Depressionen
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Gesundheit & Wellness

Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2019
@Kaffeepause: Solange es noch immer selbst Ärzte nicht wahrhaben wollen, dass Adipositas eine Krankheit ist und nicht an der Disziplinlosigkeit des Patienten liegt, ist der Weg zur Akzeptanz in der Gesellschaft noch weit... Und Adipositas ist immer mit einer Essstörung verbunden.

Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ziemlich viel Mut dazu gehört dieses Thema offen anzusprechen. Inzwischen komme ich gut damit klar, aber der Anfang war schon schwierig.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
03.08.2019
Ich finde es gut, dass Du die Esstörung so selbstverständlich mit einreihst, TCA. Für Depression, Burnout und Co. herrscht inzwischen für mein Empfinden allgemein eine gewisse Sensibilisierung und Verständnis, während Esstörungen, die oftmals genau wie die depressive Verstimmung nur Teil eines Ganzen sind, zugleich mit Unverständnis begegnet wird. Dass Sprüche wie: „ Reiß Dich mal zusammen und lach doch mal“ unangebracht sind, ist akzeptiert, während zum Teil die gleichen Leute ohne mit der Wimper zu zucken : „Wenn ich ab-\zunehmen kann, kann es jeder ... einfach mal Abends die Kohlehydrate weglassen und bisschen mehr Bewegung!“ raushauen. Dass das genau so übergriffig und sinnlos wie der erste Spruch ist, verstehen die wenigsten.
Ich bin seit ca. meinem 18. Lebensjahr von wiederkehrenden depressiven Phasen (mal sehr schwer, mal gemäßigt) betroffen und finde die Akzeptanz und das Verständnis in dem Bereich, im Vergleich zu anderen psychischen Krankheiten sehr, sehr hoch.
Da würde ich mir manchmal auch nur einen Hauch des Verständnisses, das man da erfährt für Esstörungen oder die ADS im Erwachsenenalter wünschen.
Schade, dass es in diesem Bereich offenbar Hierarchien und Wertetabellen gibt, was ein „echtes“ Problem ist und wo man als Laie mal eben seine Meinung dem Betroffenen wie ein nasses Handtuch um den Kopf schlagen darf.
Na ja....erfolgreich nur in gewissen Punkten.
Nach 35 Jahren mit verschieden Therapien und 4 Kuraufenthalten (jeweils 6-8 Wochen), gelte ich jetzt als „austherapiert“, d.h. mir ist nicht mehr zu helfen 😆
Die PTBS bzw. Bipolare bleibt....die Essstörung kommt und geht...
ABER ich habe gelernt offen zu sein und nichts mehr zu vertuschen. Ich kann mich inzwischen recht gut reflektieren.
Viele Mitmenschen verstehen manche meiner irrationalen Aussagen/Handlungen besser, wenn ich von Anfang an über meine „Besonderheiten“ offen gesprochen habe.

@ Istermix
Jede Depression ist anders. Da wirds bestimmt schwierig was zu erklären.
Das Spektrum von Ursachen und Behandlungen ist sooo umfangreich.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.08.2019
@Bettyna

Ich als Threadstarter gebe Dir germe die Erlaubnis tiefer zu gehen.

Als (einigermaßen informierter) Laie ist man für fachliche Expertise immer dankbar.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
02.08.2019
Jane doe: „wenn es länger als 14 Tage anhält kann es eine Depression sein“ oder ähnlich hast du geschrieben. Nein, das wäre dann eine depressive Verstimmung.

Und klar gibt es Burnout.
Es ist die Summe der geistigen, seelischen und manchmal auch körperlichen Erschöpfung.

Da ich noch neu bin will ich jetzt nicht zu tief gehen....

Bin aus der medizinischen Branche und selbst auch betroffen.

