all zu dickköpfig ist ..mal austesten lassen.
Das kann man bei Pflegestützpunkten machen..kostenlos. Die beraten auch gerne dazu.
Wünsche Euch beiden viel Kraft.
Hallo Kathilein, das hört sich sehr schlimm an. Deiner Mutter geht es in der Tat schlecht, evtl. kommt zum Krebs noch einsetzende Demenz, die kann den Charakter ändern.
Wenn Du sie nicht zum Therapeuten überreden kannst, gehe Du, um besser mit der Situation klarzukommen, sprich mit Mann und Geschwistern und lasse Dich nicht darauf ein, etwas zu bezahlen, was Du nicht bestellt hast und Dir nicht leisten kannst. Ziehe eine ganz klare Grenze, lebe DEIN Leben.
Das hört sich an wie eine beginnende Altersdemenz!
Hab sowas ähnliches mit meiner Mutter durch.
Bei ihr wurde die Demenz durch die krebsbedingte Brustentfernung stärker.
Sie hat damals z.B. einfach ihr hochwertiges Auto an ihre Putzfrau verschenkt (und die war erst 1 Jahr bei ihr).
Wir haben meine Mutter dann überreden können in ein Seniorenzentrum mit betreutem Wohnen zu ziehen.
Dort konnte sie seitdem keinen „Unsinn“ mehr anstellen.
Lasst euch doch beraten! Es gibt viele Stellen, die bei Altersdemenz gute Ratschläge geben.
Hallo,

meine Mutti hatte vor paar Jahren Blasenkrebs. Es musste damals alles raus operiert werden was ging und durch Komplikationen muss sie jetzt 2 Katheter direkt in den Nieren tragen, diese müssen alle 4 Wochen gewechselt werden.
Vor 3 Jahren hat sich auch mein Vati suizidiert, leider hat sie ihn gefunden.
Vor dem Krebs war sie sehr lieb, wir sind immer verreist und ich konnte mit allen Problemen zu ihr kommen und umgedreht auch. Wir hatten schon eine sehr enge Beziehung.
Jetzt nachdem alles war ist sie nur noch auf sich bezogen. Wenn man anruft bekommt man nicht mal ein Hallo, sondern sie redet 1,5h durch, man selber kann noch nicht mal ein Satz beenden. Dann wenn sie fertig ist, ist oft der letzte Satz "jetzt hast Du mich aber genug aufgehalten" Des weiteren spielt sie mich und mein Mann und mich und meine Geschwister gegenseitig aus. Meine Geschwister melden sich kaum noch weil sie keine Lust auf das ganze haben. Ich bin die einzige die trotz Entfernung immer wieder versucht Kontakt zu halten.
Aber so langsam fällt es mir immer schwerer und raubt mir wirklich meine Energie. Ich versuch mir dann immer zu sagen, komm sie ist schwer krank, aber das klappt kaum noch weil sie mich so wütend macht.Sie macht Dinge ohne abzusprechen wie zum Beispiel teure Kreuzfahrten für mich und sie zu buchen, ohne abzusprechen ob ich Urlaub oder überhaupt das Geld dazu habe. Rechnung bekomm ich dann und muss schauen wie ich mein Anteil zahle.Sie ist schließlich krank und möchte noch was sehen von der Welt. Einen Therapeuten usw. lehnt sie kategorisch ab.
Wie würdet Ihr Euch verhalten? Habt Ihr einen Rat?