An die Threadstarter:ja! Das unterschreibe ich! Depressive haben oft viel und lange (und erfolgreich) gekänpft!
Danke für das Thema.
Ich hatte lange Zeit Essstörungen und habe dann noch Burnout obendrauf bekommen. Beides bringt mehr oder minder schwere Depressionen mit sich und verursacht auch gern neue. Beides habe ich in Therapien aufgearbeitet, kenne meine Trigger und habe gelernt rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Ohne fachliche Hilfe und auch Medikamente wäre das für mich nicht zu schaffen gewesen. Heute kann ich dadurch aber mich selbst, andere Menschen und schwierige Situationen viel besser erkennen und einschätzen. Ich bin eigentlich - und selbst in Rückfällen - stärker als je zuvor.

Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich gerne wieder ins Arbeitsleben einsteigen würde. Bei Bewerbungen stelle ich aber vermehrt fest, dass Arbeitgeber mich mit meiner Lücke im Lebenslauf als potentiell unzuverlässig einstufen. Da lernt man auf der einen Seite offen mit seiner Erkrankung umzugehen, muss aber auf der anderen Seite vertuschen und schönreden.

Traurig aber wahr: Hätte ich Krebs überwunden, würde mich keiner fragen ob ich mir einen Vollzeitjob auch wirklich zutraue. Und auch in zwischenmenschlichen Beziehungen würde meine Tauglichkeit nicht in Frage gestellt.
Für mich persönlich sind dann Erfahrungen im näheren Umfeld sehr schlimm, ...Menschen, bei denen man plötzlich in der Schublade: faul, arbeitsscheu usw. landet... vorallem bei den Menschen, die bisher von dem profitiert haben, dass man bisher genau das Gegenteil gelebt hat .. unter Anderem durch die fehlende Grenzen beim Arbeiten, Helfen usw. krank wurde..
Tja...gute Freunde eben, die sich melden wenn sie was brauchen...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
28.07.2019
Ein interessantes Thema! Und ein „gefährliches“. Denn sehr leicht verfällt man in einen Wettstreit. Wer kann es besser beurteilen, wen hat es schlimmer getroffen und wer kennt die besten Therapien?

Warum überhaupt darüber diskutieren? Ich denke, es ist wichtig, dass Betroffene offen darüber Auskunft geben. Nicht weil es andere heilen könnte. Aber um die Depression und auch die Psychotherapie aus der Tabu-Ecke zu holen. Sich Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil.

Wenn jemand ein steifes Bein hat, weiß jeder ..der kann nicht schnell laufen. Hat aber jemand eine Depression, sehen außenstehende meist eine scheinbar gesunde Person vor sich. Und fragen sich, ..warum will er oder sie dies oder jenes nicht tun. Wo er oder sie doch scheinbar in der Lage dazu ist.

Während der mit dem steifen Bein bedauert oder zumindest verständnisvoll unterstützt wird, sehen sich Depressive oft beleidigten und fordernden Mitmenschen gegenüber. Und dem üblichen, ..geh doch mal in die Sonne, lass Dich nicht hängen.

Ich kann nur Betroffene ermuntern, sich kompetente Hilfe zu holen. Sicher hört man hier oder da, dass das nichts gebracht hat. Mir hat es sehr geholfen. Und ohne die Therapie würde ich heute nicht so zufrieden leben.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
28.07.2019
Übrigens, vielen Dank an Alle, das dieser Thread so sachlich und ruhig läuft.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
28.07.2019
Danke für eure bisherigen Beiträge.
Ergänzend: https://de.wikipedia.org/wiki/Burn-out

"Burn-out oder Burnout (auch Burnout-Syndrom, von englisch burn out ‚ausbrennen‘) ist ein Oberbegriff für bestimmte Arten von persönlichen Krisen, die als Re­ak­ti­on auf andauernden Stress und Ü­ber­lastung am Ar­beits­platz auftreten.

Burn-out geht mit emotionaler Erschöpfung, einem Gefühl von Überforderung sowie reduzierter Leistungszufriedenheit einher. Die Symptomatik wird allerdings uneinheitlich beschrieben (Matthias Burisch identifizierte mehr als 130 Symptome) und überlappt mit der diverser anderer Störungsbilder (z. B. Depression). Burnout-Syndrome können mit eher unauffälligen Frühsymptomen beginnen und bis hin zu völliger Arbeitsunfähigkeit oder Suizid führen.

Als Ursachen für Burnout wird häufig auf die Rolle von Stress verwiesen; diskutiert werden dabei sowohl äußere Faktoren der (Arbeits-)Umwelt, als auch persönliche Dispositionen (wie Perfektionismus oder die Unfähigkeit zur Abgrenzung). Burnout kann auch mit Depersonalisation infolge einer Diskrepanz zwischen eigener Erwartung und Realität einhergehen und Endzustand eines Prozesses von idealistischer Begeisterung über Desillusionierung, Frustration und Apathie sein. Die Lebenszeit-Prävalenz von Burnout in Deutschland beträgt laut der bevölkerungsrepräsentativen „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)“ 4,2 % und die 12-Monats-Prävalenz 1,5 %"

Ich denke generell sollte mehr für eine "Prävention Burn-Out/Depression" getan werden. Weltweit. Im Privaten als auch am Arbeitsplatz.
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Burn-out#Burnout-Vorbeugung

Leider spielen nicht wenige Menschen im Alltag dieses Thema runter. Das Konkurrenz-Verhalten, Missachten des Indviduums am Arbeitsplatz und auch im Privaten können dabei nochmals in selbige Kerbe schlagen. Hier ggf. befeuert von Menschen aus dem eigenen Umfeld. Da hilft entweder ein dickes Fell. Oder Änderungen vornehmen. Dauerhaft sollte solch ein Umfeld mMn. nicht sein (Wenn die ganze Abteilung nur aus Arschl*chern besteht und die Firma auf beiden Augen blind ist sollte man sich rechtzeitig auf den Weg begeben).

Wenn man nicht weiter weiß, keine Energie mehr hat: https://www.telefonseelsorge.de/
0800 111 0 111
0800 111 0 222
116 123
Der Anruf ist kostenfrei.

Auch informativ:
https://www.netdoktor.de/krankheiten/burnout/
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
28.07.2019
Niemand hat hier angemerkt, es gäbe keinen Burn-Out. Ich habe lediglich darauf hingewiesen:

“Das mit dem Burnout kann man so nicht sagen. Burnout ist neudeutsch für Überlastungsdepression. Klingt natürlich schicker und passt besser in unsere Leistungsgesellschaft“

Deine Schilderung trifft das Krankheitsbild ins Schwarze.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
28.07.2019
Das es keinen "Burn Out" gibt widerspricht ein wenig meiner eigenen Erfahrung mit dem Thema.

Bei mir kamen mal in einem 6 Monatszeitraum 3 sehr schwierige Dinge zusammen, die mich an meine Leistungsgrenze gebracht haben. Ich kann mich daran erinnern, dass ich in der Zeit, als ich noch "funktioniert habe" manchmal so ein leichtes stressbedingtes Zittern hatte.

Als dann passierte eine 4. Sache, die mir den Boden emotionaler Sicherheit unter den Füßen weg gezogen hat, da hat sich ein Schalter umgelegt und ab da empfand ich es als das spannendste der Welt weiße Rauhfasertapeten anzustarren. Stundenlang, tagelang. Ich konnte nicht mehr.

Es hat ca. 1 Jahr gedauert, um wieder klar denken zu können und annähernd ich selbst zu sein. In der Zeit lief mein restliches Leben auf Notbetrieb.

Ein "Burned Out" Status z.B. durch den Job macht es wirklich ungleich wahrscheinlicher, dass einen etwas anderes vor den Socken haut. Wenn man keine Resilienz mehr gegen die Welt hat, weil andere Vorfälle sie schon komplett aufgebraucht haben, ist einem einfach schneller "alles zuviel" und es gibt diesen Status, wo man dann einfach nicht mehr man selbst ist, sondern Körper und Geist quasi eine Art "Notabschaltung" vornehmen.

Ich bin niemand, der sonst zu Depressionen neigt, aber diese Geschichte hat mir gezeigt, das es für mich ein "zuviel" gibt. Man darf Schmerz und Anstrengung sich nicht so anstauen lassen und muß sich aktiv damit auseinander setzen, "schwere" Gefühle ausdrücken und darf nicht alles in sich hinein fressen. Das kann einen auch ausbrennen und sowas wie Depressionen verursachen.

Davor gehörte ich auch zur Fraktion, die dachte, bei "Depressionen" hätte man die Wahl. Hat man (grundsätzlich) nicht, zumindest nicht die Wahl "einfach normal" weiter zu machen. Bei mir war es ein Zustand, bei dem mir vielleicht 5% meines Denkens blieb um mein restliches Leben aufrecht zu erhalten und 95% waren dabei in der Rauhfaser-Tapete den Sinn in alle dem Schmerz und der Belastung zu suchen.
Im "Heilungsprozess" hat man dann aber ganz oft die Wahl: Liegen bleiben oder aufstehen.
Im "See des Leidens versinken" oder weiter bei voller Kraft am Rand des Sees entlang schwimmen auf der Suche nach einer Stelle, die flach genug ist, damit man langsam, unelegant, bäuchlings auf allen Vieren vielleicht rauskrabbeln kann.

Wichtig ist es danach zu lernen, wie man in den See hineingekommen ist, damit man nie mehr drin landet. Hat bei mir danach zum Glück gut funktioniert, aber ich gehe mit einigen Dingen inzwischen ganz anders um als vorher.

Ist fast 10 Jahre her und ganz ehrlich: Das ist ein Zustand, in dem man sich nicht mehr auf sich selbst verlassen kann und das ist so ziemlich das schlimmste Gefühl überhaupt.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
25.07.2019
@justme.
Uhps, danke.
Sollte psychisch (seelisch) heißen.......die liebe Worterkennung, seufz.

Danke für die Info über den ICD11.
Ich bin gerade wegen Krankheit (erst Körper, damm Psyche) schon länger aus dem Job raus und bekomme sowas nicht mehr aktuell mit. Da sind bei mir ein paar Säulen sehr brüchig geworden.

Naja. Ich habe ein paar Jahre Gruppen geleitet und Krankheitsbilder und Modelle zum Thema Ängste und Depressionen erklärt. Gut zu wissen, daß ich es noch kann ;-)
Danke Dagmar....“Krebs der Seele“....du hast das für mich sehr verständlich und eindringlich erklärt.
@Dagmar

Du hast das, finde ich, sehr, sehr gut beschrieben. Kompliment!

Kleine klugscheißerische Anmerkung, verzeih: Physisch - körperlich - it's the same ...

ICD 11 ist übrigens beschlossen und verabschiedet, wird ab 2022 erst angewandt und dann mit gewissen, selektiven Übergangsfristen.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
24.07.2019
Es gibt verschiedene Ursachen Modelle über die Entstehung von Depressionen. Das "Stoffwechselmodell" ist eines und ein gängiges. Es gibt aber noch andere.

Ja, leider ist bisher noch nicht geklärt, wo der Sitz der Psyche ist. Weder körperlich, noch physisch.
In den letzten 50 Jahren hat sich viel getan auf dem Gebiet der Behandlung von Depressionen.

Wenn man bedenkt, daß es von "Strafe Gottes", bis vom Teufel besessen , eiskalte Wannenbäder, Aderlaß usw nur lange solche "Behandlungen" gab, hat sich sehr viel getan.
Depressionen hat es schon immer gegen. Nur war Suizid ein große Sünde und man wurde nicht auf dem Friedhof begraben. Also hielt man leidend durch.....aß einfach nichts mehr....
Es gab auch schon Depressionen in der Antike.

Ich kenne Depressionen beruflich, aber auch privat von mir selber. Leider auch schon seit früher Jugend. Daher weiß ich, wovon die Rede ist.
Depressionen sind wie Krebs der Seele.
Es gibt Dinge, die wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht an den Hals.

Es gibt immer "Auslöser", Trigger bzw eine erhöhte "Verletzlichkeit" der Seele.
Und es gibt auch immer wieder Situationen im Leben, die dünnhäutig machen.
Manche Menschen neigen eher zum Magengeschwür, zum Bluthochdruck, Aggressionsschüben, Putzwahn oder was auch immer. Ventile halt.
Nein, eigentlich sind es Bewältigungsstrategien um mit "Krisen" oder massiven Sorgen, Belastungen und ähnlichem umzugehen. Aber jeder hat seine "Muster"und "Verhaltensfallen" die ihn auch aus machen.
Und der Mensch ist ein absolutes Gewohnheitstier.
(Mal etwas schelmisch gefragt. Schon mal versucht sich auf dem WC den Hintern mit der anderen Hand, als gewohnt abzuwischen ? Soviel zum Thema "Gewohnheiten", die für gewöhnlich nicht hinterfragt werden, schmunzel)

Daher.....es kann jeden treffen. Keiner ist "sicher". Daher ist auch nie eine "Überheblichkeit " angebracht, daß einem dies nicht "passiert".

Es gibt ein Modell der 5 Säulen der psychischen Gesundheit:

Finanzen /materielle Sicherheit
Soziale Beziehungen, soziales Netz
Wert/Normen/ innere Haltung/Ideale
Körper und Gesundheit
Arbeit/Leistung /Sinn/Leistungsfähigkeit

Stellt euch diese Säulen wie eine griechische Tempelhalle vor.
5 Säulen tragen ein Dach gut.
Eine wegbrechende Säule gefährdet noch nicht die Stabilität des Daches.
Wenn die beiden äußeren Säulen stehen kann das Dach noch halten.
Aber wenn es Ecksäulen sind ?
Die "Stellung" der Säulen ist bei jedem verschieden.

Jemand wird krank, verliert seinen Job, fühlt sich nicht mehr vollwertig, das Geld wird knapp , vllt kann man sich das Haus oder die teure Mietwohnung nicht mehr leisten, die Freunde werden weniger, weil man in der Freizeit nicht mehr mithalten kann, die Beziehung kriselt...
Da sind ratz fatz ganz schnell alle Säulen brüchig und wackelig.
Und die eigene Resilienz bekommt Risse und Brüche....

Es kann jeden treffen...

Und @Eliza
Burn out gehört bei den Klassifizierungen zu den Depression. Hört sich nur chicer an ;-)
So nach...."überarbeitet"
Danke, Rollikind🥰

Ich habe in den jahrzehntelangen Therapien gelernt/lernen müssen offen darüber zu reden, da es mir doch auch hilft!
Ich kann mich inzwischen recht gut reflektieren und ich hoffe halt auch, dass ein direktes Ansprechen meiner „Macken“ dem Gegenüber hilft, mich (und mein manchmal irrationales Verhalten) besser zu verstehen.

Ich denke, dass jeder irgendein „Problem“ hat und man daher mit Toleranz/Verständnis in die Kennenlernphase starten sollte.
Ein Beispiel:
Da ich in meiner Jugend sexuell mißbraucht wurde, dauert es bei mir etwas länger, bis ich einem Mann soweit vertrauen kann, dass wir über das Thema Sex reden/schreiben. Ich bin absolut nicht prüde oder verklemmt🤪
Aber was für den Mann vielleicht beim Kennenlernen an 1. Stelle steht, braucht bei mir einfach mehr Vertrauen!
Das verstehen viele Männer leider nicht und stempeln mich schnell ab...😖
Dann ist es aber auch nicht der richtige Partner.
Ich find es schon abstoßend, wenn im Profil steht „mag große Oberweite, bin lustvoll+ausdauernd“! 🙄
Ich habe sehr viel Respekt für eure Offenheit @Karla, TCA, IsterMix und bewundere wie ihr mit euerer Situation umgeht. Danke, dass ihr so persönliche Einsichten mit uns teilt. Das ist bemerkenswert!

IsterMix schreibt:
"Eine Depression allgemein ist nichts anderes als ein Hilferuf unseres wichtigsten Organs. Das sagt nämlich einfach “Stopp, mach mal langsam, ich komme nicht mehr mit“. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben (Trauer, Stress, andere Erkrankungen ...). Wenn man dann schnell drauf hört und reagiert, kann so eine Erkrankung schnell überstanden sein. "

Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich habe nie gelernt auf mich zu hören und kenne von klein auf nur das Gefühl überfordert zu sein. Mein Gewicht verlangsamt mich, verankert mich, gibt mir den Puffer den ich brauche. Das möchte ich auch nicht missen. Ich lerne jetzt erst im späteren Alter das STOP und NEIN-Sagen, das Grenzensetzen vor der Überforderung. Das klappt nicht immer, aber die Mechanismen sind mir bewusster. Es ist aber ein täglicher "Kampf" und ich frage mich oft - wie kann man junge Menschen darauf besser vorbereiten?
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
24.07.2019
@TCA super, dass Du ohne Medis auskommst. Das schaffen aber leider nicht alle. Dazu muss man wissen, dass es ungefähr so viele Arten von Depressionen gibt wie depressive Menschen. Ich habe bisher bei drei Klinikaufenthalten und einigen Jahren Selbsthilfegruppen keine zwei auch nur ähnliche Krankheitsverläufe kennengelernt. Seltsamerweise wirken auch Psychopharmaka bei allen Menschen anders, und zwar in vielerlei Hinsicht. Bei einigen werden die Gefühle unterdrückt, andere fangen nach Einnahme endlich wieder an etwas zu fühlen. Manche Medis können sogar zum Suizid fühen, weil bisher alle Gefühle unterdrückt waren und plötzlich die Blockade aufgehoben wird, bevor die stimmungsaufhellende Wirkung einsetzt. Daher haben einige dieser Mittel (unberechtigter Weise) einen sehr schlechten Ruf.
Dazu kommen dann noch jede Menge Nebenwirkungen, die auftreten können aber nicht müssen. Ich habe oft mitbekommen, dass Patienten sich beschwert haben, die Ärzte würden mit ihnen wahllos rumexperimentieren. Dabei bleibt meist nichts anderes übrig, weil eine Pille bei einem Patient ganz anders wirkt als bei einem anderen Patienten.

Das verrückteste Beispiel hat mir jemand in einer Selbsthilfegruppe erzählt. Sie bekam ein Mittel, dass sie tagsüber aufmuntern sollte und eines das sie am Abend runterfährt zum schlafen. Nachdem sie sich wochenlang mit Schlappheit und Schlaflosigkeit rumgequält hatte, nahm sie aus lauter Verzweiflung die Tabletten anders. Die für Morgens am Abend und die für die Nacht zum Frühstück. Wenige Tage später ging es ihr so gut wie lange nicht mehr. Sie konnte Nachts schlafen und war tagsüber fit.

Die meisten psychischen Erkrankungen sind letztendlich Stoffwechselstörungen im Gehirn (Dagmar, bitte korrigiere mich, wenn ich Mist schreibe). Bei Depressionen hat man unter Anderem festgestellt, dass Botenstoffe im Gehirn durcheinander gebracht werden (stark vereinfacht). Daher hilft es bei manchen Patienten wenn man hier regulierend eingreift. Das führt dann zwar nicht (alleine) zur Heilung, macht einen aber aufnahmefähig für andere Therapien. Manchen geht es dadurch aber so gut, dass sie sich plötzlich geheilt fühlen. Sie funktionieren wieder, schaffen mühelos ihr stressiges Tagwerk, ihr Umfeld ist erleichtert und so rennen sie fröhlich in die nächste Krise, weil das eigentliche Problem noch nicht bewältigt ist. Das kann dann schon mal ein paar Jahre gut gehen ... bis es dann irgendwann nicht mehr gut geht. Und plötzlich reden die Ärzte von rezidivierenden Depressionen, so ging es mir...
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
24.07.2019
Das mit dem Burnout kann man so nicht sagen. Burnout ist neudeutsch für Überlastungsdepression. Klingt natürlich schicker und passt besser in unsere Leistungsgesellschaft.

Eine Depression allgemein ist nichts anderes als ein Hilferuf unseres wichtigsten Organs. Das sagt nämlich einfach “Stopp, mach mal langsam, ich komme nicht mehr mit“. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben (Trauer, Stress, andere Erkrankungen ...). Wenn man dann schnell drauf hört und reagiert, kann so eine Erkrankung schnell überstanden sein. Ein wenig Erholung, wirklich mal langsam machen und sich zügig Hilfe holen. Leider müsste man sich dazu sehr schnell eingetehen, dass man “geisteskrank“ ist, bzw. Eine psychische Störung hat (quatsch, ich doch nicht lach).

Bis ich mir eingestanden hatte, dass ich Hilfe brauche, war ich schon so richtig drin, ohne Psychopillen ging da nichts mehr.

Später gerne mehr, ich muss weg.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
24.07.2019
"Burn out ist nur ein schickeres Wort für Depressionen - es ist schlicht und ergreifend das gleiche, nur etwas hübscher verpackt und nicht so stigmatisiert. "

Ist dem so? Ich dachte Burn Out wäre eine Art extremer geistiger Erschöpfung, oft auch durch eine körperliche Erschöpfung über einen längeren Zeitraum indiziert. Die Symptome sind ähnlich, aber die Ursache ist anders. Von einem Burn Out sollte man sich doch mit entsprechender Erholung wieder regenerieren können.
Erstellt von einem Mann oder einer Frau
24.07.2019
Robert Enke...Nationaltorhüter !
Ich glaube vor 7 Jahren haben die Menschen das erste mal richtig begriffen an diesen Mann wie schlimm Depressionen sein können und was sie auch auslösen.
Das ging Tage durch die Schlagzeilen...sein Freitod an den Bahngleisen.
Verzweifelt.... keinen Weg mehr zu sehen .Zu zu sehen wie der Mensch den du liebst langsam entschwindest ist auch für die Angehörigen nicht zu unterschätzen denn diese leiden genauso.

Depressionen ....die Krankheit die alles dunkel malt...
Was mir bis vor relativ kurzer Zeit nicht klar war:

Burn out ist nur ein schickeres Wort für Depressionen - es ist schlicht und ergreifend das gleiche, nur etwas hübscher verpackt und nicht so stigmatisiert.

Schwierig ist eben zu erkennen, ab wann es eine Depression ist. Klar, einen schlechten Tag hat jeder mal, aber wenn der "schlechte Tag" 14 Tage oder länger anhält, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß.
@ Karla
Ich kann dein Erlebtes gut nachvollziehen und es freut mich, dass du es aus dem Tal geschafft hast.

Ich leide seit meinem 14. Lebensjahr unter Depressionen...mal mehr mal weniger.
Inzwischen wurde eine PTBS diagnostiziert 😔
Es gab (leider!) recht viele Auslöser und die hier zu nennen, würde den Rahmen sprengen.
Ich habe mich bisher immer erfolgreich gehen das Verschreibung von Psychopharmaka gewehrt.
Der ehemalige „Arbeitgeber“ -eine Behörde- fragt mich doch glatt, warum ich das tue! 😡
Ganz einfach: ich versuche so weit wie möglich auf Medikamente zu verzichten....auch wenn ich dadurch auch mal tieftraurigere Tage habe.
Trotzdem bin ich ein positiver Mensch und habs einfach akzeptiert so zu leben.
Ich lass mir meine Emotionen nicht durch Psycho-mittelchen nehmen!